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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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XXXVI. Die Evangelischen wöllen die Anruffung der Heiligen aus GOttes Wort bewiesen haben: Aber wann man sich bloß darauff fussen wolte/ so würde man zwar die Lehr von Anruffung der Heiligen nicht gar wohl behaupten können: Dannoch muß man sich verlassen auff die Tradition und Satzung der Römischen Kirchen/ und auff das Concilium zu Trident, welches Sess. 25. diese Glaubens-Warheit von Anruffung der Heiligen hat bestettiget. Also redet Adamus Burghaber Theolog. polem. controv. 43. de invocat. Sanct.

Antwort. Wann dann diese Anruffung kein anders Beweißthum hat/ so wollen wir das Concilium mit den Römischen Traditionen/ sampt dieser Abgötterey/ zum respect und Ansehen GOttes und seines Göttlichen Worts fahren lassen.

XXXVII. Halten doch die H. Väter die Anruffung der Heiligen für billig.

Antwort. Cyrillus l. 3. Thes. c. I. Und Anastasius l. 4. contra Arianos &c. halten sie für unrecht. So schreibt auch Ambrosius in Epist. Pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen haben wir keinen Unterhandler nöhtig. Im übrigen die H. Schrifft gehet bey uns vor/ und die H. Väter folgen nach.

XXXVIII. Zum wenigsten wird doch den Catholischen von den Evangelischen zu nahe getreten / wann sie fürgeben die Catholischen beten die Heiligen an. Dann sie beten keinen an/ als GOtt allein. Sie sprechen zu GOtt allein: Du bist unser GOtt/ und zu Christo allein: Du bist unser eintziger Mittler.

Antwort. Mit dem Mund und Worten/ oder/ nach der Päbstischen Schuel-Art zu reden/ in actu signato erkennen sie keinen anderen GOtt und Mittler/ aber mit dem Hertzen und in der That/ oder in actu exercito handelen sie weit anders/ indem sie die innerliche geistliche Andacht des Hertzens/ (welche eine Gattung ist der GOtt allein vorbehaltener Anbethung) auff die Heiligen verwenden: Wann demnach die Papisten zu GOtt sprechen: Du bist allein unser GOtt/ und zu Christo: Du bist allein unser Mittler/ ists eben so viel / als wann ein Weib zu ihrem Mann spricht: Du bist mein eintziger Schatz/ und darneben huret. Wiedrum ists auch nicht war/ daß die Papisten mit dem Munde zu Christo allein sprechen: Du bist unser Mittler: Dann sie sprechen eben so wohl in ihrem gemeinen Gebeth zum Beschluß der Lauretanischen Litaney/ Sub tuum praesidium confugimus Domina nostra, Mediatrix nostra. Unter deinen Schutz fliehen wir unsere Frau/ unsere Mittlerin.

XXXIX. Gestattet doch GOtt so gar/ daß auch die Menschen unter einander (also zu reden) sich anbeten: Also hat Abraham die Hethiten Gen. 23. Jacob seinen Bruder Esau Gen. 33. Nathan den David 3. Reg. I. Der König Salomon seine Mutter 3. Reg. 2. Abdias den Propheten Elias 3. Reg. 18. v. 7. Nabuchodosor den Daniel Dan. 2. &c. angebeten. Warum solte man dann nicht auch die Heiligen GOttes anbeten?

Antwort. Es wird in den obangeführten Exempeln durch den H. Geist eine äusserliche bürgerliche Reverentz und Ehrerbietung beschrieben/ die jhe einer dem andern/ Ehren wegen/ erzeiget gehabt: Wir aber reden alhier von einer innerlichen geistlichen Andacht des Hertzens/ dabey eine gläubige Zuversicht und hertzliches Vertrauen der Gnade und Barmhertzigkeit sich befindet: welche wir dann den verstorbenen Heiligen gantz ab/ GOtt aber allein zusprechen und zueignen.

XL. Als Josue den Engel sahe/ welcher sagte er wäre ein Fürst über das Heer des HErren / fiel er auf sein Angesicht zur Erden und betete ihn an: womit der Engel noch nicht zu frieden/ dem Josue gebotte/ er solte so gar die Schuh von den

XXXVI. Die Evangelischen wöllen die Anruffung der Heiligen aus GOttes Wort bewiesen haben: Aber wann man sich bloß darauff fussen wolte/ so würde man zwar die Lehr von Anruffung der Heiligen nicht gar wohl behaupten können: Dannoch muß man sich verlassen auff die Tradition und Satzung der Römischen Kirchen/ und auff das Concilium zu Trident, welches Sess. 25. diese Glaubens-Warheit von Anruffung der Heiligen hat bestettiget. Also redet Adamus Burghaber Theolog. polem. controv. 43. de invocat. Sanct.

Antwort. Wann dann diese Anruffung kein anders Beweißthum hat/ so wollen wir das Concilium mit den Römischen Traditionen/ sampt dieser Abgötterey/ zum respect und Ansehen GOttes und seines Göttlichen Worts fahren lassen.

XXXVII. Halten doch die H. Väter die Anruffung der Heiligen für billig.

Antwort. Cyrillus l. 3. Thes. c. I. Und Anastasius l. 4. contra Arianos &c. halten sie für unrecht. So schreibt auch Ambrosius in Epist. Pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen haben wir keinen Unterhandler nöhtig. Im übrigen die H. Schrifft gehet bey uns vor/ und die H. Väter folgen nach.

XXXVIII. Zum wenigsten wird doch den Catholischen von den Evangelischen zu nahe getreten / wann sie fürgeben die Catholischen beten die Heiligen an. Dann sie beten keinen an/ als GOtt allein. Sie sprechen zu GOtt allein: Du bist unser GOtt/ und zu Christo allein: Du bist unser eintziger Mittler.

Antwort. Mit dem Mund und Worten/ oder/ nach der Päbstischen Schuel-Art zu reden/ in actu signato erkennen sie keinen anderen GOtt und Mittler/ aber mit dem Hertzen und in der That/ oder in actu exercito handelen sie weit anders/ indem sie die innerliche geistliche Andacht des Hertzens/ (welche eine Gattung ist der GOtt allein vorbehaltener Anbethung) auff die Heiligen verwenden: Wann demnach die Papisten zu GOtt sprechen: Du bist allein unser GOtt/ und zu Christo: Du bist allein unser Mittler/ ists eben so viel / als wann ein Weib zu ihrem Mann spricht: Du bist mein eintziger Schatz/ und darneben huret. Wiedrum ists auch nicht war/ daß die Papisten mit dem Munde zu Christo allein sprechen: Du bist unser Mittler: Dann sie sprechen eben so wohl in ihrem gemeinen Gebeth zum Beschluß der Lauretanischen Litaney/ Sub tuum praesidium confugimus Domina nostra, Mediatrix nostra. Unter deinen Schutz fliehen wir unsere Frau/ unsere Mittlerin.

XXXIX. Gestattet doch GOtt so gar/ daß auch die Menschen unter einander (also zu reden) sich anbeten: Also hat Abraham die Hethiten Gen. 23. Jacob seinen Bruder Esau Gen. 33. Nathan den David 3. Reg. I. Der König Salomon seine Mutter 3. Reg. 2. Abdias den Propheten Elias 3. Reg. 18. v. 7. Nabuchodosor den Daniel Dan. 2. &c. angebeten. Warum solte man dann nicht auch die Heiligen GOttes anbeten?

Antwort. Es wird in den obangeführten Exempeln durch den H. Geist eine äusserliche bürgerliche Reverentz und Ehrerbietung beschrieben/ die jhe einer dem andern/ Ehren wegen/ erzeiget gehabt: Wir aber reden alhier von einer innerlichen geistlichen Andacht des Hertzens/ dabey eine gläubige Zuversicht und hertzliches Vertrauen der Gnade und Barmhertzigkeit sich befindet: welche wir dann den verstorbenen Heiligen gantz ab/ GOtt aber allein zusprechen und zueignen.

