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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Antwort. Es sprach auch Christus zum Jüngling zu Nain wie auch zum Lazaro: Stehe auff / Luc. 7. Joh. II. und konten dannoch diese Todten nicht auffstehen aus eigenen Kräfften. So macht dan am obgemelten Ort Zach. I. GOtt durch seine Dräuung und Warnung den ersten Anfang zur Bekehrung/ indem er dem Volck Israel zu Gemüht führet/ daß sie sich spiegelen sollen an ihren Väteren/ welche sich von ihren bösen Wegen nicht abgekehrt hätten/ und folgens ihnen seine Gnade anbietet sie aus den sündhafftigen Fesselen heraus zu helffen / ihnen auch mit seiner anlockenden Gnade ins Hertze spielet. Und darum spricht der Prophet Jeremias cap. 31. v. 18. Bekehre mich du/ so werde ich bekehret: dan du HErr bist mein GOtt: da ich bekehrt war thäte ich Busse.

V. Hat dan der unwiedergebohrne und von GOtt nicht erleuchtete Mensch in geistlichen Sachen gantz und gar keinen freyen Willen/ warum läst dan GOtt die Buß und Bekehrung so ernstlich predigen/ und männiglich also fleissig darzu vermahnen?

Antwort. Wan GOtt nur ohne Geist und Nachtruck sein Wort predigen/ und zur Buß vermahnen liesse/ so möchte dis argument binden/ und wäre freylich alles predigen ein unnöhtig unnützliches Werck: die weil aber GOtt dem gepredigten Wort seinen Geist und kräfftigen Nachtruck gibt/ dadurch die Hertzen der Zuhörer eröffnet werden/ und also das Wort GOttes eine Krafft ist selig zu machen/ Rom. I. v. 16. so ist ja freylich das Predigen und Vermahnen ein hochnöhtig und nützliches Werck/ und macht hiermit GOtt zur Bekehrung den Anfang.

VI. Ist doch dem David die freye Wahl von GOtt gegeben worden unter dreyen Plagen eine zu erwehlen 2. Reg. 24. so muß ja der Mensch einen freyen Willen haben.

Antwort. Wir reden alhier von geistlichen Sachen/ so die Bekehrung und Seligkeit betreffen: ob er darzu aus eigenen Kräfften habe einen freyen Willen/ und sagen wir Nein darzu. Dan in äusserlichen irrdischen Sachen (unter welche dan auch die zeitliche Straffen gerechnet werden) vermag auch ein unwiedergebohrner Mensch noch etwas/ und scheinet gleich als ein Füncklein in seinem Verstand (welches das Licht der Natur genennt wird) als daß ihm von Natur eingepflantzet ist daß ein GOtt seye den man ehren und förchten solle. Item daß er eines aus dem anderen ordentlich schliessen und urtheilen kan. Item daß er geschickt und scharffsinnig ist. In diesen und dergleichen Sachen kan und vermag der Mensch von Natur etwas mit seinen Natürlichen Kräfften/ und freyen Willen/ wiewohl diese Freyheit auch sehr schwach ist/ und mit mancherley Abgang unterbrochen. So viel aber die Bekehrung und Versöhnung mit GOtt betrifft/ darzu ist der eigene Wille/ und Natürliche Krafft des Menschen gar zu schwach und unvermögend.

VII. Wan der Mensch keinen einenen freyen Millen hat/ so ist hierdurch die gantze menschliche Beywohnung und Vertraulichkeit auffgehoben: dan keiner kan des anderen Worten trauen: keiner dem anderen Treu und Glauben halten/ &c.

Antwort. Es ist nur Thummigkeit der Papisten/ welche die Evangelische Lehr so unartig und unbesonnen auslegen: dan in solchen äusserlichen zeitlichen Sachen hat freylich der Mensch seinen freyen Willen/ und kan auch wohl ein Heyde aus Natürlicher Redligkeit sein Wort halten: aber was die Seligkeit/ die geistliche Wiedergebuhrt/ und Erneuerung des Geistes/ wie auch das Wohlgefallen an den Geboten GOttes/ und den Christlichen Gott-gefälli-

Antwort. Es sprach auch Christus zum Jüngling zu Nain wie auch zum Lazaro: Stehe auff / Luc. 7. Joh. II. und konten dannoch diese Todten nicht auffstehen aus eigenen Kräfften. So macht dan am obgemelten Ort Zach. I. GOtt durch seine Dräuung und Warnung den ersten Anfang zur Bekehrung/ indem er dem Volck Israel zu Gemüht führet/ daß sie sich spiegelen sollen an ihren Väteren/ welche sich von ihren bösen Wegen nicht abgekehrt hätten/ und folgens ihnen seine Gnade anbietet sie aus den sündhafftigen Fesselen heraus zu helffen / ihnen auch mit seiner anlockenden Gnade ins Hertze spielet. Und darum spricht der Prophet Jeremias cap. 31. v. 18. Bekehre mich du/ so werde ich bekehret: dan du HErr bist mein GOtt: da ich bekehrt war thäte ich Busse.

