Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.vermengen/ und was eigentlich und allein dem Glauben zustehet/ anderen Tugenden zuschreiben. XV. Spricht doch der Apostel Jacobus cap. 2. v. 17. Der Glaube wan er nicht Wercke hat / ist todt. Item v. 21. Abraham ist durch Wercke gerechtfertiget worden/ da er seinen Sohn opfferte. Item v. 24. So [unleserliches Material] ihr nun daß der Mensch gerecht wird nicht durch den Glauben allein. Ergo so macht der Glaube allein nicht rechtfertig. Antwort. Jacobus redet von einem todten Glauben/ den auch wir in dem Handel von der Rechtfertigung verwerffen/ und ist das seine Meinung/ man müsse die Rechtfertigung den Menschen zeigen/ und zu erkennen geben durch gute Wercke/ als durch die Früchte des Glaubens: drum sagt er daselbst v. 18. Zeige mir deinen Glauben: wir auch Christus sagt: Lasset eur Licht leuchten für den Menschen Matt. 5. v. 16. So wenig aber die Früchte können einen Baum gut machen/ eben so wenig können auch die gute Wercke den Glauben vollkommen machen: sondern seynd nur ein Merck-Zeichen/ dabey man äusserlich erkennet / welcher Baum gut und geschlacht/ oder böß und ungeschlacht seye; wie man aus der Hitze erkennet das Feur. Kurtz davon zu reden/ der Mensch wird gerechtfertiget durch den Glauben allein: aber nicht durch den Glauben der allein ist ohne gute Wercke. So sihet auch der Mensch mit den Augen allein: aber nicht mit den Augen so allein und von dem Leib abgesondert seyn; dannoch folget darum nicht/ daß der Mensch sehe mit dem Hals oder Hertzen oder übrigem Theil des Leibs/ obschon/ wan die übrige Theil des Leibs alle abgesondert seyn/ die Augen nicht sehen. XVI. Stehet doch nicht in der Schrifft/ daß wir allein durch den Glauben gerecht werden: dan wo steht das Wörtlein allein? uns deswegen hat Luther eine schändliche Unthat und crimen falsi begangen/ da er dis Wörtlein allein in seine Bibel hat eingeflickt Rom. 3. v. 28. alwo er diese Wort: Wir halten es nun daß der Mensch gerechtfertiget werde durch den Glauben ohne die Wercke des Gesetzes/ also verdolmetschet: Wir halten es nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck NB. allein durch den Glauben. Welche vermaledeyte Boßheit der gerechte GOtt nicht kan ungestraffet lassen/ weilen Salomon spricht Prov. 30. v. 5. Alle Wort GOttes seynd durchläutert/ und seynd ein Schild denen die auff ihn trauen: thue nichts zu seinen Worten daß er dich nicht straffe/ und werdest lügenhafft erfunden. Antwort. Nach eurem Angeben müste auch der HErr Christus ein Bibel-Verfälscher seyn / indem er diese Wort Deut. 6. v. 13. Du solt den HErrn deinen GOtt förchten/ und ihm dienen/ und bey seinem Nahmen schweren/ und solt nicht anderen Götteren nachfolgen der Völcker die um euch her seynd/ also übersetzet Matt. 4. v. 10. Es steht geschrieben/ du solt anbehten GOtt deinen HErren/ und Ihm NB. allein dienen. Im übrigen weilen ihr das Wörtlein allein in eurem Kram nicht dulden möget/ so muß Luther gesündiget haben. Sonsten ist im Teutschen Senfft und Mustert/ wie auch im Latein ensis und gladius, anus und vetula, was die Litteren betrifft zwar unterschieden: nach dem Verstand aber eines. Und also obschon in der Schrifft das blosse Wort allein nicht gefunden wird/ so werden doch daselbsten viel gleichdeutende Wort im selbigen Verstand angetroffen/ durch welche die gute Wercke von dem Handel der Rechtfertigung gerad werden ausgeschlossen. Dan I. Das Wort Gnade (wodurch das Verdienst der Wercken wird vermengen/ und was eigentlich und allein dem Glauben zustehet/ anderen Tugenden zuschreiben. XV. Spricht doch der Apostel Jacobus cap. 2. v. 17. Der Glaube wan er nicht Wercke hat / ist todt. Item v. 21. Abraham ist durch Wercke gerechtfertiget worden/ da er seinen Sohn opfferte. Item v. 24. So [unleserliches Material] ihr nun daß der Mensch gerecht wird nicht durch den Glauben allein. Ergo so macht der Glaube allein nicht rechtfertig. Antwort. Jacobus redet von einem todten Glauben/ den auch wir in dem Handel von der Rechtfertigung verwerffen/ und ist das seine Meinung/ man müsse die Rechtfertigung den Menschen zeigen/ und zu erkennen geben durch gute Wercke/ als durch die Früchte des Glaubens: drum sagt er daselbst v. 18. Zeige mir deinen Glauben: wir auch Christus sagt: Lasset eur Licht leuchten für den Menschen Matt. 5. v. 16. So wenig aber die Früchte können einen Baum gut machen/ eben so wenig können auch die gute Wercke den Glauben vollkommen machen: sondern seynd nur ein Merck-Zeichen/ dabey man äusserlich erkennet / welcher Baum gut und geschlacht/ oder böß und ungeschlacht seye; wie man aus der Hitze erkennet das Feur. Kurtz davon zu reden/ der Mensch wird gerechtfertiget durch den Glauben allein: aber nicht durch den Glauben der allein ist ohne gute Wercke. So sihet auch der Mensch mit den Augen allein: aber nicht mit den Augen so allein und von dem Leib abgesondert seyn; dannoch folget darum nicht/ daß der Mensch sehe mit dem Hals oder Hertzen oder übrigem Theil des Leibs/ obschon/ wan die übrige Theil des Leibs alle abgesondert seyn/ die Augen nicht sehen. XVI. Stehet doch nicht in der Schrifft/ daß wir allein durch den Glauben gerecht werden: dan wo steht das Wörtlein allein? uns deswegen hat Luther eine schändliche Unthat und crimen falsi begangen/ da er dis Wörtlein allein in seine Bibel hat eingeflickt Rom. 3. v. 28. alwo er diese Wort: Wir halten es nun daß der Mensch gerechtfertiget werde durch den Glauben ohne die Wercke des Gesetzes/ also verdolmetschet: Wir halten es nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck NB. allein durch den Glauben. Welche vermaledeyte Boßheit der gerechte GOtt nicht kan ungestraffet lassen/ weilen Salomon spricht Prov. 30. v. 5. Alle Wort GOttes seynd durchläutert/ und seynd ein Schild denen die auff ihn trauen: thue nichts zu seinen Worten daß er dich nicht straffe/ und werdest lügenhafft erfunden. Antwort. Nach eurem Angeben müste auch der HErr Christus ein Bibel-Verfälscher seyn / indem er diese Wort Deut. 6. v. 13. Du solt den HErrn deinen GOtt förchten/ und ihm dienen/ und bey seinem Nahmen schweren/ und solt nicht anderen Götteren nachfolgen der Völcker die um euch her seynd/ also übersetzet Matt. 4. v. 10. Es steht geschrieben/ du solt anbehten GOtt deinen HErren/ und Ihm NB. allein dienen. Im übrigen weilen ihr das Wörtlein allein in eurem Kram nicht dulden möget/ so muß Luther gesündiget haben. Sonsten ist im Teutschen Senfft und Mustert/ wie auch im Latein ensis und gladius, anus und vetula, was die Litteren betrifft zwar unterschieden: nach dem Verstand aber eines. Und also obschon in der Schrifft das blosse Wort allein nicht gefunden wird/ so werden doch daselbsten viel gleichdeutende Wort im selbigen Verstand angetroffen/ durch welche die gute Wercke von dem Handel der Rechtfertigung gerad werden ausgeschlossen. Dan I. Das Wort Gnade (wodurch das Verdienst der Wercken wird <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0197" n="177"/> vermengen/ und was eigentlich und allein dem Glauben zustehet/ anderen Tugenden zuschreiben.