Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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strich ursprünglich blos mit fliegenden Fischen aller
Art bevölkert gewesen ist, die bei dem Uebergange aufs
trockne Land alle ihre Flügel behalten haben. ...
Es kostete wenig Mühe, das Vogelkind zahm zu
machen, so wie fünf seiner Kameraden beiderlet
Geschlechts, die man alle sechs aufs Schif brach-
te. Zwei unter ihnen, die bereits erwachsen wa-
ren, gaben zu einem Ereignis Anlaß, welches
ein ausserordentliches Erstaunen erregte. Eine von
denen am meisten gebildeten Vogelmädchen, legte
zwei Eier und brütete solche. Man wandte wäh-
rend ihrem Aufenthalte auf der Jnsel, auf
ihre Fortpflanzung weiter keine Aufmerksamkeit,
ob man sie schon hatte sich paaren gesehn; wel-
ches am hellen Tage, oft in der Luft vor ieder-
manns Augen geschicht, aber man war unbeküm-
mert um dessen Erfolg gewesen. Das iunge Vo-
gelmädchen brütete nenn Wochen, theils auf dem
Schiffe, theils auf der Löweninsel und brachte aus
iedem Ei ein Junges *), einen Knaben und ein
Mädchen. Auch bemerkt man, daß alle diese
Vögelmenschen sich paaren, und daß nie ein Hahn-
mann, zwei Sieen auf einmal hat; aber sie paa-
ren sich alle Jahr von neuem, wie die Rebhüh-

ner

*) Die Geburt des Pollur und der Helene, des Ka-
stor und Clytemnestre, die aus zweien von der Le-
de gelegten Eiern entsprossen sein sollen, scheint
ein Ueberbleibsel einer alten Ueberlieferung, in Be-
ziehung auf diese Vogelmenschen, zu seln, deren
Ovid in seinen Verwandlungen erwähnt. (Dulis.)

ſtrich urſpruͤnglich blos mit fliegenden Fiſchen aller
Art bevoͤlkert geweſen iſt, die bei dem Uebergange aufs
trockne Land alle ihre Fluͤgel behalten haben. …
Es koſtete wenig Muͤhe, das Vogelkind zahm zu
machen, ſo wie fuͤnf ſeiner Kameraden beiderlet
Geſchlechts, die man alle ſechs aufs Schif brach-
te. Zwei unter ihnen, die bereits erwachſen wa-
ren, gaben zu einem Ereignis Anlaß, welches
ein auſſerordentliches Erſtaunen erregte. Eine von
denen am meiſten gebildeten Vogelmaͤdchen, legte
zwei Eier und bruͤtete ſolche. Man wandte waͤh-
rend ihrem Aufenthalte auf der Jnſel, auf
ihre Fortpflanzung weiter keine Aufmerkſamkeit,
ob man ſie ſchon hatte ſich paaren geſehn; wel-
ches am hellen Tage, oft in der Luft vor ieder-
manns Augen geſchicht, aber man war unbekuͤm-
mert um deſſen Erfolg geweſen. Das iunge Vo-
gelmaͤdchen bruͤtete nenn Wochen, theils auf dem
Schiffe, theils auf der Loͤweninſel und brachte aus
iedem Ei ein Junges *), einen Knaben und ein
Maͤdchen. Auch bemerkt man, daß alle dieſe
Voͤgelmenſchen ſich paaren, und daß nie ein Hahn-
mann, zwei Sieen auf einmal hat; aber ſie paa-
ren ſich alle Jahr von neuem, wie die Rebhuͤh-

ner

*) Die Geburt des Pollur und der Helene, des Ka-
ſtor und Clytemneſtre, die aus zweien von der Le-
de gelegten Eiern entſproſſen ſein ſollen, ſcheint
ein Ueberbleibſel einer alten Ueberlieferung, in Be-
ziehung auf dieſe Vogelmenſchen, zu ſeln, deren
Ovid in ſeinen Verwandlungen erwaͤhnt. (Dulis.)

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[280/0288] ſtrich urſpruͤnglich blos mit fliegenden Fiſchen aller Art bevoͤlkert geweſen iſt, die bei dem Uebergange aufs trockne Land alle ihre Fluͤgel behalten haben. … Es koſtete wenig Muͤhe, das Vogelkind zahm zu machen, ſo wie fuͤnf ſeiner Kameraden beiderlet Geſchlechts, die man alle ſechs aufs Schif brach- te. Zwei unter ihnen, die bereits erwachſen wa- ren, gaben zu einem Ereignis Anlaß, welches ein auſſerordentliches Erſtaunen erregte. Eine von denen am meiſten gebildeten Vogelmaͤdchen, legte zwei Eier und bruͤtete ſolche. Man wandte waͤh- rend ihrem Aufenthalte auf der Jnſel, auf ihre Fortpflanzung weiter keine Aufmerkſamkeit, ob man ſie ſchon hatte ſich paaren geſehn; wel- ches am hellen Tage, oft in der Luft vor ieder- manns Augen geſchicht, aber man war unbekuͤm- mert um deſſen Erfolg geweſen. Das iunge Vo- gelmaͤdchen bruͤtete nenn Wochen, theils auf dem Schiffe, theils auf der Loͤweninſel und brachte aus iedem Ei ein Junges *), einen Knaben und ein Maͤdchen. Auch bemerkt man, daß alle dieſe Voͤgelmenſchen ſich paaren, und daß nie ein Hahn- mann, zwei Sieen auf einmal hat; aber ſie paa- ren ſich alle Jahr von neuem, wie die Rebhuͤh- ner *) Die Geburt des Pollur und der Helene, des Ka- ſtor und Clytemneſtre, die aus zweien von der Le- de gelegten Eiern entſproſſen ſein ſollen, ſcheint ein Ueberbleibſel einer alten Ueberlieferung, in Be- ziehung auf dieſe Vogelmenſchen, zu ſeln, deren Ovid in ſeinen Verwandlungen erwaͤhnt. (Dulis.)

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Zitationshilfe:	Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/288>, abgerufen am 26.11.2024.

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