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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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wissen hätte können im Pabstum verharren/ und darbey selig werden?

HIerauff sage ich Nein/ aus folgenden Ursachen:

Dann erstlich: Wann ich im Pabstum mich für einen Papisten hätte ausgegeben/ und im Hertzen die Evangelische Warheit erkennet/ selbige aber nicht offentlich vor der Welt hätte bekennen wollen/ so würde ich den Fluch Christi auff mich geladen haben Matth. 10. v. 32. 33. Der mich bekennet für den Menschen/ den will ich bekennen für meinem himmlischen Vater: Der mich aber verläugnet für den Menschen/ den will ich auch verläugnen für meinem himmlischen Vater.

Zweytens: Weilen der Geistliche Ordens-Stand sich darfür ausgiebt/ er seye für den Augen GOttes ein so vollkommener Stand/ daß man darinnen nicht nur bloßhin seine eigene Seligkeit GOtt abverdienen/ sondern auch von dem Verdienst und Wercken der übermaas anderen mittheilen könne: Diß Fürgeben aber nichts anders ist/ als ein GOttes-lästerischer Greuel für GOtt/ auch ich/ durch eusserliche Gutheissung eines solchen Standes/ andere in ihrem Aberglauben gestärcket/ oder zur Nachfolge gezogen / und hierdurch die Seelen in des Satans Füß-Angel geführet hätte: Und zudem auch ich die erkannte Unwahrheiten der Papisten/ ohne Verletzung des Gewissens/ unter dem Schein der Wahrheit nicht länger in den Schulen meinen Zuhöreren fürtragen konte/ so muste ich den Stand und irrigen Glauben öffentlich verlassen/ oder ich hätte müssen heuchlen zu meiner ewigen Verdammnüß.

Drittens: Wann ich schon bey Ersehung des vielfältigen Aberglaubens und Greuelen im Pabsthum/ immerhin im Hertzen denselbigen hätte wiedersprochen/ und für GOtt betheuret / daß ich wolte kein Theil haben an solchen Miß-Händelen/ so hätte ich dannoch/ auch so gar im Tod-Bett/ durch Empfahung einer eintzelen Gestalt (nach gemeiner Gewohnheit der sterbenden Papisten) die Stümmelung des H. Abendmahls und Päbstischen Kirchen-Raub / obschon nicht im Hertzen/ dannoch eusserlich mit dem Werck selbsten/ müssen gutheissen: Auch durch Empfahung der letzten Oelung/ das mit häuffigem Aberglauben und abgöttischem Greuel gesegnete Oel und unheiliges Gepräng billigen/ und mit der That bekräfftigen/ und in solchem Stand für GOttes Gericht treten müssen. Diß aber war nicht thunlich: Sondern meinem Gewissen unerträglich.

Einrede der Papisten.

I. Man findet doch wohl auch verständige Leute im Pabstum/ welchen obschon hier und dort eine oder andere Lehr des Päbstischen Glaubens verdächtig vorkommt: Zum Exempel/ ob sie schon kein Fegfeur/ keine Krafft des Päbstischen Ablasses/ kein Verdienst der guten Wercken/ oder dergleichen glauben wollen/ so bleiben sie doch darum ruhig/ und verlassen das Pabstum nicht. So hätte auch Rempen wohl können ruhig in Pabstum sitzen bleiben/ ob ihm schon ein oder ander Articul der Päbstischen Lehr nicht gefallen wolte.

Antwort. Wann ein Papist fürgiebt/ er wölle zwar kein Fegfeur/ keine Krafft des Ablasses/ oder Verdienst der guten Wercken glauben/ aber dannoch dessentwegen Papistisch bleiben/ ists eben so viel/ als wann einer sägte/ er wolte zwar ein Jude seyn/ aber sich nicht beschneiden lassen: Dann das Pabstum bestehet unzertrennlicher Weise in indivisibili: Massen/ wann einer nur einen/ auch den geringsten/ vom Pabst oder dessen Conciliis gutgeheissenen und bestätigten Punct mißbilliget/ oder zugiebt daß der Pabst oder dessen Concilien in einem Stück von der Wahrheit irr-gangen seyn/ dann fällt die Unfehlbarkeit des Pabstes und dessen Concilien überall/ und folgens liegt der gantze Päbstische Plunder mit dem Römischen Felsen über Hauffen. Zudem/ so habe ich nicht wegen einen oder andern

wissen hätte können im Pabstum verharren/ und darbey selig werden?

