Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.der Engeln/ ist nicht erschröcklich/ als nur den Ungläubigen/ so die vertrauliche Zuversicht/ nach Art der Papisten/ von ihm abwenden. XXXIV. Man list doch in Conform. S. Francisci, wie daß etliche Franciscaner-Mönche in einem Gesicht gesehen haben zwo Leitern von der Erden erhoben biß in den Himmel/ deren die eine war roht/ die andere weiß: Oben auff der rohten stund Christus: Und die Mönche / so auff der rohten Leiter hinauff stiegen/ purtzelten hinter sich zu Boden: Alle diejenigen aber/ so die weisse Leiter hinauffklummen/ wurden ins Himmlische Paradeiß auffgenommen: Dann Maria stunde oben auff dieser weissen Leiter mit ausgestreckten Armen / und nahme alle die/ so auff der weissen Leiter zu ihr hinauffstiegen/ zu sich in die Himmlische Herrlichkeit. Warum solte man dann nicht Vertrauen tragen auff Mariam? Antwort. Die Mönche haben entweder wegen eines Rausches einen Daumel im Kopff/ oder wegen ihres Unglaubens einen Schwindel in der Seelen gehabt/ daß es ihnen grün ist vor den Augen worden/ und sie die rohte Leiter/ darauff Christus sasse/ nicht recht haben sehen können: Drum muß man sich an diß Stolperen der Mönchen nicht ärgeren. XXXV. Man sage was man wolle: Alle Heiligen seynd grosse Fürsten des Himmels/ darum seynd sie aller Ehren wohl würdig. Antwort. Freylich seynd sie aller geziemender Ehren würdig/ aber keiner Anruffung und zuversichtlichen Vertrauens. Zudem ob alle diejenigen/ so die Papisten als Heilige verehren/ warhafftig im Himmel sich befinden/ daran könte man wohl billig zweifflen. Dann erstlich: vorzeiten/ nach Zeugnüß Bellarmini l. I. de beatitud. SS. c. 8. ware es einem ieden Bischoff zuständig/ ja auch dem gemeinen Volck/ nach dessen Geist und Andacht/ zugelassen/ einen ieden für einen Heiligen auszuruffen und zu verehren/ wie sie es ihrer andächtigen Meynung gemäß befunden: Weilen aber nachmahls die Erfahrung hat ausgewiesen/ daß viele/ wegen des falschen Gerüchts der Heiligkeit und ausgesprengten Wunderwerck betrogen/ Heilig gesprochen und verehrt haben diejenigen/ so in der That nicht heilig/ sondern dieser Ehr unwürdig waren (wie mit vielen Exempeln erweiset gemelter Bellarminus l. c.) so hat der Papst diese öffentliche Heiligsprechung und Canonisirung dem gemeinen Volck benommen und verbotten/ und ihm selbst diese Gewalt ungefehr vor fünff hundert Jahren vorbehalten. Ob aber auch der Pabst hierin nicht irren könne/ solches wird nirgend kräfftiglich bewiesen: Möchten also wohl war seyn die Wort des H. Augustini bey Bellarmino lib. I. de Sanct. Beatitud. Viele Leiber der Menschen werden in Ehren gehalten auff Erden/ deren Seelen ewig brennen im Abgrund der Höllen. Wiederum gesteht Bellarminus de Beatitud. SS. c. 10. Daß/ ob es schon dem Pabst allein zuständig seye/ einen Heiligen offentlich zur Verehrung der Kirchen fürzustellen/ so seye es doch einem ieden insbesonder zugelassen/ denjenigen als einen Heiligen mit privater Andacht insgeheim zu verehren/ welchen er in seinem Gemüht für Heilig erkennet und urtheilet. Weilen nun aber kein Mensch die Heimlichkeit des Hertzens kan durchgründen / noch wissen wie ein ander stehe in dem Urtheil GOttes/ was ist dis dann anders/ als den Leuten austrücklich die Abgötterey und Anbetung der Verdammten gestatten/ und billigen daß sie ihnen auff dem Altar ihres Hertzens heimlich den Weyrauch opffern mögen? der Engeln/ ist nicht erschröcklich/ als nur den Ungläubigen/ so die vertrauliche Zuversicht/ nach Art der Papisten/ von ihm abwenden. XXXIV. Man list doch in Conform. S. Francisci, wie daß etliche Franciscaner-Mönche in einem Gesicht gesehen haben zwo Leitern von der Erden erhoben biß in den Himmel/ deren die eine war roht/ die andere weiß: Oben auff der rohten stund Christus: Und die Mönche / so auff der rohten Leiter hinauff stiegen/ purtzelten hinter sich zu Boden: Alle diejenigen aber/ so die weisse Leiter hinauffklummen/ wurden ins Himmlische Paradeiß auffgenommen: Dann Maria stunde oben auff dieser weissen Leiter mit ausgestreckten Armen / und nahme alle die/ so auff der weissen Leiter zu ihr hinauffstiegen/ zu sich in die Himmlische Herrlichkeit. Warum solte man dann nicht Vertrauen tragen auff Mariam? Antwort. Die Mönche haben entweder wegen eines Rausches einen Daumel im Kopff/ oder wegen ihres Unglaubens einen Schwindel in der Seelen gehabt/ daß es ihnen grün ist vor den Augen worden/ und sie die rohte Leiter/ darauff Christus sasse/ nicht recht haben sehen können: Drum muß man sich an diß Stolperen der Mönchen nicht ärgeren. XXXV. Man sage was man wolle: Alle Heiligen seynd grosse Fürsten des Himmels/ darum seynd sie aller Ehren wohl würdig. Antwort. Freylich seynd sie aller geziemender Ehren würdig/ aber keiner Anruffung und zuversichtlichen Vertrauens. Zudem ob alle diejenigen/ so die Papisten als Heilige verehren/ warhafftig im Himmel sich befinden/ daran könte man wohl billig zweifflen. Dann erstlich: vorzeiten/ nach Zeugnüß Bellarmini l. I. de beatitud. SS. c. 8. ware es einem ieden Bischoff zuständig/ ja auch dem gemeinen Volck/ nach dessen Geist und Andacht/ zugelassen/ einen ieden für einen Heiligen auszuruffen und zu verehren/ wie sie es ihrer andächtigen Meynung gemäß befunden: Weilen aber nachmahls die Erfahrung hat ausgewiesen/ daß viele/ wegen des falschen Gerüchts der Heiligkeit und ausgesprengten Wunderwerck betrogen/ Heilig gesprochen und verehrt haben diejenigen/ so in der That nicht heilig/ sondern dieser Ehr unwürdig waren (wie mit vielen Exempeln erweiset gemelter Bellarminus l. c.) so hat der Papst diese öffentliche Heiligsprechung und Canonisirung dem gemeinen Volck benommen und verbotten/ und ihm selbst diese Gewalt ungefehr vor fünff hundert Jahren vorbehalten. Ob aber auch der Pabst hierin nicht irren könne/ solches wird nirgend kräfftiglich bewiesen: Möchten also wohl war seyn die Wort des H. Augustini bey Bellarmino lib. I. de Sanct. Beatitud. Viele Leiber der Menschen werden in Ehren gehalten auff Erden/ deren Seelen ewig brennen im Abgrund der Höllen. Wiederum gesteht Bellarminus de Beatitud. SS. c. 10. Daß/ ob es schon dem Pabst allein zuständig seye/ einen Heiligen offentlich zur Verehrung der Kirchen fürzustellen/ so seye es doch einem ieden insbesonder zugelassen/ denjenigen als einen Heiligen mit privater Andacht insgeheim zu verehren/ welchen er in seinem Gemüht für Heilig erkennet und urtheilet. Weilen nun aber kein Mensch die Heimlichkeit des Hertzens kan durchgründen / noch wissen wie ein ander stehe in dem Urtheil GOttes/ was ist dis dann anders/ als den Leuten austrücklich die Abgötterey und Anbetung der Verdammten gestatten/ und billigen daß sie ihnen auff dem Altar ihres Hertzens heimlich den Weyrauch opffern mögen? <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0474" n="174"/> der Engeln/ ist nicht erschröcklich/ als nur den Ungläubigen/ so die vertrauliche Zuversicht/ nach Art der Papisten/ von ihm abwenden.