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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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der Liebe. Und weil die Forcht in diesem Spruch ausgesetzet wird/ und nicht statt haben kan/ so muß ja hingegen ein freudiger und verträulicher Zutritt Platz finden. Inmassen dan auch Christus dem Gichtbrüchigen/ wie auch dem Blut-flüssigen Weibe gantz tröstlich zuspricht: Seye getrost mein Sohn/ deine Sünde seynd dir vergeben. Seye getröst meine Tochter/ dein Glaub hat dir geholffen / Matt. 9. v. 2. 22. Item seinen Jüngern: Seyd getröstet/ ich habe die Welt überwunden / Joh. 16. v. 33.

Einrede der Papisten.

I. Auff diese Weise zu reden ist der seligmachende Glaube kein blosser Glaube: sondern vielmehr eine Hoffnung/ und folgens wird der Mensch nicht selig durch den Glauben allein.

Antwort. Es ist freylich kein blosser historischer Glaube/ welchen die Papisten und auch die Teufflen haben: sondern er ist ein verträulicher/ zuversichtlicher/ auf Christum und GOttes Barmhertzigkeit um Christi willen sich lehnender Glaube; Und folgens ist dieser Glaube nicht allein eine Wircklichkeit des Verstandes/ sondern auch des Willens. Und dieser Glaube allein hat den Ruhm/ daß er gerecht und selig mache/ und neben ihm keine eintzige andere Tugend/ sie habe Nahmen wie sie wolle.

II. S. Paulus spricht: Wan du glaubst in deinem Hertzen/ daß GOtt JEsum von den Todten aufferwecket hat/ so wirst du selig/ Rom. 10. v. 9. So ist ja zur Seligkeit gnug der Historischer Glaube.

Antwort. S. Paulus hat seine Meinung anderswo klar gnug ausgedeutet. Heißt also an diesem Ort/ im Hertzen glauben/ so viel/ als glauben mit hertzlicher Zuversicht.

III. Hat doch Abraham Gen. 15. v. 6. geglaubt dem HErrn/ und ist ihm sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet worden: und hat er doch nichts mehr geglaubet/ als daß er würde einen Erben haben/ und sich durch selbigen sein Saame vermehren/ wie die Sternen am Himmel: So ist ja Abraham gerechtfertiget worden ohne hertzliche Zuversicht auff GOtt durch Christum.

Antwort. Das Widerspiel erhellet daselbst aus dem ersten vers: dan GOtt sprach zu Abraham: Ich bin dein Schild/ und dein sehr grosser Lohn; darauff hat Abraham seinen Glauben mit hertzlichem Vertrauen befestiget/ und hat zwar Abraham löblich daran gethan / daß er dem Versprechen Gottes geglaubt hat/ und an der göttlichen Macht keinen Zweiffel getragen; dannoch ist ja auch kein Papist so kühn/ daß er sagen dörffte/ daß ein solcher Glaube könne rechtfertigen: dan er kan sich gar wohl befinden bey einem grossen Sünder / der ja nicht zweiffelt/ daß GOtt seinem Versprechen unfehlbarlich werde nachkommen. Durch welchen Glauben aber eigentlich Abraham seye gerechtfertiget/ erkläret deutlich gnug S. Paulus Gal. 3. v. 16. da er spricht: Die Weissagung und Versprechung (daß nemlich in dem Saamen Abrahae sollen alle Völcker gesegnet werden) seye erfüllet in dessen Saamen / welcher ist Christus. Durch den Glauben und verträuliche Zuversicht auf diesen versprochenen und gebenedeyeten Saamen ist Abraham gerechtfertiget. Wirds demnach uns wenig fruchten/ ob wir historischer Weise glauben/ Abraham habe daselbsten die Sternen am Himmel gesehen/ oder der Hund Tobiae habe seinen Schwantz gewädelt/ Tob. II. v. 9. &c. wan uns die glaubige Zuversicht/ und hertzliches Vertrauen auff Christum nicht wird hindurch helffen.

der Liebe. Und weil die Forcht in diesem Spruch ausgesetzet wird/ und nicht statt haben kan/ so muß ja hingegen ein freudiger und verträulicher Zutritt Platz finden. Inmassen dan auch Christus dem Gichtbrüchigen/ wie auch dem Blut-flüssigen Weibe gantz tröstlich zuspricht: Seye getrost mein Sohn/ deine Sünde seynd dir vergeben. Seye getröst meine Tochter/ dein Glaub hat dir geholffen / Matt. 9. v. 2. 22. Item seinen Jüngern: Seyd getröstet/ ich habe die Welt überwunden / Joh. 16. v. 33.

Einrede der Papisten.

I. Auff diese Weise zu reden ist der seligmachende Glaube kein blosser Glaube: sondern vielmehr eine Hoffnung/ und folgens wird der Mensch nicht selig durch den Glauben allein.

Antwort. Es ist freylich kein blosser historischer Glaube/ welchen die Papisten und auch die Teufflen haben: sondern er ist ein verträulicher/ zuversichtlicher/ auf Christum und GOttes Barmhertzigkeit um Christi willen sich lehnender Glaube; Und folgens ist dieser Glaube nicht allein eine Wircklichkeit des Verstandes/ sondern auch des Willens. Und dieser Glaube allein hat den Ruhm/ daß er gerecht und selig mache/ und neben ihm keine eintzige andere Tugend/ sie habe Nahmen wie sie wolle.

II. S. Paulus spricht: Wan du glaubst in deinem Hertzen/ daß GOtt JEsum von den Todten aufferwecket hat/ so wirst du selig/ Rom. 10. v. 9. So ist ja zur Seligkeit gnug der Historischer Glaube.

Antwort. S. Paulus hat seine Meinung anderswo klar gnug ausgedeutet. Heißt also an diesem Ort/ im Hertzen glauben/ so viel/ als glauben mit hertzlicher Zuversicht.

III. Hat doch Abraham Gen. 15. v. 6. geglaubt dem HErrn/ und ist ihm sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet worden: und hat er doch nichts mehr geglaubet/ als daß er würde einen Erben haben/ und sich durch selbigen sein Saame vermehren/ wie die Sternen am Himmel: So ist ja Abraham gerechtfertiget worden ohne hertzliche Zuversicht auff GOtt durch Christum.

Antwort. Das Widerspiel erhellet daselbst aus dem ersten vers: dan GOtt sprach zu Abraham: Ich bin dein Schild/ und dein sehr grosser Lohn; darauff hat Abraham seinen Glauben mit hertzlichem Vertrauen befestiget/ und hat zwar Abraham löblich daran gethan / daß er dem Versprechen Gottes geglaubt hat/ und an der göttlichen Macht keinen Zweiffel getragen; dannoch ist ja auch kein Papist so kühn/ daß er sagen dörffte/ daß ein solcher Glaube könne rechtfertigen: dan er kan sich gar wohl befinden bey einem grossen Sünder / der ja nicht zweiffelt/ daß GOtt seinem Versprechen unfehlbarlich werde nachkommen. Durch welchen Glauben aber eigentlich Abraham seye gerechtfertiget/ erkläret deutlich gnug S. Paulus Gal. 3. v. 16. da er spricht: Die Weissagung und Versprechung (daß nemlich in dem Saamen Abrahae sollen alle Völcker gesegnet werden) seye erfüllet in dessen Saamen / welcher ist Christus. Durch den Glauben und verträuliche Zuversicht auf diesen versprochenen und gebenedeyeten Saamen ist Abraham gerechtfertiget. Wirds demnach uns wenig fruchten/ ob wir historischer Weise glauben/ Abraham habe daselbsten die Sternen am Himmel gesehen/ oder der Hund Tobiae habe seinen Schwantz gewädelt/ Tob. II. v. 9. &c. wan uns die glaubige Zuversicht/ und hertzliches Vertrauen auff Christum nicht wird hindurch helffen.

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der Liebe. Und weil die Forcht in diesem            Spruch ausgesetzet wird/ und nicht statt haben kan/ so muß ja hingegen ein freudiger und            verträulicher Zutritt Platz finden. Inmassen dan auch Christus dem Gichtbrüchigen/ wie            auch dem Blut-flüssigen Weibe gantz tröstlich zuspricht: Seye getrost mein Sohn/ deine            Sünde seynd dir vergeben. Seye getröst meine Tochter/ dein Glaub hat dir geholffen /            Matt. 9. v. 2. 22. Item seinen Jüngern: Seyd getröstet/ ich habe die Welt überwunden /            Joh. 16. v. 33.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Auff diese Weise zu reden ist der seligmachende Glaube kein blosser Glaube: sondern            vielmehr eine Hoffnung/ und folgens wird der Mensch nicht selig durch den Glauben            allein.</p>
        <p>Antwort. Es ist freylich kein blosser historischer Glaube/ welchen die Papisten und auch            die Teufflen haben: sondern er ist ein verträulicher/ zuversichtlicher/ auf Christum und            GOttes Barmhertzigkeit um Christi willen sich lehnender Glaube; Und folgens ist dieser            Glaube nicht allein eine Wircklichkeit des Verstandes/ sondern auch des Willens. Und            dieser Glaube allein hat den Ruhm/ daß er gerecht und selig mache/ und neben ihm keine            eintzige andere Tugend/ sie habe Nahmen wie sie wolle.</p>
        <p>II. S. Paulus spricht: Wan du glaubst in deinem Hertzen/ daß GOtt JEsum von den Todten            aufferwecket hat/ so wirst du selig/ Rom. 10. v. 9. So ist ja zur Seligkeit gnug der            Historischer Glaube.</p>
        <p>Antwort. S. Paulus hat seine Meinung anderswo klar gnug ausgedeutet. Heißt also an diesem            Ort/ im Hertzen glauben/ so viel/ als glauben mit hertzlicher Zuversicht.</p>
        <p>III. Hat doch Abraham Gen. 15. v. 6. geglaubt dem HErrn/ und ist ihm sein Glaube zur            Gerechtigkeit gerechnet worden: und hat er doch nichts mehr geglaubet/ als daß er würde            einen Erben haben/ und sich durch selbigen sein Saame vermehren/ wie die Sternen am            Himmel: So ist ja Abraham gerechtfertiget worden ohne hertzliche Zuversicht auff GOtt            durch Christum.</p>
        <p>Antwort. Das Widerspiel erhellet daselbst aus dem ersten vers: dan GOtt sprach zu            Abraham: Ich bin dein Schild/ und dein sehr grosser Lohn; darauff hat Abraham seinen            Glauben mit hertzlichem Vertrauen befestiget/ und hat zwar Abraham löblich daran gethan /            daß er dem Versprechen Gottes geglaubt hat/ und an der göttlichen Macht keinen Zweiffel            getragen; dannoch ist ja auch kein Papist so kühn/ daß er sagen dörffte/ daß ein solcher            Glaube könne rechtfertigen: dan er kan sich gar wohl befinden bey einem grossen Sünder /            der ja nicht zweiffelt/ daß GOtt seinem Versprechen unfehlbarlich werde nachkommen. Durch            welchen Glauben aber eigentlich Abraham seye gerechtfertiget/ erkläret deutlich gnug S.            Paulus Gal. 3. v. 16. da er spricht: Die Weissagung und Versprechung (daß nemlich in dem            Saamen Abrahae sollen alle Völcker gesegnet werden) seye erfüllet in dessen Saamen /            welcher ist Christus. Durch den Glauben und verträuliche Zuversicht auf diesen            versprochenen und gebenedeyeten Saamen ist Abraham gerechtfertiget. Wirds demnach uns            wenig fruchten/ ob wir historischer Weise glauben/ Abraham habe daselbsten die Sternen            am Himmel gesehen/ oder der Hund Tobiae habe seinen Schwantz gewädelt/ Tob. II. v. 9.            &amp;c. wan uns die glaubige Zuversicht/ und hertzliches Vertrauen auff Christum nicht            wird hindurch helffen.</p>
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[186/0206] der Liebe. Und weil die Forcht in diesem Spruch ausgesetzet wird/ und nicht statt haben kan/ so muß ja hingegen ein freudiger und verträulicher Zutritt Platz finden. Inmassen dan auch Christus dem Gichtbrüchigen/ wie auch dem Blut-flüssigen Weibe gantz tröstlich zuspricht: Seye getrost mein Sohn/ deine Sünde seynd dir vergeben. Seye getröst meine Tochter/ dein Glaub hat dir geholffen / Matt. 9. v. 2. 22. Item seinen Jüngern: Seyd getröstet/ ich habe die Welt überwunden / Joh. 16. v. 33. Einrede der Papisten. I. Auff diese Weise zu reden ist der seligmachende Glaube kein blosser Glaube: sondern vielmehr eine Hoffnung/ und folgens wird der Mensch nicht selig durch den Glauben allein. Antwort. Es ist freylich kein blosser historischer Glaube/ welchen die Papisten und auch die Teufflen haben: sondern er ist ein verträulicher/ zuversichtlicher/ auf Christum und GOttes Barmhertzigkeit um Christi willen sich lehnender Glaube; Und folgens ist dieser Glaube nicht allein eine Wircklichkeit des Verstandes/ sondern auch des Willens. Und dieser Glaube allein hat den Ruhm/ daß er gerecht und selig mache/ und neben ihm keine eintzige andere Tugend/ sie habe Nahmen wie sie wolle. II. S. Paulus spricht: Wan du glaubst in deinem Hertzen/ daß GOtt JEsum von den Todten aufferwecket hat/ so wirst du selig/ Rom. 10. v. 9. So ist ja zur Seligkeit gnug der Historischer Glaube. Antwort. S. Paulus hat seine Meinung anderswo klar gnug ausgedeutet. Heißt also an diesem Ort/ im Hertzen glauben/ so viel/ als glauben mit hertzlicher Zuversicht. III. Hat doch Abraham Gen. 15. v. 6. geglaubt dem HErrn/ und ist ihm sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet worden: und hat er doch nichts mehr geglaubet/ als daß er würde einen Erben haben/ und sich durch selbigen sein Saame vermehren/ wie die Sternen am Himmel: So ist ja Abraham gerechtfertiget worden ohne hertzliche Zuversicht auff GOtt durch Christum. Antwort. Das Widerspiel erhellet daselbst aus dem ersten vers: dan GOtt sprach zu Abraham: Ich bin dein Schild/ und dein sehr grosser Lohn; darauff hat Abraham seinen Glauben mit hertzlichem Vertrauen befestiget/ und hat zwar Abraham löblich daran gethan / daß er dem Versprechen Gottes geglaubt hat/ und an der göttlichen Macht keinen Zweiffel getragen; dannoch ist ja auch kein Papist so kühn/ daß er sagen dörffte/ daß ein solcher Glaube könne rechtfertigen: dan er kan sich gar wohl befinden bey einem grossen Sünder / der ja nicht zweiffelt/ daß GOtt seinem Versprechen unfehlbarlich werde nachkommen. Durch welchen Glauben aber eigentlich Abraham seye gerechtfertiget/ erkläret deutlich gnug S. Paulus Gal. 3. v. 16. da er spricht: Die Weissagung und Versprechung (daß nemlich in dem Saamen Abrahae sollen alle Völcker gesegnet werden) seye erfüllet in dessen Saamen / welcher ist Christus. Durch den Glauben und verträuliche Zuversicht auf diesen versprochenen und gebenedeyeten Saamen ist Abraham gerechtfertiget. Wirds demnach uns wenig fruchten/ ob wir historischer Weise glauben/ Abraham habe daselbsten die Sternen am Himmel gesehen/ oder der Hund Tobiae habe seinen Schwantz gewädelt/ Tob. II. v. 9. &c. wan uns die glaubige Zuversicht/ und hertzliches Vertrauen auff Christum nicht wird hindurch helffen.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/206>, abgerufen am 23.11.2024.