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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Zum andern: So werden die böse Lüste in H. Schrifft austrücklich Sünde genennt: Dann im neunten und zehnten Gebot werden sie ja als Sünde verboten mit diesen Worten: Du solt dich nicht lassen gelüsten. Und S. Paulus spricht: Lasset die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe/ ihr Gehorsam zu leisten in ihren Lüsten. Rom. 6. v. 12. item Die Sünde erkannte ich nicht ohne durchs Gesetz: Dann ich wuste nichts von der Lust/ wo das Gesetz nicht hätte gesagt: Laß dich nicht lüsten Rom. 7. v. 7. item. v. 8. Da nahm die Sünde Ursach am Gebot/ und erregete in mir allerley Lüste. Ja es hat S. Paulus die böse Lüste Rom. 6. fünffmahl/ Rom. 7. sechsmahl/ und Rom. 8. dreymahl unterschiedlich Sünde genennet.

Zum dritten: So werden auch über daß die böse Lüste mit solchen Worten beschrieben / welche der Sünden gleichförmig seyn/ als daß sie genennet werden anhangende Sünde Rom. 7. v. 17. Ich thue dasselbige nicht: Sondern die Sünde die in mir wohnet. item nichts guts v. 18 item Das Fleich gelüstet wieder den Geist. Gal. 5. v. 17. item Eine Feindschafft wieder GOtt. Rom. 8. v. 7. Derenthalben auch S. Paulus befiehlt/ daß die Christen die böse Lüsten creutzigen sollen. Gal. 5. v. 24.

Zum vierten: So werde auch die regende Neigungen/ und erste reitzende Bewegungen der bösen Lüsten/ und anderer bösen Zuneigungen als Sünde verworffen und verdammet: Als da Christus von dem Zorn sagt: Wer seinem Bruder zürnet/ der ist des Gerichts schüldig Matt. 5. v. 22. Und vom Haß spricht S. Joannes: Wer seinen Bruder hasset/ der ist ein Todtschläger I, Joh. 3. v. 15. Und von der bösen Lust so zur Unzucht reitzet/ spricht Christus: Wer ein Weib ansiehet Ihr zu begehren/ der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Hertzen. Matth. 5. v. 28.

Einrede der Papisten.

I. Was Sünde ist/ das ist verdammlich: Nun aber seynd die böse Lüsten in den Gläubigen nicht verdammlich: Dann S. Paulus spricht: Es ist nichts verdammliches an denen/ die in Christo JEsu seyn Rom. 8. v. 1. Derowegen so seynd die böse Lüsten nicht Sünden.

Antwort. S. Paulus spricht nicht/ daß in den Gläubigen und Gerechtfertigten keine Sünde seyn: Sondern er sagt vielmehr das Gegenspiel/ daß nemlich Sünde in den Gläubigen seyn: Doch seyn dieselbige nicht verdammlich/ dieweil sie nemlich um Christi Willen ihnen vergeben und nicht zugerechnet werden. Zudem/ so ist es viel ein anders/ wann man redet von den Sünden/ dardurch der H. Geist verjaget wird: Als zum Exempel/ wann ein Christ nicht streitet wieder die böse Lüste: Sondern hänget den Begierden nach/ und läst die Sünde in seinem sterblichen Leibe herrschen/ thut die Sünde mit der That/ suchet die Gelegenheit die Sünde zu vollbringen/ höret auff Reu und Leyd über die Sünde zu üben: Förchtet sich nichts mehr für GOttes Zorn und Straffen: Bittet auch nicht um Vergebung der Sünden und Regierung des H. Geistes. Ein anders aber ist/ wann man redet von denen Sünden / dardurch ein frommer Mensch die Gnade GOttes nicht verlieret: Darunter dann die böse Lüsten der Wiedergebohrnen gerechnet werden: Dann wann schon dieselbige in ihnen sich regen/ so

Zum andern: So werden die böse Lüste in H. Schrifft austrücklich Sünde genennt: Dann im neunten und zehnten Gebot werden sie ja als Sünde verboten mit diesen Worten: Du solt dich nicht lassen gelüsten. Und S. Paulus spricht: Lasset die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe/ ihr Gehorsam zu leisten in ihren Lüsten. Rom. 6. v. 12. item Die Sünde erkannte ich nicht ohne durchs Gesetz: Dann ich wuste nichts von der Lust/ wo das Gesetz nicht hätte gesagt: Laß dich nicht lüsten Rom. 7. v. 7. item. v. 8. Da nahm die Sünde Ursach am Gebot/ und erregete in mir allerley Lüste. Ja es hat S. Paulus die böse Lüste Rom. 6. fünffmahl/ Rom. 7. sechsmahl/ und Rom. 8. dreymahl unterschiedlich Sünde genennet.

Zum dritten: So werden auch über daß die böse Lüste mit solchen Worten beschrieben / welche der Sünden gleichförmig seyn/ als daß sie genennet werden anhangende Sünde Rom. 7. v. 17. Ich thue dasselbige nicht: Sondern die Sünde die in mir wohnet. item nichts guts v. 18 item Das Fleich gelüstet wieder den Geist. Gal. 5. v. 17. item Eine Feindschafft wieder GOtt. Rom. 8. v. 7. Derenthalben auch S. Paulus befiehlt/ daß die Christen die böse Lüsten creutzigen sollen. Gal. 5. v. 24.

Zum vierten: So werde auch die regende Neigungen/ und erste reitzende Bewegungen der bösen Lüsten/ und anderer bösen Zuneigungen als Sünde verworffen und verdammet: Als da Christus von dem Zorn sagt: Wer seinem Bruder zürnet/ der ist des Gerichts schüldig Matt. 5. v. 22. Und vom Haß spricht S. Joannes: Wer seinen Bruder hasset/ der ist ein Todtschläger I, Joh. 3. v. 15. Und von der bösen Lust so zur Unzucht reitzet/ spricht Christus: Wer ein Weib ansiehet Ihr zu begehren/ der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Hertzen. Matth. 5. v. 28.

Einrede der Papisten.

I. Was Sünde ist/ das ist verdammlich: Nun aber seynd die böse Lüsten in den Gläubigen nicht verdammlich: Dann S. Paulus spricht: Es ist nichts verdammliches an denen/ die in Christo JEsu seyn Rom. 8. v. 1. Derowegen so seynd die böse Lüsten nicht Sünden.

Antwort. S. Paulus spricht nicht/ daß in den Gläubigen und Gerechtfertigten keine Sünde seyn: Sondern er sagt vielmehr das Gegenspiel/ daß nemlich Sünde in den Gläubigen seyn: Doch seyn dieselbige nicht verdammlich/ dieweil sie nemlich um Christi Willen ihnen vergeben und nicht zugerechnet werden. Zudem/ so ist es viel ein anders/ wann man redet von den Sünden/ dardurch der H. Geist verjaget wird: Als zum Exempel/ wann ein Christ nicht streitet wieder die böse Lüste: Sondern hänget den Begierden nach/ und läst die Sünde in seinem sterblichen Leibe herrschen/ thut die Sünde mit der That/ suchet die Gelegenheit die Sünde zu vollbringen/ höret auff Reu und Leyd über die Sünde zu üben: Förchtet sich nichts mehr für GOttes Zorn und Straffen: Bittet auch nicht um Vergebung der Sünden und Regierung des H. Geistes. Ein anders aber ist/ wann man redet von denen Sünden / dardurch ein frommer Mensch die Gnade GOttes nicht verlieret: Darunter dann die böse Lüsten der Wiedergebohrnen gerechnet werden: Dann wann schon dieselbige in ihnen sich regen/ so