</p> <p>XXXIV. Man list doch in Conform. S. Francisci, wie daß etliche Franciscaner-Mönche in einem Gesicht gesehen haben zwo Leitern von der Erden erhoben biß in den Himmel/ deren die eine war roht/ die andere weiß: Oben auff der rohten stund Christus: Und die Mönche / so auff der rohten Leiter hinauff stiegen/ purtzelten hinter sich zu Boden: Alle diejenigen aber/ so die weisse Leiter hinauffklummen/ wurden ins Himmlische Paradeiß auffgenommen: Dann Maria stunde oben auff dieser weissen Leiter mit ausgestreckten Armen / und nahme alle die/ so auff der weissen Leiter zu ihr hinauffstiegen/ zu sich in die Himmlische Herrlichkeit. Warum solte man dann nicht Vertrauen tragen auff Mariam?</p> <p>Antwort. Die Mönche haben entweder wegen eines Rausches einen Daumel im Kopff/ oder wegen ihres Unglaubens einen Schwindel in der Seelen gehabt/ daß es ihnen grün ist vor den Augen worden/ und sie die rohte Leiter/ darauff Christus sasse/ nicht recht haben sehen können: Drum muß man sich an diß Stolperen der Mönchen nicht ärgeren.</p> <p>XXXV. Man sage was man wolle: Alle Heiligen seynd grosse Fürsten des Himmels/ darum seynd sie aller Ehren wohl würdig.</p> <p>Antwort. Freylich seynd sie aller geziemender Ehren würdig/ aber keiner Anruffung und zuversichtlichen Vertrauens. Zudem ob alle diejenigen/ so die Papisten als Heilige verehren/ warhafftig im Himmel sich befinden/ daran könte man wohl billig zweifflen. Dann erstlich: vorzeiten/ nach Zeugnüß Bellarmini l. I. de beatitud. SS. c. 8. ware es einem ieden Bischoff zuständig/ ja auch dem gemeinen Volck/ nach dessen Geist und Andacht/ zugelassen/ einen ieden für einen Heiligen auszuruffen und zu verehren/ wie sie es ihrer andächtigen Meynung gemäß befunden: Weilen aber nachmahls die Erfahrung hat ausgewiesen/ daß viele/ wegen des falschen Gerüchts der Heiligkeit und ausgesprengten Wunderwerck betrogen/ Heilig gesprochen und verehrt haben diejenigen/ so in der That nicht heilig/ sondern dieser Ehr unwürdig waren (wie mit vielen Exempeln erweiset gemelter Bellarminus l. c.) so hat der Papst diese öffentliche Heiligsprechung und Canonisirung dem gemeinen Volck benommen und verbotten/ und ihm selbst diese Gewalt ungefehr vor fünff hundert Jahren vorbehalten. Ob aber auch der Pabst hierin nicht irren könne/ solches wird nirgend kräfftiglich bewiesen: Möchten also wohl war seyn die Wort des H. Augustini bey Bellarmino lib. I. de Sanct. Beatitud. Viele Leiber der Menschen werden in Ehren gehalten auff Erden/ deren Seelen ewig brennen im Abgrund der Höllen. Wiederum gesteht Bellarminus de Beatitud. SS. c. 10. Daß/ ob es schon dem Pabst allein zuständig seye/ einen Heiligen offentlich zur Verehrung der Kirchen fürzustellen/ so seye es doch einem ieden insbesonder zugelassen/ denjenigen als einen Heiligen mit privater Andacht insgeheim zu verehren/ welchen er in seinem Gemüht für Heilig erkennet und urtheilet. Weilen nun aber kein Mensch die Heimlichkeit des Hertzens kan durchgründen / noch wissen wie ein ander stehe in dem Urtheil GOttes/ was ist dis dann anders/ als den Leuten austrücklich die Abgötterey und Anbetung der Verdammten gestatten/ und billigen daß sie ihnen auff dem Altar ihres Hertzens heimlich den Weyrauch opffern mögen?</p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0474]
der Engeln/ ist nicht erschröcklich/ als nur den Ungläubigen/ so die vertrauliche Zuversicht/ nach Art der Papisten/ von ihm abwenden.
