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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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Nachdem er alles untersucht hatte, hielt er eine
Mahlzeit, die er gern mit Christinen getheilt haben
würde: und als seine Kräfte wieder ersetzt waren,
erhob er sich zu einer erstaunenden Höhe in die Luft,
und versuchte dreister als jemals zu fliegen; plötzlich
neigt er sich niederwärts, und übte sich die Richtung
des spitzigen Parasols auf verschiedene Art abzuän-
dern, erhob sich wieder, und ergriff mit beyden Hän-
den große Stücken Felsen, indem er mit den Füßen
sehr lebhaft die erhebende Feder in Bewegung setzte:
Er richtete durch Hülfe der Halsbinde, seinen Flug
gerade vor sich hin, ohne seine Bürde fahren zu las-
sen, und kam damit auf eine ziemliche Erhöhung, so
daß es den Leuten auf der Erde unmöglich war, sei-
nen Flug zu übersehen.

Alle seine Versuche glückten ihm ziemlich, doch
mußte er sie etlichemal wiederhohlen. Mit Anbruch
der Nacht, kehrt er dann in seines Vaters Haus zu-
rück, wozu er aufs längste eine Stunde oder andert-
halbe brauchte.

Hingerissen vor Freuden über seine Entdeckung
entschloß er sich, alle Nächte, die ihm vor der Ab-
reise in die Stadt noch übrig waren, dazu anzuwen-
den, um verschiedenes auf den unbesteiglichen Berg
zu schaffen, wie zum Beyspiel Ackergeräthe, Klei-
dung und Wäsche, die er zu bekommen wußte; auch
Hühner, Caninchen und sogar Schafe männlichen
und weiblichen Geschlechts bracht' er hin. Er gieng
noch weiter: als er eines Abends im Hofe viel Weiß-
zeug, welches Christinen und ihrer Kammerfrau ge-

hörte,
d. fl. Mensch. C


Nachdem er alles unterſucht hatte, hielt er eine
Mahlzeit, die er gern mit Chriſtinen getheilt haben
wuͤrde: und als ſeine Kraͤfte wieder erſetzt waren,
erhob er ſich zu einer erſtaunenden Hoͤhe in die Luft,
und verſuchte dreiſter als jemals zu fliegen; ploͤtzlich
neigt er ſich niederwaͤrts, und uͤbte ſich die Richtung
des ſpitzigen Paraſols auf verſchiedene Art abzuaͤn-
dern, erhob ſich wieder, und ergriff mit beyden Haͤn-
den große Stuͤcken Felſen, indem er mit den Fuͤßen
ſehr lebhaft die erhebende Feder in Bewegung ſetzte:
Er richtete durch Huͤlfe der Halsbinde, ſeinen Flug
gerade vor ſich hin, ohne ſeine Buͤrde fahren zu laſ-
ſen, und kam damit auf eine ziemliche Erhoͤhung, ſo
daß es den Leuten auf der Erde unmoͤglich war, ſei-
nen Flug zu uͤberſehen.

Alle ſeine Verſuche gluͤckten ihm ziemlich, doch
mußte er ſie etlichemal wiederhohlen. Mit Anbruch
der Nacht, kehrt er dann in ſeines Vaters Haus zu-
ruͤck, wozu er aufs laͤngſte eine Stunde oder andert-
halbe brauchte.

Hingeriſſen vor Freuden uͤber ſeine Entdeckung
entſchloß er ſich, alle Naͤchte, die ihm vor der Ab-
reiſe in die Stadt noch uͤbrig waren, dazu anzuwen-
den, um verſchiedenes auf den unbeſteiglichen Berg
zu ſchaffen, wie zum Beyſpiel Ackergeraͤthe, Klei-
dung und Waͤſche, die er zu bekommen wußte; auch
Huͤhner, Caninchen und ſogar Schafe maͤnnlichen
und weiblichen Geſchlechts bracht’ er hin. Er gieng
noch weiter: als er eines Abends im Hofe viel Weiß-
zeug, welches Chriſtinen und ihrer Kammerfrau ge-

hoͤrte,
d. fl. Menſch. C
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[33/0041] Nachdem er alles unterſucht hatte, hielt er eine Mahlzeit, die er gern mit Chriſtinen getheilt haben wuͤrde: und als ſeine Kraͤfte wieder erſetzt waren, erhob er ſich zu einer erſtaunenden Hoͤhe in die Luft, und verſuchte dreiſter als jemals zu fliegen; ploͤtzlich neigt er ſich niederwaͤrts, und uͤbte ſich die Richtung des ſpitzigen Paraſols auf verſchiedene Art abzuaͤn- dern, erhob ſich wieder, und ergriff mit beyden Haͤn- den große Stuͤcken Felſen, indem er mit den Fuͤßen ſehr lebhaft die erhebende Feder in Bewegung ſetzte: Er richtete durch Huͤlfe der Halsbinde, ſeinen Flug gerade vor ſich hin, ohne ſeine Buͤrde fahren zu laſ- ſen, und kam damit auf eine ziemliche Erhoͤhung, ſo daß es den Leuten auf der Erde unmoͤglich war, ſei- nen Flug zu uͤberſehen. Alle ſeine Verſuche gluͤckten ihm ziemlich, doch mußte er ſie etlichemal wiederhohlen. Mit Anbruch der Nacht, kehrt er dann in ſeines Vaters Haus zu- ruͤck, wozu er aufs laͤngſte eine Stunde oder andert- halbe brauchte. Hingeriſſen vor Freuden uