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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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get/ so gehört der Ablaß unfehlbarlich und ohne allen Zweiffel unter die Römische Fratzen und Greuelen Babels.

XIV. Hat doch Pabst Paschalis I. schon für acht hundert Jahren der zu Ehren der H. Jungfrauen Praxedis erbaueten Kirchen einen Ablaß zum Trost der armen Seelen im Fegfeur verliehen: welchen Ablaß elff nach ihm folgende Päbste haben bestättiget: nach Zeugnüß Adami Burghaber.

Antwort. Hätten/ sie es bleiben gelassen/ wärsbessen gewesen.

XV. Es ist zum wenigsten der Ablaß/ so im güldenen Jubel-Jahr pflegt ausgespendet zu werden/ gantz löblich und gottseelig: dann selbiger ist bewehrt und gegründet in H. Schrifft/ im dritten Buch Moysis/ allwo GOtt dem Moyses befohlen: Du solt die Posaunen blasen lassen durch alle eur Land/ und ihr solt das funfzigste Jahr heiligen/ und solts ein Frey-Jahr heissen im Land allen die darinnen wohnen: dann es ist das Jubel-Jahr. Levit. 25. v. 9.

Antwort. Wo stehet aber geschrieben/ daß Moyses alle funfftzig Jahr die Verdiensten Christi und der Heiligen hat lassen ausblasen/ und den Glaubigen durch den Ablaß zugeeignet? Im übrigen thut ihr wohl/ daß/ weil ihr von Christo im neuen Testament keinen Beweiß eures Ablasses könnet aufbringen/ ihr euch verfüget ins alte Judenthum.

XVI. Das obgemeldte Jubel-Jahr des alten Testaments ist ja ein Schatten und Vorbild gewesen des zu jetziger Gnaden-Zeit gebräuchigen Ablasses im Jubel-Jahr.

Antwort. Es ist ein Vorbild gewesen der wahren Freyheit der Kinder GOttes durch das Bluth Christi/ der den Rechtglaubigen seine Verdiensten und den Evangelischen Ablaß ihrer Sünden durch den rechtfertigenden Glauben also zugeeignet/ daß sie darzu keines päbstischen und abergläubischen Ablasses bedörffen.

XVII. Es gereichet aber der Ablaß im güldenen Jubel-Jahr zur grösseren Ehr GOttes / Besserung der Sitten/ Vermehrung der Christlichen Andacht: Indem so viel tausend Seelen aus allen Ecken der Welt nach Rom hinzu eylen/ aus Begierd sich dieses eröffneten Gnaden-Schatzes theilhafftig zu machen.

Antwort. Daß es solle gereichen zur Ehren GOttes/ glaubt man nicht: daß es aber gereiche zum schändlichen Wucher und Bereichung des Pabstes/ und der Römischen Clerisey/ ist offenbahr: weßwegen es auch billig wegen seines grossen Eintrags in die päbstl. Cassa den Namen hat eines güldenen Jahrs. Drum dann zwar Pabst Bonifacius VIII. an. 1300. das hunderste Jahr zum Jubel-Jahr hat erkiesen und angeordnet: weilen aber dem Pabst Clemens VI. diese Zeit etwas zu lang schiene/ aus Befahrung und Beysorge/ es möchte ihm solcher Profit und heiliger Gewinnst wegen Kürtze seines Lebens/ entwischen/ so hat er das funfftzigste Jahr zu dieser Solemnität bestimmet und angestellet: bis endlich Pabst Sixtus IV. um das allersicherste zu spielen/ das fünff und zwantzigste Jahr zu dieser so profitablen und nutzbahren Ceremonie gewidmet und beordert hat.

XVIII. Es wird aber zu zeiten des güldenen Jubel-Jahrs die heilige Pforte (welche eine ist aus den Thüren in S. Petri Kirchen in Vaticano zu Rom) nachdem der Pabst mit einem silbernen Hammer dreymahl an dieselbige angeklopffet/ eröffnet/ da sie doch sonsten immerdar verschlossen und vermauret bleibet: durch welche eusserliche Eröffnung vorgebildet wird die geistliche Eröffnung des Kirchen-Schatzes. Ist diß dann nicht eine heilsame und heilige Erinnerung bey diesem Ablaß?

Antwort. Ists nicht eine unheilige Gottes-Lästerung? solte dann wohl sonsten die Gnaden-Thür der Verdiensten Christi zugeschlossen seyn/ daß sie der Pabst

get/ so gehört der Ablaß unfehlbarlich und ohne allen Zweiffel unter die Römische Fratzen und Greuelen Babels.

XIV. Hat doch Pabst Paschalis I. schon für acht hundert Jahren der zu Ehren der H. Jungfrauen Praxedis erbaueten Kirchen einen Ablaß zum Trost der armen Seelen im Fegfeur verliehen: welchen Ablaß elff nach ihm folgende Päbste haben bestättiget: nach Zeugnüß Adami Burghaber.

Antwort. Hätten/ sie es bleiben gelassen/ wärsbessen gewesen.

XV. Es ist zum wenigsten der Ablaß/ so im güldenen Jubel-Jahr pflegt ausgespendet zu werden/ gantz löblich und gottseelig: dann selbiger ist bewehrt und gegründet in H. Schrifft/ im dritten Buch Moysis/ allwo GOtt dem Moyses befohlen: Du solt die Posaunen blasen lassen durch alle eur Land/ und ihr solt das funfzigste Jahr heiligen/ und solts ein Frey-Jahr heissen im Land allen die darinnen wohnen: dann es ist das Jubel-Jahr. Levit. 25. v. 9.

Antwort. Wo stehet aber geschrieben/ daß Moyses alle funfftzig Jahr die Verdiensten Christi und der Heiligen hat lassen ausblasen/ und den Glaubigen durch den Ablaß zugeeignet? Im übrigen thut ihr wohl/ daß/ weil ihr von Christo im neuen Testament keinen Beweiß eures Ablasses könnet aufbringen/ ihr euch verfüget ins alte Judenthum.

XVI. Das obgemeldte Jubel-Jahr des alten Testaments ist ja ein Schatten und Vorbild gewesen des zu jetziger Gnaden-Zeit gebräuchigen Ablasses im Jubel-Jahr.

Antwort. Es ist ein Vorbild gewesen der wahren Freyheit der Kinder GOttes durch das Bluth Christi/ der den Rechtglaubigen seine Verdiensten und den Evangelischen Ablaß ihrer Sünden durch den rechtfertigenden Glauben also zugeeignet/ daß sie darzu keines päbstischen und abergläubischen Ablasses bedörffen.

XVII. Es gereichet aber der Ablaß im güldenen Jubel-Jahr zur grösseren Ehr GOttes / Besserung der Sitten/ Vermehrung der Christlichen Andacht: Indem so viel tausend Seelen aus allen Ecken der Welt nach Rom hinzu eylen/ aus Begierd sich dieses eröffneten Gnaden-Schatzes theilhafftig zu machen.

Antwort. Daß es solle gereichen zur Ehren GOttes/ glaubt man nicht: daß es aber gereiche zum schändlichen Wucher und Bereichung des Pabstes/ und der Römischen Clerisey/ ist offenbahr: weßwegen es auch billig wegen seines grossen Eintrags in die päbstl. Cassa den Namen hat eines güldenen Jahrs. Drum dann zwar Pabst Bonifacius VIII. an. 1300. das hunderste Jahr zum Jubel-Jahr hat erkiesen und angeordnet: weilen aber dem Pabst Clemens VI. diese Zeit etwas zu lang schiene/ aus Befahrung und Beysorge/ es möchte ihm solcher Profit und heiliger Gewinnst wegen Kürtze seines Lebens/ entwischen/ so hat er das funfftzigste Jahr zu dieser Solemnität bestimmet und angestellet: bis endlich Pabst Sixtus IV. um das allersicherste zu spielen/ das fünff und zwantzigste Jahr zu dieser so profitablen und nutzbahren Ceremonie gewidmet und beordert hat.

XVIII. Es wird aber zu zeiten des güldenen Jubel-Jahrs die heilige Pforte (welche eine ist aus den Thüren in S. Petri Kirchen in Vaticano zu Rom) nachdem der Pabst mit einem silbernen Hammer dreymahl an dieselbige angeklopffet/ eröffnet/ da sie doch sonsten immerdar verschlossen und vermauret bleibet: durch welche eusserliche Eröffnung vorgebildet wird die geistliche Eröffnung des Kirchen-Schatzes. Ist diß dann nicht eine heilsame und heilige Erinnerung bey diesem Ablaß?

Antwort. Ists nicht eine unheilige Gottes-Lästerung? solte dann wohl sonsten die Gnaden-Thür der Verdiensten Christi zugeschlossen seyn/ daß sie der Pabst

