Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.Antwort. Wozu nutzet diese Bescheidenheit/ als nur daß man selbsten dardurch werde betrogen und hinter das Licht geführt? Zum exempel: Das zweyte Concilium zu Nicaea zu Zeiten der Kayserin Irene hatte in seinen decreten die Verehrung der H. Bilder gutgeheissen: hingegen das fünff Jahr darnach zu Franckfurt gehaltenes Concilium in Gegenwart des Kaysers Caroli M. und der Gesandten des Pabsts Adriani hat obgemeldtes decret des Nicaenischen Concilii vernichtiget/ und die Verehrung der Bilder verworffen. Hier reiten nun die Papisten in unterschiedliche Trouppen, und bearbeiten sich doch alle embsig/ wie sie die Ehr des Pabstes/ und dieser gegen einander streitenden Concilien retten mögen: dan etliche mit Bellarmino l. 2. de imag. c. 14. Baronio an. 794. n. 4. geben für/ das Concilium zu Franckfurt seye nur übel berichtet gewesen/ indem es darfür gehalten/ die Meinung des Concilii zu Nicaea seye gewesen/ man solte den Bilderen eine Gott allein geziemende Ehr beweisen/ wohin doch dessen intention nicht habe gezielet / und folgens seye das Concilium zu Franckfurt errore facti, non juris, nur durch eine irrige Meinung in einer Sache/ die geschehen seyn solte/ aber doch nicht geschehen war / zum falschen Schluß und Ausspruch verleitet worden. Aber aus dieser unbefugten Antwort der Papisten würde doch folgen/ daß neben diesem Irrthum auch eine grobe Thummigkeit die päbstische Kirchen-Väter auf dem Concilio zu Franckfurt hätten spüren lassen/ indem sie verdammet und verketzert haben das decret und Meinung des Concilii zu Nicaea, und doch nicht gewust haben/ welche da seye die Meinung und Inhalt gewesen des gemeldten Concilii. Dessentwegen dan andere Papisten mit Suarez in 3. p. tom. I. disp. 54. sect. 3. Binio ad conc. Francof tom. 3. Conc. p. 3. Tannero tom. 3. d. 5. q. 2. darfür halten/ es seye sicherer/ daß man sich in diesem Stück gebe aufs läugnen/ und sage/ das Concilium zu Franckfurt habe desgleichen nichts gegen die Verehrung der Bilder beschlossen: sondern die Ketzer haben durch ein falsches Gerücht solches Verfahren des Concilii ausgestreuet / wodurch etliche unbehutsame Scribenten verleitet und betrogen diese Unwarheit als eine Warheit den decreten dieses Concilii haben beygefüget. Aber auch diese Antwort ist für gelehrte Leut etwas zu einfältig: dan wan man solcher Ausflüchte sich bedienen dörffte / so müste alles das/ so den päbstischen Irrthümeren zuwieder ist/ das falsch von Ketzeren ausgesprengte Gerücht/ und der Scribenten Einfalt entgelten und austragen müssen. Summa es mögen die Papisten reden/ und ihre Antwort auf Schrauffen stellen wie sie immer wollen / so muß nohtwendig eine Partey von ihnen betrogen werden/ weilen alle ihre wiedrige Meinungen nicht zugleich können die Warheit treffen. Ist demnach für GOtt und im Gewissen das allersicherste/ man lasse die päbstische Concilia fehlen/ von der Warheit irr-gehen / und sich unter einander verketzeren wie sie wollen/ und binde sich steiff an GOttes Wort: dan dis wancket nicht: sondern bleibt fest und steht in Ewigkeit. Das zehnte Capitel. Vom freyen Willen des Menschen. LAs diesen Punct betrifft/ zielen die Evangelischen und die Papisten nicht eben so gar weit von einander/ wan eine Partey die andere nur recht verstehet. Und thun die Papisten den Evangelischen zu kurtz/ wan sie ihnen fürrücken/ als lehrten sie/ der Mensch hätte gantz und gar keinen freyen Willen Antwort. Wozu nutzet diese Bescheidenheit/ als nur daß man selbsten dardurch werde betrogen und hinter das Licht geführt? Zum exempel: Das zweyte Concilium zu Nicaea zu Zeiten der Kayserin Irene hatte in seinen decreten die Verehrung der H. Bilder gutgeheissen: hingegen das fünff Jahr darnach zu Franckfurt gehaltenes Concilium in Gegenwart des Kaysers Caroli M. und der Gesandten des Pabsts Adriani hat obgemeldtes decret des Nicaenischen Concilii vernichtiget/ und die Verehrung der Bilder verworffen. Hier reiten nun die Papisten in unterschiedliche Trouppen, und bearbeiten sich doch alle embsig/ wie sie die Ehr des Pabstes/ und dieser gegen einander streitenden Concilien retten mögen: dan etliche mit Bellarmino l. 2. de imag. c. 14. Baronio an. 794. n. 4. geben für/ das Concilium zu Franckfurt seye nur übel berichtet gewesen/ indem es darfür gehalten/ die Meinung des Concilii zu Nicaea seye gewesen/ man solte den Bilderen eine Gott allein geziemende Ehr beweisen/ wohin doch dessen intention nicht habe gezielet / und folgens seye das Concilium zu Franckfurt errore facti, non juris, nur durch eine irrige Meinung in einer Sache/ die geschehen seyn solte/ aber doch nicht geschehen war / zum falschen Schluß und Ausspruch verleitet worden. Aber aus dieser unbefugten Antwort der Papisten würde doch folgen/ daß neben diesem Irrthum auch eine grobe Thummigkeit die päbstische Kirchen-Väter auf dem Concilio zu Franckfurt hätten spüren lassen/ indem sie verdammet und verketzert haben das decret und Meinung des Concilii zu Nicaea, und doch nicht gewust haben/ welche da seye die Meinung und Inhalt gewesen des gemeldten Concilii. Dessentwegen dan andere Papisten mit Suarez in 3. p. tom. I. disp. 54. sect. 3. Binio ad conc. Francof tom. 3. Conc. p. 3. Tannero tom. 3. d. 5. q. 2. darfür halten/ es seye sicherer/ daß man sich in diesem Stück gebe aufs läugnen/ und sage/ das Concilium zu Franckfurt habe desgleichen nichts gegen die Verehrung der Bilder beschlossen: sondern die Ketzer haben durch ein falsches Gerücht solches Verfahren des Concilii ausgestreuet / wodurch etliche unbehutsame Scribenten verleitet und betrogen diese Unwarheit als eine Warheit den decreten dieses Concilii haben beygefüget. Aber auch diese Antwort ist für gelehrte Leut etwas zu einfältig: dan wan man solcher Ausflüchte sich bedienen dörffte / so müste alles das/ so den päbstischen Irrthümeren zuwieder ist/ das falsch von Ketzeren ausgesprengte Gerücht/ und der Scribenten Einfalt entgelten und austragen müssen. Summa es mögen die Papisten reden/ und ihre Antwort auf Schrauffen stellen wie sie immer wollen / so muß nohtwendig eine Partey von ihnen betrogen werden/ weilen alle ihre wiedrige Meinungen nicht zugleich können die Warheit treffen. Ist demnach für GOtt und im Gewissen das allersicherste/ man lasse die päbstische Concilia fehlen/ von der Warheit irr-gehen / und sich unter einander verketzeren wie sie wollen/ und binde sich steiff an GOttes Wort: dan dis wancket nicht: sondern bleibt fest und steht in Ewigkeit. Das zehnte Capitel. Vom freyen Willen des Menschen. LAs diesen Punct betrifft/ zielen die Evangelischen und die Papisten nicht eben so gar weit von einander/ wan eine Partey die andere nur recht verstehet. Und thun die Papisten den Evangelischen zu kurtz/ wan sie ihnen fürrücken/ als lehrten sie/ der Mensch hätte gantz und gar keinen freyen Willen <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0156" n="136"/> <p>Antwort. 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Baronio an. 794. n. 4. geben für/ das Concilium zu Franckfurt seye nur übel berichtet gewesen/ indem es darfür gehalten/ die Meinung des Concilii zu Nicaea seye gewesen/ man solte den Bilderen eine Gott allein geziemende Ehr beweisen/ wohin doch dessen intention nicht habe gezielet / und folgens seye das Concilium zu Franckfurt errore facti, non juris, nur durch eine irrige Meinung in einer Sache/ die geschehen seyn solte/ aber doch nicht geschehen war / zum falschen Schluß und Ausspruch verleitet worden. Aber aus dieser unbefugten Antwort der Papisten würde doch folgen/ daß neben diesem Irrthum auch eine grobe Thummigkeit die päbstische Kirchen-Väter auf dem Concilio zu Franckfurt hätten spüren lassen/ indem sie verdammet und verketzert haben das decret und Meinung des Concilii zu Nicaea, und doch nicht gewust haben/ welche da seye die Meinung und Inhalt gewesen des gemeldten Concilii. Dessentwegen dan andere Papisten mit Suarez in 3. p. tom. I. disp. 54. sect. 3. Binio ad conc. Francof tom. 3. Conc. p. 3. Tannero tom. 3. d. 5. q. 2. darfür halten/ es seye sicherer/ daß man sich in diesem Stück gebe aufs läugnen/ und sage/ das Concilium zu Franckfurt habe desgleichen nichts gegen die Verehrung der Bilder beschlossen: sondern die Ketzer haben durch ein falsches Gerücht solches Verfahren des Concilii ausgestreuet / wodurch etliche unbehutsame Scribenten verleitet und betrogen diese Unwarheit als eine Warheit den decreten dieses Concilii haben beygefüget. Aber auch diese Antwort ist für gelehrte Leut etwas zu einfältig: dan wan man solcher Ausflüchte sich bedienen dörffte / so müste alles das/ so den päbstischen Irrthümeren zuwieder ist/ das falsch von Ketzeren ausgesprengte Gerücht/ und der Scribenten Einfalt entgelten und austragen müssen. Summa es mögen die Papisten reden/ und ihre Antwort auf Schrauffen stellen wie sie immer wollen / so muß nohtwendig eine Partey von ihnen betrogen werden/ weilen alle ihre wiedrige Meinungen nicht zugleich können die Warheit treffen. Ist demnach für GOtt und im Gewissen das allersicherste/ man lasse die päbstische Concilia fehlen/ von der Warheit irr-gehen / und sich unter einander verketzeren wie sie wollen/ und binde sich steiff an GOttes Wort: dan dis wancket nicht: sondern bleibt fest und steht in Ewigkeit.