Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.gen Wandel betrifft/ darzu gehört die Gnade GOttes/ und bestehts nicht in den blossen Kräfften des Menschlichen Willens. VIII. Spricht doch Salomon prov. 16. v. I. Es stehet in des Menschen Gewalt/ daß er sein Hertz bereitet: aber der HErr regiert die Zungen. So hat ja der Mensch Gewalt über sein Hertz oder freyen Willen. Antwort. Salomon redet alhier nicht von Bekehrung des Menschen/ daß er aus eigenen Kräfften sein Hertz könne zum Guten wenden: sondern nur der Mensch könne in seinem Gemüht oder Hertzen seine Gedancken einrichten; wan er aber seine Gedancken durch die Rede offenbahret/ so müsse GOtt den Worten Krafft und Nachtruck geben/ wan sie bey den Zuhöreren sollen anschlagen und Wirckung üben. Und also geschichts bey dem Ampt eines Predigers und dessen Ermahnung zur Busse: dan da gibt GOtt der Zungen den Nachtruck. IX. Warum spricht dan GOtt zu Cain: Laß der Sünden ihren Willen nicht/ sondern herrsche über sie Gen. 4. v. 7. Das hätte ja GOtt zu ihm nicht sagen können/ wan er keinen freyen Willen gehabt hätte. Antwort. Der Todschlag war ein äusserlich Ding/ davon sich Cain wohl hätte enthalten können aus eigenen Kräfften; daß er aber sich darvon enthalten solte mit bekehrtem Gott-gefälligem Hertzen aus Belieben und kindlichem Wohlgefallen zur Erfüllung des göttlichen Willens/ und Ubung des Guten/ darzu wolte ihm GOtt den Anfang machen da er ihn so ernstlich dreuete und ermahnte/ und hiermit auch seine Gnaden-reiche Hülff anerbotte. X. In des Menschen Verwögen steht/ nicht wollen guts thun: so stehet auch in dessen Kräfften das Wöllen. Antwort. Das folget eben als wan man sägte: Dieser armer Tropff kan etwas auf Borge nehmen: ergo so kan er auch bezahlen. Summa das nicht wollen kommt von der verderbten sündlichen Natur/ und dem Teuffel: das Wollen aber kommt von Gott. XI. Spricht doch Sirach: Der Gerechte konte wohl Ubels thun/ und thets doch nicht / Schaden thun/ und thets auch nicht Eccl. 31. Daraus folget ja/ daß noch ein freyer Will zum Guten übrig sey. Antwort. Sirach redet von einem gerechten wiedergebohrnen Menschen/ dessen Wille durch den H. Geist befreyet ist/ daß er Lusten hat zum Guten/ und sich auch wiedrum darvon abwenden kan. Zudem so redet Sirach am ietzt gemeldten Ort von äusserlichen irrdischen Sachen/ nemlich vom Geld-gebrauch/ darinnen auch ein unwiedergebohrner Mensch etlicher massen den freyen Willen aus natürlichen Kräfften üben kan. XII. Spricht doch David er wölle GOtt ein williges Freuden-Opffer thun Ps. 54. v. 8. Daraus ja folget/ daß in den Menschen noch übrig seye ein freyer Wille zum Guten. Antwort. David war ein wiedergebohrner und durch die Gnade GOttes gerechtfertigter Mensch: drum hat ers willig thun können; Daß auch David aus und von sich selbsten solchen guten Willen nicht gehabt habe/ erhellet daher/ dieweilen nach begangenem Ehebruch und Todschlag GOtt durch den Propheten Nathan ihn zur Erkanntnüß seiner Missethat hat anleiten müssen/ 2. Reg. 12. VIII. Hat doch der Hauptmann Cornelius act. 10. da er sich zu Petro verflicte/ sich zum Erkäntnüß Gottes und seiner Bekehrung aus eigenen Kräfften schicken und beqvemen können. So muß er ja freylich einen freyen Willen darzu gehabt haben. Antwort. Cornelius war damahls schon längst mit dem Jüdischen Volck umgangen/ hatte aus GOttes Wort viel gehört und gelernet/ und glaubte gen Wandel betrifft/ darzu gehört die Gnade GOttes/ und bestehts nicht