XL. Als Josue den Engel sahe/ welcher sagte er wäre ein Fürst über das Heer des HErren / fiel er auf sein Angesicht zur Erden und betete ihn an: womit der Engel noch nicht zu frieden/ dem Josue gebotte/ er solte so gar die Schuh von den

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        <p>Antwort. Wann dann diese Anruffung kein anders Beweißthum hat/ so wollen wir das            Concilium mit den Römischen Traditionen/ sampt dieser Abgötterey/ zum respect und            Ansehen GOttes und seines Göttlichen Worts fahren lassen.</p>
        <p>XXXVII. Halten doch die H. Väter die Anruffung der Heiligen für billig.</p>
        <p>Antwort. Cyrillus l. 3. Thes. c. I. Und Anastasius l. 4. contra Arianos &amp;c. halten            sie für unrecht. So schreibt auch Ambrosius in Epist. Pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen            haben wir keinen Unterhandler nöhtig. Im übrigen die H. Schrifft gehet bey uns vor/ und            die H. Väter folgen nach.</p>
        <p>XXXVIII. Zum wenigsten wird doch den Catholischen von den Evangelischen zu nahe getreten           / wann sie fürgeben die Catholischen beten die Heiligen an. Dann sie beten keinen an/ als            GOtt allein. Sie sprechen zu GOtt allein: Du bist unser GOtt/ und zu Christo allein: Du            bist unser eintziger Mittler.</p>
        <p>Antwort. Mit dem Mund und Worten/ oder/ nach der Päbstischen Schuel-Art zu reden/ in            actu signato erkennen sie keinen anderen GOtt und Mittler/ aber mit dem Hertzen und in            der That/ oder in actu exercito handelen sie weit anders/ indem sie die innerliche            geistliche Andacht des Hertzens/ (welche eine Gattung ist der GOtt allein vorbehaltener            Anbethung) auff die Heiligen verwenden: Wann demnach die Papisten zu GOtt sprechen: Du            bist allein unser GOtt/ und zu Christo: Du bist allein unser Mittler/ ists eben so viel           / als wann ein Weib zu ihrem Mann spricht: Du bist mein eintziger Schatz/ und darneben            huret. Wiedrum ists auch nicht war/ daß die Papisten mit dem Munde zu Christo allein            sprechen: Du bist unser Mittler: Dann sie sprechen eben so wohl in ihrem gemeinen Gebeth            zum Beschluß der Lauretanischen Litaney/ Sub tuum praesidium confugimus Domina nostra,            Mediatrix nostra. Unter deinen Schutz fliehen wir unsere Frau/ unsere Mittlerin.</p>
        <p>XXXIX. Gestattet doch GOtt so gar/ daß auch die Menschen unter einander (also zu reden)            sich anbeten: Also hat Abraham die Hethiten Gen. 23. Jacob seinen Bruder Esau Gen. 33.            Nathan den David 3. Reg. I. Der König Salomon seine Mutter 3. Reg. 2. Abdias den Propheten            Elias 3. Reg. 18. v. 7. Nabuchodosor den Daniel Dan. 2. &amp;c. angebeten. Warum solte man            dann nicht auch die Heiligen GOttes anbeten?</p>
        <p>Antwort. Es wird in den obangeführten Exempeln durch den H. Geist eine äusserliche            bürgerliche Reverentz und Ehrerbietung beschrieben/ die jhe einer dem andern/ Ehren            wegen/ erzeiget gehabt: Wir aber reden alhier von einer innerlichen geistlichen Andacht            des Hertzens/ dabey eine gläubige Zuversicht und hertzliches Vertrauen der Gnade und            Barmhertzigkeit sich befindet: welche wir dann den verstorbenen Heiligen gantz ab/ GOtt            aber allein zusprechen und zueignen.</p>
        <p>XL. Als Josue den Engel sahe/ welcher sagte er wäre ein Fürst über das Heer des HErren /            fiel er auf sein Angesicht zur Erden und betete ihn an: womit der Engel noch nicht zu            frieden/ dem Josue gebotte/ er solte so gar die Schuh von den