</p> <p>XV. Spricht doch der Apostel Jacobus cap. 2. v. 17. Der Glaube wan er nicht Wercke hat / ist todt. Item v. 21. Abraham ist durch Wercke gerechtfertiget worden/ da er seinen Sohn opfferte. Item v. 24. So <gap reason="illegible"/> ihr nun daß der Mensch gerecht wird nicht durch den Glauben allein. Ergo so macht der Glaube allein nicht rechtfertig.</p> <p>Antwort. Jacobus redet von einem todten Glauben/ den auch wir in dem Handel von der Rechtfertigung verwerffen/ und ist das seine Meinung/ man müsse die Rechtfertigung den Menschen zeigen/ und zu erkennen geben durch gute Wercke/ als durch die Früchte des Glaubens: drum sagt er daselbst v. 18. Zeige mir deinen Glauben: wir auch Christus sagt: Lasset eur Licht leuchten für den Menschen Matt. 5. v. 16. So wenig aber die Früchte können einen Baum gut machen/ eben so wenig können auch die gute Wercke den Glauben vollkommen machen: sondern seynd nur ein Merck-Zeichen/ dabey man äusserlich erkennet / welcher Baum gut und geschlacht/ oder böß und ungeschlacht seye; wie man aus der Hitze erkennet das Feur. Kurtz davon zu reden/ der Mensch wird gerechtfertiget durch den Glauben allein: aber nicht durch den Glauben der allein ist ohne gute Wercke. So sihet auch der Mensch mit den Augen allein: aber nicht mit den Augen so allein und von dem Leib abgesondert seyn; dannoch folget darum nicht/ daß der Mensch sehe mit dem Hals oder Hertzen oder übrigem Theil des Leibs/ obschon/ wan die übrige Theil des Leibs alle abgesondert seyn/ die Augen nicht sehen.</p> <p>XVI. Stehet doch nicht in der Schrifft/ daß wir allein durch den Glauben gerecht werden: dan wo steht das Wörtlein allein? uns deswegen hat Luther eine schändliche Unthat und crimen falsi begangen/ da er dis Wörtlein allein in seine Bibel hat eingeflickt Rom. 3. v. 28. alwo er diese Wort: Wir halten es nun daß der Mensch gerechtfertiget werde durch den Glauben ohne die Wercke des Gesetzes/ also verdolmetschet: Wir halten es nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck NB. allein durch den Glauben. Welche vermaledeyte Boßheit der gerechte GOtt nicht kan ungestraffet lassen/ weilen Salomon spricht Prov. 30. v. 5. Alle Wort GOttes seynd durchläutert/ und seynd ein Schild denen die auff ihn trauen: thue nichts zu seinen Worten daß er dich nicht straffe/ und werdest lügenhafft erfunden.</p> <p>Antwort. Nach eurem Angeben müste auch der HErr Christus ein Bibel-Verfälscher seyn / indem er diese Wort Deut. 6. v. 13. Du solt den HErrn deinen GOtt förchten/ und ihm dienen/ und bey seinem Nahmen schweren/ und solt nicht anderen Götteren nachfolgen der Völcker die um euch her seynd/ also übersetzet Matt. 4. v. 10. Es steht geschrieben/ du solt anbehten GOtt deinen HErren/ und Ihm NB. allein dienen. Im übrigen weilen ihr das Wörtlein allein in eurem Kram nicht dulden möget/ so muß Luther gesündiget haben. Sonsten ist im Teutschen Senfft und Mustert/ wie auch im Latein ensis und gladius, anus und vetula, was die Litteren betrifft zwar unterschieden: nach dem Verstand aber eines. Und also obschon in der Schrifft das blosse Wort allein nicht gefunden wird/ so werden doch daselbsten viel gleichdeutende Wort im selbigen Verstand angetroffen/ durch welche die gute Wercke von dem Handel der Rechtfertigung gerad werden ausgeschlossen.</p> <p>Dan I. Das Wort Gnade (wodurch das Verdienst der Wercken wird </p> </div> </body> </text> </TEI> [177/0197]
vermengen/ und was eigentlich und allein dem Glauben zustehet/ anderen Tugenden zuschreiben.
XV. Spricht doch der Apostel Jacobus cap. 2. v. 17. Der Glaube wan er nicht Wercke hat / ist todt. Item v. 21. Abraham ist durch Wercke gerechtfertiget worden/ da er seinen Sohn opfferte. Item v. 24. So _ ihr nun daß der Mensch gerecht wird nicht durch den Glauben allein. Ergo so macht der Glaube allein nicht rechtfertig.
Antwort. Jacobus redet von einem todten Glauben/ den auch wir in dem Handel von der Rechtfertigung verwerffen/ und ist das seine Meinung/ man müsse die Rechtfertigung den Menschen zeigen/ und zu erkennen geben durch gute Wercke/ als durch die Früchte des Glaubens: drum sagt er daselbst v. 18. Zeige mir deinen Glauben: wir auch Christus sagt: Lasset eur Licht leuchten für den Menschen Matt. 5. v. 16. So wenig aber die Früchte können einen Baum gut machen/ eben so wenig können auch die gute Wercke den Glauben vollkommen machen: sondern seynd nur ein Merck-Zeichen/ dabey man äusserlich erkennet / welcher Baum gut und geschlacht/ oder böß und ungeschlacht seye; wie man aus der Hitze erkennet das Feur. Kurtz davon zu reden/ der Mensch wird gerechtfertiget durch den Glauben allein: aber nicht durch den Glauben der allein ist ohne gute Wercke. So sihet auch der Mensch mit den Augen allein: aber nicht mit den Augen so allein und von dem Leib abgesondert seyn; dannoch folget darum nicht/ daß der Mensch sehe mit dem Hals oder Hertzen oder übrigem Theil des Leibs/ obschon/ wan die übrige Theil des Leibs alle abgesondert seyn/ die Augen nicht sehen.
XVI. Stehet doch nicht in der Schrifft/ daß wir allein durch den Glauben gerecht werden: dan wo steht das Wörtlein allein? uns deswegen hat Luther eine schändliche Unthat und crimen falsi begangen/ da er dis Wörtlein allein in seine Bibel hat eingeflickt Rom. 3. v. 28. alwo er diese Wort: Wir halten es nun daß der Mensch gerechtfertiget werde durch den Glauben ohne die Wercke des Gesetzes/ also verdolmetschet: Wir halten es nun daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werck NB. allein durch den Glauben. Welche vermaledeyte Boßheit der gerechte GOtt nicht kan ungestraffet lassen/ weilen Salomon spricht Prov. 30. v. 5. Alle Wort GOttes seynd durchläutert/ und seynd ein Schild denen die auff ihn trauen: thue nichts zu seinen Worten daß er dich nicht straffe/ und werdest lügenhafft erfunden.
Antwort. Nach eurem Angeben müste auch der HErr Christus ein Bibel-Verfälscher seyn / indem er diese Wort Deut. 6. v. 13. Du solt den HErrn deinen GOtt förchten/ und ihm dienen/ und bey seinem Nahmen schweren/ und solt nicht anderen Götteren nachfolgen der Völcker die um euch her seynd/ also übersetzet Matt. 4. v. 10. Es steht geschrieben/ du solt anbehten GOtt deinen HErren/ und Ihm NB. allein dienen. Im übrigen weilen ihr das Wörtlein allein in eurem Kram nicht dulden möget/ so muß Luther gesündiget haben. Sonsten ist im Teutschen Senfft und Mustert/ wie auch im Latein ensis und gladius, anus und vetula, was die Litteren betrifft zwar unterschieden: nach dem Verstand aber eines. Und also obschon in der Schrifft das blosse Wort allein nicht gefunden wird/ so werden doch daselbsten viel gleichdeutende Wort im selbigen Verstand angetroffen/ durch welche die gute Wercke von dem Handel der Rechtfertigung gerad werden ausgeschlossen.
Dan I. Das Wort Gnade (wodurch das Verdienst der Wercken wird
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