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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem Geistlichen Stande.
stürbe vor das Volck/ dann daß das gantze Volck verdürbe. Joh. 11. v. 48. & seqq
(Quo pertinet illud Epicteti: Ubi utilitas, ibi etiam est pietas. in Enchirid. c.
38.

Da muste die Warheit vnd Gerechtigkeit Rationi Status weichen/ vnnd der
vnschuldige Christus leiden/ vnd ist hierauß gnugsamb zu sehen/ daß die hohen Prie-
ster vnd Schrifftgelehrten in jhrem Hertzen vnnd Gewissen gnugsamb vberzeuget
waren/ daß Christus Gottes Sohn/ der wahre Messias vnd Heyland der Welt war/
weil kein Mensch solche Zeichen vnd Wunder thun könte/ die er in Erweckung deß
Lazari vnd sonsten gethan/ dannoch praeponderirte bey jhnen die ratio status (Eraf-
mus Roterod. in praefat. ad Lector. ante Paraphras. in Evang. Matth. inquit: Quam
enim aliam ob causam tam gravis erat Pharisaeis & Scribis Christus, cujus doctrina
nihil erat aequius, cujus, vita nihil innocentius, cujus potestate nihil beneficenti-
us? Nimirum jam illi regnum quoddam possidebant. Honorabantur ut docti,
adorabantur ut sancti, ditabantur affatim, cupiebant eum STATUM esse perpe-
tuum. qui tamen erat sceleratissimus. Et ideo non ferebant lucem Evangelicae veri-
tatis, per qua videbant auctoritatis suae scenam discutiendam.
) darin sie gleich gewe-
sen dem Demadi Atheniensi, welcher/ wie die Athenienser dem Alexandro Magno
in seiner höchsten Glückseligkeit/ divinos honores oder Göttliche Ehre zu erweisen
gar zu viel difficultäten macheten/ vnd sich zu sehr vmb die Religion bekümmerten/
er zu den Atheniensern gesaget vnd sie gewarnet/ videte, ne dum coelum custoditis,
terram amittatis:
Habt acht daß in deme jhr gar zuviel deß Himmels oder der Reli-
gion vnd Gottendienstes warnehmet/ die Erde/ das ist Lande/ Leuthe/ vnnd ewere
zeitliche Wolfahrt darüber nicht verschertzet. Valer. Max. lib. 7. c. 2.

Dergleichen Exempla seyn vnzehlig viel vorhanden/ gehen auch noch wol täg-
lich vor/ daß viel deß Zeitlichen halben/ jhre Religion verendern/ vnd dem Mandel
nach dem Winde hengen.

Sie haben aber jhr Vrtheil schon/ welches heisset/ wer mich verleugnet für
den Menschen/ den will ich wieder verleugnen vor meinem himm-
lischen Vatter. Matth. c. 10. v. 33.

AXIO-
C

Von dem Geiſtlichen Stande.
ſtürbe vor das Volck/ dann daß das gantze Volck verduͤrbe. Joh. 11. v. 48. & ſeqq
(Quò pertinet illud Epicteti: Ubi utilitas, ibi etiam eſt pietas. in Enchirid. c.
38.

Da muſte die Warheit vnd Gerechtigkeit Rationi Status weichen/ vnnd der
vnſchuldige Chriſtus leiden/ vnd iſt hierauß gnugſamb zu ſehen/ daß die hohen Prie-
ſter vnd Schrifftgelehrten in jhrem Hertzen vnnd Gewiſſen gnugſamb vberzeuget
waren/ daß Chriſtus Gottes Sohn/ der wahre Meſſias vñ Heyland der Welt war/
weil kein Menſch ſolche Zeichen vnd Wunder thun koͤnte/ die er in Erweckung deß
Lazari vnd ſonſten gethan/ dannoch præponderirte bey jhnen die ratio ſtatus (Eraf-
mus Roterod. in præfat. ad Lector. ante Paraphras. in Evang. Matth. inquit: Quam
enim aliam ob cauſam tam gravis erat Phariſæis & Scribis Chriſtus, cujus doctrinâ
nihil erat æquius, cujus, vitâ nihil innocentius, cujus poteſtate nihil beneficenti-
us? Nimirum jam illi regnum quoddam poſſidebant. Honorabantur ut docti,
adorabantur ut ſancti, ditabantur affatim, cupiebant eum STATUM eſſe perpe-
tuum. qui tamen erat ſceleratiſſimus. Et ideo non ferebant lucem Evangelicæ veri-
tatis, per quã videbant auctoritatis ſuæ ſcenam diſcutiendam.
) darin ſie gleich gewe-
ſen dem Demadi Athenienſi, welcher/ wie die Athenienſer dem Alexandro Magno
in ſeiner hoͤchſten Gluͤckſeligkeit/ divinos honores oder Goͤttliche Ehre zu erweiſen
gar zu viel difficultaͤten macheten/ vnd ſich zu ſehr vmb die Religion bekuͤmmerten/
er zu den Athenienſern geſaget vnd ſie gewarnet/ videte, ne dum cœlum cuſtoditis,
terram amittatis:
Habt acht daß in deme jhr gar zuviel deß Himmels oder der Reli-
gion vnd Gottendienſtes warnehmet/ die Erde/ das iſt Lande/ Leuthe/ vnnd ewere
zeitliche Wolfahrt daruͤber nicht verſchertzet. Valer. Max. lib. 7. c. 2.

Dergleichen Exempla ſeyn vnzehlig viel vorhanden/ gehen auch noch wol taͤg-
lich vor/ daß viel deß Zeitlichen halben/ jhre Religion verendern/ vnd dem Mandel
nach dem Winde hengen.

Sie haben aber jhr Vrtheil ſchon/ welches heiſſet/ wer mich verleugnet fuͤr
den Menſchen/ den will ich wieder verleugnen vor meinem himm-
liſchen Vatter. Matth. c. 10. v. 33.

AXIO-
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[17/0083] Von dem Geiſtlichen Stande. ſtürbe vor das Volck/ dann daß das gantze Volck verduͤrbe. Joh. 11. v. 48. & ſeqq (Quò pertinet illud Epicteti: Ubi utilitas, ibi etiam eſt pietas. in Enchirid. c. 38. Da muſte die Warheit vnd Gerechtigkeit Rationi Status weichen/ vnnd der vnſchuldige Chriſtus leiden/ vnd iſt hierauß gnugſamb zu ſehen/ daß die hohen Prie- ſter vnd Schrifftgelehrten in jhrem Hertzen vnnd Gewiſſen gnugſamb vberzeuget waren/ daß Chriſtus Gottes Sohn/ der wahre Meſſias vñ Heyland der Welt war/ weil kein Menſch ſolche Zeichen vnd Wunder thun koͤnte/ die er in Erweckung deß Lazari vnd ſonſten gethan/ dannoch præponderirte bey jhnen die ratio ſtatus (Eraf- mus Roterod. in præfat. ad Lector. ante Paraphras. in Evang. Matth. inquit: Quam enim aliam ob cauſam tam gravis erat Phariſæis & Scribis Chriſtus, cujus doctrinâ nihil erat æquius, cujus, vitâ nihil innocentius, cujus poteſtate nihil beneficenti- us? Nimirum jam illi regnum quoddam poſſidebant. Honorabantur ut docti, adorabantur ut ſancti, ditabantur affatim, cupiebant eum STATUM eſſe perpe- tuum. qui tamen erat ſceleratiſſimus. Et ideo non ferebant lucem Evangelicæ veri- tatis, per quã videbant auctoritatis ſuæ ſcenam diſcutiendam.) darin ſie gleich gewe- ſen dem Demadi Athenienſi, welcher/ wie die Athenienſer dem Alexandro Magno in ſeiner hoͤchſten Gluͤckſeligkeit/ divinos honores oder Goͤttliche Ehre zu erweiſen gar zu viel difficultaͤten macheten/ vnd ſich zu ſehr vmb die Religion bekuͤmmerten/ er zu den Athenienſern geſaget vnd ſie gewarnet/ videte, ne dum cœlum cuſtoditis, terram amittatis: Habt acht daß in deme jhr gar zuviel deß Himmels oder der Reli- gion vnd Gottendienſtes warnehmet/ die Erde/ das iſt Lande/ Leuthe/ vnnd ewere zeitliche Wolfahrt daruͤber nicht verſchertzet. Valer. Max. lib. 7. c. 2. Dergleichen Exempla ſeyn vnzehlig viel vorhanden/ gehen auch noch wol taͤg- lich vor/ daß viel deß Zeitlichen halben/ jhre Religion verendern/ vnd dem Mandel nach dem Winde hengen. Sie haben aber jhr Vrtheil ſchon/ welches heiſſet/ wer mich verleugnet fuͤr den Menſchen/ den will ich wieder verleugnen vor meinem himm- liſchen Vatter. Matth. c. 10. v. 33. AXIO- C

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/83>, abgerufen am 24.11.2024.