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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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VII. Haben doch die Männer von Jabes Galaad die Gebein des Sauls und Jonathas genommen und begraben/ und gefastet sieben Tage I. Reg. 31. v. 13. und hat auch David/ und alle Männer die bey ihm waren/ leyd getragen/ und gefastet biß an den Abend über Saul und Jonathan 2. Reg. I. v. 12. So haben sie ja gefastet/ um den Saul und Jonathas aus dem Fegfeur zu erlösen.

Antwort. Sie haben gefastet um zu bewehren ihre Traur und Leyd-Wesen: Und konte dem Saul das Fasten nichts fruchten: Welcher weilen er von GOtt verworffen war/ und sich selbsten hatte entleibet/ keine Hoffnung mehr hatte zum Himmel.

VIII. Hat doch des H. Augustini Mutter Monica, als sie jetz sterben wollen/ begehret / man solle bey der Haltung des H. Abendmahls ihrer gedencken. Diß hat sie ja aus keiner anderen Absicht gethan/ als daß durch die Fürbitt der Glaubigen ihre Erlösung aus dem Fegfeur möchte beschleuniget werden.

Antwort. Die Päbstische Theologie mit dem Cardinal Pallavicino l. de actibus humanis c. 8. n. 106. und Adamo Burghaber Theolog. polem. controv. 40. lehret/ daß die Päbstische Kirche wohl daran thue/ daß sie in ihren Seel-Messen ad offertorium von GOtt bitte/ daß die schon im Fegfeur büssende und ihrer Seeligkeit vergewisserte Seelen die Hölle nicht verschlingen möge ne absorbeat eas tartarus: Aus Ursachen/ dieweilen GOtt von Ewigkeit habe vorgesehen das Gebet/ welches/ auch nach dem Todt des Menschen/ für ihn wird verrichtet werden: In Ansehung dessen GOtt ihm Gnade verleyhe in Todes-Zügen nicht zu verzagen/ Christlich zu sterben/ und der Höllischen Pein zu entrinnen. Wann man dann nun auch auff gleiche Weise sagen wolte/ die H. Monica hätte in solchem Verstand/ auch nach ihrem Todt/ das Gebet der Christen beym H. Abendmahl begehret/ so könte aus diesem begehrten Gebet keines Weges ein Fegfeur erzwungen werden. Aber was stören uns die Papistische Grillen/ womit nur die Papisten aus Noht/ wann sie in die Enge getrieben werden/ sich behelffen müssen? Im übrigen S. Monica hat begehrt/ man solle ihrer beym H. Abendmahl nur gedencken: Sie hat aber eben darum keine Seel-Messe begehret/ die man für sie halten solle. Und ob sie schon dieselbige begehrt gehabt hätte/ so können wir uns doch solches/ wie auch andere dergleichen Exempel, für keine Regul aufftringen lassen: Dann es können auch wohl bißweilen fromme Christen zu aberglaubischen Sachen sich verleiten lassen/ daß sie denselbigen Beyfall geben: Daß wir aber eben darum solten verbunden seyn in dergleichen Special Irrthum oder Aberglauben einzuwilligen/ und die selbige gut zu heissen/ darvon haben wir in GOttes Wort keinen Befehl: Sondern vielmehr / daß wir alles prüffen/ und das Gute behalten sollen I. Thess. 5. v. 21.

IX. Pflegte man doch vor Alters bey Haltung des Abendmahls der Verstorbenen zu gedencken.

Antwort. Es heist nicht vor Alters/ sondern lang nach der Apostel Zeit: Dann wir können / was Glaubens-Sachen betrifft/ nicht gestehen/ daß etwas vor Alters gelehrt oder geübt worden seye/ was etlich hundert Jahr nach der Apostel Zeit ehrst ist auffkommen. Uber das / so hat es damahls/ als man erstlich angefangen der Verstorbenen/ bey der Haltung des / Abendmahls/ zu gedencken/ viel eine andere Meinung darmit gehabt/ als heutiges Tages bey den Papisten: Dann der Verstorbenen war nicht darum gedacht/ daß man etwan an ihrer Seligkeit gezweiffelt/ oder durch solche Gedächtnüß ihre Seligkeit hätte befürderen wollen: Sondern man hat ihrer in allen Ehren gedacht/ und sie den anwesenden Christen zu einem Exempel fürgestellet/ und ermahnet/ das ein jeder ebener Massen sein Leben nach ihrem ge-