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        <p>Zum dritten: So werden auch über daß die böse Lüste mit solchen Worten beschrieben /            welche der Sünden gleichförmig seyn/ als daß sie genennet werden anhangende Sünde Rom. 7.            v. 17. Ich thue dasselbige nicht: Sondern die Sünde die in mir wohnet. item nichts guts v.            18 item Das Fleich gelüstet wieder den Geist. Gal. 5. v. 17. item Eine Feindschafft wieder            GOtt. Rom. 8. v. 7. Derenthalben auch S. Paulus befiehlt/ daß die Christen die böse            Lüsten creutzigen sollen. Gal. 5. v. 24.</p>
        <p>Zum vierten: So werde auch die regende Neigungen/ und erste reitzende Bewegungen der            bösen Lüsten/ und anderer bösen Zuneigungen als Sünde verworffen und verdammet: Als da            Christus von dem Zorn sagt: Wer seinem Bruder zürnet/ der ist des Gerichts schüldig Matt.            5. v. 22. Und vom Haß spricht S. Joannes: Wer seinen Bruder hasset/ der ist ein            Todtschläger I, Joh. 3. v. 15. Und von der bösen Lust so zur Unzucht reitzet/ spricht            Christus: Wer ein Weib ansiehet Ihr zu begehren/ der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen            in seinem Hertzen. Matth. 5. v. 28.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Was Sünde ist/ das ist verdammlich: Nun aber seynd die böse Lüsten in den Gläubigen            nicht verdammlich: Dann S. Paulus spricht: Es ist nichts verdammliches an denen/ die in            Christo JEsu seyn Rom. 8. v. 1. Derowegen so seynd die böse Lüsten nicht Sünden.</p>
        <p>Antwort. S. Paulus spricht nicht/ daß in den Gläubigen und Gerechtfertigten keine Sünde            seyn: Sondern er sagt vielmehr das Gegenspiel/ daß nemlich Sünde in den Gläubigen seyn:            Doch seyn dieselbige nicht verdammlich/ dieweil sie nemlich um Christi Willen ihnen            vergeben und nicht zugerechnet werden. Zudem/ so ist es viel ein anders/ wann man redet            von den Sünden/ dardurch der H. Geist verjaget wird: Als zum Exempel/ wann ein Christ            nicht streitet wieder die böse Lüste: Sondern hänget den Begierden nach/ und läst die            Sünde in seinem sterblichen Leibe herrschen/ thut die Sünde mit der That/ suchet die            Gelegenheit die Sünde zu vollbringen/ höret auff Reu und Leyd über die Sünde zu üben:            Förchtet sich nichts mehr für GOttes Zorn und Straffen: Bittet auch nicht um Vergebung der            Sünden und Regierung des H. Geistes. Ein anders aber ist/ wann man redet von denen Sünden           / dardurch ein frommer Mensch die Gnade GOttes nicht verlieret: Darunter dann die böse            Lüsten der Wiedergebohrnen gerechnet werden: Dann wann schon dieselbige in ihnen sich            regen/ so
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[278/0298] Zum andern: So werden die böse Lüste in H. Schrifft austrücklich Sünde genennt: Dann im neunten und zehnten Gebot werden sie ja als Sünde verboten mit diesen Worten: Du solt dich nicht lassen gelüsten. Und S. Paulus spricht: Lasset die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe/ ihr Gehorsam zu leisten in ihren Lüsten. Rom. 6. v. 12. item Die Sünde erkannte ich nicht ohne durchs Gesetz: Dann ich wuste nichts von der Lust/ wo das Gesetz nicht hätte gesagt: Laß dich nicht lüsten Rom. 7. v. 7. item. v. 8. Da nahm die Sünde Ursach am Gebot/ und erregete in mir allerley Lüste. Ja es hat S. Paulus die böse Lüste Rom. 6. fünffmahl/ Rom. 7. sechsmahl/ und Rom. 8. dreymahl unterschiedlich Sünde genennet. Zum dritten: So werden auch über daß die böse Lüste mit solchen Worten beschrieben / welche der Sünden gleichförmig seyn/ als daß sie genennet werden anhangende Sünde Rom. 7. v. 17. Ich thue dasselbige nicht: Sondern die Sünde die in mir wohnet. item nichts guts v. 18 item Das Fleich gelüstet wieder den Geist. Gal. 5. v. 17. item Eine Feindschafft wieder GOtt. Rom. 8. v. 7. Derenthalben auch S. Paulus befiehlt/ daß die Christen die böse Lüsten creutzigen sollen. Gal. 5. v. 24. Zum vierten: So werde auch die regende Neigungen/ und erste reitzende Bewegungen der bösen Lüsten/ und anderer bösen Zuneigungen als Sünde verworffen und verdammet: Als da Christus von dem Zorn sagt: Wer seinem Bruder zürnet/ der ist des Gerichts schüldig Matt. 5. v. 22. Und vom Haß spricht S. Joannes: Wer seinen Bruder hasset/ der ist ein Todtschläger I, Joh. 3. v. 15. Und von der bösen Lust so zur Unzucht reitzet/ spricht Christus: Wer ein Weib ansiehet Ihr zu begehren/ der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Hertzen. Matth. 5. v. 28. Einrede der Papisten. I. Was Sünde ist/ das ist verdammlich: Nun aber seynd die böse Lüsten in den Gläubigen nicht verdammlich: Dann S. Paulus spricht: Es ist nichts verdammliches an denen/ die in Christo JEsu seyn Rom. 8. v. 1. Derowegen so seynd die böse Lüsten nicht Sünden. Antwort. S. Paulus spricht nicht/ daß in den Gläubigen und Gerechtfertigten keine Sünde seyn: Sondern er sagt vielmehr das Gegenspiel/ daß nemlich Sünde in den Gläubigen seyn: Doch seyn dieselbige nicht verdammlich/ dieweil sie nemlich um Christi Willen ihnen vergeben und nicht zugerechnet werden. Zudem/ so ist es viel ein anders/ wann man redet von den Sünden/ dardurch der H. Geist verjaget wird: Als zum Exempel/ wann ein Christ nicht streitet wieder die böse Lüste: Sondern hänget den Begierden nach/ und läst die Sünde in seinem sterblichen Leibe herrschen/ thut die Sünde mit der That/ suchet die Gelegenheit die Sünde zu vollbringen/ höret auff Reu und Leyd über die Sünde zu üben: Förchtet sich nichts mehr für GOttes Zorn und Straffen: Bittet auch nicht um Vergebung der Sünden und Regierung des H. Geistes. Ein anders aber ist/ wann man redet von denen Sünden / dardurch ein frommer Mensch die Gnade GOttes nicht verlieret: Darunter dann die böse Lüsten der Wiedergebohrnen gerechnet werden: Dann wann schon dieselbige in ihnen sich regen/ so

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/298>, abgerufen am 22.11.2024.