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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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daß wann einer so viel isset vom gesegneten Brodt / daß er darüber ersättiget wird/ so werde er nicht satt von der Substanz des Brodts: sondern GOtt erschaffe in dem Augenblick eine andere Substanz in dem Magen des Menschen ihn zu ersättigen. Item wann das gesegnete Brodt ins Feur geworffen wird/ so könne das Feur in selbiges nicht wircken/ weilen das Feur daselbst nicht findet einige Substanz oder Wesenheit des Brodts/ welche doch nothwendig erfordert wird/ wann das Feur in dem Brodt wircken solle: sondern es findet (der Papisten Fürgeben nach) lautere Qvalitäten und Zufälligkeiten/ und folgens erschaffe GOtt wunderthätiger Weise eine miraculöse Hitze bey den Gestalten oder Zufälligkeiten des Brodts. Ja wann das ins Feuer geworffene gesegnete Brodt die Form des Feurs annimmt/ oder auch aus demselbigen Gewürm oder Motten / wie auch aus dem gesegneten Wein Mücken oder Fliegen erwachsen/ so erwachsen diese Gewürm/ Motten und Fliegen (nach Aussag der Papisten) nicht aus der Substanz des Brodts oder Weins: sondern GOtt durch seine Allmacht erschaffet eine andere Materie zu diesem Ungezieffer/ hiedurch die menschliche Sinnen zu betriegen. Item wann einer das gesegnete Brodt bey Niessung des Sacraments in den Mund nimmt/ und selbiges niederschlucken will/ so sagen die Papisten/ daß/ weilen der Mund daselbst kein Wesen oder Substanz des Brodt findet/ worin er könne seine Gewalt üben/ der Mensch nicht vermöge mit natürlichen Kräfften des Munds das gesegnete Brodt durch die Kehl hinein zu zwingen: sondern der Mensch müsse nur die Kinbacken bewegen/ und Christus miraculöser Weise sich selbsten in den Magen hinunter schieben. Und wer kan diese aberwitzige Fratzen alle erzehlen/ welche sie doch nennen ein Wunder über alle Wunder/ davon der Psalmist David soll gesagt haben: Er hat ein Gedächtniß gestifft seiner Wunder. Ps. III. v. 4.?

Neuntens: so ist diese Meinung von der Transubstantiation nicht alt: sondern erst um das Jahr Christi 1215. in dem Concilio Lateranensi vom Pabst Innocentio III. den Papisten zu glauben aufgetrungen worden.

Einrede der Papisten.

I. Was Christus seinen Jüngern im letzten Abendmahl hat dargereicht/ dasselbige ist sein warhafftiger Leib gewesen: nun aber hat Christus seinen Jüngern im Abendmahl das Brodt dargereicht: ergo so ist das Brodt im letzten Abendmahl der warhafftige Leib Christi/ und folgens in demselbigen verwandelt gewesen.

Antwort. Das ist eben eine Folgerey/ als wann einer/ so dem andern einen Beutel mit Geld darreichte/ sagen würde/ was ich dir darreiche/ das ist warhafftig Geld/ nun reiche ich dir den Beutel/ ergo so ist der Beutel warhafftig Geld. Diß ist eine Sophisterey/ deren/ wann sich einer gebraucht/ sagen die Dialectici: Non distribuitur medium: Dann nicht alles/ was Christus im letzten Abendmahl hat dargereicht/ ist Christi Leib gewesen: sondern beydes der Leib Christi und Brodt zusammen/ nach Zeugnüß Pauli I. Cor. 10. &c.

II. Es sagt doch Christus austrücklich: Das ist mein Leib. Nun aber kan man das Wörtlein / das/ nicht auf das Brodt deuten/ sondern es muß nothwendig auf den Leib gedeutet werden: dann sonsten wäre es nach der Grammatic nicht wohl geredet. Folgens ist im Abendmahl kein Brodt: sondern bloß der Leib Christi.

Antwort. Es muß auch das Wörtlein Das nicht auf das Brodt gedeutet werden: als wann das Brodt wäre der Leib Christi: sondern der Verstand der Wörter ist eigentlich dieser: Mit den eusserlichen Gestalten des Brodts/ so ihr allhier sehet/ ist das Wesen meines Leibs Sacramentlicher Weise verknüpffet. Daraus folget aber nicht/ daß das Brodt seye der Leib

