Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



stückt worden ist und ihre Bewohner folglich von
allen andern Gattungen dergestalt abgeschnitten wor-
den sind, daß sie sich durch Vermischung nicht
haben vervolkomnen können *)

Die Vermischung dieser Gattungen ist das
Mittel, dessen Victorin sich bedient. Er sucht
Verbindungen zwischen den Affenweibern und Bär-
männern, und wiederum zwischen den Hundmän-
nern und Affen- und Bärweibern etc. zwischen den
Stiermännern und Schafweibern, zwischen diesen
beiden letztern Gattungen und den Nachtmännern
und Weibern zu stiften. Endlich hat er den Fran-
zosen erlaubt, Beischläferinnen zu halten, von wel-
cher Gattung der niedern Nationen es ihnen be-
liebt, mit dem Beding, daß die von ihnen gezeug-
ten Kinder sich blos mit einander verehlichten und
zu Bevölkerung einer kleinen Jnsel bestimt würden,
die ungefähr ein zwanzig Meilen von der Christin-
insel, derienigen gegenüber, wo man die Entdeckun-
gen gemacht hatte, lag. Davon werde ich bald
reden.

Bei
*) Man könte dawider einwenden, daß wenn der
Südpol eher als der Nordpol bevölkert gewesen
wäre, diese Menschen hätten ausarten können,
um Stufenweise zu den unvernünftigen Wesen zu-
rück zu kehren; welches vor der zernichtenden Re-
volution vorher gehen muste, weil die weise Na-
tur das vernünftige Geschöpf nicht zum Zeugen die-
ser schrecklichen Verwirrung machen wolte, die dem
Ende des Lebens auf dem Planeten vorausgehen soll.
d. fl. Mensch. P



ſtuͤckt worden iſt und ihre Bewohner folglich von
allen andern Gattungen dergeſtalt abgeſchnitten wor-
den ſind, daß ſie ſich durch Vermiſchung nicht
haben vervolkomnen koͤnnen *)

Die Vermiſchung dieſer Gattungen iſt das
Mittel, deſſen Victorin ſich bedient. Er ſucht
Verbindungen zwiſchen den Affenweibern und Baͤr-
maͤnnern, und wiederum zwiſchen den Hundmaͤn-
nern und Affen- und Baͤrweibern ꝛc. zwiſchen den
Stiermaͤnnern und Schafweibern, zwiſchen dieſen
beiden letztern Gattungen und den Nachtmaͤnnern
und Weibern zu ſtiften. Endlich hat er den Fran-
zoſen erlaubt, Beiſchlaͤferinnen zu halten, von wel-
cher Gattung der niedern Nationen es ihnen be-
liebt, mit dem Beding, daß die von ihnen gezeug-
ten Kinder ſich blos mit einander verehlichten und
zu Bevoͤlkerung einer kleinen Jnſel beſtimt wuͤrden,
die ungefaͤhr ein zwanzig Meilen von der Chriſtin-
inſel, derienigen gegenuͤber, wo man die Entdeckun-
gen gemacht hatte, lag. Davon werde ich bald
reden.