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[175/0475] XXXVI. Die Evangelischen wöllen die Anruffung der Heiligen aus GOttes Wort bewiesen haben: Aber wann man sich bloß darauff fussen wolte/ so würde man zwar die Lehr von Anruffung der Heiligen nicht gar wohl behaupten können: Dannoch muß man sich verlassen auff die Tradition und Satzung der Römischen Kirchen/ und auff das Concilium zu Trident, welches Sess. 25. diese Glaubens-Warheit von Anruffung der Heiligen hat bestettiget. Also redet Adamus Burghaber Theolog. polem. controv. 43. de invocat. Sanct. Antwort. Wann dann diese Anruffung kein anders Beweißthum hat/ so wollen wir das Concilium mit den Römischen Traditionen/ sampt dieser Abgötterey/ zum respect und Ansehen GOttes und seines Göttlichen Worts fahren lassen. XXXVII. Halten doch die H. Väter die Anruffung der Heiligen für billig. Antwort. Cyrillus l. 3. Thes. c. I. Und Anastasius l. 4. contra Arianos &c. halten sie für unrecht. So schreibt auch Ambrosius in Epist. Pauli ad Rom. GOtt zu versöhnen haben wir keinen Unterhandler nöhtig. Im übrigen die H. Schrifft gehet bey uns vor/ und die H. Väter folgen nach. XXXVIII. Zum wenigsten wird doch den Catholischen von den Evangelischen zu nahe getreten / wann sie fürgeben die Catholischen beten die Heiligen an. Dann sie beten keinen an/ als GOtt allein. Sie sprechen zu GOtt allein: Du bist unser GOtt/ und zu Christo allein: Du bist unser eintziger Mittler. Antwort. Mit dem Mund und Worten/ oder/ nach der Päbstischen Schuel-Art zu reden/ in actu signato erkennen sie keinen anderen GOtt und Mittler/ aber mit dem Hertzen und in der That/ oder in actu exercito handelen sie weit anders/ indem sie die innerliche geistliche Andacht des Hertzens/ (welche eine Gattung ist der GOtt allein vorbehaltener Anbethung) auff die Heiligen verwenden: Wann demnach die Papisten zu GOtt sprechen: Du bist allein unser GOtt/ und zu Christo: Du bist allein unser Mittler/ ists eben so viel / als wann ein Weib zu ihrem Mann spricht: Du bist mein eintziger Schatz/ und darneben huret. Wiedrum ists auch nicht war/ daß die Papisten mit dem Munde zu Christo allein sprechen: Du bist unser Mittler: Dann sie sprechen eben so wohl in ihrem gemeinen Gebeth zum Beschluß der Lauretanischen Litaney/ Sub tuum praesidium confugimus Domina nostra, Mediatrix nostra. Unter deinen Schutz fliehen wir unsere Frau/ unsere Mittlerin. XXXIX. Gestattet doch GOtt so gar/ daß auch die Menschen unter einander (also zu reden) sich anbeten: Also hat Abraham die Hethiten Gen. 23. Jacob seinen Bruder Esau Gen. 33. Nathan den David 3. Reg. I. Der König Salomon seine Mutter 3. Reg. 2. Abdias den Propheten Elias 3. Reg. 18. v. 7. Nabuchodosor den Daniel Dan. 2. &c. angebeten. Warum solte man dann nicht auch die Heiligen GOttes anbeten? Antwort. Es wird in den obangeführten Exempeln durch den H. Geist eine äusserliche bürgerliche Reverentz und Ehrerbietung beschrieben/ die jhe einer dem andern/ Ehren wegen/ erzeiget gehabt: Wir aber reden alhier von einer innerlichen geistlichen Andacht des Hertzens/ dabey eine gläubige Zuversicht und hertzliches Vertrauen der Gnade und Barmhertzigkeit sich befindet: welche wir dann den verstorbenen Heiligen gantz ab/ GOtt aber allein zusprechen und zueignen. XL. Als Josue den Engel sahe/ welcher sagte er wäre ein Fürst über das Heer des HErren / fiel er auf sein Angesicht zur Erden und betete ihn an: womit der Engel noch nicht zu frieden/ dem Josue gebotte/ er solte so gar die Schuh von den

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/475>, abgerufen am 02.11.2024.