Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.n. 2. gestehen müssen/ daß Pabst Innocentius I. anno 402. der erste gewesen sey/ so diese Bücher legitimiret/ und in das Register der Canonischen Schrifften einverleibet hat. Daß wir aber die obangezogene Bücher zwar in vielen Stücken für gute Sitten-Lehrer/ und auferbäuliche/ auch zur Erkäntnüß der Göttlichen Güte und Vorsichtigkeit dienliche/ aber nicht Canonische und Göttliche Schrifften halten/ dessen haben wir die wohlgegründete Ursach/ weilen wir solche Bücher nicht finden in der Verfassung der Göttlichen Schrifften / bey dem damals zum auserlesenen Volck erwehlten Juden/ denen doch nach Zeugnüß Pauli Rom. 3. v. 2. ist anvertrauet/ was GOtt geredet hat/ und wie David spricht/ GOtt sein Wort/ sein Gericht/ und recht hat verkündiget/ so er keinen Heyden gethan Ps. 147. Halten wir also im Lutherthum für Göttlich/ was Göttlich/ und für Menschlich/ was Menschlich ist. Sechzeheude Papistische Ursache Weilen so wohl Luther/ als die Lutheraner die Schrifft an vielen Stellen verändert/ und gefälschet/ bald etwas ausgemustert/ bald was hinzugeflicket/ wie bey Florimundo Remundo, und Gabriele Prateolo zu lesen. Sechzehende Lutherische Gegen-Ursache Wan die Papistische vulgata, oder die Römische Bibel/ und nicht der Hebräische und Griechische Grund-Text das model wären/ darnach die Biblen müsten eingerichtet werden / so könten die Papisten von Veränderung oder Verfälschung einiger Stellen der Heil. Schrifft etwas einwenden: aber man läst sich an die vulgata nicht binden: fürnemlich / weilen die Papisten selbst mit Adamo Burghaber Theol. polem. Controv. IV. n. XVI. gestehen / daß die Päbstische Bibel (so man die vulgata nennet) ob sie schon aus Geheiß Pabstes Clementis VIII. durch den Cardinal Caraffam und Bellarminum von vielen Fehlern ausgebessert ist/ dannoch von allen Irrthümeren nicht ausgesaubert sey: wie dan auch noch viele Fehler in ihrer Päbstischen Bibel erkennen Cardinalis Bellarminus, lib. 2. De Verbo Dei cap. II. Jacobus Gretserus, Adamus Conzen, Nicolaus Serrarius, Melchior Canus, Adamus Tanner tom. 3. d. I. de Fide. q. 5. n. 79. Bernardinus Vetweis in speculo verae Ecclesiae l. 2. c. 6. art. 4. &c. Bey gemeltem Burghaber l. c. Es muß auch der Pabst selbst seiner eigenen Bibel nicht viel trauen/ indem er/ nach Zeugnüß Baronii tom. 3., durch den Cardinal Bellarminum seiner Bibel eine Vorrede hat fürsetzen lassen mit folgenden Worten: Nim hin Christlicher Leser aus der Buchdruckerey in Vaticano, mit Bewilligung des Pabstes Clementis VIII. die mit allem möglichsten Fleiß ausgebesserte alte Truck der Bibel: daß sie aber von allen Fehleren gäntzlich solte ausgesaubert seyn/ solches kan man / in Betrachtung der Menschlichen Schwachheit/ schwerlich für eine Wahrheit sagen. Alhier bekennet der Pabst/ der sich sonst vergötteren will/ seine menschliche Schwachheit bey Verbesserung seiner Bibel: warum solte dann dem Luther verübelt werden/ wann er das gekonnt/ was der Pabst nicht vermag/ und nach dem waren Hebräischen und Griegischen Original die Bibel ausgebessert hat? Siebenzehende Papistische Ursache Weilen die Lutheraner nicht wissen können/ welches Exemplar der Heil. Schrifft bey ihnen das rechtschaffene seye: indem sie derselbigen schier unzählbar haben/ die doch in wichtigen Glaubens-Artickeln einander zu wider lauffen. n. 2. gestehen müssen/ daß Pabst Innocentius I. anno 402. der erste gewesen sey/ so diese Bücher legitimiret/ und in das Register der Canonischen Schrifften einverleibet hat. Daß wir aber die obangezogene Bücher zwar in vielen Stücken für gute Sitten-Lehrer/ und auferbäuliche/ auch zur Erkäntnüß der Göttlichen