der, als die Obere, will zu Grunde richten lassen, dies war eben die Absicht des Fiscalprocurators; und da sein Sohn durch diese Bitte mit seinen Wünschen übereinstimmte, so lobt' er ihn sehr deshalb.
Victorin ward neu und nach der Mode ausge- stattet; man gab ihm eine kleine Summe Geldes, und da alles bereit war, bestimmte man den Tag zur Abreise. Schon war der letzte Abend erschienen: äber Victorin konnte nicht einschlafen.
Da er aus der Provinz Dauphine und die Burg *** seine Vaterstadt war, so befand er sich nicht über fünf bis sechs Meilen von dem unbe- steiglichen Berge entfernt -- der deswegen so heißt, weil er die Gestalt eines umgekehrten Zucker- huts hat. Victorin machte sich einen Morgen, un- ter dem Vorwand, auf die Jagd zu gehen, mit sei- nen Flügeln, und so viel Lebensmitteln, als er für den Tag nöthig hatte, auf den Weg.
Sobald er ins freye Feld kam, erhob er sich nach dem unbesteiglichen Berge, und langte daselbst beym Anbruch der Morgenröthe an.
Auf diesem Berg fand er die angenehmste Ebe- ne, ein kleines Springwasser, das durch die Felsen drang, und beynah eben so geschwind, als es her- aus gekommen war, sich in die Erde verlohr. Diese reizende Gegend war mit einem weichen Rasen be- kleidet. Auf der nördlichen Seite sah man eine ziemlich tiefe Höhle, Bäume zierten auf der mittä- gigen Seite die steilen Enden des Berges, und wa-
ren
der, als die Obere, will zu Grunde richten laſſen, dies war eben die Abſicht des Fiſcalprocurators; und da ſein Sohn durch dieſe Bitte mit ſeinen Wuͤnſchen uͤbereinſtimmte, ſo lobt’ er ihn ſehr deshalb.
Victorin ward neu und nach der Mode ausge- ſtattet; man gab ihm eine kleine Summe Geldes, und da alles bereit war, beſtimmte man den Tag zur Abreiſe. Schon war der letzte Abend erſchienen: aͤber Victorin konnte nicht einſchlafen.
Da er aus der Provinz Dauphine und die Burg *** ſeine Vaterſtadt war, ſo befand er ſich nicht uͤber fuͤnf bis ſechs Meilen von dem unbe- ſteiglichen Berge entfernt — der deswegen ſo heißt, weil er die Geſtalt eines umgekehrten Zucker- huts hat. Victorin machte ſich einen Morgen, un- ter dem Vorwand, auf die Jagd zu gehen, mit ſei- nen Fluͤgeln, und ſo viel Lebensmitteln, als er fuͤr den Tag noͤthig hatte, auf den Weg.
Sobald er ins freye Feld kam, erhob er ſich nach dem unbeſteiglichen Berge, und langte daſelbſt beym Anbruch der Morgenroͤthe an.
Auf dieſem Berg fand er die angenehmſte Ebe- ne, ein kleines Springwaſſer, das durch die Felſen drang, und beynah eben ſo geſchwind, als es her- aus gekommen war, ſich in die Erde verlohr. Dieſe reizende Gegend war mit einem weichen Raſen be- kleidet. Auf der noͤrdlichen Seite ſah man eine ziemlich tiefe Hoͤhle, Baͤume zierten auf der mittaͤ- gigen Seite die ſteilen Enden des Berges, und wa-
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der, als die Obere, will zu Grunde richten laſſen,
dies war eben die Abſicht des Fiſcalprocurators; und
da ſein Sohn durch dieſe Bitte mit ſeinen Wuͤnſchen
uͤbereinſtimmte, ſo lobt’ er ihn ſehr deshalb.
Victorin ward neu und nach der Mode ausge-
ſtattet; man gab ihm eine kleine Summe Geldes,
und da alles bereit war, beſtimmte man den Tag
zur Abreiſe. Schon war der letzte Abend erſchienen:
aͤber Victorin konnte nicht einſchlafen.
Da er aus der Provinz Dauphine und die
Burg *** ſeine Vaterſtadt war, ſo befand er ſich
nicht uͤber fuͤnf bis ſechs Meilen von dem unbe-
ſteiglichen Berge entfernt — der deswegen ſo
heißt, weil er die Geſtalt eines umgekehrten Zucker-
huts hat. Victorin machte ſich einen Morgen, un-
ter dem Vorwand, auf die Jagd zu gehen, mit ſei-
nen Fluͤgeln, und ſo viel Lebensmitteln, als er fuͤr
den Tag noͤthig hatte, auf den Weg.
Sobald er ins freye Feld kam, erhob er ſich
nach dem unbeſteiglichen Berge, und langte daſelbſt
beym Anbruch der Morgenroͤthe an.
Auf dieſem Berg fand er die angenehmſte Ebe-
ne, ein kleines Springwaſſer, das durch die Felſen
drang, und beynah eben ſo geſchwind, als es her-
aus gekommen war, ſich in die Erde verlohr. Dieſe
reizende Gegend war mit einem weichen Raſen be-
kleidet. Auf der noͤrdlichen Seite ſah man eine
ziemlich tiefe Hoͤhle, Baͤume zierten auf der mittaͤ-
gigen Seite die ſteilen Enden des Berges, und wa-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/39>, abgerufen am 16.07.2024.
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