HIerauff sage ich Nein/ aus folgenden Ursachen:

Dann erstlich: Wann ich im Pabstum mich für einen Papisten hätte ausgegeben/ und im Hertzen die Evangelische Warheit erkennet/ selbige aber nicht offentlich vor der Welt hätte bekennen wollen/ so würde ich den Fluch Christi auff mich geladen haben Matth. 10. v. 32. 33. Der mich bekennet für den Menschen/ den will ich bekennen für meinem himmlischen Vater: Der mich aber verläugnet für den Menschen/ den will ich auch verläugnen für meinem himmlischen Vater.

Zweytens: Weilen der Geistliche Ordens-Stand sich darfür ausgiebt/ er seye für den Augen GOttes ein so vollkommener Stand/ daß man darinnen nicht nur bloßhin seine eigene Seligkeit GOtt abverdienen/ sondern auch von dem Verdienst und Wercken der übermaas anderen mittheilen könne: Diß Fürgeben aber nichts anders ist/ als ein GOttes-lästerischer Greuel für GOtt/ auch ich/ durch eusserliche Gutheissung eines solchen Standes/ andere in ihrem Aberglauben gestärcket/ oder zur Nachfolge gezogen / und hierdurch die Seelen in des Satans Füß-Angel geführet hätte: Und zudem auch ich die erkannte Unwahrheiten der Papisten/ ohne Verletzung des Gewissens/ unter dem Schein der Wahrheit nicht länger in den Schulen meinen Zuhöreren fürtragen konte/ so muste ich den Stand und irrigen Glauben öffentlich verlassen/ oder ich hätte müssen heuchlen zu meiner ewigen Verdammnüß.

Drittens: Wann ich schon bey Ersehung des vielfältigen Aberglaubens und Greuelen im Pabsthum/ immerhin im Hertzen denselbigen hätte wiedersprochen/ und für GOtt betheuret / daß ich wolte kein Theil haben an solchen Miß-Händelen/ so hätte ich dannoch/ auch so gar im Tod-Bett/ durch Empfahung einer eintzelen Gestalt (nach gemeiner Gewohnheit der sterbenden Papisten) die Stümmelung des H. Abendmahls und Päbstischen Kirchen-Raub / obschon nicht im Hertzen/ dannoch eusserlich mit dem Werck selbsten/ müssen gutheissen: Auch durch Empfahung der letzten Oelung/ das mit häuffigem Aberglauben und abgöttischem Greuel gesegnete Oel und unheiliges Gepräng billigen/ und mit der That bekräfftigen/ und in solchem Stand für GOttes Gericht treten müssen. Diß aber war nicht thunlich: Sondern meinem Gewissen unerträglich.

Einrede der Papisten.

I. Man findet doch wohl auch verständige Leute im Pabstum/ welchen obschon hier und dort eine oder andere Lehr des Päbstischen Glaubens verdächtig vorkommt: Zum Exempel/ ob sie schon kein Fegfeur/ keine Krafft des Päbstischen Ablasses/ kein Verdienst der guten Wercken/ oder dergleichen glauben wollen/ so bleiben sie doch darum ruhig/ und verlassen das Pabstum nicht. So hätte auch Rempen wohl können ruhig in Pabstum sitzen bleiben/ ob ihm schon ein oder ander Articul der Päbstischen Lehr nicht gefallen wolte.

