nen Schwiegervater, seinen Vater, seine Mutter, seine Brüder, Schwestern, und noch dazu den Geist- lichen, und eröfnete ihnen diesen Vorgang.
Der gute Herr hielt dafür, daß diese Neigung etwas Grosses verriethe, und der Verbindung mit einer Unterthanin vorzuziehn sey, auch daß durch ei- ne solche Vermählung die königliche Familie eine Grösse, die sie über den Pöbel erhöbe, bekommen würde.
Der Geistliche, der wenigstens Erzbischof wo nicht mehr war, setzte hochtrabend hinzu, daß wenn man die Schriften des Homer, und selbst der lateini- schen Poeten mit Aufmerksamkeit läse, man nicht zweifeln könne, daß die alten Könige der Griechen, ih- re Helden und Götter, Riesen gewesen; daß die Lie- beshändel des Jupiters nichts anders als eine vor- übergehende Neigung dieses Riesen gegen Weiber von gemeiner Grösse gewesen wären; daß die Helden, welche aus dieser Vermischung gebohren worden, eine Mittelgattung von Menschen ausmachten, welche et- was von dem Riesen ihrem Vater und etwas von dem kleinen Geschlecht ihrer Mutter gehabt hätten; auch die heilige Schrift bestätige dies, wenn sie von den unruhigen Menschen spricht, daß sie von den Kin- dern Gottes und den Töchtern der Menschen gezeugt worden: dergleichen war bey den Griechen Herkules, der vor seinem Bruder Euristheus unendliche Vorzüge hatte, weil sie zwar von einer Mutter aber nicht von einem Vater waren; des Herkules Vater war ein Rie- se und seine Mutter hatte viel Mühe, ihn zur Welt
zu
nen Schwiegervater, ſeinen Vater, ſeine Mutter, ſeine Bruͤder, Schweſtern, und noch dazu den Geiſt- lichen, und eroͤfnete ihnen dieſen Vorgang.
Der gute Herr hielt dafuͤr, daß dieſe Neigung etwas Groſſes verriethe, und der Verbindung mit einer Unterthanin vorzuziehn ſey, auch daß durch ei- ne ſolche Vermaͤhlung die koͤnigliche Familie eine Groͤſſe, die ſie uͤber den Poͤbel erhoͤbe, bekommen wuͤrde.
Der Geiſtliche, der wenigſtens Erzbiſchof wo nicht mehr war, ſetzte hochtrabend hinzu, daß wenn man die Schriften des Homer, und ſelbſt der lateini- ſchen Poeten mit Aufmerkſamkeit laͤſe, man nicht zweifeln koͤnne, daß die alten Koͤnige der Griechen, ih- re Helden und Goͤtter, Rieſen geweſen; daß die Lie- beshaͤndel des Jupiters nichts anders als eine vor- uͤbergehende Neigung dieſes Rieſen gegen Weiber von gemeiner Groͤſſe geweſen waͤren; daß die Helden, welche aus dieſer Vermiſchung gebohren worden, eine Mittelgattung von Menſchen ausmachten, welche et- was von dem Rieſen ihrem Vater und etwas von dem kleinen Geſchlecht ihrer Mutter gehabt haͤtten; auch die heilige Schrift beſtaͤtige dies, wenn ſie von den unruhigen Menſchen ſpricht, daß ſie von den Kin- dern Gottes und den Toͤchtern der Menſchen gezeugt worden: dergleichen war bey den Griechen Herkules, der vor ſeinem Bruder Euriſtheus unendliche Vorzuͤge hatte, weil ſie zwar von einer Mutter aber nicht von einem Vater waren; des Herkules Vater war ein Rie- ſe und ſeine Mutter hatte viel Muͤhe, ihn zur Welt
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nen Schwiegervater, ſeinen Vater, ſeine Mutter,
ſeine Bruͤder, Schweſtern, und noch dazu den Geiſt-
lichen, und eroͤfnete ihnen dieſen Vorgang.
Der gute Herr hielt dafuͤr, daß dieſe Neigung
etwas Groſſes verriethe, und der Verbindung mit
einer Unterthanin vorzuziehn ſey, auch daß durch ei-
ne ſolche Vermaͤhlung die koͤnigliche Familie eine
Groͤſſe, die ſie uͤber den Poͤbel erhoͤbe, bekommen
wuͤrde.
Der Geiſtliche, der wenigſtens Erzbiſchof wo
nicht mehr war, ſetzte hochtrabend hinzu, daß wenn
man die Schriften des Homer, und ſelbſt der lateini-
ſchen Poeten mit Aufmerkſamkeit laͤſe, man nicht
zweifeln koͤnne, daß die alten Koͤnige der Griechen, ih-
re Helden und Goͤtter, Rieſen geweſen; daß die Lie-
beshaͤndel des Jupiters nichts anders als eine vor-
uͤbergehende Neigung dieſes Rieſen gegen Weiber von
gemeiner Groͤſſe geweſen waͤren; daß die Helden,
welche aus dieſer Vermiſchung gebohren worden, eine
Mittelgattung von Menſchen ausmachten, welche et-
was von dem Rieſen ihrem Vater und etwas von dem
kleinen Geſchlecht ihrer Mutter gehabt haͤtten; auch
die heilige Schrift beſtaͤtige dies, wenn ſie von den
unruhigen Menſchen ſpricht, daß ſie von den Kin-
dern Gottes und den Toͤchtern der Menſchen gezeugt
worden: dergleichen war bey den Griechen Herkules,
der vor ſeinem Bruder Euriſtheus unendliche Vorzuͤge
hatte, weil ſie zwar von einer Mutter aber nicht von
einem Vater waren; des Herkules Vater war ein Rie-
ſe und ſeine Mutter hatte viel Muͤhe, ihn zur Welt
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/147>, abgerufen am 21.11.2024.
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