in den blossen Kräfften des Menschlichen Willens. VIII. Spricht doch Salomon prov. 16. v. I. Es stehet in des Menschen Gewalt/ daß er sein Hertz bereitet: aber der HErr regiert die Zungen. So hat ja der Mensch Gewalt über sein Hertz oder freyen Willen. Antwort. Salomon redet alhier nicht von Bekehrung des Menschen/ daß er aus eigenen Kräfften sein Hertz könne zum Guten wenden: sondern nur der Mensch könne in seinem Gemüht oder Hertzen seine Gedancken einrichten; wan er aber seine Gedancken durch die Rede offenbahret/ so müsse GOtt den Worten Krafft und Nachtruck geben/ wan sie bey den Zuhöreren sollen anschlagen und Wirckung üben. Und also geschichts bey dem Ampt eines Predigers und dessen Ermahnung zur Busse: dan da gibt GOtt der Zungen den Nachtruck. IX. Warum spricht dan GOtt zu Cain: Laß der Sünden ihren Willen nicht/ sondern herrsche über sie Gen. 4. v. 7. Das hätte ja GOtt zu ihm nicht sagen können/ wan er keinen freyen Willen gehabt hätte. Antwort. Der Todschlag war ein äusserlich Ding/ davon sich Cain wohl hätte enthalten können aus eigenen Kräfften; daß er aber sich darvon enthalten solte mit bekehrtem Gott-gefälligem Hertzen aus Belieben und kindlichem Wohlgefallen zur Erfüllung des göttlichen Willens/ und Ubung des Guten/ darzu wolte ihm GOtt den Anfang machen da er ihn so ernstlich dreuete und ermahnte/ und hiermit auch seine Gnaden-reiche Hülff anerbotte. X. In des Menschen Verwögen steht/ nicht wollen guts thun: so stehet auch in dessen Kräfften das Wöllen. Antwort. Das folget eben als wan man sägte: Dieser armer Tropff kan etwas auf Borge nehmen: ergo so kan er auch bezahlen. Summa das nicht wollen kommt von der verderbten sündlichen Natur/ und dem Teuffel: das Wollen aber kommt von Gott. XI. Spricht doch Sirach: Der Gerechte konte wohl Ubels thun/ und thets doch nicht / Schaden thun/ und thets auch nicht Eccl. 31. Daraus folget ja/ daß noch ein freyer Will zum Guten übrig sey. Antwort. Sirach redet von einem gerechten wiedergebohrnen Menschen/ dessen Wille durch den H. Geist befreyet ist/ daß er Lusten hat zum Guten/ und sich auch wiedrum darvon abwenden kan. Zudem so redet Sirach am ietzt gemeldten Ort von äusserlichen irrdischen Sachen/ nemlich vom Geld-gebrauch/ darinnen auch ein unwiedergebohrner Mensch etlicher massen den freyen Willen aus natürlichen Kräfften üben kan. XII. Spricht doch David er wölle GOtt ein williges Freuden-Opffer thun Ps. 54. v. 8. Daraus ja folget/ daß in den Menschen noch übrig seye ein freyer Wille zum Guten. Antwort. David war ein wiedergebohrner und durch die Gnade GOttes gerechtfertigter Mensch: drum hat ers willig thun können; Daß auch David aus und von sich selbsten solchen guten Willen nicht gehabt habe/ erhellet daher/ dieweilen nach begangenem Ehebruch und Todschlag GOtt durch den Propheten Nathan ihn zur Erkanntnüß seiner Missethat hat anleiten müssen/ 2. Reg. 12. VIII. Hat doch der Hauptmann Cornelius act. 10. da er sich zu Petro verflicte/ sich zum Erkäntnüß Gottes und seiner Bekehrung aus eigenen Kräfften schicken und beqvemen können. So muß er ja freylich einen freyen Willen darzu gehabt haben. Antwort. Cornelius war damahls schon längst mit dem Jüdischen Volck umgangen/ hatte aus GOttes Wort viel gehört und gelernet/ und glaubte <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0161" n="141"/> gen Wandel betrifft/ darzu gehört die Gnade GOttes/ und bestehts nicht in den blossen Kräfften des Menschlichen Willens.