Antwort. Wann ein Papist fürgiebt/ er wölle zwar kein Fegfeur/ keine Krafft des Ablasses/ oder Verdienst der guten Wercken glauben/ aber dannoch dessentwegen Papistisch bleiben/ ists eben so viel/ als wann einer sägte/ er wolte zwar ein Jude seyn/ aber sich nicht beschneiden lassen: Dann das Pabstum bestehet unzertrennlicher Weise in indivisibili: Massen/ wann einer nur einen/ auch den geringsten/ vom Pabst oder dessen Conciliis gutgeheissenen und bestätigten Punct mißbilliget/ oder zugiebt daß der Pabst oder dessen Concilien in einem Stück von der Wahrheit irr-gangen seyn/ dann fällt die Unfehlbarkeit des Pabstes und dessen Concilien überall/ und folgens liegt der gantze Päbstische Plunder mit dem Römischen Felsen über Hauffen. Zudem/ so habe ich nicht wegen einen oder andern

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        <p>Dann erstlich: Wann ich im Pabstum mich für einen Papisten hätte ausgegeben/ und im            Hertzen die Evangelische Warheit erkennet/ selbige aber nicht offentlich vor der Welt            hätte bekennen wollen/ so würde ich den Fluch Christi auff mich geladen haben Matth. 10.            v. 32. 33. Der mich bekennet für den Menschen/ den will ich bekennen für meinem            himmlischen Vater: Der mich aber verläugnet für den Menschen/ den will ich auch            verläugnen für meinem himmlischen Vater.</p>
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        <p>Drittens: Wann ich schon bey Ersehung des vielfältigen Aberglaubens und Greuelen im            Pabsthum/ immerhin im Hertzen denselbigen hätte wiedersprochen/ und für GOtt betheuret /            daß ich wolte kein Theil haben an solchen Miß-Händelen/ so hätte ich dannoch/ auch so            gar im Tod-Bett/ durch Empfahung einer eintzelen Gestalt (nach gemeiner Gewohnheit der            sterbenden Papisten) die Stümmelung des H. Abendmahls und Päbstischen Kirchen-Raub /            obschon nicht im Hertzen/ dannoch eusserlich mit dem Werck selbsten/ müssen gutheissen:            Auch durch Empfahung der letzten Oelung/ das mit häuffigem Aberglauben und abgöttischem            Greuel gesegnete Oel und unheiliges Gepräng billigen/ und mit der That bekräfftigen/ und            in solchem Stand für GOttes Gericht treten müssen. Diß aber war nicht thunlich: Sondern            meinem Gewissen unerträglich.</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Man findet doch wohl auch verständige Leute im Pabstum/ welchen obschon hier und dort            eine oder andere Lehr des Päbstischen Glaubens verdächtig vorkommt: Zum Exempel/ ob sie            schon kein Fegfeur/ keine Krafft des Päbstischen Ablasses/ kein Verdienst der guten            Wercken/ oder dergleichen glauben wollen/ so bleiben sie doch darum ruhig/ und            verlassen das Pabstum nicht. So hätte auch Rempen wohl können ruhig in Pabstum sitzen            bleiben/ ob ihm schon ein oder ander Articul der Päbstischen Lehr nicht gefallen            wolte.</p>
        <p>Antwort. Wann ein Papist fürgiebt/ er wölle zwar kein Fegfeur/ keine Krafft des            Ablasses/ oder Verdienst der guten Wercken glauben/ aber dannoch dessentwegen Papistisch            bleiben/ ists eben so viel/ als wann einer sägte/ er wolte zwar ein Jude seyn/ aber            sich nicht beschneiden lassen: Dann das Pabstum bestehet unzertrennlicher Weise in            indivisibili: Massen/ wann einer nur einen/ auch den geringsten/ vom Pabst oder dessen            Conciliis gutgeheissenen und bestätigten Punct mißbilliget/ oder zugiebt daß der Pabst            oder dessen Concilien in einem Stück von der Wahrheit irr-gangen seyn/ dann fällt die            Unfehlbarkeit des Pabstes und dessen Concilien überall/ und folgens liegt der gantze            Päbstische Plunder mit dem Römischen Felsen über Hauffen. Zudem/ so habe ich nicht wegen            einen oder andern
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[215/0515] wissen hätte können im Pabstum verharren/ und darbey selig werden? HIerauff sage ich Nein/ aus folgenden Ursachen: Dann erstlich: Wann ich im Pabstum mich für einen Papisten hätte ausgegeben/ und im Hertzen die Evangelische Warheit erkennet/ selbige aber nicht offentlich vor der Welt hätte bekennen wollen/ so würde ich den Fluch Christi auff mich geladen haben Matth. 10. v. 32. 33. Der mich bekennet für den Menschen/ den will ich bekennen für meinem himmlischen Vater: Der mich aber verläugnet für den Menschen/ den will ich auch verläugnen für meinem himmlischen Vater. Zweytens: Weilen der Geistliche Ordens-Stand sich darfür ausgiebt/ er seye für den Augen GOttes ein so vollkommener Stand/ daß man darinnen nicht nur bloßhin seine eigene Seligkeit GOtt abverdienen/ sondern auch von dem Verdienst und Wercken der übermaas anderen mittheilen könne: Diß Fürgeben aber nichts anders ist/ als ein GOttes-lästerischer Greuel für GOtt/ auch ich/ durch eusserliche Gutheissung eines solchen Standes/ andere in ihrem Aberglauben gestärcket/ oder zur Nachfolge gezogen / und hierdurch die Seelen in des Satans Füß-Angel geführet hätte: Und zudem auch ich die erkannte Unwahrheiten der Papisten/ ohne Verletzung des Gewissens/ unter dem Schein der Wahrheit nicht länger in den Schulen meinen Zuhöreren fürtragen konte/ so muste ich den Stand und irrigen Glauben öffentlich verlassen/ oder ich hätte müssen heuchlen zu meiner ewigen Verdammnüß. Drittens: Wann ich schon bey Ersehung des vielfältigen Aberglaubens und Greuelen im Pabsthum/ immerhin im Hertzen denselbigen hätte wiedersprochen/ und für GOtt betheuret / daß ich wolte kein Theil haben an solchen Miß-Händelen/ so hätte ich dannoch/ auch so gar im Tod-Bett/ durch Empfahung einer eintzelen Gestalt (nach gemeiner Gewohnheit der sterbenden Papisten) die Stümmelung des H. Abendmahls und Päbstischen Kirchen-Raub / obschon nicht im Hertzen/ dannoch eusserlich mit dem Werck selbsten/ müssen gutheissen: Auch durch Empfahung der letzten Oelung/ das mit häuffigem Aberglauben und abgöttischem Greuel gesegnete Oel und unheiliges Gepräng billigen/ und mit der That bekräfftigen/ und in solchem Stand für GOttes Gericht treten müssen. Diß aber war nicht thunlich: Sondern meinem Gewissen unerträglich. Einrede der Papisten. I. Man findet doch wohl auch verständige Leute im Pabstum/ welchen obschon hier und dort eine oder andere Lehr des Päbstischen Glaubens verdächtig vorkommt: Zum Exempel/ ob sie schon kein Fegfeur/ keine Krafft des Päbstischen Ablasses/ kein Verdienst der guten Wercken/ oder dergleichen glauben wollen/ so bleiben sie doch darum ruhig/ und verlassen das Pabstum nicht. So hätte auch Rempen wohl können ruhig in Pabstum sitzen bleiben/ ob ihm schon ein oder ander Articul der Päbstischen Lehr nicht gefallen wolte. Antwort. Wann ein Papist fürgiebt/ er wölle zwar kein Fegfeur/ keine Krafft des Ablasses/ oder Verdienst der guten Wercken glauben/ aber dannoch dessentwegen Papistisch bleiben/ ists eben so viel/ als wann einer sägte/ er wolte zwar ein Jude seyn/ aber sich nicht beschneiden lassen: Dann das Pabstum bestehet unzertrennlicher Weise in indivisibili: Massen/ wann einer nur einen/ auch den geringsten/ vom Pabst oder dessen Conciliis gutgeheissenen und bestätigten Punct mißbilliget/ oder zugiebt daß der Pabst oder dessen Concilien in einem Stück von der Wahrheit irr-gangen seyn/ dann fällt die Unfehlbarkeit des Pabstes und dessen Concilien überall/ und folgens liegt der gantze Päbstische Plunder mit dem Römischen Felsen über Hauffen. Zudem/ so habe ich nicht wegen einen oder andern

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/515>, abgerufen am 24.11.2024.