</p> </div> <div> <head>Das zehnte Capitel.</head> <argument> <p>Vom freyen Willen des Menschen.</p> </argument> <p>LAs diesen Punct betrifft/ zielen die Evangelischen und die Papisten nicht eben so gar weit von einander/ wan eine Partey die andere nur recht verstehet. Und thun die Papisten den Evangelischen zu kurtz/ wan sie ihnen fürrücken/ als lehrten sie/ der Mensch hätte gantz und gar keinen freyen Willen </p> </div> </body> </text> </TEI> [136/0156]
Antwort. Wozu nutzet diese Bescheidenheit/ als nur daß man selbsten dardurch werde betrogen und hinter das Licht geführt? Zum exempel: Das zweyte Concilium zu Nicaea zu Zeiten der Kayserin Irene hatte in seinen decreten die Verehrung der H. Bilder gutgeheissen: hingegen das fünff Jahr darnach zu Franckfurt gehaltenes Concilium in Gegenwart des Kaysers Caroli M. und der Gesandten des Pabsts Adriani hat obgemeldtes decret des Nicaenischen Concilii vernichtiget/ und die Verehrung der Bilder verworffen. Hier reiten nun die Papisten in unterschiedliche Trouppen, und bearbeiten sich doch alle embsig/ wie sie die Ehr des Pabstes/ und dieser gegen einander streitenden Concilien retten mögen: dan etliche mit Bellarmino l. 2. de imag. c. 14. Baronio an. 794. n. 4. geben für/ das Concilium zu Franckfurt seye nur übel berichtet gewesen/ indem es darfür gehalten/ die Meinung des Concilii zu Nicaea seye gewesen/ man solte den Bilderen eine Gott allein geziemende Ehr beweisen/ wohin doch dessen intention nicht habe gezielet / und folgens seye das Concilium zu Franckfurt errore facti, non juris, nur durch eine irrige Meinung in einer Sache/ die geschehen seyn solte/ aber doch nicht geschehen war / zum falschen Schluß und Ausspruch verleitet worden. Aber aus dieser unbefugten Antwort der Papisten würde doch folgen/ daß neben diesem Irrthum auch eine grobe Thummigkeit die päbstische Kirchen-Väter auf dem Concilio zu Franckfurt hätten spüren lassen/ indem sie verdammet und verketzert haben das decret und Meinung des Concilii zu Nicaea, und doch nicht gewust haben/ welche da seye die Meinung und Inhalt gewesen des gemeldten Concilii. Dessentwegen dan andere Papisten mit Suarez in 3. p. tom. I. disp. 54. sect. 3. Binio ad conc. Francof tom. 3. Conc. p. 3. Tannero tom. 3. d. 5. q. 2. darfür halten/ es seye sicherer/ daß man sich in diesem Stück gebe aufs läugnen/ und sage/ das Concilium zu Franckfurt habe desgleichen nichts gegen die Verehrung der Bilder beschlossen: sondern die Ketzer haben durch ein falsches Gerücht solches Verfahren des Concilii ausgestreuet / wodurch etliche unbehutsame Scribenten verleitet und betrogen diese Unwarheit als eine Warheit den decreten dieses Concilii haben beygefüget. Aber auch diese Antwort ist für gelehrte Leut etwas zu einfältig: dan wan man solcher Ausflüchte sich bedienen dörffte / so müste alles das/ so den päbstischen Irrthümeren zuwieder ist/ das falsch von Ketzeren ausgesprengte Gerücht/ und der Scribenten Einfalt entgelten und austragen müssen. Summa es mögen die Papisten reden/ und ihre Antwort auf Schrauffen stellen wie sie immer wollen / so muß nohtwendig eine Partey von ihnen betrogen werden/ weilen alle ihre wiedrige Meinungen nicht zugleich können die Warheit treffen. Ist demnach für GOtt und im Gewissen das allersicherste/ man lasse die päbstische Concilia fehlen/ von der Warheit irr-gehen / und sich unter einander verketzeren wie sie wollen/ und binde sich steiff an GOttes Wort: dan dis wancket nicht: sondern bleibt fest und steht in Ewigkeit.
Das zehnte Capitel. Vom freyen Willen des Menschen.
LAs diesen Punct betrifft/ zielen die Evangelischen und die Papisten nicht eben so gar weit von einander/ wan eine Partey die andere nur recht verstehet. Und thun die Papisten den Evangelischen zu kurtz/ wan sie ihnen fürrücken/ als lehrten sie/ der Mensch hätte gantz und gar keinen freyen Willen
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/156>, abgerufen am 16.02.2025. |