VII. Haben doch die Männer von Jabes Galaad die Gebein des Sauls und Jonathas genommen und begraben/ und gefastet sieben Tage I. Reg. 31. v. 13. und hat auch David/ und alle Männer die bey ihm waren/ leyd getragen/ und gefastet biß an den Abend über Saul und Jonathan 2. Reg. I. v. 12. So haben sie ja gefastet/ um den Saul und Jonathas aus dem Fegfeur zu erlösen.

Antwort. Sie haben gefastet um zu bewehren ihre Traur und Leyd-Wesen: Und konte dem Saul das Fasten nichts fruchten: Welcher weilen er von GOtt verworffen war/ und sich selbsten hatte entleibet/ keine Hoffnung mehr hatte zum Himmel.

VIII. Hat doch des H. Augustini Mutter Monica, als sie jetz sterben wollen/ begehret / man solle bey der Haltung des H. Abendmahls ihrer gedencken. Diß hat sie ja aus keiner anderen Absicht gethan/ als daß durch die Fürbitt der Glaubigen ihre Erlösung aus dem Fegfeur möchte beschleuniget werden.

Antwort. Die Päbstische Theologie mit dem Cardinal Pallavicino l. de actibus humanis c. 8. n. 106. und Adamo Burghaber Theolog. polem. controv. 40. lehret/ daß die Päbstische Kirche wohl daran thue/ daß sie in ihren Seel-Messen ad offertorium von GOtt bitte/ daß die schon im Fegfeur büssende und ihrer Seeligkeit vergewisserte Seelen die Hölle nicht verschlingen möge ne absorbeat eas tartarus: Aus Ursachen/ dieweilen GOtt von Ewigkeit habe vorgesehen das Gebet/ welches/ auch nach dem Todt des Menschen/ für ihn wird verrichtet werden: In Ansehung dessen GOtt ihm Gnade verleyhe in Todes-Zügen nicht zu verzagen/ Christlich zu sterben/ und der Höllischen Pein zu entrinnen. Wann man dann nun auch auff gleiche Weise sagen wolte/ die H. Monica hätte in solchem Verstand/ auch nach ihrem Todt/ das Gebet der Christen beym H. Abendmahl begehret/ so könte aus diesem begehrten Gebet keines Weges ein Fegfeur erzwungen werden. Aber was stören uns die Papistische Grillen/ womit nur die Papisten aus Noht/ wann sie in die Enge getrieben werden/ sich behelffen müssen? Im übrigen S. Monica hat begehrt/ man solle ihrer beym H. Abendmahl nur gedencken: Sie hat aber eben darum keine Seel-Messe begehret/ die man für sie halten solle. Und ob sie schon dieselbige begehrt gehabt hätte/ so können wir uns doch solches/ wie auch andere dergleichen Exempel, für keine Regul aufftringen lassen: Dann es können auch wohl bißweilen fromme Christen zu aberglaubischen Sachen sich verleiten lassen/ daß sie denselbigen Beyfall geben: Daß wir aber eben darum solten verbunden seyn in dergleichen Special Irrthum oder Aberglauben einzuwilligen/ und die selbige gut zu heissen/ darvon haben wir in GOttes Wort keinen Befehl: Sondern vielmehr / daß wir alles prüffen/ und das Gute behalten sollen I. Thess. 5. v. 21.

IX. Pflegte man doch vor Alters bey Haltung des Abendmahls der Verstorbenen zu gedencken.

Antwort. Es heist nicht vor Alters/ sondern lang nach der Apostel Zeit: Dann wir können / was Glaubens-Sachen betrifft/ nicht gestehen/ daß etwas vor Alters gelehrt oder geübt worden seye/ was etlich hundert Jahr nach der Apostel Zeit ehrst ist auffkommen. Uber das / so hat es damahls/ als man erstlich angefangen der Verstorbenen/ bey der Haltung des / Abendmahls/ zu gedencken/ viel eine andere Meinung darmit gehabt/ als heutiges Tages bey den Papisten: Dann der Verstorbenen war nicht darum gedacht/ daß man etwan an ihrer Seligkeit gezweiffelt/ oder durch solche Gedächtnüß ihre Seligkeit hätte befürderen wollen: Sondern man hat ihrer in allen Ehren gedacht/ und sie den anwesenden Christen zu einem Exempel fürgestellet/ und ermahnet/ das ein jeder ebener Massen sein Leben nach ihrem ge-

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        <p>Antwort. Die Päbstische Theologie mit dem Cardinal Pallavicino l. de actibus humanis c.            8. n. 106. und Adamo Burghaber Theolog. polem. controv. 40. lehret/ daß die Päbstische            Kirche wohl daran thue/ daß sie in ihren Seel-Messen ad offertorium von GOtt bitte/ daß            die schon im Fegfeur büssende und ihrer Seeligkeit vergewisserte Seelen die Hölle nicht            verschlingen möge ne absorbeat eas tartarus: Aus Ursachen/ dieweilen GOtt von Ewigkeit            habe vorgesehen das Gebet/ welches/ auch nach dem Todt des Menschen/ für ihn wird            verrichtet werden: In Ansehung dessen GOtt ihm Gnade verleyhe in Todes-Zügen nicht zu            verzagen/ Christlich zu sterben/ und der Höllischen Pein zu entrinnen. Wann man dann nun            auch auff gleiche Weise sagen wolte/ die H. Monica hätte in solchem Verstand/ auch nach            ihrem Todt/ das Gebet der Christen beym H. Abendmahl begehret/ so könte aus diesem            begehrten Gebet keines Weges ein Fegfeur erzwungen werden. Aber was stören uns die            Papistische Grillen/ womit nur die Papisten aus Noht/ wann sie in die Enge getrieben            werden/ sich behelffen müssen? Im übrigen S. Monica hat begehrt/ man solle ihrer beym H.            Abendmahl nur gedencken: Sie hat aber eben darum keine Seel-Messe begehret/ die man für            sie halten solle. Und ob sie schon dieselbige begehrt gehabt hätte/ so können wir uns            doch solches/ wie auch andere dergleichen Exempel, für keine Regul aufftringen lassen:            Dann es können auch wohl bißweilen fromme Christen zu aberglaubischen Sachen sich            verleiten lassen/ daß sie denselbigen Beyfall geben: Daß wir aber eben darum solten            verbunden seyn in dergleichen Special Irrthum oder Aberglauben einzuwilligen/ und die            selbige gut zu heissen/ darvon haben wir in GOttes Wort keinen Befehl: Sondern vielmehr /            daß wir alles prüffen/ und das Gute behalten sollen I. Thess. 5. v. 21.</p>
        <p>IX. Pflegte man doch vor Alters bey Haltung des Abendmahls der Verstorbenen zu            gedencken.</p>
        <p>Antwort. Es heist nicht vor Alters/ sondern lang nach der Apostel Zeit: Dann wir können           / was Glaubens-Sachen betrifft/ nicht gestehen/ daß etwas vor Alters gelehrt oder geübt            worden seye/ was etlich hundert Jahr nach der Apostel Zeit ehrst ist auffkommen. Uber das           / so hat es damahls/ als man erstlich angefangen der Verstorbenen/ bey der Haltung des /            Abendmahls/ zu gedencken/ viel eine andere Meinung darmit gehabt/ als heutiges Tages            bey den Papisten: Dann der Verstorbenen war nicht darum gedacht/ daß man etwan an ihrer            Seligkeit gezweiffelt/ oder durch solche Gedächtnüß ihre Seligkeit hätte befürderen            wollen: Sondern man hat ihrer in allen Ehren gedacht/ und sie den anwesenden Christen zu            einem Exempel fürgestellet/ und ermahnet/ das ein jeder ebener Massen sein Leben nach            ihrem ge-
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[199/0499] VII. Haben doch die Männer von Jabes Galaad die Gebein des Sauls und Jonathas genommen und begraben/ und gefastet sieben Tage I. Reg. 31. v. 13. und hat auch David/ und alle Männer die bey ihm waren/ leyd getragen/ und gefastet biß an den Abend über Saul und Jonathan 2. Reg. I. v. 12. So haben sie ja gefastet/ um den Saul und Jonathas aus dem Fegfeur zu erlösen. Antwort. Sie haben gefastet um zu bewehren ihre Traur und Leyd-Wesen: Und konte dem Saul das Fasten nichts fruchten: Welcher weilen er von GOtt verworffen war/ und sich selbsten hatte entleibet/ keine Hoffnung mehr hatte zum Himmel. VIII. Hat doch des H. Augustini Mutter Monica, als sie jetz sterben wollen/ begehret / man solle bey der Haltung des H. Abendmahls ihrer gedencken. Diß hat sie ja aus keiner anderen Absicht gethan/ als daß durch die Fürbitt der Glaubigen ihre Erlösung aus dem Fegfeur möchte beschleuniget werden. Antwort. Die Päbstische Theologie mit dem Cardinal Pallavicino l. de actibus humanis c. 8. n. 106. und Adamo Burghaber Theolog. polem. controv. 40. lehret/ daß die Päbstische Kirche wohl daran thue/ daß sie in ihren Seel-Messen ad offertorium von GOtt bitte/ daß die schon im Fegfeur büssende und ihrer Seeligkeit vergewisserte Seelen die Hölle nicht verschlingen möge ne absorbeat eas tartarus: Aus Ursachen/ dieweilen GOtt von Ewigkeit habe vorgesehen das Gebet/ welches/ auch nach dem Todt des Menschen/ für ihn wird verrichtet werden: In Ansehung dessen GOtt ihm Gnade verleyhe in Todes-Zügen nicht zu verzagen/ Christlich zu sterben/ und der Höllischen Pein zu entrinnen. Wann man dann nun auch auff gleiche Weise sagen wolte/ die H. Monica hätte in solchem Verstand/ auch nach ihrem Todt/ das Gebet der Christen beym H. Abendmahl begehret/ so könte aus diesem begehrten Gebet keines Weges ein Fegfeur erzwungen werden. Aber was stören uns die Papistische Grillen/ womit nur die Papisten aus Noht/ wann sie in die Enge getrieben werden/ sich behelffen müssen? Im übrigen S. Monica hat begehrt/ man solle ihrer beym H. Abendmahl nur gedencken: Sie hat aber eben darum keine Seel-Messe begehret/ die man für sie halten solle. Und ob sie schon dieselbige begehrt gehabt hätte/ so können wir uns doch solches/ wie auch andere dergleichen Exempel, für keine Regul aufftringen lassen: Dann es können auch wohl bißweilen fromme Christen zu aberglaubischen Sachen sich verleiten lassen/ daß sie denselbigen Beyfall geben: Daß wir aber eben darum solten verbunden seyn in dergleichen Special Irrthum oder Aberglauben einzuwilligen/ und die selbige gut zu heissen/ darvon haben wir in GOttes Wort keinen Befehl: Sondern vielmehr / daß wir alles prüffen/ und das Gute behalten sollen I. Thess. 5. v. 21. IX. Pflegte man doch vor Alters bey Haltung des Abendmahls der Verstorbenen zu gedencken. Antwort. Es heist nicht vor Alters/ sondern lang nach der Apostel Zeit: Dann wir können / was Glaubens-Sachen betrifft/ nicht gestehen/ daß etwas vor Alters gelehrt oder geübt worden seye/ was etlich hundert Jahr nach der Apostel Zeit ehrst ist auffkommen. Uber das / so hat es damahls/ als man erstlich angefangen der Verstorbenen/ bey der Haltung des / Abendmahls/ zu gedencken/ viel eine andere Meinung darmit gehabt/ als heutiges Tages bey den Papisten: Dann der Verstorbenen war nicht darum gedacht/ daß man etwan an ihrer Seligkeit gezweiffelt/ oder durch solche Gedächtnüß ihre Seligkeit hätte befürderen wollen: Sondern man hat ihrer in allen Ehren gedacht/ und sie den anwesenden Christen zu einem Exempel fürgestellet/ und ermahnet/ das ein jeder ebener Massen sein Leben nach ihrem ge-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/499>, abgerufen am 22.11.2024.