XXXIV. Man list doch in Conform. S. Francisci, wie daß etliche Franciscaner-Mönche in einem Gesicht gesehen haben zwo Leitern von der Erden erhoben biß in den Himmel/ deren die eine war roht/ die andere weiß: Oben auff der rohten stund Christus: Und die Mönche / so auff der rohten Leiter hinauff stiegen/ purtzelten hinter sich zu Boden: Alle diejenigen aber/ so die weisse Leiter hinauffklummen/ wurden ins Himmlische Paradeiß auffgenommen: Dann Maria stunde oben auff dieser weissen Leiter mit ausgestreckten Armen / und nahme alle die/ so auff der weissen Leiter zu ihr hinauffstiegen/ zu sich in die Himmlische Herrlichkeit. Warum solte man dann nicht Vertrauen tragen auff Mariam?
Antwort. Die Mönche haben entweder wegen eines Rausches einen Daumel im Kopff/ oder wegen ihres Unglaubens einen Schwindel in der Seelen gehabt/ daß es ihnen grün ist vor den Augen worden/ und sie die rohte Leiter/ darauff Christus sasse/ nicht recht haben sehen können: Drum muß man sich an diß Stolperen der Mönchen nicht ärgeren.
XXXV. Man sage was man wolle: Alle Heiligen seynd grosse Fürsten des Himmels/ darum seynd sie aller Ehren wohl würdig.
Antwort. Freylich seynd sie aller geziemender Ehren würdig/ aber keiner Anruffung und zuversichtlichen Vertrauens. Zudem ob alle diejenigen/ so die Papisten als Heilige verehren/ warhafftig im Himmel sich befinden/ daran könte man wohl billig zweifflen. Dann erstlich: vorzeiten/ nach Zeugnüß Bellarmini l. I. de beatitud. SS. c. 8. ware es einem ieden Bischoff zuständig/ ja auch dem gemeinen Volck/ nach dessen Geist und Andacht/ zugelassen/ einen ieden für einen Heiligen auszuruffen und zu verehren/ wie sie es ihrer andächtigen Meynung gemäß befunden: Weilen aber nachmahls die Erfahrung hat ausgewiesen/ daß viele/ wegen des falschen Gerüchts der Heiligkeit und ausgesprengten Wunderwerck betrogen/ Heilig gesprochen und verehrt haben diejenigen/ so in der That nicht heilig/ sondern dieser Ehr unwürdig waren (wie mit vielen Exempeln erweiset gemelter Bellarminus l. c.) so hat der Papst diese öffentliche Heiligsprechung und Canonisirung dem gemeinen Volck benommen und verbotten/ und ihm selbst diese Gewalt ungefehr vor fünff hundert Jahren vorbehalten. Ob aber auch der Pabst hierin nicht irren könne/ solches wird nirgend kräfftiglich bewiesen: Möchten also wohl war seyn die Wort des H. Augustini bey Bellarmino lib. I. de Sanct. Beatitud. Viele Leiber der Menschen werden in Ehren gehalten auff Erden/ deren Seelen ewig brennen im Abgrund der Höllen. Wiederum gesteht Bellarminus de Beatitud. SS. c. 10. Daß/ ob es schon dem Pabst allein zuständig seye/ einen Heiligen offentlich zur Verehrung der Kirchen fürzustellen/ so seye es doch einem ieden insbesonder zugelassen/ denjenigen als einen Heiligen mit privater Andacht insgeheim zu verehren/ welchen er in seinem Gemüht für Heilig erkennet und urtheilet. Weilen nun aber kein Mensch die Heimlichkeit des Hertzens kan durchgründen / noch wissen wie ein ander stehe in dem Urtheil GOttes/ was ist dis dann anders/ als den Leuten austrücklich die Abgötterey und Anbetung der Verdammten gestatten/ und billigen daß sie ihnen auff dem Altar ihres Hertzens heimlich den Weyrauch opffern mögen?
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