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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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det. Und weilen der Glaube herrühret bloß aus der Gnade GOttes/ und das geringe was der Mensch aus seinen von Gott verliehenen Kräfften hinzu thut/ zur Gerechtigkeit für GOtt nicht erklecklich seyn kan/ so ist auch das Verdienst des Glaubens nichtig/ und das meritum de congruo, de condigno nur unnütze Schul-füchserey der Papisten.

Die andere Frage.

Ob der Glaube seye ein blosser Historischer Beyfall?

WIr verstehen durch den rechtfertigenden Glauben nicht allein eine blosse Erkanntnüß / und einfältigen Beyfall der historien von Christo/ und desjenigen/ so in der Propheten / Aposteln und Evangelisten Schrifften begriffen ist/ daß es die Warheit seye (wie die Papisten thun/ welche solchen ihren Glauben nennen Catholicam, Dogmaticam, Theologicam, bey Adamo Burghaber controv. LIII) sondern wir verstehen auch dadurch eine hertzliche / glaubige/ und verträuliche Zuversicht aus GOttes Barmhertzigkeit/ daß er uns um Christi Gehorsams und Verdienstes Willen alle Sünden aus Gnaden verzeihe und nachsehe / rechtfertige und selig mache/ das ist: Wir verstehen durch den rechtfertigenden Glauben eine solche heilige Hertzens-Bewegung/ Krafft welcher wir den Sohn GOttes mit seinem heiligsten Verdienst ergreiffen/ alle seine Unschuld und Gerechtigkeit uns zueignen/ und bey aller Noht/ auch wan der Teuffel aufs grausamste der Seelen zusetzet/ und von der begangenen Sünden wegen zur Verzweifflung bringen will/ wir uns der Höllen-Pforten zu Trutz des blutigen JEsu festiglich trösten/ er habe als das Lamm GOttes für alle Sünden bezahlet/ GOtt gäntzlich versöhnet/ so daß nun GOtt unsrer Sünden nicht mehr gedencke / selbige uns nicht zurechne: sondern um dieses Erlösers willen uns als seine liebe Kinder annehme/ und das Erbtheil der Kinder GOttes die ewige Seligkeit unfehlbar einräumen werde.

Dan erstlich: Eben durch solche Zuversicht wird unser Christen-Glaube von dem historischen Glauben (welchen auch die Teuffel haben Jacob. 2. v. 19.) unterschieden; dan die Teuffel glauben eben so wohl auch daß Christus für die Sünde des Menschlichen Geschlechts gestorben und gnug gethan habe: sie setzen aber darum ihre Zuversicht nicht auf Christum: dan Christi erworbene Gutthaten gehen sie lauter nichts an.

Zweitens: Wan die Schrifft von dem seligmachenden Glauben redet/ so brauchet sie solche Redens-Art/ dadurch das Vertrauen und die Zuversicht auf Christi Verdienst und GOttes Barmhertzigkeit klärlich und nahmhafftig gemacht wird; dan S. Paulus spricht: Durch welchen (nemlich Christum) wir haben Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn/ Eph. 3. v. 12. Drum lasset uns hinzu treten mit Freudigkeit zu dem Gnaden-stuel/ Hebr. 4. v. 16. So wir nun haben die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu/ so lasset uns hinzu gehen mit warhafftigem Hertzen/ in völligem Glauben/ Hebr. 10. v. 19. 22. So schreibet auch der H. Joannes: Daran ist die Liebe völlig bey uns/ auf daß wir eine Freudigkeit haben am Tage des Gerichts/ I. Joh. 4. V. 17. Item daselbst v. 18. Forcht ist nicht in der Liebe: sondern die völlige Liebe treibt die Forcht aus: dan die Forcht hat Pein; wer sich aber förchtet/ der ist nicht völlig in

det. Und weilen der Glaube herrühret bloß aus der Gnade GOttes/ und das geringe was der Mensch aus seinen von Gott verliehenen Kräfften hinzu thut/ zur Gerechtigkeit für GOtt nicht erklecklich seyn kan/ so ist auch das Verdienst des Glaubens nichtig/ und das meritum de congruo, de condigno nur unnütze Schul-füchserey der Papisten.

Die andere Frage.

Ob der Glaube seye ein blosser Historischer Beyfall?

WIr verstehen durch den rechtfertigenden Glauben nicht allein eine blosse Erkanntnüß / und einfältigen Beyfall der historien von Christo/ und desjenigen/ so in der Propheten / Aposteln und Evangelisten Schrifften begriffen ist/ daß es die Warheit seye (wie die Papisten thun/ welche solchen ihren Glauben nennen Catholicam, Dogmaticam, Theologicam, bey Adamo Burghaber controv. LIII) sondern wir verstehen auch dadurch eine hertzliche / glaubige/ und verträuliche Zuversicht aus GOttes Barmhertzigkeit/ daß er uns um Christi Gehorsams und Verdienstes Willen alle Sünden aus Gnaden verzeihe und nachsehe / rechtfertige und selig mache/ das ist: Wir verstehen durch den rechtfertigenden Glauben eine solche heilige Hertzens-Bewegung/ Krafft welcher wir den Sohn GOttes mit seinem heiligsten Verdienst ergreiffen/ alle seine Unschuld und Gerechtigkeit uns zueignen/ und bey aller Noht/ auch wan der Teuffel aufs grausamste der Seelen zusetzet/ und von der begangenen Sünden wegen zur Verzweifflung bringen will/ wir uns der Höllen-Pforten zu Trutz des blutigen JEsu festiglich trösten/ er habe als das Lamm GOttes für alle Sünden bezahlet/ GOtt gäntzlich versöhnet/ so daß nun GOtt unsrer Sünden nicht mehr gedencke / selbige uns nicht zurechne: sondern um dieses Erlösers willen uns als seine liebe Kinder annehme/ und das Erbtheil der Kinder GOttes die ewige Seligkeit unfehlbar einräumen werde.

Dan erstlich: Eben durch solche Zuversicht wird unser Christen-Glaube von dem historischen Glauben (welchen auch die Teuffel haben Jacob. 2. v. 19.) unterschieden; dan die Teuffel glauben eben so wohl auch daß Christus für die Sünde des Menschlichen Geschlechts gestorben und gnug gethan habe: sie setzen aber darum ihre Zuversicht nicht auf Christum: dan Christi erworbene Gutthaten gehen sie lauter nichts an.

Zweitens: Wan die Schrifft von dem seligmachenden Glauben redet/ so brauchet sie solche Redens-Art/ dadurch das Vertrauen und die Zuversicht auf Christi Verdienst und GOttes Barmhertzigkeit klärlich und nahmhafftig gemacht wird; dan S. Paulus spricht: Durch welchen (nemlich Christum) wir haben Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn/ Eph. 3. v. 12. Drum lasset uns hinzu treten mit Freudigkeit zu dem Gnaden-stuel/ Hebr. 4. v. 16. So wir nun haben die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu/ so lasset uns hinzu gehen mit warhafftigem Hertzen/ in völligem Glauben/ Hebr. 10. v. 19. 22. So schreibet auch der H. Joannes: Daran ist die Liebe völlig bey uns/ auf daß wir eine Freudigkeit haben am Tage des Gerichts/ I. Joh. 4. V. 17. Item daselbst v. 18. Forcht ist nicht in der Liebe: sondern die völlige Liebe treibt die Forcht aus: dan die Forcht hat Pein; wer sich aber förchtet/ der ist nicht völlig in

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[185/0205] det. Und weilen der Glaube herrühret bloß aus der Gnade GOttes/ und das geringe was der Mensch aus seinen von Gott verliehenen Kräfften hinzu thut/ zur Gerechtigkeit für GOtt nicht erklecklich seyn kan/ so ist auch das Verdienst des Glaubens nichtig/ und das meritum de congruo, de condigno nur unnütze Schul-füchserey der Papisten. Die andere Frage. Ob der Glaube seye ein blosser Historischer Beyfall? WIr verstehen durch den rechtfertigenden Glauben nicht allein eine blosse Erkanntnüß / und einfältigen Beyfall der historien von Christo/ und desjenigen/ so in der Propheten / Aposteln und Evangelisten Schrifften begriffen ist/ daß es die Warheit seye (wie die Papisten thun/ welche solchen ihren Glauben nennen Catholicam, Dogmaticam, Theologicam, bey Adamo Burghaber controv. LIII) sondern wir verstehen auch dadurch eine hertzliche / glaubige/ und verträuliche Zuversicht aus GOttes Barmhertzigkeit/ daß er uns um Christi Gehorsams und Verdienstes Willen alle Sünden aus Gnaden verzeihe und nachsehe / rechtfertige und selig mache/ das ist: Wir verstehen durch den rechtfertigenden Glauben eine solche heilige Hertzens-Bewegung/ Krafft welcher wir den Sohn GOttes mit seinem heiligsten Verdienst ergreiffen/ alle seine Unschuld und Gerechtigkeit uns zueignen/ und bey aller Noht/ auch wan der Teuffel aufs grausamste der Seelen zusetzet/ und von der begangenen Sünden wegen zur Verzweifflung bringen will/ wir uns der Höllen-Pforten zu Trutz des blutigen JEsu festiglich trösten/ er habe als das Lamm GOttes für alle Sünden bezahlet/ GOtt gäntzlich versöhnet/ so daß nun GOtt unsrer Sünden nicht mehr gedencke / selbige uns nicht zurechne: sondern um dieses Erlösers willen uns als seine liebe Kinder annehme/ und das Erbtheil der Kinder GOttes die ewige Seligkeit unfehlbar einräumen werde. Dan erstlich: Eben durch solche Zuversicht wird unser Christen-Glaube von dem historischen Glauben (welchen auch die Teuffel haben Jacob. 2. v. 19.) unterschieden; dan die Teuffel glauben eben so wohl auch daß Christus für die Sünde des Menschlichen Geschlechts gestorben und gnug gethan habe: sie setzen aber darum ihre Zuversicht nicht auf Christum: dan Christi erworbene Gutthaten gehen sie lauter nichts an. Zweitens: Wan die Schrifft von dem seligmachenden Glauben redet/ so brauchet sie solche Redens-Art/ dadurch das Vertrauen und die Zuversicht auf Christi Verdienst und GOttes Barmhertzigkeit klärlich und nahmhafftig gemacht wird; dan S. Paulus spricht: Durch welchen (nemlich Christum) wir haben Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn/ Eph. 3. v. 12. Drum lasset uns hinzu treten mit Freudigkeit zu dem Gnaden-stuel/ Hebr. 4. v. 16. So wir nun haben die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu/ so lasset uns hinzu gehen mit warhafftigem Hertzen/ in völligem Glauben/ Hebr. 10. v. 19. 22. So schreibet auch der H. Joannes: Daran ist die Liebe völlig bey uns/ auf daß wir eine Freudigkeit haben am Tage des Gerichts/ I. Joh. 4. V. 17. Item daselbst v. 18. Forcht ist nicht in der Liebe: sondern die völlige Liebe treibt die Forcht aus: dan die Forcht hat Pein; wer sich aber förchtet/ der ist nicht völlig in

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/205>, abgerufen am 22.11.2024.