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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Das dritte Capitel.

Von dem H. Abendmahl: und erstlich zwar von der Transubstantiation, oder Verwandlung des Brodts in den Leib/ und des Weins in das Bluht Christi.

IN dem Punct/ so die wesentliche warhafftige Gegenwart Christi im Heil. Abendmahl betrifft/ seynd wir in etwa einig mit den Papisten/ welche ins gemein diese wesentliche Gegenwart zubehaupten pflegen aus dem sechsten Capitel Joannis, allwo Christus v. 52. spricht: Das Brodt/ das ich geben werde/ ist mein Fleisch/ welches ich geben werde für das Leben der Welt. Item daselbst v. 56. Mein Fleisch ist warhafftig eine Speise/ und mein Bluht warhafftig ein Tranck/ wer mein Fleisch isset/ und mein Bluht trincket/ der bleibt in mir und ich in ihm. So verstunden auch die Jünger (nach Lehr der Papisten) gar wohl/ das Christus daselbst redete von der warhafftigen Niessung seines Fleisches/ drum sie dann sprachen: Das ist eine harte Rede/ wer kan sie anhören? Und dannoch wurden sie drum von Christo keines Irrthums gestraffet: sondern vielmehr in ihrer Meinung bekräfftiget/ und ihnen nur ausgelegt die Manier sein Fleisch zu essen: nemlich nicht also/ als wann man das Kalb-oder Lamm-Fleisch mit den Zähnen zermalmet und zerstücket / den leiblichen Hunger zuersattigen: sondern auf eine Geistliche Weise/ da es gantz unzertheilet wird genossen/ und den Geistlichen Hunger der gläubigen Seelen befriediget / und deren schwache Kräfften erfrischet: welches dann angezeiget wird durch die Wort Christi v. 63. Der Geist ists (oder der Geistlicher Weise genossene und unzermahlte Leib Christi ists) der da lebendig macht: das Fleisch mit den Zähnen als eine leibliche Speise zermahlet/ ist kein nütze. Und auf diesen Sinn deuten die Papisten die Wort Augustini tr. 23. in Johann. qvid paras dentes & ventrem? Crede & manducasti. Was bereitest du die Zähn und den Magen? Glaube nur/ oder geniesse mit glaubigem Hertzen geistlicher und nicht zerstückter Weise den Leib Christi/ so hastn gessen und genossen zur Nahrung der Seelen. Wie dann auch Christus in obangezogenem Capitel v. 66. zur Behauptung solcher Niessung und seiner wesentlichen Gegenwart im Sacrament lieber wolte zugeben/ daß etliche seiner Jünger geärgert und von ihm abtrünnig würden/ als von seinem gefassten Vorhaben wegen der warhafftigen Niessung seines Fleisches sich lassen abwendig machen. Dis ist bey den Papisten der fürnehmste Beweis der wesendlichen Gegenwart Christi im H. Abendmahl: dannoch weilen das obgemeldte sechste Capitel Joannis fürnemlich zielet auf die Niessung Christi durch den Glauben/ so den am Stammen des Creutzes zermarterten Leib zur Speise und das vergossene Bluht zum Geistlichen Tranck und Erquickung der Seelen verwendet/ so ist man eben an diesen Beweis nicht gebunden: sondern es seynd die Wort der Einsetzung Christi von seiner wesentlichen Gegenwart anderswo klar und deutlich gnug Matth. 26. v. 16. Dis ist mein Leib: dis ist mein Blut. Es seynd auch deutlich die Wort Pauli I. Cor. 10. v. 16. Das Brodt/ das wir brechen/ ist das nicht die Gemeinschafft des Leibs des HErren? Item I. Cor. II. v. 28. Der unwürdig isset und trincket/ der isset und trincket ihm

Das dritte Capitel.

Von dem H. Abendmahl: und erstlich zwar von der Transubstantiation, oder Verwandlung des Brodts in den Leib/ und des Weins in das Bluht Christi.

IN dem Punct/ so die wesentliche warhafftige Gegenwart Christi im Heil. Abendmahl betrifft/ seynd wir in etwa einig mit den Papisten/ welche ins gemein diese wesentliche Gegenwart zubehaupten pflegen aus dem sechsten Capitel Joannis, allwo Christus v. 52. spricht: Das Brodt/ das ich geben werde/ ist mein Fleisch/ welches ich geben werde für das Leben der Welt. Item daselbst v. 56. Mein Fleisch ist warhafftig eine Speise/ und mein Bluht warhafftig ein Tranck/ wer mein Fleisch isset/ und mein Bluht trincket/ der bleibt in mir und ich in ihm. So verstunden auch die Jünger (nach Lehr der Papisten) gar wohl/ das Christus daselbst redete von der warhafftigen Niessung seines Fleisches/ drum sie dann sprachen: Das ist eine harte Rede/ wer kan sie anhören? Und dannoch wurden sie drum von Christo keines Irrthums gestraffet: sondern vielmehr in ihrer Meinung bekräfftiget/ und ihnen nur ausgelegt die Manier sein Fleisch zu essen: nemlich nicht also/ als wann man das Kalb-oder Lamm-Fleisch mit den Zähnen zermalmet und zerstücket / den leiblichen Hunger zuersattigen: sondern auf eine Geistliche Weise/ da es gantz unzertheilet wird genossen/ und den Geistlichen Hunger der gläubigen Seelen befriediget / und deren schwache Kräfften erfrischet: welches dann angezeiget wird durch die Wort Christi v. 63. Der Geist ists (oder der Geistlicher Weise genossene und unzermahlte Leib Christi ists) der da lebendig macht: das Fleisch mit den Zähnen als eine leibliche Speise zermahlet/ ist kein nütze. Und auf diesen Sinn deuten die Papisten die Wort Augustini tr. 23. in Johann. qvid paras dentes & ventrem? Crede & manducasti. Was bereitest du die Zähn und den Magen? Glaube nur/ oder geniesse mit glaubigem Hertzen geistlicher und nicht zerstückter Weise den Leib Christi/ so hastn gessen und genossen zur Nahrung der Seelen. Wie dann auch Christus in obangezogenem Capitel v. 66. zur Behauptung solcher Niessung und seiner wesentlichen Gegenwart im Sacrament lieber wolte zugeben/ daß etliche seiner Jünger geärgert und von ihm abtrünnig würden/ als von seinem gefassten Vorhaben wegen der warhafftigen Niessung seines Fleisches sich lassen abwendig machen. Dis ist bey den Papisten der fürnehmste Beweis der wesendlichen Gegenwart Christi im H. Abendmahl: dannoch weilen das obgemeldte sechste Capitel Joannis fürnemlich zielet auf die Niessung Christi durch den Glauben/ so den am Stammen des Creutzes zermarterten Leib zur Speise und das vergossene Bluht zum Geistlichen Tranck und Erquickung der Seelen verwendet/ so ist man eben an diesen Beweis nicht gebunden: sondern es seynd die Wort der Einsetzung Christi von seiner wesentlichen Gegenwart anderswo klar und deutlich gnug Matth. 26. v. 16. Dis ist mein Leib: dis ist mein Blut. Es seynd auch deutlich die Wort Pauli I. Cor. 10. v. 16. Das Brodt/ das wir brechen/ ist das nicht die Gemeinschafft des Leibs des HErren? Item I. Cor. II. v. 28. Der unwürdig isset und trincket/ der isset und trincket ihm

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[65/0365] Das dritte Capitel. Von dem H. Abendmahl: und erstlich zwar von der Transubstantiation, oder Verwandlung des Brodts in den Leib/ und des Weins in das Bluht Christi. IN dem Punct/ so die wesentliche warhafftige Gegenwart Christi im Heil. Abendmahl betrifft/ seynd wir in etwa einig mit den Papisten/ welche ins gemein diese wesentliche Gegenwart zubehaupten pflegen aus dem sechsten Capitel Joannis, allwo Christus v. 52. spricht: Das Brodt/ das ich geben werde/ ist mein Fleisch/ welches ich geben werde für das Leben der Welt. Item daselbst v. 56. Mein Fleisch ist warhafftig eine Speise/ und mein Bluht warhafftig ein Tranck/ wer mein Fleisch isset/ und mein Bluht trincket/ der bleibt in mir und ich in ihm. So verstunden auch die Jünger (nach Lehr der Papisten) gar wohl/ das Christus daselbst redete von der warhafftigen Niessung seines Fleisches/ drum sie dann sprachen: Das ist eine harte Rede/ wer kan sie anhören? Und dannoch wurden sie drum von Christo keines Irrthums gestraffet: sondern vielmehr in ihrer Meinung bekräfftiget/ und ihnen nur ausgelegt die Manier sein Fleisch zu essen: nemlich nicht also/ als wann man das Kalb-oder Lamm-Fleisch mit den Zähnen zermalmet und zerstücket / den leiblichen Hunger zuersattigen: sondern auf eine Geistliche Weise/ da es gantz unzertheilet wird genossen/ und den Geistlichen Hunger der gläubigen Seelen befriediget / und deren schwache Kräfften erfrischet: welches dann angezeiget wird durch die Wort Christi v. 63. Der Geist ists (oder der Geistlicher Weise genossene und unzermahlte Leib Christi ists) der da lebendig macht: das Fleisch mit den Zähnen als eine leibliche Speise zermahlet/ ist kein nütze. Und auf diesen Sinn deuten die Papisten die Wort Augustini tr. 23. in Johann. qvid paras dentes & ventrem? Crede & manducasti. Was bereitest du die Zähn und den Magen? Glaube nur/ oder geniesse mit glaubigem Hertzen geistlicher und nicht zerstückter Weise den Leib Christi/ so hastn gessen und genossen zur Nahrung der Seelen. Wie dann auch Christus in obangezogenem Capitel v. 66. zur Behauptung solcher Niessung und seiner wesentlichen Gegenwart im Sacrament lieber wolte zugeben/ daß etliche seiner Jünger geärgert und von ihm abtrünnig würden/ als von seinem gefassten Vorhaben wegen der warhafftigen Niessung seines Fleisches sich lassen abwendig machen. Dis ist bey den Papisten der fürnehmste Beweis der wesendlichen Gegenwart Christi im H. Abendmahl: dannoch weilen das obgemeldte sechste Capitel Joannis fürnemlich zielet auf die Niessung Christi durch den Glauben/ so den am Stammen des Creutzes zermarterten Leib zur Speise und das vergossene Bluht zum Geistlichen Tranck und Erquickung der Seelen verwendet/ so ist man eben an diesen Beweis nicht gebunden: sondern es seynd die Wort der Einsetzung Christi von seiner wesentlichen Gegenwart anderswo klar und deutlich gnug Matth. 26. v. 16. Dis ist mein Leib: dis ist mein Blut. Es seynd auch deutlich die Wort Pauli I. Cor. 10. v. 16. Das Brodt/ das wir brechen/ ist das nicht die Gemeinschafft des Leibs des HErren? Item I. Cor. II. v. 28. Der unwürdig isset und trincket/ der isset und trincket ihm

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/365>, abgerufen am 21.11.2024.