Güte und Vorsichtigkeit dienliche/ aber nicht Canonische und Göttliche Schrifften halten/ dessen haben wir die wohlgegründete Ursach/ weilen wir solche Bücher nicht finden in der Verfassung der Göttlichen Schrifften / bey dem damals zum auserlesenen Volck erwehlten Juden/ denen doch nach Zeugnüß Pauli Rom. 3. v. 2. ist anvertrauet/ was GOtt geredet hat/ und wie David spricht/ GOtt sein Wort/ sein Gericht/ und recht hat verkündiget/ so er keinen Heyden gethan Ps. 147. Halten wir also im Lutherthum für Göttlich/ was Göttlich/ und für Menschlich/ was Menschlich ist. Sechzeheude Papistische Ursache Weilen so wohl Luther/ als die Lutheraner die Schrifft an vielen Stellen verändert/ und gefälschet/ bald etwas ausgemustert/ bald was hinzugeflicket/ wie bey Florimundo Remundo, und Gabriele Prateolo zu lesen. Sechzehende Lutherische Gegen-Ursache Wan die Papistische vulgata, oder die Römische Bibel/ und nicht der Hebräische und Griechische Grund-Text das model wären/ darnach die Biblen müsten eingerichtet werden / so könten die Papisten von Veränderung oder Verfälschung einiger Stellen der Heil. Schrifft etwas einwenden: aber man läst sich an die vulgata nicht binden: fürnemlich / weilen die Papisten selbst mit Adamo Burghaber Theol. polem. Controv. IV. n. XVI. gestehen / daß die Päbstische Bibel (so man die vulgata nennet) ob sie schon aus Geheiß Pabstes Clementis VIII. durch den Cardinal Caraffam und Bellarminum von vielen Fehlern ausgebessert ist/ dannoch von allen Irrthümeren nicht ausgesaubert sey: wie dan auch noch viele Fehler in ihrer Päbstischen Bibel erkennen Cardinalis Bellarminus, lib. 2. De Verbo Dei cap. II. Jacobus Gretserus, Adamus Conzen, Nicolaus Serrarius, Melchior Canus, Adamus Tanner tom. 3. d. I. de Fide. q. 5. n. 79. Bernardinus Vetweis in speculo verae Ecclesiae l. 2. c. 6. art. 4. &c. Bey gemeltem Burghaber l. c. Es muß auch der Pabst selbst seiner eigenen Bibel nicht viel trauen/ indem er/ nach Zeugnüß Baronii tom. 3., durch den Cardinal Bellarminum seiner Bibel eine Vorrede hat fürsetzen lassen mit folgenden Worten: Nim hin Christlicher Leser aus der Buchdruckerey in Vaticano, mit Bewilligung des Pabstes Clementis VIII. die mit allem möglichsten Fleiß ausgebesserte alte Truck der Bibel: daß sie aber von allen Fehleren gäntzlich solte ausgesaubert seyn/ solches kan man / in Betrachtung der Menschlichen Schwachheit/ schwerlich für eine Wahrheit sagen. Alhier bekennet der Pabst/ der sich sonst vergötteren will/ seine menschliche Schwachheit bey Verbesserung seiner Bibel: warum solte dann dem Luther verübelt werden/ wann er das gekonnt/ was der Pabst nicht vermag/ und nach dem waren Hebräischen und Griegischen Original die Bibel ausgebessert hat? Siebenzehende Papistische Ursache Weilen die Lutheraner nicht wissen können/ welches Exemplar der Heil. Schrifft bey ihnen das rechtschaffene seye: indem sie derselbigen schier unzählbar haben/ die doch in wichtigen Glaubens-Artickeln einander zu wider lauffen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0599" n="11"/> n. 2. gestehen müssen/ daß Pabst Innocentius I. anno 402. der erste gewesen sey/ so diese Bücher legitimiret/ und in das Register der Canonischen Schrifften einverleibet hat. Daß wir aber die obangezogene Bücher zwar in vielen Stücken für gute Sitten-Lehrer/ und auferbäuliche/ auch zur Erkäntnüß der Göttlichen Güte und Vorsichtigkeit dienliche/ aber nicht Canonische und Göttliche Schrifften halten/ dessen haben wir die wohlgegründete Ursach/ weilen wir solche Bücher nicht finden in der Verfassung der Göttlichen Schrifften / bey dem damals zum auserlesenen Volck erwehlten Juden/ denen doch nach Zeugnüß Pauli Rom. 3. v. 2. ist anvertrauet/ was GOtt geredet hat/ und wie David spricht/ GOtt sein Wort/ sein Gericht/ und recht hat verkündiget/ so er keinen Heyden gethan Ps. 147. Halten wir also im Lutherthum für Göttlich/ was Göttlich/ und für Menschlich/ was Menschlich ist.</p> <p>Sechzeheude Papistische Ursache</p> <p>Weilen so wohl Luther/ als die Lutheraner die Schrifft an vielen Stellen verändert/ und gefälschet/ bald etwas ausgemustert/ bald was hinzugeflicket/ wie bey Florimundo Remundo, und Gabriele Prateolo zu lesen.</p> <p>Sechzehende Lutherische Gegen-Ursache</p> <p>Wan die Papistische vulgata, oder die Römische Bibel/ und nicht der Hebräische und Griechische Grund-Text das model wären/ darnach die Biblen müsten eingerichtet werden / so könten die Papisten von Veränderung oder Verfälschung einiger Stellen der Heil. Schrifft etwas einwenden: aber man läst sich an die vulgata nicht binden: fürnemlich / weilen die Papisten selbst mit Adamo Burghaber Theol. polem. Controv. IV. n. XVI. gestehen / daß die Päbstische Bibel (so man die vulgata nennet) ob sie schon aus Geheiß Pabstes Clementis VIII. durch den Cardinal Caraffam und Bellarminum von vielen Fehlern ausgebessert ist/ dannoch von allen Irrthümeren nicht ausgesaubert sey: wie dan auch noch viele Fehler in ihrer Päbstischen Bibel erkennen Cardinalis Bellarminus, lib. 2. De Verbo Dei cap. II. Jacobus Gretserus, Adamus Conzen, Nicolaus Serrarius, Melchior Canus, Adamus Tanner tom. 3. d. I. de Fide. q. 5. n. 79. Bernardinus Vetweis in speculo verae Ecclesiae l. 2. c. 6. art. 4. &c. Bey gemeltem Burghaber l. c. Es muß auch der Pabst selbst seiner eigenen Bibel nicht viel trauen/ indem er/ nach Zeugnüß Baronii tom. 3., durch den Cardinal Bellarminum seiner Bibel eine Vorrede hat fürsetzen lassen mit folgenden Worten: Nim hin Christlicher Leser aus der Buchdruckerey in Vaticano, mit Bewilligung des Pabstes Clementis VIII. die mit allem möglichsten Fleiß ausgebesserte alte Truck der Bibel: daß sie aber von allen Fehleren gäntzlich solte ausgesaubert seyn/ solches kan man / in Betrachtung der Menschlichen Schwachheit/ schwerlich für eine Wahrheit sagen. Alhier bekennet der Pabst/ der sich sonst vergötteren will/ seine menschliche Schwachheit bey Verbesserung seiner Bibel: warum solte dann dem Luther verübelt werden/ wann er das gekonnt/ was der Pabst nicht vermag/ und nach dem waren Hebräischen und Griegischen Original die Bibel ausgebessert hat?</p> <p>Siebenzehende Papistische Ursache</p> <p>Weilen die Lutheraner nicht wissen können/ welches Exemplar der Heil. Schrifft bey ihnen das rechtschaffene seye: indem sie derselbigen schier unzählbar haben/ die doch in wichtigen Glaubens-Artickeln einander zu wider lauffen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0599]
n. 2. gestehen müssen/ daß Pabst Innocentius I. anno 402. der erste gewesen sey/ so diese Bücher legitimiret/ und in das Register der Canonischen Schrifften einverleibet hat. Daß wir aber die obangezogene Bücher zwar in vielen Stücken für gute Sitten-Lehrer/ und auferbäuliche/ auch zur Erkäntnüß der Göttlichen Güte und Vorsichtigkeit dienliche/ aber nicht Canonische und Göttliche Schrifften halten/ dessen haben wir die wohlgegründete Ursach/ weilen wir solche Bücher nicht finden in der Verfassung der Göttlichen Schrifften / bey dem damals zum auserlesenen Volck erwehlten Juden/ denen doch nach Zeugnüß Pauli Rom. 3. v. 2. ist anvertrauet/ was GOtt geredet hat/ und wie David spricht/ GOtt sein Wort/ sein Gericht/ und recht hat verkündiget/ so er keinen Heyden gethan Ps. 147. Halten wir also im Lutherthum für Göttlich/ was Göttlich/ und für Menschlich/ was Menschlich ist.