Bei
*) Man koͤnte dawider einwenden, daß wenn der
Suͤdpol eher als der Nordpol bevoͤlkert geweſen
waͤre, dieſe Menſchen haͤtten ausarten koͤnnen,
um Stufenweiſe zu den unvernuͤnftigen Weſen zu-
ruͤck zu kehren; welches vor der zernichtenden Re-
volution vorher gehen muſte, weil die weiſe Na-
tur das vernuͤnftige Geſchoͤpf nicht zum Zeugen die-
ſer ſchrecklichen Verwirrung machen wolte, die dem
Ende des Lebens auf dem Planeten vorausgehen ſoll.
d. fl. Menſch. P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0233" n="225"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;tu&#x0364;ckt worden i&#x017F;t und ihre Bewohner folglich von<lb/>
allen andern Gattungen derge&#x017F;talt abge&#x017F;chnitten wor-<lb/>
den &#x017F;ind, daß &#x017F;ie &#x017F;ich durch Vermi&#x017F;chung nicht<lb/>
haben vervolkomnen ko&#x0364;nnen <note place="foot" n="*)">Man ko&#x0364;nte dawider einwenden, daß wenn der<lb/>
Su&#x0364;dpol eher als der Nordpol bevo&#x0364;lkert gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re, die&#x017F;e Men&#x017F;chen ha&#x0364;tten ausarten ko&#x0364;nnen,<lb/>
um Stufenwei&#x017F;e zu den unvernu&#x0364;nftigen We&#x017F;en zu-<lb/>
ru&#x0364;ck zu kehren; welches vor der zernichtenden Re-<lb/>
volution vorher gehen mu&#x017F;te, weil die wei&#x017F;e Na-<lb/>
tur das vernu&#x0364;nftige Ge&#x017F;cho&#x0364;pf nicht zum Zeugen die-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;chrecklichen Verwirrung machen wolte, die dem<lb/>
Ende des Lebens auf dem Planeten vorausgehen &#x017F;oll.</note></p><lb/>
          <p>Die Vermi&#x017F;chung die&#x017F;er Gattungen i&#x017F;t das<lb/>
Mittel, de&#x017F;&#x017F;en Victorin &#x017F;ich bedient. Er &#x017F;ucht<lb/>
Verbindungen zwi&#x017F;chen den Affenweibern und Ba&#x0364;r-<lb/>
ma&#x0364;nnern, und wiederum zwi&#x017F;chen den Hundma&#x0364;n-<lb/>
nern und Affen- und Ba&#x0364;rweibern &#xA75B;c. zwi&#x017F;chen den<lb/>
Stierma&#x0364;nnern und Schafweibern, zwi&#x017F;chen die&#x017F;en<lb/>
beiden letztern Gattungen und den Nachtma&#x0364;nnern<lb/>
und Weibern zu &#x017F;tiften. Endlich hat er den Fran-<lb/>
zo&#x017F;en erlaubt, Bei&#x017F;chla&#x0364;ferinnen zu halten, von wel-<lb/>
cher Gattung der niedern Nationen es ihnen be-<lb/>
liebt, mit dem Beding, daß die von ihnen gezeug-<lb/>
ten Kinder &#x017F;ich blos mit einander verehlichten und<lb/>
zu Bevo&#x0364;lkerung einer kleinen Jn&#x017F;el be&#x017F;timt wu&#x0364;rden,<lb/>
die ungefa&#x0364;hr ein zwanzig Meilen von der Chri&#x017F;tin-<lb/>
in&#x017F;el, derienigen gegenu&#x0364;ber, wo man die Entdeckun-<lb/>
gen gemacht hatte, lag. Davon werde ich bald<lb/>
reden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">d. fl. Men&#x017F;ch.</hi> P</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Bei</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0233] ſtuͤckt worden iſt und ihre Bewohner folglich von allen andern Gattungen dergeſtalt abgeſchnitten wor- den ſind, daß ſie ſich durch Vermiſchung nicht haben vervolkomnen koͤnnen *) Die Vermiſchung dieſer Gattungen iſt das Mittel, deſſen Victorin ſich bedient. Er ſucht Verbindungen zwiſchen den Affenweibern und Baͤr- maͤnnern, und wiederum zwiſchen den Hundmaͤn- nern und Affen- und Baͤrweibern ꝛc. zwiſchen den Stiermaͤnnern und Schafweibern, zwiſchen dieſen beiden letztern Gattungen und den Nachtmaͤnnern und Weibern zu ſtiften. Endlich hat er den Fran- zoſen erlaubt, Beiſchlaͤferinnen zu halten, von wel- cher Gattung der niedern Nationen es ihnen be- liebt, mit dem Beding, daß die von ihnen gezeug- ten Kinder ſich blos mit einander verehlichten und zu Bevoͤlkerung einer kleinen Jnſel beſtimt wuͤrden, die ungefaͤhr ein zwanzig Meilen von der Chriſtin- inſel, derienigen gegenuͤber, wo man die Entdeckun- gen gemacht hatte, lag. Davon werde ich bald reden. Bei *) Man koͤnte dawider einwenden, daß wenn der Suͤdpol eher als der Nordpol bevoͤlkert geweſen waͤre, dieſe Menſchen haͤtten ausarten koͤnnen, um Stufenweiſe zu den unvernuͤnftigen Weſen zu- ruͤck zu kehren; welches vor der zernichtenden Re- volution vorher gehen muſte, weil die weiſe Na- tur das vernuͤnftige Geſchoͤpf nicht zum Zeugen die- ſer ſchrecklichen Verwirrung machen wolte, die dem Ende des Lebens auf dem Planeten vorausgehen ſoll. d. fl. Menſch. P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/233
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/233>, abgerufen am 24.11.2024.