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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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XVIII. Wan dan nur der Glaube allein soll gerecht machen/ so ist der Himmel wohl-feil / und wird es gar geringe Mühe kosten die Seligkeit zu erlangen: dan daraus folget/ daß man nicht bedörffe seinem Feind zu verzeihen/ darauff doch Christus so hart tringet unter dem Verlust der Seligkeit Matt. 6. v. 14. Item daß man nicht nöhtig habe die böse Lüsten zu tödten/ darauff doch so gewaltig treibt der H. Paulus Rom. 8. v. 13. Ja so gar von einem jeden Dieb/ Todtschläger/ und Chebrecher (welche der H. Paulus vom Reich GOttes ausschliesset Gal. I. v. 21.) würde man sagen können/ sie seyn lauter heilige und gerechtfertigte Leute/ wetten sie glauben an Christum. Also folgert Adamus Burghaber in Theol. polem. de disposit. justificat. mit anderen Papisten insgemein.

Antwort. Der rechtfertigende Glaube an Christum ist eine Göttliche Hertzens-Bewegung und verträuliche Zuversicht auf Christum und GOttes Barmhertzigkeit/ daß er uns um Christi Gehorsams und Verdienstes willen die Sünde gnädig wolle nachsehen. Nun aber es hure einer / stehle/ und ehebreche/ und versuche zugleich ob er in der That haben könne einen solchen Glauben oder verträuliche Zuversicht; Es hat ja ein solcher nichts anders zu schaffen/ als immerhin in Forcht und Zitteren mit der Verzweifflung und Angst der höllischen Straffen zu ringen. Und wan selbiger bey solchen verübten Schand-Thaten und boßhafftem Vorsatz zu sündigen/ zugleich den rechtfertigenden Glauben oder die glaubige Zuversicht auf Christum erhalten wolte/ wäre eben/ als wan einer einem König freventlich eine Maul-Tasche gäbe/ und zugleich haben wolte eine verträuliche Zuversicht an dessen Gnade. Summa wie ihrs verstehet/ so redet ihr davon. Wan der Glaube bey uns und in unser Gewalt stünde/ und selbiger auch ohne gute Wercke bestehen könte/ so wäre es freylich ein geringes thun um die Seligkeit zu erlangen; Nun ist aber der Glaube eine Gabe GOttes / und stehet nicht in des Menschen Macht oder Willen/ daß/ wan er etwan durch ein gottloses Epicurisch Leben den Glauben verlohren/ und sich dessen verlüstiget gemacht hat / desselbigen wiedrum möge fähig werden/ wan er will. Ja es machen vielmehr die Papisten den Himmel faul und wohlfeyl/ indem sie dem Menschen viel Macht und Kräffte zumessen / daß er einen freyen Willen habe sich darzu durch Verdienst seiner Wercken zu würdigen: oder auch ihn vergewisseren/ daß/ wan er nur durch eine attrition oder unvollkommene Reu eine Angst trägt für der Höllen/ und demnach der Pfaffe etliche Wort der absolution über ihn herbrummelt/ und mit gutem credit die Sünden in der Beicht gleichfals auf einem Kerb-holtz mit ihm abrechnet: oder aber ihm einschwätzet/ daß/ wan er nur einen Heiligen an die Hand nehme/ und (wie jener Päbstische Pfaffe predigte) gleich wie der Zann-König sich setzte auf den Schwantz des Kuckucks und mit zum Himmel floge/ also auch unter den Flügeln eines Heiligen trachte zum Himmel hinein zu schlüpfferen/ so seye er der ewigen Seligkeit vergewissert; ja so gar wan im Pabstum die Vergebung der Sünden/ der Himmel und das ewige Leben um Geld wird feyl geboten/ zuwider dem H. Apostel Petro, welcher nicht allein bezeuget/ daß wir nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seyn/ I. Pet. I. v. 18. sondern auch den Simon, welcher den Aposteln Geld anbotte GOttes Gaben durchs Geld von ihnen zu erkauffen/ mit harten eyffrichen Worten anfuhre/ daß du verdammet werdest mit deinem Geld/ act. 8. v. 20. so machen solche und dergleichen liederliche Lehr-Sätze der Papisten den Himmel wohl-feyl: keines weges aber die Evangelische Lehr von dem rechtfertigenden Glauben. Kurtz darvon zu reden: Wan wie sprechen: Allein der Glaube macht gerecht/ da hat es nicht den Verstand/ daß man keine gute Wercke üben solle/ und daß der Gehorsam in den Glaubigen seye auffgehoben als unnöhtig; dan

XVIII. Wan dan nur der Glaube allein soll gerecht machen/ so ist der Himmel wohl-feil / und wird es gar geringe Mühe kosten die Seligkeit zu erlangen: dan daraus folget/ daß man nicht bedörffe seinem Feind zu verzeihen/ darauff doch Christus so hart tringet unter dem Verlust der Seligkeit Matt. 6. v. 14. Item daß man nicht nöhtig habe die böse Lüsten zu tödten/ darauff doch so gewaltig treibt der H. Paulus Rom. 8. v. 13. Ja so gar von einem jeden Dieb/ Todtschläger/ und Chebrecher (welche der H. Paulus vom Reich GOttes ausschliesset Gal. I. v. 21.) würde man sagen können/ sie seyn lauter heilige und gerechtfertigte Leute/ wetten sie glauben an Christum. Also folgert Adamus Burghaber in Theol. polem. de disposit. justificat. mit anderen Papisten insgemein.

Antwort. Der rechtfertigende Glaube an Christum ist eine Göttliche Hertzens-Bewegung und verträuliche Zuversicht auf Christum und GOttes Barmhertzigkeit/ daß er uns um Christi Gehorsams und Verdienstes willen die Sünde gnädig wolle nachsehen. Nun aber es hure einer / stehle/ und ehebreche/ und versuche zugleich ob er in der That haben könne einen solchen Glauben oder verträuliche Zuversicht; Es hat ja ein solcher nichts anders zu schaffen/ als immerhin in Forcht und Zitteren mit der Verzweifflung und Angst der höllischen Straffen zu ringen. Und wan selbiger bey solchen verübten Schand-Thaten und boßhafftem Vorsatz zu sündigen/ zugleich den rechtfertigenden Glauben oder die glaubige Zuversicht auf Christum erhalten wolte/ wäre eben/ als wan einer einem König freventlich eine Maul-Tasche gäbe/ und zugleich haben wolte eine verträuliche Zuversicht an dessen Gnade. Summa wie ihrs verstehet/ so redet ihr davon. Wan der Glaube bey uns und in unser Gewalt stünde/ und selbiger auch ohne gute Wercke bestehen könte/ so wäre es freylich ein geringes thun um die Seligkeit zu erlangen; Nun ist aber der Glaube eine Gabe GOttes / und stehet nicht in des Menschen Macht oder Willen/ daß/ wan er etwan durch ein gottloses Epicurisch Leben den Glauben verlohren/ und sich dessen verlüstiget gemacht hat / desselbigen wiedrum möge fähig werden/ wan er will. Ja es machen vielmehr die Papisten den Himmel faul und wohlfeyl/ indem sie dem Menschen viel Macht und Kräffte zumessen / daß er einen freyen Willen habe sich darzu durch Verdienst seiner Wercken zu würdigen: oder auch ihn vergewisseren/ daß/ wan er nur durch eine attrition oder unvollkommene Reu eine Angst trägt für der Höllen/ und demnach der Pfaffe etliche Wort der absolution über ihn herbrummelt/ und mit gutem credit die Sünden in der Beicht gleichfals auf einem Kerb-holtz mit ihm abrechnet: oder aber ihm einschwätzet/ daß/ wan er nur einen Heiligen an die Hand nehme/ und (wie jener Päbstische Pfaffe predigte) gleich wie der Zann-König sich setzte auf den Schwantz des Kuckucks und mit zum Himmel floge/ also auch unter den Flügeln eines Heiligen trachte zum Himmel hinein zu schlüpfferen/ so seye er der ewigen Seligkeit vergewissert; ja so gar wan im Pabstum die Vergebung der Sünden/ der Himmel und das ewige Leben um Geld wird feyl geboten/ zuwider dem H. Apostel Petro, welcher nicht allein bezeuget/ daß wir nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seyn/ I. Pet. I. v. 18. sondern auch den Simon, welcher den Aposteln Geld anbotte GOttes Gaben durchs Geld von ihnen zu erkauffen/ mit harten eyffrichen Worten anfuhre/ daß du verdammet werdest mit deinem Geld/ act. 8. v. 20. so machen solche und dergleichen liederliche Lehr-Sätze der Papisten den Himmel wohl-feyl: keines weges aber die Evangelische Lehr von dem rechtfertigenden Glauben. Kurtz darvon zu reden: Wan wie sprechen: Allein der Glaube macht gerecht/ da hat es nicht den Verstand/ daß man keine gute Wercke üben solle/ und daß der Gehorsam in den Glaubigen seye auffgehoben als unnöhtig; dan