daß wann einer so viel isset vom gesegneten Brodt / daß er darüber ersättiget wird/ so werde er nicht satt von der Substanz des Brodts: sondern GOtt erschaffe in dem Augenblick eine andere Substanz in dem Magen des Menschen ihn zu ersättigen. Item wann das gesegnete Brodt ins Feur geworffen wird/ so könne das Feur in selbiges nicht wircken/ weilen das Feur daselbst nicht findet einige Substanz oder Wesenheit des Brodts/ welche doch nothwendig erfordert wird/ wann das Feur in dem Brodt wircken solle: sondern es findet (der Papisten Fürgeben nach) lautere Qvalitäten und Zufälligkeiten/ und folgens erschaffe GOtt wunderthätiger Weise eine miraculöse Hitze bey den Gestalten oder Zufälligkeiten des Brodts. Ja wañ das ins Feuer geworffene gesegnete Brodt die Form des Feurs annimmt/ oder auch aus demselbigen Gewürm oder Motten / wie auch aus dem gesegneten Wein Mücken oder Fliegen erwachsen/ so erwachsen diese Gewürm/ Motten und Fliegen (nach Aussag der Papisten) nicht aus der Substanz des Brodts oder Weins: sondern GOtt durch seine Allmacht erschaffet eine andere Materie zu diesem Ungezieffer/ hiedurch die menschliche Sinnen zu betriegen. Item wann einer das gesegnete Brodt bey Niessung des Sacraments in den Mund nim̃t/ und selbiges niederschlucken will/ so sagen die Papisten/ daß/ weilen der Mund daselbst kein Wesen oder Substanz des Brodt findet/ worin er könne seine Gewalt üben/ der Mensch nicht vermöge mit natürlichen Kräfften des Munds das gesegnete Brodt durch die Kehl hinein zu zwingen: sondern der Mensch müsse nur die Kinbacken bewegen/ und Christus miraculöser Weise sich selbsten in den Magen hinunter schieben. Und wer kan diese aberwitzige Fratzen alle erzehlen/ welche sie doch nennen ein Wunder über alle Wunder/ davon der Psalmist David soll gesagt haben: Er hat ein Gedächtniß gestifft seiner Wunder. Ps. III. v. 4.?

Neuntens: so ist diese Meinung von der Transubstantiation nicht alt: sondern erst um das Jahr Christi 1215. in dem Concilio Lateranensi vom Pabst Innocentio III. den Papisten zu glauben aufgetrungen worden.

Einrede der Papisten.

I. Was Christus seinen Jüngern im letzten Abendmahl hat dargereicht/ dasselbige ist sein warhafftiger Leib gewesen: nun aber hat Christus seinen Jüngern im Abendmahl das Brodt dargereicht: ergo so ist das Brodt im letzten Abendmahl der warhafftige Leib Christi/ und folgens in demselbigen verwandelt gewesen.

Antwort. Das ist eben eine Folgerey/ als wann einer/ so dem andern einen Beutel mit Geld darreichte/ sagen würde/ was ich dir darreiche/ das ist warhafftig Geld/ nun reiche ich dir den Beutel/ ergo so ist der Beutel warhafftig Geld. Diß ist eine Sophisterey/ deren/ wann sich einer gebraucht/ sagen die Dialectici: Non distribuitur medium: Dann nicht alles/ was Christus im letzten Abendmahl hat dargereicht/ ist Christi Leib gewesen: sondern beydes der Leib Christi und Brodt zusammen/ nach Zeugnüß Pauli I. Cor. 10. &c.

II. Es sagt doch Christus austrücklich: Das ist mein Leib. Nun aber kan man das Wörtlein / das/ nicht auf das Brodt deuten/ sondern es muß nothwendig auf den Leib gedeutet werden: dann sonsten wäre es nach der Grammatic nicht wohl geredet. Folgens ist im Abendmahl kein Brodt: sondern bloß der Leib Christi.

Antwort. Es muß auch das Wörtlein Das nicht auf das Brodt gedeutet werden: als wann das Brodt wäre der Leib Christi: sondern der Verstand der Wörter ist eigentlich dieser: Mit den eusserlichen Gestalten des Brodts/ so ihr allhier sehet/ ist das Wesen meines Leibs Sacramentlicher Weise verknüpffet. Daraus folget aber nicht/ daß das Brodt seye der Leib