V. Hat dan der unwiedergebohrne und von GOtt nicht erleuchtete Mensch in geistlichen Sachen gantz und gar keinen freyen Willen/ warum läst dan GOtt die Buß und Bekehrung so ernstlich predigen/ und männiglich also fleissig darzu vermahnen?

Antwort. Wan GOtt nur ohne Geist und Nachtruck sein Wort predigen/ und zur Buß vermahnen liesse/ so möchte dis argument binden/ und wäre freylich alles predigen ein unnöhtig unnützliches Werck: die weil aber GOtt dem gepredigten Wort seinen Geist und kräfftigen Nachtruck gibt/ dadurch die Hertzen der Zuhörer eröffnet werden/ und also das Wort GOttes eine Krafft ist selig zu machen/ Rom. I. v. 16. so ist ja freylich das Predigen und Vermahnen ein hochnöhtig und nützliches Werck/ und macht hiermit GOtt zur Bekehrung den Anfang.

VI. Ist doch dem David die freye Wahl von GOtt gegeben worden unter dreyen Plagen eine zu erwehlen 2. Reg. 24. so muß ja der Mensch einen freyen Willen haben.

Antwort. Wir reden alhier von geistlichen Sachen/ so die Bekehrung und Seligkeit betreffen: ob er darzu aus eigenen Kräfften habe einen freyen Willen/ und sagen wir Nein darzu. Dan in äusserlichen irrdischen Sachen (unter welche dan auch die zeitliche Straffen gerechnet werden) vermag auch ein unwiedergebohrner Mensch noch etwas/ und scheinet gleich als ein Füncklein in seinem Verstand (welches das Licht der Natur genennt wird) als daß ihm von Natur eingepflantzet ist daß ein GOtt seye den man ehren und förchten solle. Item daß er eines aus dem anderen ordentlich schliessen und urtheilen kan. Item daß er geschickt und scharffsinnig ist. In diesen und dergleichen Sachen kan und vermag der Mensch von Natur etwas mit seinen Natürlichen Kräfften/ und freyen Willen/ wiewohl diese Freyheit auch sehr schwach ist/ und mit mancherley Abgang unterbrochen. So viel aber die Bekehrung und Versöhnung mit GOtt betrifft/ darzu ist der eigene Wille/ und Natürliche Krafft des Menschen gar zu schwach und unvermögend.

VII. Wan der Mensch keinen einenen freyen Millen hat/ so ist hierdurch die gantze menschliche Beywohnung und Vertraulichkeit auffgehoben: dan keiner kan des anderen Worten trauen: keiner dem anderen Treu und Glauben halten/ &c.

Antwort. Es ist nur Thummigkeit der Papisten/ welche die Evangelische Lehr so unartig und unbesonnen auslegen: dan in solchen äusserlichen zeitlichen Sachen hat freylich der Mensch seinen freyen Willen/ und kan auch wohl ein Heyde aus Natürlicher Redligkeit sein Wort halten: aber was die Seligkeit/ die geistliche Wiedergebuhrt/ und Erneuerung des Geistes/ wie auch das Wohlgefallen an den Geboten GOttes/ und den Christlichen Gott-gefälli-

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        <p>Antwort. Wan GOtt nur ohne Geist und Nachtruck sein Wort predigen/ und zur Buß vermahnen            liesse/ so möchte dis argument binden/ und wäre freylich alles predigen ein unnöhtig            unnützliches Werck: die weil aber GOtt dem gepredigten Wort seinen Geist und kräfftigen            Nachtruck gibt/ dadurch die Hertzen der Zuhörer eröffnet werden/ und also das Wort            GOttes eine Krafft ist selig zu machen/ Rom. I. v. 16. so ist ja freylich das Predigen            und Vermahnen ein hochnöhtig und nützliches Werck/ und macht hiermit GOtt zur Bekehrung            den Anfang.</p>
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        <p>Antwort. Wir reden alhier von geistlichen Sachen/ so die Bekehrung und Seligkeit            betreffen: ob er darzu aus eigenen Kräfften habe einen freyen Willen/ und sagen wir Nein            darzu. Dan in äusserlichen irrdischen Sachen (unter welche dan auch die zeitliche Straffen            gerechnet werden) vermag auch ein unwiedergebohrner Mensch noch etwas/ und scheinet            gleich als ein Füncklein in seinem Verstand (welches das Licht der Natur genennt wird) als            daß ihm von Natur eingepflantzet ist daß ein GOtt seye den man ehren und förchten solle.            Item daß er eines aus dem anderen ordentlich schliessen und urtheilen kan. Item daß er            geschickt und scharffsinnig ist. In diesen und dergleichen Sachen kan und vermag der            Mensch von Natur etwas mit seinen Natürlichen Kräfften/ und freyen Willen/ wiewohl diese            Freyheit auch sehr schwach ist/ und mit mancherley Abgang unterbrochen. So viel aber die            Bekehrung und Versöhnung mit GOtt betrifft/ darzu ist der eigene Wille/ und Natürliche            Krafft des Menschen gar zu schwach und unvermögend.</p>
        <p>VII. Wan der Mensch keinen einenen freyen Millen hat/ so ist hierdurch die gantze            menschliche Beywohnung und Vertraulichkeit auffgehoben: dan keiner kan des anderen Worten            trauen: keiner dem anderen Treu und Glauben halten/ &amp;c.</p>
        <p>Antwort. Es ist nur Thummigkeit der Papisten/ welche die Evangelische Lehr so unartig            und unbesonnen auslegen: dan in solchen äusserlichen zeitlichen Sachen hat freylich der            Mensch seinen freyen Willen/ und kan auch wohl ein Heyde aus Natürlicher Redligkeit sein            Wort halten: aber was die Seligkeit/ die geistliche Wiedergebuhrt/ und Erneuerung des            Geistes/ wie auch das Wohlgefallen an den Geboten GOttes/ und den Christlichen            Gott-gefälli-
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[140/0160] Antwort. Es sprach auch Christus zum Jüngling zu Nain wie auch zum Lazaro: Stehe auff / Luc. 7. Joh. II. und konten dannoch diese Todten nicht auffstehen aus eigenen Kräfften. So macht dan am obgemelten Ort Zach. I. GOtt durch seine Dräuung und Warnung den ersten Anfang zur Bekehrung/ indem er dem Volck Israel zu Gemüht führet/ daß sie sich spiegelen sollen an ihren Väteren/ welche sich von ihren bösen Wegen nicht abgekehrt hätten/ und folgens ihnen seine Gnade anbietet sie aus den sündhafftigen Fesselen heraus zu helffen / ihnen auch mit seiner anlockenden Gnade ins Hertze spielet. Und darum spricht der Prophet Jeremias cap. 31. v. 18. Bekehre mich du/ so werde ich bekehret: dan du HErr bist mein GOtt: da ich bekehrt war thäte ich Busse. V. Hat dan der unwiedergebohrne und von GOtt nicht erleuchtete Mensch in geistlichen Sachen gantz und gar keinen freyen Willen/ warum läst dan GOtt die Buß und Bekehrung so ernstlich predigen/ und männiglich also fleissig darzu vermahnen? Antwort. Wan GOtt nur ohne Geist und Nachtruck sein Wort predigen/ und zur Buß vermahnen liesse/ so möchte dis argument binden/ und wäre freylich alles predigen ein unnöhtig unnützliches Werck: die weil aber GOtt dem gepredigten Wort seinen Geist und kräfftigen Nachtruck gibt/ dadurch die Hertzen der Zuhörer eröffnet werden/ und also das Wort GOttes eine Krafft ist selig zu machen/ Rom. I. v. 16. so ist ja freylich das Predigen und Vermahnen ein hochnöhtig und nützliches Werck/ und macht hiermit GOtt zur Bekehrung den Anfang. VI. Ist doch dem David die freye Wahl von GOtt gegeben worden unter dreyen Plagen eine zu erwehlen 2. Reg. 24. so muß ja der Mensch einen freyen Willen haben. Antwort. Wir reden alhier von geistlichen Sachen/ so die Bekehrung und Seligkeit betreffen: ob er darzu aus eigenen Kräfften habe einen freyen Willen/ und sagen wir Nein darzu. Dan in äusserlichen irrdischen Sachen (unter welche dan auch die zeitliche Straffen gerechnet werden) vermag auch ein unwiedergebohrner Mensch noch etwas/ und scheinet gleich als ein Füncklein in seinem Verstand (welches das Licht der Natur genennt wird) als daß ihm von Natur eingepflantzet ist daß ein GOtt seye den man ehren und förchten solle. Item daß er eines aus dem anderen ordentlich schliessen und urtheilen kan. Item daß er geschickt und scharffsinnig ist. In diesen und dergleichen Sachen kan und vermag der Mensch von Natur etwas mit seinen Natürlichen Kräfften/ und freyen Willen/ wiewohl diese Freyheit auch sehr schwach ist/ und mit mancherley Abgang unterbrochen. So viel aber die Bekehrung und Versöhnung mit GOtt betrifft/ darzu ist der eigene Wille/ und Natürliche Krafft des Menschen gar zu schwach und unvermögend. VII. Wan der Mensch keinen einenen freyen Millen hat/ so ist hierdurch die gantze menschliche Beywohnung und Vertraulichkeit auffgehoben: dan keiner kan des anderen Worten trauen: keiner dem anderen Treu und Glauben halten/ &c. Antwort. Es ist nur Thummigkeit der Papisten/ welche die Evangelische Lehr so unartig und unbesonnen auslegen: dan in solchen äusserlichen zeitlichen Sachen hat freylich der Mensch seinen freyen Willen/ und kan auch wohl ein Heyde aus Natürlicher Redligkeit sein Wort halten: aber was die Seligkeit/ die geistliche Wiedergebuhrt/ und Erneuerung des Geistes/ wie auch das Wohlgefallen an den Geboten GOttes/ und den Christlichen Gott-gefälli-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/160>, abgerufen am 21.11.2024.