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        <p>Antwort. Daß es solle gereichen zur Ehren GOttes/ glaubt man nicht: daß es aber gereiche            zum schändlichen Wucher und Bereichung des Pabstes/ und der Römischen Clerisey/ ist            offenbahr: weßwegen es auch billig wegen seines grossen Eintrags in die päbstl. Cassa den            Namen hat eines güldenen Jahrs. Drum dann zwar Pabst Bonifacius VIII. an. 1300. das            hunderste Jahr zum Jubel-Jahr hat erkiesen und angeordnet: weilen aber dem Pabst Clemens            VI. diese Zeit etwas zu lang schiene/ aus Befahrung und Beysorge/ es möchte ihm solcher            Profit und heiliger Gewinnst wegen Kürtze seines Lebens/ entwischen/ so hat er das            funfftzigste Jahr zu dieser Solemnität bestimmet und angestellet: bis endlich Pabst Sixtus            IV. um das allersicherste zu spielen/ das fünff und zwantzigste Jahr zu dieser so            profitablen und nutzbahren Ceremonie gewidmet und beordert hat.</p>
        <p>XVIII. Es wird aber zu zeiten des güldenen Jubel-Jahrs die heilige Pforte (welche eine            ist aus den Thüren in S. Petri Kirchen in Vaticano zu Rom) nachdem der Pabst mit einem            silbernen Hammer dreymahl an dieselbige angeklopffet/ eröffnet/ da sie doch sonsten            immerdar verschlossen und vermauret bleibet: durch welche eusserliche Eröffnung            vorgebildet wird die geistliche Eröffnung des Kirchen-Schatzes. Ist diß dann nicht eine            heilsame und heilige Erinnerung bey diesem Ablaß?</p>
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[61/0361] get/ so gehört der Ablaß unfehlbarlich und ohne allen Zweiffel unter die Römische Fratzen und Greuelen Babels. XIV. Hat doch Pabst Paschalis I. schon für acht hundert Jahren der zu Ehren der H. Jungfrauen Praxedis erbaueten Kirchen einen Ablaß zum Trost der armen Seelen im Fegfeur verliehen: welchen Ablaß elff nach ihm folgende Päbste haben bestättiget: nach Zeugnüß Adami Burghaber. Antwort. Hätten/ sie es bleiben gelassen/ wärsbessen gewesen. XV. Es ist zum wenigsten der Ablaß/ so im güldenen Jubel-Jahr pflegt ausgespendet zu werden/ gantz löblich und gottseelig: dann selbiger ist bewehrt und gegründet in H. Schrifft/ im dritten Buch Moysis/ allwo GOtt dem Moyses befohlen: Du solt die Posaunen blasen lassen durch alle eur Land/ und ihr solt das funfzigste Jahr heiligen/ und solts ein Frey-Jahr heissen im Land allen die darinnen wohnen: dann es ist das Jubel-Jahr. Levit. 25. v. 9. Antwort. Wo stehet aber geschrieben/ daß Moyses alle funfftzig Jahr die Verdiensten Christi und der Heiligen hat lassen ausblasen/ und den Glaubigen durch den Ablaß zugeeignet? Im übrigen thut ihr wohl/ daß/ weil ihr von Christo im neuen Testament keinen Beweiß eures Ablasses könnet aufbringen/ ihr euch verfüget ins alte Judenthum. XVI. Das obgemeldte Jubel-Jahr des alten Testaments ist ja ein Schatten und Vorbild gewesen des zu jetziger Gnaden-Zeit gebräuchigen Ablasses im Jubel-Jahr. Antwort. Es ist ein Vorbild gewesen der wahren Freyheit der Kinder GOttes durch das Bluth Christi/ der den Rechtglaubigen seine Verdiensten und den Evangelischen Ablaß ihrer Sünden durch den rechtfertigenden Glauben also zugeeignet/ daß sie darzu keines päbstischen und abergläubischen Ablasses bedörffen. XVII. Es gereichet aber der Ablaß im güldenen Jubel-Jahr zur grösseren Ehr GOttes / Besserung der Sitten/ Vermehrung der Christlichen Andacht: Indem so viel tausend Seelen aus allen Ecken der Welt nach Rom hinzu eylen/ aus Begierd sich dieses eröffneten Gnaden-Schatzes theilhafftig zu machen. Antwort. Daß es solle gereichen zur Ehren GOttes/ glaubt man nicht: daß es aber gereiche zum schändlichen Wucher und Bereichung des Pabstes/ und der Römischen Clerisey/ ist offenbahr: weßwegen es auch billig wegen seines grossen Eintrags in die päbstl. Cassa den Namen hat eines güldenen Jahrs. Drum dann zwar Pabst Bonifacius VIII. an. 1300. das hunderste Jahr zum Jubel-Jahr hat erkiesen und angeordnet: weilen aber dem Pabst Clemens VI. diese Zeit etwas zu lang schiene/ aus Befahrung und Beysorge/ es möchte ihm solcher Profit und heiliger Gewinnst wegen Kürtze seines Lebens/ entwischen/ so hat er das funfftzigste Jahr zu dieser Solemnität bestimmet und angestellet: bis endlich Pabst Sixtus IV. um das allersicherste zu spielen/ das fünff und zwantzigste Jahr zu dieser so profitablen und nutzbahren Ceremonie gewidmet und beordert hat. XVIII. Es wird aber zu zeiten des güldenen Jubel-Jahrs die heilige Pforte (welche eine ist aus den Thüren in S. Petri Kirchen in Vaticano zu Rom) nachdem der Pabst mit einem silbernen Hammer dreymahl an dieselbige angeklopffet/ eröffnet/ da sie doch sonsten immerdar verschlossen und vermauret bleibet: durch welche eusserliche Eröffnung vorgebildet wird die geistliche Eröffnung des Kirchen-Schatzes. Ist diß dann nicht eine heilsame und heilige Erinnerung bey diesem Ablaß? Antwort. Ists nicht eine unheilige Gottes-Lästerung? solte dann wohl sonsten die Gnaden-Thür der Verdiensten Christi zugeschlossen seyn/ daß sie der Pabst

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/361>, abgerufen am 22.11.2024.