Sechzeheude Papistische Ursache
Weilen so wohl Luther/ als die Lutheraner die Schrifft an vielen Stellen verändert/ und gefälschet/ bald etwas ausgemustert/ bald was hinzugeflicket/ wie bey Florimundo Remundo, und Gabriele Prateolo zu lesen.
Sechzehende Lutherische Gegen-Ursache
Wan die Papistische vulgata, oder die Römische Bibel/ und nicht der Hebräische und Griechische Grund-Text das model wären/ darnach die Biblen müsten eingerichtet werden / so könten die Papisten von Veränderung oder Verfälschung einiger Stellen der Heil. Schrifft etwas einwenden: aber man läst sich an die vulgata nicht binden: fürnemlich / weilen die Papisten selbst mit Adamo Burghaber Theol. polem. Controv. IV. n. XVI. gestehen / daß die Päbstische Bibel (so man die vulgata nennet) ob sie schon aus Geheiß Pabstes Clementis VIII. durch den Cardinal Caraffam und Bellarminum von vielen Fehlern ausgebessert ist/ dannoch von allen Irrthümeren nicht ausgesaubert sey: wie dan auch noch viele Fehler in ihrer Päbstischen Bibel erkennen Cardinalis Bellarminus, lib. 2. De Verbo Dei cap. II. Jacobus Gretserus, Adamus Conzen, Nicolaus Serrarius, Melchior Canus, Adamus Tanner tom. 3. d. I. de Fide. q. 5. n. 79. Bernardinus Vetweis in speculo verae Ecclesiae l. 2. c. 6. art. 4. &c. Bey gemeltem Burghaber l. c. Es muß auch der Pabst selbst seiner eigenen Bibel nicht viel trauen/ indem er/ nach Zeugnüß Baronii tom. 3., durch den Cardinal Bellarminum seiner Bibel eine Vorrede hat fürsetzen lassen mit folgenden Worten: Nim hin Christlicher Leser aus der Buchdruckerey in Vaticano, mit Bewilligung des Pabstes Clementis VIII. die mit allem möglichsten Fleiß ausgebesserte alte Truck der Bibel: daß sie aber von allen Fehleren gäntzlich solte ausgesaubert seyn/ solches kan man / in Betrachtung der Menschlichen Schwachheit/ schwerlich für eine Wahrheit sagen. Alhier bekennet der Pabst/ der sich sonst vergötteren will/ seine menschliche Schwachheit bey Verbesserung seiner Bibel: warum solte dann dem Luther verübelt werden/ wann er das gekonnt/ was der Pabst nicht vermag/ und nach dem waren Hebräischen und Griegischen Original die Bibel ausgebessert hat?
Siebenzehende Papistische Ursache
Weilen die Lutheraner nicht wissen können/ welches Exemplar der Heil. Schrifft bey ihnen das rechtschaffene seye: indem sie derselbigen schier unzählbar haben/ die doch in wichtigen Glaubens-Artickeln einander zu wider lauffen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |