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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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führten Christlichen Wandel und gottseliger Beständigkeit solte anstellen und einrichten. Darneben hat man auch GOtt gedancket für die Gaben/ die er den verstorbenen Gläubigen/ da sie im Leben gewesen / verliehen gehabt/ und dann auch über das GOtt angeruffen/ daß er auch weiters seine Gnade und Gaben verleihen wolle/ damit auch andere/ nach ihrem Exempel/ einen Christlichen Wandel führen/ und in gottseliger Beständigkeit beharren mögten. Welches dann freylich eine andere Memoria und Gedächtnüß/ auch zuviel einem anderen Endgemeinet gewesen/ als auff den heutigen Tag in dem Pabstum über ihre verstorbene Heiligen geübt wird. Wiedrum/ wann ja die Päbstische Pfaffen selbsten wahrhafftig glaubten/ daß sie mit ihren Gedächtnüssen oder jährlichen Seel-Messen den armen Seelen in ihrer Qvaal des Fegfeurs könnten befürderlich seyn/ so wäre es ja die grösseste Tyranney und Unbarmhertzigkeit/ daß sie mit solchem guten Werck nicht forteyleten: Sondern ihre Seel-Messen nur immerhin auff einen gewissen Tag/ da die jährliche Gedächtnüß des Verstorbenen gehalten wird/ verschieben/ und unterdessen die elendige Seelen in ihrem Schmeltz-Offen braten lassen. Summa, wann das Gelt im Beutel der Pfaffen nur wohl versichert ist/ so mag die Seele so lang herum schweben als sie wolle: Und zielen die Seel-Messen/ vor die im Fegfeur schwitzende Verstorbene/ mehrsten Theils auff die hinterlassene Erbschafft der Wittwen und Nachfahren: Daß also auff solche Geld-süchtige Meß-Pfaffen sich wohl fügen die Wort Christi Matth. 23. v. 14. Wehe euch Schrifft-Gelehrten und Pharisäer/ ihr Heuchler/ die ihr der Wittwen Häuser fresset/ und wendet lange Gebet für: Drum werdet ihr desto mehr Verdammnüß empfahen.

X. Ist doch die gemeine Lehr der Päbstischen Theologen bey Adamo Burghaber controv. 40. Der Erden-Klotz seye also eingerichtet und ausgetheilet/ daß in dessen Mittel-Punct seye die Hölle/ gerad darüber das Fegfeur/ und oben dem Fegfeur die Vorhölle der Alt-Väter so hoch erhoben/ daß daselbsten die Feur-Flammen des Fegfeurs nicht können hinreichen. Nun aber aus der Höllen ist keine Erlösung: Aus der Vorhöllen hat Christus die Seelen der Altväter heraus geführt: Aus dem Fegfeur aber werden die Seelen errettet durch das Gebeht / Ablas/ und Seel-Messen &c.

Antwort. Die Land-Messer müssen oben auff der Erden bleiben: Aber gar zu tieff unter der Erden finden sie bey uns keinen Glauben. Weilen aber/ nach ihrer Abtheilung/ das Fegfeur ist so nahe bey der Höllen gesetzet/ wird solches wohl die Ursach seyn/ daß die Meß-Pfaffen in ihren Seel-Messen ad offertorium zu Beten pflegen: O HErr JEsu Christe befreyhe die gläubigen Seelen der Verstorbenen von den Peinen der Höllen/ und von dem tieffen Abgrund: Befreyhe sie von dem Rachen des Löwens/ damit sie die Hölle nicht verschlinge &c. Stehen also die Papisten (Krafft ihres Gebehts) in Sorgen/ die Seelen im Fegfeur möchten noch in die Hölle versincken/ wann die Scheid-Maur zwischen der Hölle und dem Fegfeur würde einsincken/ oder der Pabst mit seinen Ablaß-Bullen auffhörte die durchlöcherte Wand auszuflicken: Und weilen Damascenus in orat. de mortuis erzehlet/ daß durch Fürbitt der H. Theclae die Seele Falconillae/ und durch das Gebet des Papsts Gregorii die Seele des Käysers Trajani aus der Höllen seyn erlöset worden/ so werden ohne Zweiffel diese beyde Seelen irgend des Weges im Fegfeur verfehlet haben/ und durch das Rauch-Loch gar in die Hölle seyn hinunter gesuncken.

führten Christlichen Wandel und gottseliger Beständigkeit solte anstellen und einrichten. Darneben hat man auch GOtt gedancket für die Gaben/ die er den verstorbenen Gläubigen/ da sie im Leben gewesen / verliehen gehabt/ und dann auch über das GOtt angeruffen/ daß er auch weiters seine Gnade und Gaben verleihen wolle/ damit auch andere/ nach ihrem Exempel/ einen Christlichen Wandel führen/ und in gottseliger Beständigkeit beharren mögten. Welches dann freylich eine andere Memoria und Gedächtnüß/ auch zuviel einem anderen Endgemeinet gewesen/ als auff den heutigen Tag in dem Pabstum über ihre verstorbene Heiligen geübt wird. Wiedrum/ wann ja die Päbstische Pfaffen selbsten wahrhafftig glaubten/ daß sie mit ihren Gedächtnüssen oder jährlichen Seel-Messen den armen Seelen in ihrer Qvaal des Fegfeurs könnten befürderlich seyn/ so wäre es ja die grösseste Tyranney und Unbarmhertzigkeit/ daß sie mit solchem guten Werck nicht forteyleten: Sondern ihre Seel-Messen nur immerhin auff einen gewissen Tag/ da die jährliche Gedächtnüß des Verstorbenen gehalten wird/ verschieben/ und unterdessen die elendige Seelen in ihrem Schmeltz-Offen braten lassen. Summa, wann das Gelt im Beutel der Pfaffen nur wohl versichert ist/ so mag die Seele so lang herum schweben als sie wolle: Und zielen die Seel-Messen/ vor die im Fegfeur schwitzende Verstorbene/ mehrsten Theils auff die hinterlassene Erbschafft der Wittwen und Nachfahren: Daß also auff solche Geld-süchtige Meß-Pfaffen sich wohl fügen die Wort Christi Matth. 23. v. 14. Wehe euch Schrifft-Gelehrten und Pharisäer/ ihr Heuchler/ die ihr der Wittwen Häuser fresset/ und wendet lange Gebet für: Drum werdet ihr desto mehr Verdammnüß empfahen.

X. Ist doch die gemeine Lehr der Päbstischen Theologen bey Adamo Burghaber controv. 40. Der Erden-Klotz seye also eingerichtet und ausgetheilet/ daß in dessen Mittel-Punct seye die Hölle/ gerad darüber das Fegfeur/ und oben dem Fegfeur die Vorhölle der Alt-Väter so hoch erhoben/ daß daselbsten die Feur-Flammen des Fegfeurs nicht können hinreichen. Nun aber aus der Höllen ist keine Erlösung: Aus der Vorhöllen hat Christus die Seelen der Altväter heraus geführt: Aus dem Fegfeur aber werden die Seelen errettet durch das Gebeht / Ablas/ und Seel-Messen &c.

Antwort. Die Land-Messer müssen oben auff der Erden bleiben: Aber gar zu tieff unter der Erden finden sie bey uns keinen Glauben. Weilen aber/ nach ihrer Abtheilung/ das Fegfeur ist so nahe bey der Höllen gesetzet/ wird solches wohl die Ursach seyn/ daß die Meß-Pfaffen in ihren Seel-Messen ad offertorium zu Beten pflegen: O HErr JEsu Christe befreyhe die gläubigen Seelen der Verstorbenen von den Peinen der Höllen/ und von dem tieffen Abgrund: Befreyhe sie von dem Rachen des Löwens/ damit sie die Hölle nicht verschlinge &c. Stehen also die Papisten (Krafft ihres Gebehts) in Sorgen/ die Seelen im Fegfeur möchten noch in die Hölle versincken/ wann die Scheid-Maur zwischen der Hölle und dem Fegfeur würde einsincken/ oder der Pabst mit seinen Ablaß-Bullen auffhörte die durchlöcherte Wand auszuflicken: Und weilen Damascenus in orat. de mortuis erzehlet/ daß durch Fürbitt der H. Thèclae die Seele Falconillae/ und durch das Gebet des Papsts Gregorii die Seele des Käysers Trajani aus der Höllen seyn erlöset worden/ so werden ohne Zweiffel diese beyde Seelen irgend des Weges im Fegfeur verfehlet haben/ und durch das Rauch-Loch gar in die Hölle seyn hinunter gesuncken.

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führten Christlichen Wandel und            gottseliger Beständigkeit solte anstellen und einrichten. Darneben hat man auch GOtt            gedancket für die Gaben/ die er den verstorbenen Gläubigen/ da sie im Leben gewesen /            verliehen gehabt/ und dann auch über das GOtt angeruffen/ daß er auch weiters seine            Gnade und Gaben verleihen wolle/ damit auch andere/ nach ihrem Exempel/ einen            Christlichen Wandel führen/ und in gottseliger Beständigkeit beharren mögten. Welches            dann freylich eine andere Memoria und Gedächtnüß/ auch zuviel einem anderen Endgemeinet            gewesen/ als auff den heutigen Tag in dem Pabstum über ihre verstorbene Heiligen geübt            wird. Wiedrum/ wann ja die Päbstische Pfaffen selbsten wahrhafftig glaubten/ daß sie mit            ihren Gedächtnüssen oder jährlichen Seel-Messen den armen Seelen in ihrer Qvaal des            Fegfeurs könnten befürderlich seyn/ so wäre es ja die grösseste Tyranney und            Unbarmhertzigkeit/ daß sie mit solchem guten Werck nicht forteyleten: Sondern ihre            Seel-Messen nur immerhin auff einen gewissen Tag/ da die jährliche Gedächtnüß des            Verstorbenen gehalten wird/ verschieben/ und unterdessen die elendige Seelen in ihrem            Schmeltz-Offen braten lassen. Summa, wann das Gelt im Beutel der Pfaffen nur wohl            versichert ist/ so mag die Seele so lang herum schweben als sie wolle: Und zielen die            Seel-Messen/ vor die im Fegfeur schwitzende Verstorbene/ mehrsten Theils auff die            hinterlassene Erbschafft der Wittwen und Nachfahren: Daß also auff solche Geld-süchtige            Meß-Pfaffen sich wohl fügen die Wort Christi Matth. 23. v. 14. Wehe euch            Schrifft-Gelehrten und Pharisäer/ ihr Heuchler/ die ihr der Wittwen Häuser fresset/ und            wendet lange Gebet für: Drum werdet ihr desto mehr Verdammnüß empfahen.</p>
        <p>X. Ist doch die gemeine Lehr der Päbstischen Theologen bey Adamo Burghaber controv. 40.            Der Erden-Klotz seye also eingerichtet und ausgetheilet/ daß in dessen Mittel-Punct seye            die Hölle/ gerad darüber das Fegfeur/ und oben dem Fegfeur die Vorhölle der Alt-Väter so            hoch erhoben/ daß daselbsten die Feur-Flammen des Fegfeurs nicht können hinreichen. Nun            aber aus der Höllen ist keine Erlösung: Aus der Vorhöllen hat Christus die Seelen der            Altväter heraus geführt: Aus dem Fegfeur aber werden die Seelen errettet durch das Gebeht           / Ablas/ und Seel-Messen &amp;c.</p>
        <p>Antwort. Die Land-Messer müssen oben auff der Erden bleiben: Aber gar zu tieff unter der            Erden finden sie bey uns keinen Glauben. Weilen aber/ nach ihrer Abtheilung/ das Fegfeur            ist so nahe bey der Höllen gesetzet/ wird solches wohl die Ursach seyn/ daß die            Meß-Pfaffen in ihren Seel-Messen ad offertorium zu Beten pflegen: O HErr JEsu Christe            befreyhe die gläubigen Seelen der Verstorbenen von den Peinen der Höllen/ und von dem            tieffen Abgrund: Befreyhe sie von dem Rachen des Löwens/ damit sie die Hölle nicht            verschlinge &amp;c. Stehen also die Papisten (Krafft ihres Gebehts) in Sorgen/ die Seelen            im Fegfeur möchten noch in die Hölle versincken/ wann die Scheid-Maur zwischen der Hölle            und dem Fegfeur würde einsincken/ oder der Pabst mit seinen Ablaß-Bullen auffhörte die            durchlöcherte Wand auszuflicken: Und weilen Damascenus in orat. de mortuis erzehlet/ daß            durch Fürbitt der H. Thèclae die Seele Falconillae/ und durch das Gebet des Papsts            Gregorii die Seele des Käysers Trajani aus der Höllen seyn erlöset worden/ so werden ohne            Zweiffel diese beyde Seelen irgend des Weges im Fegfeur verfehlet haben/ und durch das            Rauch-Loch gar in die Hölle seyn hinunter gesuncken.</p>
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[200/0500] führten Christlichen Wandel und gottseliger Beständigkeit solte anstellen und einrichten. Darneben hat man auch GOtt gedancket für die Gaben/ die er den verstorbenen Gläubigen/ da sie im Leben gewesen / verliehen gehabt/ und dann auch über das GOtt angeruffen/ daß er auch weiters seine Gnade und Gaben verleihen wolle/ damit auch andere/ nach ihrem Exempel/ einen Christlichen Wandel führen/ und in gottseliger Beständigkeit beharren mögten. Welches dann freylich eine andere Memoria und Gedächtnüß/ auch zuviel einem anderen Endgemeinet gewesen/ als auff den heutigen Tag in dem Pabstum über ihre verstorbene Heiligen geübt wird. Wiedrum/ wann ja die Päbstische Pfaffen selbsten wahrhafftig glaubten/ daß sie mit ihren Gedächtnüssen oder jährlichen Seel-Messen den armen Seelen in ihrer Qvaal des Fegfeurs könnten befürderlich seyn/ so wäre es ja die grösseste Tyranney und Unbarmhertzigkeit/ daß sie mit solchem guten Werck nicht forteyleten: Sondern ihre Seel-Messen nur immerhin auff einen gewissen Tag/ da die jährliche Gedächtnüß des Verstorbenen gehalten wird/ verschieben/ und unterdessen die elendige Seelen in ihrem Schmeltz-Offen braten lassen. Summa, wann das Gelt im Beutel der Pfaffen nur wohl versichert ist/ so mag die Seele so lang herum schweben als sie wolle: Und zielen die Seel-Messen/ vor die im Fegfeur schwitzende Verstorbene/ mehrsten Theils auff die hinterlassene Erbschafft der Wittwen und Nachfahren: Daß also auff solche Geld-süchtige Meß-Pfaffen sich wohl fügen die Wort Christi Matth. 23. v. 14. Wehe euch Schrifft-Gelehrten und Pharisäer/ ihr Heuchler/ die ihr der Wittwen Häuser fresset/ und wendet lange Gebet für: Drum werdet ihr desto mehr Verdammnüß empfahen. X. Ist doch die gemeine Lehr der Päbstischen Theologen bey Adamo Burghaber controv. 40. Der Erden-Klotz seye also eingerichtet und ausgetheilet/ daß in dessen Mittel-Punct seye die Hölle/ gerad darüber das Fegfeur/ und oben dem Fegfeur die Vorhölle der Alt-Väter so hoch erhoben/ daß daselbsten die Feur-Flammen des Fegfeurs nicht können hinreichen. Nun aber aus der Höllen ist keine Erlösung: Aus der Vorhöllen hat Christus die Seelen der Altväter heraus geführt: Aus dem Fegfeur aber werden die Seelen errettet durch das Gebeht / Ablas/ und Seel-Messen &c. Antwort. Die Land-Messer müssen oben auff der Erden bleiben: Aber gar zu tieff unter der Erden finden sie bey uns keinen Glauben. Weilen aber/ nach ihrer Abtheilung/ das Fegfeur ist so nahe bey der Höllen gesetzet/ wird solches wohl die Ursach seyn/ daß die Meß-Pfaffen in ihren Seel-Messen ad offertorium zu Beten pflegen: O HErr JEsu Christe befreyhe die gläubigen Seelen der Verstorbenen von den Peinen der Höllen/ und von dem tieffen Abgrund: Befreyhe sie von dem Rachen des Löwens/ damit sie die Hölle nicht verschlinge &c. Stehen also die Papisten (Krafft ihres Gebehts) in Sorgen/ die Seelen im Fegfeur möchten noch in die Hölle versincken/ wann die Scheid-Maur zwischen der Hölle und dem Fegfeur würde einsincken/ oder der Pabst mit seinen Ablaß-Bullen auffhörte die durchlöcherte Wand auszuflicken: Und weilen Damascenus in orat. de mortuis erzehlet/ daß durch Fürbitt der H. Thèclae die Seele Falconillae/ und durch das Gebet des Papsts Gregorii die Seele des Käysers Trajani aus der Höllen seyn erlöset worden/ so werden ohne Zweiffel diese beyde Seelen irgend des Weges im Fegfeur verfehlet haben/ und durch das Rauch-Loch gar in die Hölle seyn hinunter gesuncken.

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/500>, abgerufen am 22.11.2024.