Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rennenkampff, Gustav Reinhold Georg von: Ueber die bevorstehende Freiheit der Ehsten und Letten. Dorpat, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

ihrer Herren, welche über ihre ganze Lebensart, über ihre Arbeiten, ihren Lohn und ihre Strafen entschied, kurz über alles dasjenige, über welches ein Vater bei seinen unmündigen Kindern entscheidet. Durch die Gesetze, welche die Bauern seit funfzehn Jahren kennen, sind sie freilich wohl aus diesen willkührlichen Bestimmungen ihrer Herren getreten, allein sie können doch noch nicht wie freie Leute nach eigenem Willen über sich und ihren Dienst bestimmen. Auch das wird in Zukunft ganz anders seyn. Nirgend wird die Willkühr anderer Leute Bestimmungen über die Bauern treffen, überall wird das Gesetz entscheiden und gegenseitige Uebereinkunft oder Kontract wird festsetzen, was jeder Mensch heilig und treu zu halten verbunden ist. Dazu sind aber Gesetze nöthig, und diese so abzufassen, daß sie das Landvolk wirklich glücklich machen, und zugleich keinem andern Menschen ein Unrecht zuzufügen verstatten, das ist eine Arbeit, die viel Zeit und Nachdenken erfordert. Es ist aber nicht allein nothwendig, daß jeder Mensch geduldig und ruhig warte, bis daß die neuen Gesetze erscheinen, sondern auch,

ihrer Herren, welche über ihre ganze Lebensart, über ihre Arbeiten, ihren Lohn und ihre Strafen entschied, kurz über alles dasjenige, über welches ein Vater bei seinen unmündigen Kindern entscheidet. Durch die Gesetze, welche die Bauern seit funfzehn Jahren kennen, sind sie freilich wohl aus diesen willkührlichen Bestimmungen ihrer Herren getreten, allein sie können doch noch nicht wie freie Leute nach eigenem Willen über sich und ihren Dienst bestimmen. Auch das wird in Zukunft ganz anders seyn. Nirgend wird die Willkühr anderer Leute Bestimmungen über die Bauern treffen, überall wird das Gesetz entscheiden und gegenseitige Uebereinkunft oder Kontract wird festsetzen, was jeder Mensch heilig und treu zu halten verbunden ist. Dazu sind aber Gesetze nöthig, und diese so abzufassen, daß sie das Landvolk wirklich glücklich machen, und zugleich keinem andern Menschen ein Unrecht zuzufügen verstatten, das ist eine Arbeit, die viel Zeit und Nachdenken erfordert. Es ist aber nicht allein nothwendig, daß jeder Mensch geduldig und ruhig warte, bis daß die neuen Gesetze erscheinen, sondern auch,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="12"/>
ihrer Herren, welche über ihre ganze Lebensart, über ihre Arbeiten, ihren Lohn und ihre Strafen entschied, kurz über alles dasjenige, über welches ein Vater bei seinen unmündigen Kindern entscheidet. Durch die Gesetze, welche die Bauern seit funfzehn Jahren kennen, sind sie freilich wohl aus diesen willkührlichen Bestimmungen ihrer Herren getreten, allein sie können doch noch nicht wie freie Leute nach eigenem Willen über sich und ihren Dienst bestimmen. Auch das wird in Zukunft ganz anders seyn. Nirgend wird die Willkühr anderer Leute Bestimmungen über die Bauern treffen, überall wird das Gesetz entscheiden und gegenseitige Uebereinkunft oder Kontract wird festsetzen, was jeder Mensch heilig und treu zu halten verbunden ist. Dazu sind aber Gesetze nöthig, und diese so abzufassen, daß sie das Landvolk wirklich glücklich machen, und zugleich keinem andern Menschen ein Unrecht zuzufügen verstatten, das ist eine Arbeit, die viel Zeit und Nachdenken erfordert. Es ist aber nicht allein nothwendig, daß jeder Mensch geduldig und ruhig warte, bis daß die neuen Gesetze erscheinen, sondern auch,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0012] ihrer Herren, welche über ihre ganze Lebensart, über ihre Arbeiten, ihren Lohn und ihre Strafen entschied, kurz über alles dasjenige, über welches ein Vater bei seinen unmündigen Kindern entscheidet. Durch die Gesetze, welche die Bauern seit funfzehn Jahren kennen, sind sie freilich wohl aus diesen willkührlichen Bestimmungen ihrer Herren getreten, allein sie können doch noch nicht wie freie Leute nach eigenem Willen über sich und ihren Dienst bestimmen. Auch das wird in Zukunft ganz anders seyn. Nirgend wird die Willkühr anderer Leute Bestimmungen über die Bauern treffen, überall wird das Gesetz entscheiden und gegenseitige Uebereinkunft oder Kontract wird festsetzen, was jeder Mensch heilig und treu zu halten verbunden ist. Dazu sind aber Gesetze nöthig, und diese so abzufassen, daß sie das Landvolk wirklich glücklich machen, und zugleich keinem andern Menschen ein Unrecht zuzufügen verstatten, das ist eine Arbeit, die viel Zeit und Nachdenken erfordert. Es ist aber nicht allein nothwendig, daß jeder Mensch geduldig und ruhig warte, bis daß die neuen Gesetze erscheinen, sondern auch,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-08T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-08T09:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-08T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rennenkampff_freiheit_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rennenkampff_freiheit_1820/12
Zitationshilfe: Rennenkampff, Gustav Reinhold Georg von: Ueber die bevorstehende Freiheit der Ehsten und Letten. Dorpat, 1820, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rennenkampff_freiheit_1820/12>, abgerufen am 23.11.2024.