Rennenkampff, Gustav Reinhold Georg von: Ueber die bevorstehende Freiheit der Ehsten und Letten. Dorpat, 1820.gern von seinem Herrn? Weil der Bauer des Grundherren weit mehr bedarf, als der Gutsherr seiner, so ist es für ihn besonders nothwendig, sich das Wohlwollen seines Herrn zu erwerben, und sorgfältig zu erhalten. Wie aber der Ehste sowohl, als der Lette, seine Heimath nur sehr ungern verläßt, um unter fremden Herren fremden Dienst zu suchen, eben so wie er das bekannte und gewohnte gern beibehält, so wird es auch der Gutsherr jederzeit ungern thun, den alten bekannten Bauerpächter, den alten bekannten Diener fortzuschicken, und neu ungewohnte Pächter für sein Land, um fremde Knechte für seinen Dienst anzunehmen. Es dürfen also die Letten und Ehsten nicht fürchten, durch Fremde aus ihrer Nahrung und ihrem Dienst vertrieben zu werden, wenn sie nicht durch ihr Betragen die Herren dazu zwingen. Das ungebührliche Betragen der Bauern oder der Diener gegen ihren Gutsherrn wird freilich der Richter zu bestrafen wissen; allein das Betragen, gern von seinem Herrn? Weil der Bauer des Grundherren weit mehr bedarf, als der Gutsherr seiner, so ist es für ihn besonders nothwendig, sich das Wohlwollen seines Herrn zu erwerben, und sorgfältig zu erhalten. Wie aber der Ehste sowohl, als der Lette, seine Heimath nur sehr ungern verläßt, um unter fremden Herren fremden Dienst zu suchen, eben so wie er das bekannte und gewohnte gern beibehält, so wird es auch der Gutsherr jederzeit ungern thun, den alten bekannten Bauerpächter, den alten bekannten Diener fortzuschicken, und neu ungewohnte Pächter für sein Land, um fremde Knechte für seinen Dienst anzunehmen. Es dürfen also die Letten und Ehsten nicht fürchten, durch Fremde aus ihrer Nahrung und ihrem Dienst vertrieben zu werden, wenn sie nicht durch ihr Betragen die Herren dazu zwingen. Das ungebührliche Betragen der Bauern oder der Diener gegen ihren Gutsherrn wird freilich der Richter zu bestrafen wissen; allein das Betragen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="29"/> gern von seinem Herrn? Weil der Bauer des Grundherren weit mehr bedarf, als der Gutsherr seiner, so ist es für ihn besonders nothwendig, sich das Wohlwollen seines Herrn zu erwerben, und sorgfältig zu erhalten.</p> <p>Wie aber der Ehste sowohl, als der Lette, seine Heimath nur sehr ungern verläßt, um unter fremden Herren fremden Dienst zu suchen, eben so wie er das bekannte und gewohnte gern beibehält, so wird es auch der Gutsherr jederzeit ungern thun, den alten bekannten Bauerpächter, den alten bekannten Diener fortzuschicken, und neu ungewohnte Pächter für sein Land, um fremde Knechte für seinen Dienst anzunehmen. Es dürfen also die Letten und Ehsten nicht fürchten, durch Fremde aus ihrer Nahrung und ihrem Dienst vertrieben zu werden, wenn sie nicht durch ihr Betragen die Herren dazu zwingen. Das ungebührliche Betragen der Bauern oder der Diener gegen ihren Gutsherrn wird freilich der Richter zu bestrafen wissen; allein das Betragen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0029]
gern von seinem Herrn? Weil der Bauer des Grundherren weit mehr bedarf, als der Gutsherr seiner, so ist es für ihn besonders nothwendig, sich das Wohlwollen seines Herrn zu erwerben, und sorgfältig zu erhalten.
Wie aber der Ehste sowohl, als der Lette, seine Heimath nur sehr ungern verläßt, um unter fremden Herren fremden Dienst zu suchen, eben so wie er das bekannte und gewohnte gern beibehält, so wird es auch der Gutsherr jederzeit ungern thun, den alten bekannten Bauerpächter, den alten bekannten Diener fortzuschicken, und neu ungewohnte Pächter für sein Land, um fremde Knechte für seinen Dienst anzunehmen. Es dürfen also die Letten und Ehsten nicht fürchten, durch Fremde aus ihrer Nahrung und ihrem Dienst vertrieben zu werden, wenn sie nicht durch ihr Betragen die Herren dazu zwingen. Das ungebührliche Betragen der Bauern oder der Diener gegen ihren Gutsherrn wird freilich der Richter zu bestrafen wissen; allein das Betragen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-08T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-08T09:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-08T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |