Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

send/ welche ihre Knie vor dem Abgott Baal nicht hatten gebogen/ wie GOTT spricht 3. Reg. 19. v. 18. So wird ja auch die Kirch im neuen Testament/ und liebe Braut Christi nicht können verborgen liegen.

Antwort. Wer konte den Rechtgläubigen Leviten ins Hertz sehen/ wie aufrichtig sie es meynten für GOtt? Zudem ist der Glaube dieser Leviten nicht erkannt worden bey Anbehtung des Kalbes; sondern nur/ als Moyses wiederum vom Berg ins Läger trate/ und sprach: Wer dem HERRN gehört/ der trette zu mir/ da machten sie sich herfür. Exod. 32. v. 26. So waren auch die sieben tausend Rechtgläubige dem Propheten Eliä unbekant/ und folgens die Kirche unsichtbar 3. Reg. 19. v. 14. kan also das alte Testament dem Irrthum der Papisten im neuen Testament nichts fruchten.

XI. Wann die wahre Kirche könte unsichtbar seyen/ und der wahre Gottesdienst verfälschet werden/ so müsten wir ja verdammen alle unsre fromme Vorälteren/ so unter den verfälschten Gottesdienst im Pabstthum gelebt haben/ und selbige grad zur Höllen verweisen/ welches doch ist eine gar unanständige Grausamkeit.

Antwort. Wir wöllen hoffen/ daß unsre Vor-Eltern unter dem Abergläubischen Pabstthum und verfälschtem Gottesdienst dannoch Christum als das Fundament und Grund-Fest ihrer Seeligkeit allwegen geglaubt/ und erkennet haben. Was dann etwa für Stopffelwerck von Menschen-Satzungen darauf gebauet gewesen/ dasselbige ist verhoffentlich/ wanns sich mit ihnen zum Tod genahet/ gleichsam verzehrt/ und verschwunden: aber der rechte Grund-Fest bey ihnen geblieben: dadurch sie dann also seelig worden gleich als durchs Feur der Trübsahl und Versuchung. I. Cor. 3. v. 15.

Die dritte Frage.

Ob man zugeben möge/ daß die Kirche irren könne?

DIe Papisten sprechen/ die Kirche könne nicht irren/ und vermeynen/ wann sie das erhalten können/ und aber eine Kirch zu Rom von Anfang der Apostel Zeiten gewesen/ so wollen sie leichtlich daraus folgeren/ daß die Römische Kirche niemahls geirret/ sondern allweg recht gelehrt habe/ und also keines Irrthums könne bezüchtiget werden.

Wir aber sagen das Gegentheil von einer jeglichen sichtbahren particuliren Kirchen [dergleichen die Römische ist] aus folgenden Ursachen:

Dann erstlich/ so seynd die Verheissungen GOttes von Erhaltung der Kirchen mit gewissem Beding geschehen: nemlich/ Wofern ihr bleiben werdet in meiner Rede/ so seyet ihr meine Jünger: spricht Christus Joh. 8. v. 31.

Zum andern/ so hat man dessen Exempel überflüßig im Alten und Neuen Testament/ daß die Kirche geirret habe: dann die Kirche im Alten Testament hat ja freylich offtermahls geirret/ auch in dem öffentlichen gemeinen Gottes-Dienst: als da sie in der Wüsten das gegossene Kalb anbeteten Exod. 31.

Wie offt ist doch die Jüdische Kirch/ nur zur Zeit der Richter/ von dem wahren Gottesdienst abgewichen? was hatten sie für einen GOttesdienst/ Jud. 17. v. 6. Da ein jeder thäte nach seinem eigenen Gutgedüncken? Was hatten sie für einen Gottes-Dienst zu Zeiten des Königs Achab: 3. Reg. 16. v. 32.

send/ welche ihre Knie vor dem Abgott Baal nicht hatten gebogen/ wie GOTT spricht 3. Reg. 19. v. 18. So wird ja auch die Kirch im neuen Testament/ und liebe Braut Christi nicht können verborgen liegen.

Antwort. Wer konte den Rechtgläubigen Leviten ins Hertz sehen/ wie aufrichtig sie es meynten für GOtt? Zudem ist der Glaube dieser Leviten nicht erkannt worden bey Anbehtung des Kalbes; sondern nur/ als Moyses wiederum vom Berg ins Läger trate/ und sprach: Wer dem HERRN gehört/ der trette zu mir/ da machten sie sich herfür. Exod. 32. v. 26. So waren auch die sieben tausend Rechtgläubige dem Propheten Eliä unbekant/ und folgens die Kirche unsichtbar 3. Reg. 19. v. 14. kan also das alte Testament dem Irrthum der Papisten im neuen Testament nichts fruchten.

XI. Wann die wahre Kirche könte unsichtbar seyen/ und der wahre Gottesdienst verfälschet werden/ so müsten wir ja verdammen alle unsre fromme Vorälteren/ so unter den verfälschten Gottesdienst im Pabstthum gelebt haben/ und selbige grad zur Höllen verweisen/ welches doch ist eine gar unanständige Grausamkeit.

Antwort. Wir wöllen hoffen/ daß unsre Vor-Eltern unter dem Abergläubischen Pabstthum und verfälschtem Gottesdienst dannoch Christum als das Fundament und Grund-Fest ihrer Seeligkeit allwegen geglaubt/ und erkennet haben. Was dann etwa für Stopffelwerck von Menschen-Satzungen darauf gebauet gewesen/ dasselbige ist verhoffentlich/ wanns sich mit ihnen zum Tod genahet/ gleichsam verzehrt/ und verschwunden: aber der rechte Grund-Fest bey ihnen geblieben: dadurch sie dann also seelig worden gleich als durchs Feur der Trübsahl und Versuchung. I. Cor. 3. v. 15.

Die dritte Frage.

Ob man zugeben möge/ daß die Kirche irren könne?

DIe Papisten sprechen/ die Kirche könne nicht irren/ und vermeynen/ wann sie das erhalten können/ und aber eine Kirch zu Rom von Anfang der Apostel Zeiten gewesen/ so wollen sie leichtlich daraus folgeren/ daß die Römische Kirche niemahls geirret/ sondern allweg recht gelehrt habe/ und also keines Irrthums könne bezüchtiget werden.

Wir aber sagen das Gegentheil von einer jeglichen sichtbahren particuliren Kirchen [dergleichen die Römische ist] aus folgenden Ursachen:

Dann erstlich/ so seynd die Verheissungen GOttes von Erhaltung der Kirchen mit gewissem Beding geschehen: nemlich/ Wofern ihr bleiben werdet in meiner Rede/ so seyet ihr meine Jünger: spricht Christus Joh. 8. v. 31.

Zum andern/ so hat man dessen Exempel überflüßig im Alten und Neuen Testament/ daß die Kirche geirret habe: dann die Kirche im Alten Testament hat ja freylich offtermahls geirret/ auch in dem öffentlichen gemeinen Gottes-Dienst: als da sie in der Wüsten das gegossene Kalb anbeteten Exod. 31.

Wie offt ist doch die Jüdische Kirch/ nur zur Zeit der Richter/ von dem wahren Gottesdienst abgewichen? was hatten sie für einen GOttesdienst/ Jud. 17. v. 6. Da ein jeder thäte nach seinem eigenen Gutgedüncken? Was hatten sie für einen Gottes-Dienst zu Zeiten des Königs Achab: 3. Reg. 16. v. 32.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0049" n="29"/>
send/ welche ihre            Knie vor dem Abgott Baal nicht hatten gebogen/ wie GOTT spricht 3. Reg. 19. v. 18. So            wird ja auch die Kirch im neuen Testament/ und liebe Braut Christi nicht können verborgen            liegen.</p>
        <p>Antwort. Wer konte den Rechtgläubigen Leviten ins Hertz sehen/ wie aufrichtig sie es            meynten für GOtt? Zudem ist der Glaube dieser Leviten nicht erkannt worden bey Anbehtung            des Kalbes; sondern nur/ als Moyses wiederum vom Berg ins Läger trate/ und sprach: Wer            dem HERRN gehört/ der trette zu mir/ da machten sie sich herfür. Exod. 32. v. 26. So            waren auch die sieben tausend Rechtgläubige dem Propheten Eliä unbekant/ und folgens die            Kirche unsichtbar 3. Reg. 19. v. 14. kan also das alte Testament dem Irrthum der Papisten            im neuen Testament nichts fruchten.</p>
        <p>XI. Wann die wahre Kirche könte unsichtbar seyen/ und der wahre Gottesdienst verfälschet            werden/ so müsten wir ja verdammen alle unsre fromme Vorälteren/ so unter den            verfälschten Gottesdienst im Pabstthum gelebt haben/ und selbige grad zur Höllen            verweisen/ welches doch ist eine gar unanständige Grausamkeit.</p>
        <p>Antwort. Wir wöllen hoffen/ daß unsre Vor-Eltern unter dem Abergläubischen Pabstthum und            verfälschtem Gottesdienst dannoch Christum als das Fundament und Grund-Fest ihrer            Seeligkeit allwegen geglaubt/ und erkennet haben. Was dann etwa für Stopffelwerck von            Menschen-Satzungen darauf gebauet gewesen/ dasselbige ist verhoffentlich/ wanns sich mit            ihnen zum Tod genahet/ gleichsam verzehrt/ und verschwunden: aber der rechte Grund-Fest            bey ihnen geblieben: dadurch sie dann also seelig worden gleich als durchs Feur der            Trübsahl und Versuchung. I. Cor. 3. v. 15.</p>
        <p>Die dritte Frage.</p>
        <p>Ob man zugeben möge/ daß die Kirche irren könne?</p>
        <p>DIe Papisten sprechen/ die Kirche könne nicht irren/ und vermeynen/ wann sie das            erhalten können/ und aber eine Kirch zu Rom von Anfang der Apostel Zeiten gewesen/ so            wollen sie leichtlich daraus folgeren/ daß die Römische Kirche niemahls geirret/ sondern            allweg recht gelehrt habe/ und also keines Irrthums könne bezüchtiget werden.</p>
        <p>Wir aber sagen das Gegentheil von einer jeglichen sichtbahren particuliren Kirchen            [dergleichen die Römische ist] aus folgenden Ursachen:</p>
        <p>Dann erstlich/ so seynd die Verheissungen GOttes von Erhaltung der Kirchen mit gewissem            Beding geschehen: nemlich/ Wofern ihr bleiben werdet in meiner Rede/ so seyet ihr meine            Jünger: spricht Christus Joh. 8. v. 31.</p>
        <p>Zum andern/ so hat man dessen Exempel überflüßig im Alten und Neuen Testament/ daß die            Kirche geirret habe: dann die Kirche im Alten Testament hat ja freylich offtermahls            geirret/ auch in dem öffentlichen gemeinen Gottes-Dienst: als da sie in der Wüsten das            gegossene Kalb anbeteten Exod. 31.</p>
        <p>Wie offt ist doch die Jüdische Kirch/ nur zur Zeit der Richter/ von dem wahren            Gottesdienst abgewichen? was hatten sie für einen GOttesdienst/ Jud. 17. v. 6. Da ein            jeder thäte nach seinem eigenen Gutgedüncken? Was hatten sie für einen Gottes-Dienst zu            Zeiten des Königs Achab: 3. Reg. 16. v. 32.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0049] send/ welche ihre Knie vor dem Abgott Baal nicht hatten gebogen/ wie GOTT spricht 3. Reg. 19. v. 18. So wird ja auch die Kirch im neuen Testament/ und liebe Braut Christi nicht können verborgen liegen. Antwort. Wer konte den Rechtgläubigen Leviten ins Hertz sehen/ wie aufrichtig sie es meynten für GOtt? Zudem ist der Glaube dieser Leviten nicht erkannt worden bey Anbehtung des Kalbes; sondern nur/ als Moyses wiederum vom Berg ins Läger trate/ und sprach: Wer dem HERRN gehört/ der trette zu mir/ da machten sie sich herfür. Exod. 32. v. 26. So waren auch die sieben tausend Rechtgläubige dem Propheten Eliä unbekant/ und folgens die Kirche unsichtbar 3. Reg. 19. v. 14. kan also das alte Testament dem Irrthum der Papisten im neuen Testament nichts fruchten. XI. Wann die wahre Kirche könte unsichtbar seyen/ und der wahre Gottesdienst verfälschet werden/ so müsten wir ja verdammen alle unsre fromme Vorälteren/ so unter den verfälschten Gottesdienst im Pabstthum gelebt haben/ und selbige grad zur Höllen verweisen/ welches doch ist eine gar unanständige Grausamkeit. Antwort. Wir wöllen hoffen/ daß unsre Vor-Eltern unter dem Abergläubischen Pabstthum und verfälschtem Gottesdienst dannoch Christum als das Fundament und Grund-Fest ihrer Seeligkeit allwegen geglaubt/ und erkennet haben. Was dann etwa für Stopffelwerck von Menschen-Satzungen darauf gebauet gewesen/ dasselbige ist verhoffentlich/ wanns sich mit ihnen zum Tod genahet/ gleichsam verzehrt/ und verschwunden: aber der rechte Grund-Fest bey ihnen geblieben: dadurch sie dann also seelig worden gleich als durchs Feur der Trübsahl und Versuchung. I. Cor. 3. v. 15. Die dritte Frage. Ob man zugeben möge/ daß die Kirche irren könne? DIe Papisten sprechen/ die Kirche könne nicht irren/ und vermeynen/ wann sie das erhalten können/ und aber eine Kirch zu Rom von Anfang der Apostel Zeiten gewesen/ so wollen sie leichtlich daraus folgeren/ daß die Römische Kirche niemahls geirret/ sondern allweg recht gelehrt habe/ und also keines Irrthums könne bezüchtiget werden. Wir aber sagen das Gegentheil von einer jeglichen sichtbahren particuliren Kirchen [dergleichen die Römische ist] aus folgenden Ursachen: Dann erstlich/ so seynd die Verheissungen GOttes von Erhaltung der Kirchen mit gewissem Beding geschehen: nemlich/ Wofern ihr bleiben werdet in meiner Rede/ so seyet ihr meine Jünger: spricht Christus Joh. 8. v. 31. Zum andern/ so hat man dessen Exempel überflüßig im Alten und Neuen Testament/ daß die Kirche geirret habe: dann die Kirche im Alten Testament hat ja freylich offtermahls geirret/ auch in dem öffentlichen gemeinen Gottes-Dienst: als da sie in der Wüsten das gegossene Kalb anbeteten Exod. 31. Wie offt ist doch die Jüdische Kirch/ nur zur Zeit der Richter/ von dem wahren Gottesdienst abgewichen? was hatten sie für einen GOttesdienst/ Jud. 17. v. 6. Da ein jeder thäte nach seinem eigenen Gutgedüncken? Was hatten sie für einen Gottes-Dienst zu Zeiten des Königs Achab: 3. Reg. 16. v. 32.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/49
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/49>, abgerufen am 21.11.2024.