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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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wie sie aus den Päbsten einen Anti-Christ drechslen können/ oder welcher/ und zu was Zeit der Pabst habe angefangen sich als einen Anti-Christen auffzuführen: Dan etliche mit Gabriele Povello halten darfür/ zur Zeit der Aposteln habe schon der Anti-Christ sein Regiment angetreten. Andere mit Mornaeo in Mysterio iniquitatis seyn der Meinung/ Pabst Victor I. da er sich der Gewalt über die Bischöff in Asia hat angemaßt/ seye der erste Pabst gewesen/ so des Anti-Christischen Hochmuhts hat den Anfang gemacht. Andere machen zum Anti-Christen den Pabst Alexander I. Telesphorus, Marcus, Gelasius, Leo I. Innocentius I. und alle andere Päbste/ so ihrem Fürgeben nach an der abgöttischen Messe gearbeitet/ und diß unheilige Kunst-Stück sollen zusammen geflickt haben. Andere mit Illyrico und den Magdeburgischen Centurischreibern geben für/ der Anti-Christ oder dessen Mißgebuhrt seye empfangen worden an. 400. habe sich gleichfals im Mutterleib vermehrt/ und vergrössert an. 500. und seye endlich an. 608. volkommentlich gebohren und ans volle Licht herfürgebrochen da Pabst Bonifacius III. die Ober-Gewalt seines Römischen Bißthums vom Kayser Phocas hat erhalten/ und sich ein Haubt der Kirchen und allgemeinen Bischoff intituliret. Endlich nach Meinung des Luthers ist Pabst Gregorius M. der letzte gewesen/ so die Reyhe der Römischen Päbsten hat beschlossen/ die übrige aber darauff folgende Päbste gehören alle in das Register der Anti-Christen. So machens dan erstlich die Wiedersacher unter sich selbsten aus/ welcher Pabst und zu was Zeit er seye zum Anti-Christen worden; Sonsten sagt man was vor diesem zu den beyden Alten/ welche die keusche Susanna wollten des Ehebruchs überführe/ und doch keinen Ort noch Zeit konte beweisen/ Daniel gesagt hat: Ihr habt gelogen in euren Hals hinein Dan. 13.

Antwort. Kurtz hiervon zu reden/ wir wöllens bewenden lassen bey dem Ausspruch des H. Pauli da er sagt schon von den Zeiten seines Lebens 2. Thess. 2. v. 7. Es reget sich schon das Geheimnuß der Boßheit. Wie dan auch Joannes Epist. I. c. 4. v. 3. ausdrücklich gnug spricht: Ein ieglicher Geist der Jesum trennet der ist nicht aus Gott/ und das ist der Anti-Christ von welchem ihr habt gehöret daß er kommt/ und ist ietzt schon in der Welt. Hieraus wollen wir dan schliessen/ daß schon zu Zeiten der Aposteln sich gereget habe das Geheimnüß des Anti-Christen in Simone dem Zauberer act. 8. v. 9. welcher fürgab/ er wäre etwas grosses/ und welchen alle folgten von dem kleinsten an biß zum größten/ und sprachen: Dieser ist die Krafft Gottes/ die da groß genennt wird. Und folgens auch alle diejenige Päbste/ so ihnen durch ihren Ehrsüchtigen Obermuht die göttliche Unfehlbarkeit und Krafft Gottes haben angemasset/ oder wie S. Paulus vom Anti-Christen redet 2. Thess. 2. v. 4. in dem Tempel Gottes sitzen und gesessen haben/ und sich ausgegeben als seyen sie Gott der in seiner Ober-Gewalt nicht irren kan/ wie dan auch Christum und seine unendliche Verdiensten geschmählert/ auch dessen Ehr den verstorbenen Heiligen zugewendet / und mit ihren abergläubischen Satzungen die elende/ und doch durch Christi Blut so theur befreyete Seelen grausamst gemartert haben/ und annoch marteren/ solche alle insgesamt halten wir billig für Anti-Christen/ für Wiedersacher Gottes/ und Kinder des Verderbens. Eigentlich aber von den Päbsten zu reden/ so ist der Nahmen des Pabstes anfänglich allen Bischöffen gemein gewesen/ biß (nach Zeugnüß Baronii ad annum 165.) Pabst Gregorius VII. selbigen als eigenthümlich an sich und folgende Römische Bischöff gezogen Nun aber muß man die Römische Päbst in dreyfache Art und Gattung austheilen. Die Päbste oder Römische Bischöff in der ersten Gattung haben in höchster Armuht nur allein ihrem Predig-Ampt ab gewartet/ auch zur Zeit der Heydnischen Verfolgung das reine Evangelium Christi mit solchem Eiffer und Standhafftigkeit geprediget/ daß sie auch kein Bedencken getragen/ ihr Leben gern und willig aus Liebe Christi darzu-

wie sie aus den Päbsten einen Anti-Christ drechslen können/ oder welcher/ und zu was Zeit der Pabst habe angefangen sich als einen Anti-Christen auffzuführen: Dan etliche mit Gabriele Povello halten darfür/ zur Zeit der Aposteln habe schon der Anti-Christ sein Regiment angetreten. Andere mit Mornaeo in Mysterio iniquitatis seyn der Meinung/ Pabst Victor I. da er sich der Gewalt über die Bischöff in Asia hat angemaßt/ seye der erste Pabst gewesen/ so des Anti-Christischen Hochmuhts hat den Anfang gemacht. Andere machen zum Anti-Christen den Pabst Alexander I. Telesphorus, Marcus, Gelasius, Leo I. Innocentius I. und alle andere Päbste/ so ihrem Fürgeben nach an der abgöttischen Messe gearbeitet/ und diß unheilige Kunst-Stück sollen zusammen geflickt haben. Andere mit Illyrico und den Magdeburgischen Centurischreibern geben für/ der Anti-Christ oder dessen Mißgebuhrt seye empfangen worden an. 400. habe sich gleichfals im Mutterleib vermehrt/ und vergrössert an. 500. und seye endlich an. 608. volkommentlich gebohren und ans volle Licht herfürgebrochen da Pabst Bonifacius III. die Ober-Gewalt seines Römischen Bißthums vom Kayser Phocas hat erhalten/ und sich ein Haubt der Kirchen und allgemeinen Bischoff intituliret. Endlich nach Meinung des Luthers ist Pabst Gregorius M. der letzte gewesen/ so die Reyhe der Römischen Päbsten hat beschlossen/ die übrige aber darauff folgende Päbste gehören alle in das Register der Anti-Christen. So machens dan erstlich die Wiedersacher unter sich selbsten aus/ welcher Pabst und zu was Zeit er seye zum Anti-Christen worden; Sonsten sagt man was vor diesem zu den beyden Alten/ welche die keusche Susanna wollten des Ehebruchs überführe/ und doch keinen Ort noch Zeit konte beweisen/ Daniel gesagt hat: Ihr habt gelogen in euren Hals hinein Dan. 13.

Antwort. Kurtz hiervon zu reden/ wir wöllens bewenden lassen bey dem Ausspruch des H. Pauli da er sagt schon von den Zeiten seines Lebens 2. Thess. 2. v. 7. Es reget sich schon das Geheimnuß der Boßheit. Wie dan auch Joannes Epist. I. c. 4. v. 3. ausdrücklich gnug spricht: Ein ieglicher Geist der Jesum trennet der ist nicht aus Gott/ und das ist der Anti-Christ von welchem ihr habt gehöret daß er kommt/ und ist ietzt schon in der Welt. Hieraus wollen wir dan schliessen/ daß schon zu Zeiten der Aposteln sich gereget habe das Geheimnüß des Anti-Christen in Simone dem Zauberer act. 8. v. 9. welcher fürgab/ er wäre etwas grosses/ und welchen alle folgten von dem kleinsten an biß zum größten/ und sprachen: Dieser ist die Krafft Gottes/ die da groß genennt wird. Und folgens auch alle diejenige Päbste/ so ihnen durch ihren Ehrsüchtigen Obermuht die göttliche Unfehlbarkeit und Krafft Gottes haben angemasset/ oder wie S. Paulus vom Anti-Christen redet 2. Thess. 2. v. 4. in dem Tempel Gottes sitzen und gesessen haben/ und sich ausgegeben als seyen sie Gott der in seiner Ober-Gewalt nicht irren kan/ wie dan auch Christum und seine unendliche Verdiensten geschmählert/ auch dessen Ehr den verstorbenen Heiligen zugewendet / und mit ihren abergläubischen Satzungen die elende/ und doch durch Christi Blut so theur befreyete Seelen grausamst gemartert haben/ und annoch marteren/ solche alle insgesamt halten wir billig für Anti-Christen/ für Wiedersacher Gottes/ und Kinder des Verderbens. Eigentlich aber von den Päbsten zu reden/ so ist der Nahmen des Pabstes anfänglich allen Bischöffen gemein gewesen/ biß (nach Zeugnüß Baronii ad annum 165.) Pabst Gregorius VII. selbigen als eigenthümlich an sich und folgende Römische Bischöff gezogen Nun aber muß man die Römische Päbst in dreyfache Art und Gattung austheilen. Die Päbste oder Römische Bischöff in der ersten Gattung haben in höchster Armuht nur allein ihrem Predig-Ampt ab gewartet/ auch zur Zeit der Heydnischen Verfolgung das reine Evangelium Christi mit solchem Eiffer und Standhafftigkeit geprediget/ daß sie auch kein Bedencken getragen/ ihr Leben gern und willig aus Liebe Christi darzu-

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wie sie aus den Päbsten einen Anti-Christ            drechslen können/ oder welcher/ und zu was Zeit der Pabst habe angefangen sich als einen            Anti-Christen auffzuführen: Dan etliche mit Gabriele Povello halten darfür/ zur Zeit der            Aposteln habe schon der Anti-Christ sein Regiment angetreten. Andere mit Mornaeo in            Mysterio iniquitatis seyn der Meinung/ Pabst Victor I. da er sich der Gewalt über die            Bischöff in Asia hat angemaßt/ seye der erste Pabst gewesen/ so des Anti-Christischen            Hochmuhts hat den Anfang gemacht. Andere machen zum Anti-Christen den Pabst Alexander I.            Telesphorus, Marcus, Gelasius, Leo I. Innocentius I. und alle andere Päbste/ so ihrem            Fürgeben nach an der abgöttischen Messe gearbeitet/ und diß unheilige Kunst-Stück sollen            zusammen geflickt haben. Andere mit Illyrico und den Magdeburgischen Centurischreibern            geben für/ der Anti-Christ oder dessen Mißgebuhrt seye empfangen worden an. 400. habe            sich gleichfals im Mutterleib vermehrt/ und vergrössert an. 500. und seye endlich an.            608. volkommentlich gebohren und ans volle Licht herfürgebrochen da Pabst Bonifacius III.            die Ober-Gewalt seines Römischen Bißthums vom Kayser Phocas hat erhalten/ und sich ein            Haubt der Kirchen und allgemeinen Bischoff intituliret. Endlich nach Meinung des Luthers            ist Pabst Gregorius M. der letzte gewesen/ so die Reyhe der Römischen Päbsten hat            beschlossen/ die übrige aber darauff folgende Päbste gehören alle in das Register der            Anti-Christen. So machens dan erstlich die Wiedersacher unter sich selbsten aus/ welcher            Pabst und zu was Zeit er seye zum Anti-Christen worden; Sonsten sagt man was vor diesem zu            den beyden Alten/ welche die keusche Susanna wollten des Ehebruchs überführe/ und doch            keinen Ort noch Zeit konte beweisen/ Daniel gesagt hat: Ihr habt gelogen in euren Hals            hinein Dan. 13.</p>
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[116/0136] wie sie aus den Päbsten einen Anti-Christ drechslen können/ oder welcher/ und zu was Zeit der Pabst habe angefangen sich als einen Anti-Christen auffzuführen: Dan etliche mit Gabriele Povello halten darfür/ zur Zeit der Aposteln habe schon der Anti-Christ sein Regiment angetreten. Andere mit Mornaeo in Mysterio iniquitatis seyn der Meinung/ Pabst Victor I. da er sich der Gewalt über die Bischöff in Asia hat angemaßt/ seye der erste Pabst gewesen/ so des Anti-Christischen Hochmuhts hat den Anfang gemacht. Andere machen zum Anti-Christen den Pabst Alexander I. Telesphorus, Marcus, Gelasius, Leo I. Innocentius I. und alle andere Päbste/ so ihrem Fürgeben nach an der abgöttischen Messe gearbeitet/ und diß unheilige Kunst-Stück sollen zusammen geflickt haben. Andere mit Illyrico und den Magdeburgischen Centurischreibern geben für/ der Anti-Christ oder dessen Mißgebuhrt seye empfangen worden an. 400. habe sich gleichfals im Mutterleib vermehrt/ und vergrössert an. 500. und seye endlich an. 608. volkommentlich gebohren und ans volle Licht herfürgebrochen da Pabst Bonifacius III. die Ober-Gewalt seines Römischen Bißthums vom Kayser Phocas hat erhalten/ und sich ein Haubt der Kirchen und allgemeinen Bischoff intituliret. Endlich nach Meinung des Luthers ist Pabst Gregorius M. der letzte gewesen/ so die Reyhe der Römischen Päbsten hat beschlossen/ die übrige aber darauff folgende Päbste gehören alle in das Register der Anti-Christen. So machens dan erstlich die Wiedersacher unter sich selbsten aus/ welcher Pabst und zu was Zeit er seye zum Anti-Christen worden; Sonsten sagt man was vor diesem zu den beyden Alten/ welche die keusche Susanna wollten des Ehebruchs überführe/ und doch keinen Ort noch Zeit konte beweisen/ Daniel gesagt hat: Ihr habt gelogen in euren Hals hinein Dan. 13. Antwort. Kurtz hiervon zu reden/ wir wöllens bewenden lassen bey dem Ausspruch des H. Pauli da er sagt schon von den Zeiten seines Lebens 2. Thess. 2. v. 7. Es reget sich schon das Geheimnuß der Boßheit. Wie dan auch Joannes Epist. I. c. 4. v. 3. ausdrücklich gnug spricht: Ein ieglicher Geist der Jesum trennet der ist nicht aus Gott/ und das ist der Anti-Christ von welchem ihr habt gehöret daß er kommt/ und ist ietzt schon in der Welt. Hieraus wollen wir dan schliessen/ daß schon zu Zeiten der Aposteln sich gereget habe das Geheimnüß des Anti-Christen in Simone dem Zauberer act. 8. v. 9. welcher fürgab/ er wäre etwas grosses/ und welchen alle folgten von dem kleinsten an biß zum größten/ und sprachen: Dieser ist die Krafft Gottes/ die da groß genennt wird. Und folgens auch alle diejenige Päbste/ so ihnen durch ihren Ehrsüchtigen Obermuht die göttliche Unfehlbarkeit und Krafft Gottes haben angemasset/ oder wie S. Paulus vom Anti-Christen redet 2. Thess. 2. v. 4. in dem Tempel Gottes sitzen und gesessen haben/ und sich ausgegeben als seyen sie Gott der in seiner Ober-Gewalt nicht irren kan/ wie dan auch Christum und seine unendliche Verdiensten geschmählert/ auch dessen Ehr den verstorbenen Heiligen zugewendet / und mit ihren abergläubischen Satzungen die elende/ und doch durch Christi Blut so theur befreyete Seelen grausamst gemartert haben/ und annoch marteren/ solche alle insgesamt halten wir billig für Anti-Christen/ für Wiedersacher Gottes/ und Kinder des Verderbens. Eigentlich aber von den Päbsten zu reden/ so ist der Nahmen des Pabstes anfänglich allen Bischöffen gemein gewesen/ biß (nach Zeugnüß Baronii ad annum 165.) Pabst Gregorius VII. selbigen als eigenthümlich an sich und folgende Römische Bischöff gezogen Nun aber muß man die Römische Päbst in dreyfache Art und Gattung austheilen. Die Päbste oder Römische Bischöff in der ersten Gattung haben in höchster Armuht nur allein ihrem Predig-Ampt ab gewartet/ auch zur Zeit der Heydnischen Verfolgung das reine Evangelium Christi mit solchem Eiffer und Standhafftigkeit geprediget/ daß sie auch kein Bedencken getragen/ ihr Leben gern und willig aus Liebe Christi darzu-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/136>, abgerufen am 24.11.2024.