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[179/0199] XVIII. Wan dan nur der Glaube allein soll gerecht machen/ so ist der Himmel wohl-feil / und wird es gar geringe Mühe kosten die Seligkeit zu erlangen: dan daraus folget/ daß man nicht bedörffe seinem Feind zu verzeihen/ darauff doch Christus so hart tringet unter dem Verlust der Seligkeit Matt. 6. v. 14. Item daß man nicht nöhtig habe die böse Lüsten zu tödten/ darauff doch so gewaltig treibt der H. Paulus Rom. 8. v. 13. Ja so gar von einem jeden Dieb/ Todtschläger/ und Chebrecher (welche der H. Paulus vom Reich GOttes ausschliesset Gal. I. v. 21.) würde man sagen können/ sie seyn lauter heilige und gerechtfertigte Leute/ wetten sie glauben an Christum. Also folgert Adamus Burghaber in Theol. polem. de disposit. justificat. mit anderen Papisten insgemein. Antwort. Der rechtfertigende Glaube an Christum ist eine Göttliche Hertzens-Bewegung und verträuliche Zuversicht auf Christum und GOttes Barmhertzigkeit/ daß er uns um Christi Gehorsams und Verdienstes willen die Sünde gnädig wolle nachsehen. Nun aber es hure einer / stehle/ und ehebreche/ und versuche zugleich ob er in der That haben könne einen solchen Glauben oder verträuliche Zuversicht; Es hat ja ein solcher nichts anders zu schaffen/ als immerhin in Forcht und Zitteren mit der Verzweifflung und Angst der höllischen Straffen zu ringen. Und wan selbiger bey solchen verübten Schand-Thaten und boßhafftem Vorsatz zu sündigen/ zugleich den rechtfertigenden Glauben oder die glaubige Zuversicht auf Christum erhalten wolte/ wäre eben/ als wan einer einem König freventlich eine Maul-Tasche gäbe/ und zugleich haben wolte eine verträuliche Zuversicht an dessen Gnade. Summa wie ihrs verstehet/ so redet ihr davon. Wan der Glaube bey uns und in unser Gewalt stünde/ und selbiger auch ohne gute Wercke bestehen könte/ so wäre es freylich ein geringes thun um die Seligkeit zu erlangen; Nun ist aber der Glaube eine Gabe GOttes / und stehet nicht in des Menschen Macht oder Willen/ daß/ wan er etwan durch ein gottloses Epicurisch Leben den Glauben verlohren/ und sich dessen verlüstiget gemacht hat / desselbigen wiedrum möge fähig werden/ wan er will. Ja es machen vielmehr die Papisten den Himmel faul und wohlfeyl/ indem sie dem Menschen viel Macht und Kräffte zumessen / daß er einen freyen Willen habe sich darzu durch Verdienst seiner Wercken zu würdigen: oder auch ihn vergewisseren/ daß/ wan er nur durch eine attrition oder unvollkommene Reu eine Angst trägt für der Höllen/ und demnach der Pfaffe etliche Wort der absolution über ihn herbrummelt/ und mit gutem credit die Sünden in der Beicht gleichfals auf einem Kerb-holtz mit ihm abrechnet: oder aber ihm einschwätzet/ daß/ wan er nur einen Heiligen an die Hand nehme/ und (wie jener Päbstische Pfaffe predigte) gleich wie der Zann-König sich setzte auf den Schwantz des Kuckucks und mit zum Himmel floge/ also auch unter den Flügeln eines Heiligen trachte zum Himmel hinein zu schlüpfferen/ so seye er der ewigen Seligkeit vergewissert; ja so gar wan im Pabstum die Vergebung der Sünden/ der Himmel und das ewige Leben um Geld wird feyl geboten/ zuwider dem H. Apostel Petro, welcher nicht allein bezeuget/ daß wir nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seyn/ I. Pet. I. v. 18. sondern auch den Simon, welcher den Aposteln Geld anbotte GOttes Gaben durchs Geld von ihnen zu erkauffen/ mit harten eyffrichen Worten anfuhre/ daß du verdammet werdest mit deinem Geld/ act. 8. v. 20. so machen solche und dergleichen liederliche Lehr-Sätze der Papisten den Himmel wohl-feyl: keines weges aber die Evangelische Lehr von dem rechtfertigenden Glauben. Kurtz darvon zu reden: Wan wie sprechen: Allein der Glaube macht gerecht/ da hat es nicht den Verstand/ daß man keine gute Wercke üben solle/ und daß der Gehorsam in den Glaubigen seye auffgehoben als unnöhtig; dan

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/199>, abgerufen am 21.11.2024.