</p> <p>VIII. Spricht doch Salomon prov. 16. v. I. Es stehet in des Menschen Gewalt/ daß er sein Hertz bereitet: aber der HErr regiert die Zungen. So hat ja der Mensch Gewalt über sein Hertz oder freyen Willen.</p> <p>Antwort. Salomon redet alhier nicht von Bekehrung des Menschen/ daß er aus eigenen Kräfften sein Hertz könne zum Guten wenden: sondern nur der Mensch könne in seinem Gemüht oder Hertzen seine Gedancken einrichten; wan er aber seine Gedancken durch die Rede offenbahret/ so müsse GOtt den Worten Krafft und Nachtruck geben/ wan sie bey den Zuhöreren sollen anschlagen und Wirckung üben. Und also geschichts bey dem Ampt eines Predigers und dessen Ermahnung zur Busse: dan da gibt GOtt der Zungen den Nachtruck.</p> <p>IX. Warum spricht dan GOtt zu Cain: Laß der Sünden ihren Willen nicht/ sondern herrsche über sie Gen. 4. v. 7. Das hätte ja GOtt zu ihm nicht sagen können/ wan er keinen freyen Willen gehabt hätte.</p> <p>Antwort. Der Todschlag war ein äusserlich Ding/ davon sich Cain wohl hätte enthalten können aus eigenen Kräfften; daß er aber sich darvon enthalten solte mit bekehrtem Gott-gefälligem Hertzen aus Belieben und kindlichem Wohlgefallen zur Erfüllung des göttlichen Willens/ und Ubung des Guten/ darzu wolte ihm GOtt den Anfang machen da er ihn so ernstlich dreuete und ermahnte/ und hiermit auch seine Gnaden-reiche Hülff anerbotte.</p> <p>X. In des Menschen Verwögen steht/ nicht wollen guts thun: so stehet auch in dessen Kräfften das Wöllen.</p> <p>Antwort. Das folget eben als wan man sägte: Dieser armer Tropff kan etwas auf Borge nehmen: ergo so kan er auch bezahlen. Summa das nicht wollen kommt von der verderbten sündlichen Natur/ und dem Teuffel: das Wollen aber kommt von Gott.</p> <p>XI. Spricht doch Sirach: Der Gerechte konte wohl Ubels thun/ und thets doch nicht / Schaden thun/ und thets auch nicht Eccl. 31. Daraus folget ja/ daß noch ein freyer Will zum Guten übrig sey.</p> <p>Antwort. Sirach redet von einem gerechten wiedergebohrnen Menschen/ dessen Wille durch den H. Geist befreyet ist/ daß er Lusten hat zum Guten/ und sich auch wiedrum darvon abwenden kan. Zudem so redet Sirach am ietzt gemeldten Ort von äusserlichen irrdischen Sachen/ nemlich vom Geld-gebrauch/ darinnen auch ein unwiedergebohrner Mensch etlicher massen den freyen Willen aus natürlichen Kräfften üben kan.</p> <p>XII. Spricht doch David er wölle GOtt ein williges Freuden-Opffer thun Ps. 54. v. 8. Daraus ja folget/ daß in den Menschen noch übrig seye ein freyer Wille zum Guten.</p> <p>Antwort. David war ein wiedergebohrner und durch die Gnade GOttes gerechtfertigter Mensch: drum hat ers willig thun können; Daß auch David aus und von sich selbsten solchen guten Willen nicht gehabt habe/ erhellet daher/ dieweilen nach begangenem Ehebruch und Todschlag GOtt durch den Propheten Nathan ihn zur Erkanntnüß seiner Missethat hat anleiten müssen/ 2. Reg. 12.</p> <p>VIII. Hat doch der Hauptmann Cornelius act. 10. da er sich zu Petro verflicte/ sich zum Erkäntnüß Gottes und seiner Bekehrung aus eigenen Kräfften schicken und beqvemen können. So muß er ja freylich einen freyen Willen darzu gehabt haben.</p> <p>Antwort. Cornelius war damahls schon längst mit dem Jüdischen Volck umgangen/ hatte aus GOttes Wort viel gehört und gelernet/ und glaubte </p> </div> </body> </text> </TEI> [141/0161]
gen Wandel betrifft/ darzu gehört die Gnade GOttes/ und bestehts nicht in den blossen Kräfften des Menschlichen Willens.
VIII. Spricht doch Salomon prov. 16. v. I. Es stehet in des Menschen Gewalt/ daß er sein Hertz bereitet: aber der HErr regiert die Zungen. So hat ja der Mensch Gewalt über sein Hertz oder freyen Willen.
Antwort. Salomon redet alhier nicht von Bekehrung des Menschen/ daß er aus eigenen Kräfften sein Hertz könne zum Guten wenden: sondern nur der Mensch könne in seinem Gemüht oder Hertzen seine Gedancken einrichten; wan er aber seine Gedancken durch die Rede offenbahret/ so müsse GOtt den Worten Krafft und Nachtruck geben/ wan sie bey den Zuhöreren sollen anschlagen und Wirckung üben. Und also geschichts bey dem Ampt eines Predigers und dessen Ermahnung zur Busse: dan da gibt GOtt der Zungen den Nachtruck.
IX. Warum spricht dan GOtt zu Cain: Laß der Sünden ihren Willen nicht/ sondern herrsche über sie Gen. 4. v. 7. Das hätte ja GOtt zu ihm nicht sagen können/ wan er keinen freyen Willen gehabt hätte.
Antwort. Der Todschlag war ein äusserlich Ding/ davon sich Cain wohl hätte enthalten können aus eigenen Kräfften; daß er aber sich darvon enthalten solte mit bekehrtem Gott-gefälligem Hertzen aus Belieben und kindlichem Wohlgefallen zur Erfüllung des göttlichen Willens/ und Ubung des Guten/ darzu wolte ihm GOtt den Anfang machen da er ihn so ernstlich dreuete und ermahnte/ und hiermit auch seine Gnaden-reiche Hülff anerbotte.
X. In des Menschen Verwögen steht/ nicht wollen guts thun: so stehet auch in dessen Kräfften das Wöllen.
Antwort. Das folget eben als wan man sägte: Dieser armer Tropff kan etwas auf Borge nehmen: ergo so kan er auch bezahlen. Summa das nicht wollen kommt von der verderbten sündlichen Natur/ und dem Teuffel: das Wollen aber kommt von Gott.
XI. Spricht doch Sirach: Der Gerechte konte wohl Ubels thun/ und thets doch nicht / Schaden thun/ und thets auch nicht Eccl. 31. Daraus folget ja/ daß noch ein freyer Will zum Guten übrig sey.
Antwort. Sirach redet von einem gerechten wiedergebohrnen Menschen/ dessen Wille durch den H. Geist befreyet ist/ daß er Lusten hat zum Guten/ und sich auch wiedrum darvon abwenden kan. Zudem so redet Sirach am ietzt gemeldten Ort von äusserlichen irrdischen Sachen/ nemlich vom Geld-gebrauch/ darinnen auch ein unwiedergebohrner Mensch etlicher massen den freyen Willen aus natürlichen Kräfften üben kan.
XII. Spricht doch David er wölle GOtt ein williges Freuden-Opffer thun Ps. 54. v. 8. Daraus ja folget/ daß in den Menschen noch übrig seye ein freyer Wille zum Guten.
Antwort. David war ein wiedergebohrner und durch die Gnade GOttes gerechtfertigter Mensch: drum hat ers willig thun können; Daß auch David aus und von sich selbsten solchen guten Willen nicht gehabt habe/ erhellet daher/ dieweilen nach begangenem Ehebruch und Todschlag GOtt durch den Propheten Nathan ihn zur Erkanntnüß seiner Missethat hat anleiten müssen/ 2. Reg. 12.
VIII. Hat doch der Hauptmann Cornelius act. 10. da er sich zu Petro verflicte/ sich zum Erkäntnüß Gottes und seiner Bekehrung aus eigenen Kräfften schicken und beqvemen können. So muß er ja freylich einen freyen Willen darzu gehabt haben.
Antwort. Cornelius war damahls schon längst mit dem Jüdischen Volck umgangen/ hatte aus GOttes Wort viel gehört und gelernet/ und glaubte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/161 |
Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/161>, abgerufen am 16.06.2024. |