Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.gerechtfertiget seye/ daß also die Rechtfertigung nach Ordnung der Natur vor den guten Wercken muß vorher gehen/ welche Ordnung aber verkehrt würde/ wan die Rechtfertigung um der gethanen guten Wercke willen geschehen solte; Und dieweil nur allein die gute Wercke der Gerechtfertigten GOtt gefallen / und also die Rechtfertigung vor den guten Wercken vorher gehet/ so können die gute Wercke/ welche nach der Gerechtfertigung folgen müssen/ die Rechtfertigung nicht verdienen. Und was alhier die Papisten in ihrer Theologie schwatzen von ihrem merito de congruo, de condigno &c. ist nur ein unnütz auf GOttes Wort nicht gegründetes Geschwätz und Gewäsch/ womit ich auch damahls in den Schulen habe die edle Zeit verschwendet. Zweytens: Und wan wir unsern Wercken unsre Rechtfertigung zuschreiben wollen/ so verkleineren wir hierdurch den Wehrt der Verdiensten Christi: welcher doch den Nahmen führet in H. Schrifft/ daß er allein für alle unsre Sünde habe bezahlet und gnug gethan: dan also spricht er Esa. 63. v. 3. Ich trete die Kelter allein/ und ist niemand unter den Völckeren mit mir. Und S. Joannes spricht: Das Blut JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen Sünden/ I. Joh. I. v. 7. Item, Er ist die Versöhnung nicht allein für unsre Sünde/ sondern für der gantzen Welt Sünde/ I. Joh. 2. v. 2. Es ist auch kein ander Nahm den Menschen gegeben darin wir sollen selig werden/ act. 4. v. 12. Drittens: Es wird auch dardurch die Gewißheit des Glaubens auffgehoben/ und wird das Gewissen stets mit immerwehrender Marter gefoltert/ indem man immerdar muß im Zweiffel stehen/ welche/ wie viel/ und wie beschaffene Wercke zur Gewißheit unser Rechtfertigung vonnöhten seyn. Und bringet diese Lehr der Papisten nur offt zur Verzweiffelung die Sterbenden/ so sich keiner oder gar wenig zuvor geübten guten Wercken bewust seyn: da doch GOtt nicht will den Tod des Sterbenden/ Ezech. 18. v. 32. Vierdtens: so spricht auch die H. Schrifft den Wercken die Krafft gerecht zu machen mit deutlichen Worten ab: Durch des Gesetzes Werck kan kein Fleisch für ihm gerecht seyn / Rom. 3. v. 20. Item daselbst v. 28. So halten wirs nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck durch den Glauben. Item, dem/ der nicht mit Wercken umgehet/ glaubet aber an den/ der die Gottlosen gerecht machet/ den wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit Rom. 4. v. 5. Item daselbst v. 13. Die Verheissung ist nicht geschehen Abraham/ oder seinem Saamen durchs Gesetz: sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Item, Etliche bleiben nach der Wahl der Gnaden: ist es aber aus Gnaden/ so ist es nicht aus Verdienst der Wercken: sonst würde Gnade nicht Gnade seyn/ Rom. II. v. 5. 6. Item, Wir wissen daß der Mensch durch des Gesetzes Werck nicht gerecht wird/ sondern durch den Glauben an JEsum Christ/ Gal. 2. v. 16. Item, Die mit des Gesetzes Wercken umgehen die seynd unter dem Fluch/ Gal. 3. v. 10. Item, Ihr habt Christum verlohren die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollet/ und seyd von der Gnade gefallen/ Gal. 5. v. 4. Item, Aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben/ und gerechtfertiget seye/ daß also die Rechtfertigung nach Ordnung der Natur vor den guten Wercken muß vorher gehen/ welche Ordnung aber verkehrt würde/ wan die Rechtfertigung um der gethanen guten Wercke willen geschehen solte; Und dieweil nur allein die gute Wercke der Gerechtfertigten GOtt gefallen / und also die Rechtfertigung vor den guten Wercken vorher gehet/ so können die gute Wercke/ welche nach der Gerechtfertigung folgen müssen/ die Rechtfertigung nicht verdienen. Und was alhier die Papisten in ihrer Theologie schwatzen von ihrem merito de congruo, de condigno &c. ist nur ein unnütz auf GOttes Wort nicht gegründetes Geschwätz und Gewäsch/ womit ich auch damahls in den Schulen habe die edle Zeit verschwendet. Zweytens: Und wan wir unsern Wercken unsre Rechtfertigung zuschreiben wollen/ so verkleineren wir hierdurch den Wehrt der Verdiensten Christi: welcher doch den Nahmen führet in H. Schrifft/ daß er allein für alle unsre Sünde habe bezahlet und gnug gethan: dan also spricht er Esa. 63. v. 3. Ich trete die Kelter allein/ und ist niemand unter den Völckeren mit mir. Und S. Joannes spricht: Das Blut JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen Sünden/ I. Joh. I. v. 7. Item, Er ist die Versöhnung nicht allein für unsre Sünde/ sondern für der gantzen Welt Sünde/ I. Joh. 2. v. 2. Es ist auch kein ander Nahm den Menschen gegeben darin wir sollen selig werden/ act. 4. v. 12. Drittens: Es wird auch dardurch die Gewißheit des Glaubens auffgehoben/ und wird das Gewissen stets mit immerwehrender Marter gefoltert/ indem man immerdar muß im Zweiffel stehen/ welche/ wie viel/ und wie beschaffene Wercke zur Gewißheit unser Rechtfertigung vonnöhten seyn. Und bringet diese Lehr der Papisten nur offt zur Verzweiffelung die Sterbenden/ so sich keiner oder gar wenig zuvor geübten guten Wercken bewust seyn: da doch GOtt nicht will den Tod des Sterbenden/ Ezech. 18. v. 32. Vierdtens: so spricht auch die H. Schrifft den Wercken die Krafft gerecht zu machen mit deutlichen Worten ab: Durch des Gesetzes Werck kan kein Fleisch für ihm gerecht seyn / Rom. 3. v. 20. Item daselbst v. 28. So halten wirs nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck durch den Glauben. Item, dem/ der nicht mit Wercken umgehet/ glaubet aber an den/ der die Gottlosen gerecht machet/ den wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit Rom. 4. v. 5. Item daselbst v. 13. Die Verheissung ist nicht geschehen Abraham/ oder seinem Saamen durchs Gesetz: sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Item, Etliche bleiben nach der Wahl der Gnaden: ist es aber aus Gnaden/ so ist es nicht aus Verdienst der Wercken: sonst würde Gnade nicht Gnade seyn/ Rom. II. v. 5. 6. Item, Wir wissen daß der Mensch durch des Gesetzes Werck nicht gerecht wird/ sondern durch den Glauben an JEsum Christ/ Gal. 2. v. 16. Item, Die mit des Gesetzes Wercken umgehen die seynd unter dem Fluch/ Gal. 3. v. 10. Item, Ihr habt Christum verlohren die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollet/ und seyd von der Gnade gefallen/ Gal. 5. v. 4. Item, Aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben/ und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0179" n="159"/> gerechtfertiget seye/ daß also die Rechtfertigung nach Ordnung der Natur vor den guten Wercken muß vorher gehen/ welche Ordnung aber verkehrt würde/ wan die Rechtfertigung um der gethanen guten Wercke willen geschehen solte; Und dieweil nur allein die gute Wercke der Gerechtfertigten GOtt gefallen / und also die Rechtfertigung vor den guten Wercken vorher gehet/ so können die gute Wercke/ welche nach der Gerechtfertigung folgen müssen/ die Rechtfertigung nicht verdienen. Und was alhier die Papisten in ihrer Theologie schwatzen von ihrem merito de congruo, de condigno &c. ist nur ein unnütz auf GOttes Wort nicht gegründetes Geschwätz und Gewäsch/ womit ich auch damahls in den Schulen habe die edle Zeit verschwendet.</p> <p>Zweytens: Und wan wir unsern Wercken unsre Rechtfertigung zuschreiben wollen/ so verkleineren wir hierdurch den Wehrt der Verdiensten Christi: welcher doch den Nahmen führet in H. Schrifft/ daß er allein für alle unsre Sünde habe bezahlet und gnug gethan: dan also spricht er Esa. 63. v. 3. Ich trete die Kelter allein/ und ist niemand unter den Völckeren mit mir. Und S. Joannes spricht: Das Blut JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen Sünden/ I. Joh. I. v. 7. Item, Er ist die Versöhnung nicht allein für unsre Sünde/ sondern für der gantzen Welt Sünde/ I. Joh. 2. v. 2. Es ist auch kein ander Nahm den Menschen gegeben darin wir sollen selig werden/ act. 4. v. 12.</p> <p>Drittens: Es wird auch dardurch die Gewißheit des Glaubens auffgehoben/ und wird das Gewissen stets mit immerwehrender Marter gefoltert/ indem man immerdar muß im Zweiffel stehen/ welche/ wie viel/ und wie beschaffene Wercke zur Gewißheit unser Rechtfertigung vonnöhten seyn. Und bringet diese Lehr der Papisten nur offt zur Verzweiffelung die Sterbenden/ so sich keiner oder gar wenig zuvor geübten guten Wercken bewust seyn: da doch GOtt nicht will den Tod des Sterbenden/ Ezech. 18. v. 32.</p> <p>Vierdtens: so spricht auch die H. Schrifft den Wercken die Krafft gerecht zu machen mit deutlichen Worten ab: Durch des Gesetzes Werck kan kein Fleisch für ihm gerecht seyn / Rom. 3. v. 20. Item daselbst v. 28. So halten wirs nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck durch den Glauben. Item, dem/ der nicht mit Wercken umgehet/ glaubet aber an den/ der die Gottlosen gerecht machet/ den wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit Rom. 4. v. 5. Item daselbst v. 13. Die Verheissung ist nicht geschehen Abraham/ oder seinem Saamen durchs Gesetz: sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Item, Etliche bleiben nach der Wahl der Gnaden: ist es aber aus Gnaden/ so ist es nicht aus Verdienst der Wercken: sonst würde Gnade nicht Gnade seyn/ Rom. II. v. 5. 6. Item, Wir wissen daß der Mensch durch des Gesetzes Werck nicht gerecht wird/ sondern durch den Glauben an JEsum Christ/ Gal. 2. v. 16. Item, Die mit des Gesetzes Wercken umgehen die seynd unter dem Fluch/ Gal. 3. v. 10. Item, Ihr habt Christum verlohren die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollet/ und seyd von der Gnade gefallen/ Gal. 5. v. 4. Item, Aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben/ und </p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0179]
gerechtfertiget seye/ daß also die Rechtfertigung nach Ordnung der Natur vor den guten Wercken muß vorher gehen/ welche Ordnung aber verkehrt würde/ wan die Rechtfertigung um der gethanen guten Wercke willen geschehen solte; Und dieweil nur allein die gute Wercke der Gerechtfertigten GOtt gefallen / und also die Rechtfertigung vor den guten Wercken vorher gehet/ so können die gute Wercke/ welche nach der Gerechtfertigung folgen müssen/ die Rechtfertigung nicht verdienen. Und was alhier die Papisten in ihrer Theologie schwatzen von ihrem merito de congruo, de condigno &c. ist nur ein unnütz auf GOttes Wort nicht gegründetes Geschwätz und Gewäsch/ womit ich auch damahls in den Schulen habe die edle Zeit verschwendet.
Zweytens: Und wan wir unsern Wercken unsre Rechtfertigung zuschreiben wollen/ so verkleineren wir hierdurch den Wehrt der Verdiensten Christi: welcher doch den Nahmen führet in H. Schrifft/ daß er allein für alle unsre Sünde habe bezahlet und gnug gethan: dan also spricht er Esa. 63. v. 3. Ich trete die Kelter allein/ und ist niemand unter den Völckeren mit mir. Und S. Joannes spricht: Das Blut JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen Sünden/ I. Joh. I. v. 7. Item, Er ist die Versöhnung nicht allein für unsre Sünde/ sondern für der gantzen Welt Sünde/ I. Joh. 2. v. 2. Es ist auch kein ander Nahm den Menschen gegeben darin wir sollen selig werden/ act. 4. v. 12.
Drittens: Es wird auch dardurch die Gewißheit des Glaubens auffgehoben/ und wird das Gewissen stets mit immerwehrender Marter gefoltert/ indem man immerdar muß im Zweiffel stehen/ welche/ wie viel/ und wie beschaffene Wercke zur Gewißheit unser Rechtfertigung vonnöhten seyn. Und bringet diese Lehr der Papisten nur offt zur Verzweiffelung die Sterbenden/ so sich keiner oder gar wenig zuvor geübten guten Wercken bewust seyn: da doch GOtt nicht will den Tod des Sterbenden/ Ezech. 18. v. 32.
Vierdtens: so spricht auch die H. Schrifft den Wercken die Krafft gerecht zu machen mit deutlichen Worten ab: Durch des Gesetzes Werck kan kein Fleisch für ihm gerecht seyn / Rom. 3. v. 20. Item daselbst v. 28. So halten wirs nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck durch den Glauben. Item, dem/ der nicht mit Wercken umgehet/ glaubet aber an den/ der die Gottlosen gerecht machet/ den wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit Rom. 4. v. 5. Item daselbst v. 13. Die Verheissung ist nicht geschehen Abraham/ oder seinem Saamen durchs Gesetz: sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Item, Etliche bleiben nach der Wahl der Gnaden: ist es aber aus Gnaden/ so ist es nicht aus Verdienst der Wercken: sonst würde Gnade nicht Gnade seyn/ Rom. II. v. 5. 6. Item, Wir wissen daß der Mensch durch des Gesetzes Werck nicht gerecht wird/ sondern durch den Glauben an JEsum Christ/ Gal. 2. v. 16. Item, Die mit des Gesetzes Wercken umgehen die seynd unter dem Fluch/ Gal. 3. v. 10. Item, Ihr habt Christum verlohren die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollet/ und seyd von der Gnade gefallen/ Gal. 5. v. 4. Item, Aus Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben/ und
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Zitationshilfe: | Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/179>, abgerufen am 17.06.2024. |