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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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Gespräch führen Exod. 30. v. 6. so war dann dieser Fuß-Schemmel GOttes/ wo GOtt selbsten reden wolte/ aus Geheiß GOttes geheiliget/ und geziemender Ehren würdig: Solchen Befehl aber und Anordnung GOttes haben wir nicht bey den Bildnüssen der Heiligen. Zudem ist auch diese leblose Lade nicht mit einer gläubigen Zuversicht angebeten worden/ wie die Bildnüssen der Heiligen angebeten werden: Sondern sie ist nur in schuldigsten Ehren gehalten/ und weilen es die Bundes-Lade war/ so fiehle man darfür nieder/ und erinnerte sich Göttlicher Verheissungen/ und des Bundes mit GOtt/ darauff man sich verlassend GOtt anbetete. Und weilen der Ort/ wo die Lade des Bundes stunde/ derjenige Ort war/ wo die Gemeine solte zusammen kommen und einmühtig GOtt anruffen/ (wie bey den Evangelischen die Kirche ist/ so von ihnen nicht angebeten wird /) so richteten die Israeliten ihr Gebet nicht zu der eingebildeten Krafft der Laden: Wie die Papisten ihren Bilderen eine besondere Krafft zumessen/ und die zu Loretto an ein Mutter GOttes oder ander Wunder-Bild angestrichenes/ und gleichsam als an einem Wetz-Stein geschärfftes Pater noster oder Rosen-Krantz für ein heiliges Mittel/ und einen gegen den Teuffel und Unholden in allen Nöhten und Gefahren unüberwindlichen Sabel / und gegen die Gepresten und Schwachheiten ein allgemeines Heyl-Mittel halten/ und sich fester steuren auff einen so abergläubischen Anstrich eines Bildes/ als auff den Schutz und Beystand GOttes: Auch dessentwegen (wie zum Stromberg im Stifft Münster und anderstwo zu sehen ist) die aus der Bildnüß Christi/ ihrer Einbildung nach/ hervorgehende Krafft mit beyden Händen vom Bilde abstreichen/ und darmit um die Augen/ Ohren/ Schulteren und Lenden umherwischen. O Einfalt! O Thorheit!

V. GOtt sprach zu Moyses Exod. 25. v. 22. Ich will mit dir reden von dem Gnaden-Stuel zwischen den zween Cherubin die auff der Arcken des Zeugnüß seyn: Allhier wurden ja beyde Cherubin mit der Archen zugleich also fürgestellet/ daß/ wer GOtt anbeten wolte/ auch zugleich diese Engel anbeten muste.

Antwort. GOtt ist nur angebeten/ und der Ort aus Befehl GOttes/ wegen der sonnderlichen Beywohnung GOttes/ heilig und in Ehren gehalten: Das aber auch die Cherubin solten angebeten seyn/ muß bewiesen werden: Sonsten müste auch folgen/ daß/ da der König Salomon 3. Reg. 10. v. 18. hat lassen verfertigen einen grossen Stuel von Elffenbein mit sechs Stuffen/ und zwölff Löwen gestellet auff den sechs Stuffen auff beyden Seiten/ ein ieder/ der damahls dem Salomon auff seinem Thron Königliche Ehr erwiesen hat/ auch solche Ehr-Bezeigung abgestattet habe den auff die Seite gestellten Löwen. Diß wäre aber eine seltzame Folgerey.

VI. Es beten auch die Papisten keine Bilder an: Sondern durch die Bilder erinnern sie sich nur Christi und seiner Heiligen/ so sie verehren und anbeten/ gemäß dem alten Spruch.

Effigiem Christi, cum transis/ semper honora:

Non tamen effigiem, sed qvem designat, adora.

Antwort. Ein oder ander gemeiner Dorff-Pfaffe/ oder auch ein Papist der sich seines Pabstums schämet/ mags wohl also auslegen: Aber behüte GOtt! Was ist diß für eine Ketzerey in der Päbstischen Theologie! Dann kein in der Theologischen Wissenschafft bewanderter Papist gebraucht sich solcher Auslegung/ als nur Durandus 3. Dist. 9. q. 2. n. 9. II. wie auch Holkot und Cajetanus 3. p. q. 25. a. 3. wessenthalben auch diese von anderen Theologen für ketzermässig werden ausgescholten: Wie zu lesen ist bey dem Jesuiten Adamo Burg-

Gespräch führen Exod. 30. v. 6. so war dann dieser Fuß-Schemmel GOttes/ wo GOtt selbsten reden wolte/ aus Geheiß GOttes geheiliget/ und geziemender Ehren würdig: Solchen Befehl aber und Anordnung GOttes haben wir nicht bey den Bildnüssen der Heiligen. Zudem ist auch diese leblose Lade nicht mit einer gläubigen Zuversicht angebeten worden/ wie die Bildnüssen der Heiligen angebeten werden: Sondern sie ist nur in schuldigsten Ehren gehalten/ und weilen es die Bundes-Lade war/ so fiehle man darfür nieder/ und erinnerte sich Göttlicher Verheissungen/ und des Bundes mit GOtt/ darauff man sich verlassend GOtt anbetete. Und weilen der Ort/ wo die Lade des Bundes stunde/ derjenige Ort war/ wo die Gemeine solte zusammen kommen und einmühtig GOtt anruffen/ (wie bey den Evangelischen die Kirche ist/ so von ihnen nicht angebeten wird /) so richteten die Israeliten ihr Gebet nicht zu der eingebildeten Krafft der Laden: Wie die Papisten ihren Bilderen eine besondere Krafft zumessen/ und die zu Loretto an ein Mutter GOttes oder ander Wunder-Bild angestrichenes/ und gleichsam als an einem Wetz-Stein geschärfftes Pater noster oder Rosen-Krantz für ein heiliges Mittel/ und einen gegen den Teuffel und Unholden in allen Nöhten und Gefahren unüberwindlichen Sabel / und gegen die Gepresten und Schwachheiten ein allgemeines Heyl-Mittel halten/ und sich fester steuren auff einen so abergläubischen Anstrich eines Bildes/ als auff den Schutz und Beystand GOttes: Auch dessentwegen (wie zum Stromberg im Stifft Münster und anderstwo zu sehen ist) die aus der Bildnüß Christi/ ihrer Einbildung nach/ hervorgehende Krafft mit beyden Händen vom Bilde abstreichen/ und darmit um die Augen/ Ohren/ Schulteren und Lenden umherwischen. O Einfalt! O Thorheit!

V. GOtt sprach zu Moyses Exod. 25. v. 22. Ich will mit dir reden von dem Gnaden-Stuel zwischen den zween Cherubin die auff der Arcken des Zeugnüß seyn: Allhier wurden ja beyde Cherubin mit der Archen zugleich also fürgestellet/ daß/ wer GOtt anbeten wolte/ auch zugleich diese Engel anbeten muste.

Antwort. GOtt ist nur angebeten/ und der Ort aus Befehl GOttes/ wegen der soñderlichen Beywohnung GOttes/ heilig und in Ehren gehalten: Das aber auch die Cherubin solten angebeten seyn/ muß bewiesen werden: Sonsten müste auch folgen/ daß/ da der König Salomon 3. Reg. 10. v. 18. hat lassen verfertigen einen grossen Stuel von Elffenbein mit sechs Stuffen/ und zwölff Löwen gestellet auff den sechs Stuffen auff beyden Seiten/ ein ieder/ der damahls dem Salomon auff seinem Thron Königliche Ehr erwiesen hat/ auch solche Ehr-Bezeigung abgestattet habe den auff die Seite gestellten Löwen. Diß wäre aber eine seltzame Folgerey.

VI. Es beten auch die Papisten keine Bilder an: Sondern durch die Bilder erinnern sie sich nur Christi und seiner Heiligen/ so sie verehren und anbeten/ gemäß dem alten Spruch.

Effigiem Christi, cum transis/ semper honora:

Non tamen effigiem, sed qvem designat, adora.

Antwort. Ein oder ander gemeiner Dorff-Pfaffe/ oder auch ein Papist der sich seines Pabstums schämet/ mags wohl also auslegen: Aber behüte GOtt! Was ist diß für eine Ketzerey in der Päbstischen Theologie! Dann kein in der Theologischen Wissenschafft bewanderter Papist gebraucht sich solcher Auslegung/ als nur Durandus 3. Dist. 9. q. 2. n. 9. II. wie auch Holkot und Cajetanus 3. p. q. 25. a. 3. wessenthalben auch diese von anderen Theologen für ketzermässig werden ausgescholten: Wie zu lesen ist bey dem Jesuiten Adamo Burg-

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Gespräch führen Exod. 30. v. 6. so war            dann dieser Fuß-Schemmel GOttes/ wo GOtt selbsten reden wolte/ aus Geheiß GOttes            geheiliget/ und geziemender Ehren würdig: Solchen Befehl aber und Anordnung GOttes haben            wir nicht bey den Bildnüssen der Heiligen. Zudem ist auch diese leblose Lade nicht mit            einer gläubigen Zuversicht angebeten worden/ wie die Bildnüssen der Heiligen angebeten            werden: Sondern sie ist nur in schuldigsten Ehren gehalten/ und weilen es die Bundes-Lade            war/ so fiehle man darfür nieder/ und erinnerte sich Göttlicher Verheissungen/ und des            Bundes mit GOtt/ darauff man sich verlassend GOtt anbetete. Und weilen der Ort/ wo die            Lade des Bundes stunde/ derjenige Ort war/ wo die Gemeine solte zusammen kommen und            einmühtig GOtt anruffen/ (wie bey den Evangelischen die Kirche ist/ so von ihnen nicht            angebeten wird /) so richteten die Israeliten ihr Gebet nicht zu der eingebildeten Krafft            der Laden: Wie die Papisten ihren Bilderen eine besondere Krafft zumessen/ und die zu            Loretto an ein Mutter GOttes oder ander Wunder-Bild angestrichenes/ und gleichsam als an            einem Wetz-Stein geschärfftes Pater noster oder Rosen-Krantz für ein heiliges Mittel/ und            einen gegen den Teuffel und Unholden in allen Nöhten und Gefahren unüberwindlichen Sabel /            und gegen die Gepresten und Schwachheiten ein allgemeines Heyl-Mittel halten/ und sich            fester steuren auff einen so abergläubischen Anstrich eines Bildes/ als auff den Schutz            und Beystand GOttes: Auch dessentwegen (wie zum Stromberg im Stifft Münster und anderstwo            zu sehen ist) die aus der Bildnüß Christi/ ihrer Einbildung nach/ hervorgehende Krafft            mit beyden Händen vom Bilde abstreichen/ und darmit um die Augen/ Ohren/ Schulteren und            Lenden umherwischen. O Einfalt! O Thorheit!</p>
        <p>V. GOtt sprach zu Moyses Exod. 25. v. 22. Ich will mit dir reden von dem Gnaden-Stuel            zwischen den zween Cherubin die auff der Arcken des Zeugnüß seyn: Allhier wurden ja beyde            Cherubin mit der Archen zugleich also fürgestellet/ daß/ wer GOtt anbeten wolte/ auch            zugleich diese Engel anbeten muste.</p>
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        <p>VI. Es beten auch die Papisten keine Bilder an: Sondern durch die Bilder erinnern sie            sich nur Christi und seiner Heiligen/ so sie verehren und anbeten/ gemäß dem alten            Spruch.</p>
        <p>Effigiem Christi, cum transis/ semper honora:</p>
        <p>Non tamen effigiem, sed qvem designat, adora.</p>
        <p>Antwort. Ein oder ander gemeiner Dorff-Pfaffe/ oder auch ein Papist der sich seines            Pabstums schämet/ mags wohl also auslegen: Aber behüte GOtt! Was ist diß für eine            Ketzerey in der Päbstischen Theologie! Dann kein in der Theologischen Wissenschafft            bewanderter Papist gebraucht sich solcher Auslegung/ als nur Durandus 3. Dist. 9. q. 2.            n. 9. II. wie auch Holkot und Cajetanus 3. p. q. 25. a. 3. wessenthalben auch diese von            anderen Theologen für ketzermässig werden ausgescholten: Wie zu lesen ist bey dem Jesuiten            Adamo Burg-
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[178/0478] Gespräch führen Exod. 30. v. 6. so war dann dieser Fuß-Schemmel GOttes/ wo GOtt selbsten reden wolte/ aus Geheiß GOttes geheiliget/ und geziemender Ehren würdig: Solchen Befehl aber und Anordnung GOttes haben wir nicht bey den Bildnüssen der Heiligen. Zudem ist auch diese leblose Lade nicht mit einer gläubigen Zuversicht angebeten worden/ wie die Bildnüssen der Heiligen angebeten werden: Sondern sie ist nur in schuldigsten Ehren gehalten/ und weilen es die Bundes-Lade war/ so fiehle man darfür nieder/ und erinnerte sich Göttlicher Verheissungen/ und des Bundes mit GOtt/ darauff man sich verlassend GOtt anbetete. Und weilen der Ort/ wo die Lade des Bundes stunde/ derjenige Ort war/ wo die Gemeine solte zusammen kommen und einmühtig GOtt anruffen/ (wie bey den Evangelischen die Kirche ist/ so von ihnen nicht angebeten wird /) so richteten die Israeliten ihr Gebet nicht zu der eingebildeten Krafft der Laden: Wie die Papisten ihren Bilderen eine besondere Krafft zumessen/ und die zu Loretto an ein Mutter GOttes oder ander Wunder-Bild angestrichenes/ und gleichsam als an einem Wetz-Stein geschärfftes Pater noster oder Rosen-Krantz für ein heiliges Mittel/ und einen gegen den Teuffel und Unholden in allen Nöhten und Gefahren unüberwindlichen Sabel / und gegen die Gepresten und Schwachheiten ein allgemeines Heyl-Mittel halten/ und sich fester steuren auff einen so abergläubischen Anstrich eines Bildes/ als auff den Schutz und Beystand GOttes: Auch dessentwegen (wie zum Stromberg im Stifft Münster und anderstwo zu sehen ist) die aus der Bildnüß Christi/ ihrer Einbildung nach/ hervorgehende Krafft mit beyden Händen vom Bilde abstreichen/ und darmit um die Augen/ Ohren/ Schulteren und Lenden umherwischen. O Einfalt! O Thorheit! V. GOtt sprach zu Moyses Exod. 25. v. 22. Ich will mit dir reden von dem Gnaden-Stuel zwischen den zween Cherubin die auff der Arcken des Zeugnüß seyn: Allhier wurden ja beyde Cherubin mit der Archen zugleich also fürgestellet/ daß/ wer GOtt anbeten wolte/ auch zugleich diese Engel anbeten muste. Antwort. GOtt ist nur angebeten/ und der Ort aus Befehl GOttes/ wegen der soñderlichen Beywohnung GOttes/ heilig und in Ehren gehalten: Das aber auch die Cherubin solten angebeten seyn/ muß bewiesen werden: Sonsten müste auch folgen/ daß/ da der König Salomon 3. Reg. 10. v. 18. hat lassen verfertigen einen grossen Stuel von Elffenbein mit sechs Stuffen/ und zwölff Löwen gestellet auff den sechs Stuffen auff beyden Seiten/ ein ieder/ der damahls dem Salomon auff seinem Thron Königliche Ehr erwiesen hat/ auch solche Ehr-Bezeigung abgestattet habe den auff die Seite gestellten Löwen. Diß wäre aber eine seltzame Folgerey. VI. Es beten auch die Papisten keine Bilder an: Sondern durch die Bilder erinnern sie sich nur Christi und seiner Heiligen/ so sie verehren und anbeten/ gemäß dem alten Spruch. Effigiem Christi, cum transis/ semper honora: Non tamen effigiem, sed qvem designat, adora. Antwort. Ein oder ander gemeiner Dorff-Pfaffe/ oder auch ein Papist der sich seines Pabstums schämet/ mags wohl also auslegen: Aber behüte GOtt! Was ist diß für eine Ketzerey in der Päbstischen Theologie! Dann kein in der Theologischen Wissenschafft bewanderter Papist gebraucht sich solcher Auslegung/ als nur Durandus 3. Dist. 9. q. 2. n. 9. II. wie auch Holkot und Cajetanus 3. p. q. 25. a. 3. wessenthalben auch diese von anderen Theologen für ketzermässig werden ausgescholten: Wie zu lesen ist bey dem Jesuiten Adamo Burg-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/478>, abgerufen am 02.11.2024.