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        <p>Neuntens: so ist diese Meinung von der Transubstantiation nicht alt: sondern erst um das            Jahr Christi 1215. in dem Concilio Lateranensi vom Pabst Innocentio III. den Papisten zu            glauben aufgetrungen worden.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Was Christus seinen Jüngern im letzten Abendmahl hat dargereicht/ dasselbige ist sein            warhafftiger Leib gewesen: nun aber hat Christus seinen Jüngern im Abendmahl das Brodt            dargereicht: ergo so ist das Brodt im letzten Abendmahl der warhafftige Leib Christi/ und            folgens in demselbigen verwandelt gewesen.</p>
        <p>Antwort. Das ist eben eine Folgerey/ als wann einer/ so dem andern einen Beutel mit            Geld darreichte/ sagen würde/ was ich dir darreiche/ das ist warhafftig Geld/ nun            reiche ich dir den Beutel/ ergo so ist der Beutel warhafftig Geld. Diß ist eine            Sophisterey/ deren/ wann sich einer gebraucht/ sagen die Dialectici: Non distribuitur            medium: Dann nicht alles/ was Christus im letzten Abendmahl hat dargereicht/ ist Christi            Leib gewesen: sondern beydes der Leib Christi und Brodt zusammen/ nach Zeugnüß Pauli I.            Cor. 10. &amp;c.</p>
        <p>II. Es sagt doch Christus austrücklich: Das ist mein Leib. Nun aber kan man das Wörtlein           / das/ nicht auf das Brodt deuten/ sondern es muß nothwendig auf den Leib gedeutet            werden: dann sonsten wäre es nach der Grammatic nicht wohl geredet. Folgens ist im            Abendmahl kein Brodt: sondern bloß der Leib Christi.</p>
        <p>Antwort. Es muß auch das Wörtlein Das nicht auf das Brodt gedeutet werden: als wann das            Brodt wäre der Leib Christi: sondern der Verstand der Wörter ist eigentlich dieser: Mit            den eusserlichen Gestalten des Brodts/ so ihr allhier sehet/ ist das Wesen meines Leibs            Sacramentlicher Weise verknüpffet. Daraus folget aber nicht/ daß das Brodt seye der              Leib
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[68/0368] daß wann einer so viel isset vom gesegneten Brodt / daß er darüber ersättiget wird/ so werde er nicht satt von der Substanz des Brodts: sondern GOtt erschaffe in dem Augenblick eine andere Substanz in dem Magen des Menschen ihn zu ersättigen. Item wann das gesegnete Brodt ins Feur geworffen wird/ so könne das Feur in selbiges nicht wircken/ weilen das Feur daselbst nicht findet einige Substanz oder Wesenheit des Brodts/ welche doch nothwendig erfordert wird/ wann das Feur in dem Brodt wircken solle: sondern es findet (der Papisten Fürgeben nach) lautere Qvalitäten und Zufälligkeiten/ und folgens erschaffe GOtt wunderthätiger Weise eine miraculöse Hitze bey den Gestalten oder Zufälligkeiten des Brodts. Ja wañ das ins Feuer geworffene gesegnete Brodt die Form des Feurs annimmt/ oder auch aus demselbigen Gewürm oder Motten / wie auch aus dem gesegneten Wein Mücken oder Fliegen erwachsen/ so erwachsen diese Gewürm/ Motten und Fliegen (nach Aussag der Papisten) nicht aus der Substanz des Brodts oder Weins: sondern GOtt durch seine Allmacht erschaffet eine andere Materie zu diesem Ungezieffer/ hiedurch die menschliche Sinnen zu betriegen. Item wann einer das gesegnete Brodt bey Niessung des Sacraments in den Mund nim̃t/ und selbiges niederschlucken will/ so sagen die Papisten/ daß/ weilen der Mund daselbst kein Wesen oder Substanz des Brodt findet/ worin er könne seine Gewalt üben/ der Mensch nicht vermöge mit natürlichen Kräfften des Munds das gesegnete Brodt durch die Kehl hinein zu zwingen: sondern der Mensch müsse nur die Kinbacken bewegen/ und Christus miraculöser Weise sich selbsten in den Magen hinunter schieben. Und wer kan diese aberwitzige Fratzen alle erzehlen/ welche sie doch nennen ein Wunder über alle Wunder/ davon der Psalmist David soll gesagt haben: Er hat ein Gedächtniß gestifft seiner Wunder. Ps. III. v. 4.? Neuntens: so ist diese Meinung von der Transubstantiation nicht alt: sondern erst um das Jahr Christi 1215. in dem Concilio Lateranensi vom Pabst Innocentio III. den Papisten zu glauben aufgetrungen worden. Einrede der Papisten. I. Was Christus seinen Jüngern im letzten Abendmahl hat dargereicht/ dasselbige ist sein warhafftiger Leib gewesen: nun aber hat Christus seinen Jüngern im Abendmahl das Brodt dargereicht: ergo so ist das Brodt im letzten Abendmahl der warhafftige Leib Christi/ und folgens in demselbigen verwandelt gewesen. Antwort. Das ist eben eine Folgerey/ als wann einer/ so dem andern einen Beutel mit Geld darreichte/ sagen würde/ was ich dir darreiche/ das ist warhafftig Geld/ nun reiche ich dir den Beutel/ ergo so ist der Beutel warhafftig Geld. Diß ist eine Sophisterey/ deren/ wann sich einer gebraucht/ sagen die Dialectici: Non distribuitur medium: Dann nicht alles/ was Christus im letzten Abendmahl hat dargereicht/ ist Christi Leib gewesen: sondern beydes der Leib Christi und Brodt zusammen/ nach Zeugnüß Pauli I. Cor. 10. &c. II. Es sagt doch Christus austrücklich: Das ist mein Leib. Nun aber kan man das Wörtlein / das/ nicht auf das Brodt deuten/ sondern es muß nothwendig auf den Leib gedeutet werden: dann sonsten wäre es nach der Grammatic nicht wohl geredet. Folgens ist im Abendmahl kein Brodt: sondern bloß der Leib Christi. Antwort. Es muß auch das Wörtlein Das nicht auf das Brodt gedeutet werden: als wann das Brodt wäre der Leib Christi: sondern der Verstand der Wörter ist eigentlich dieser: Mit den eusserlichen Gestalten des Brodts/ so ihr allhier sehet/ ist das Wesen meines Leibs Sacramentlicher Weise verknüpffet. Daraus folget aber nicht/ daß das Brodt seye der Leib

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/368>, abgerufen am 22.11.2024.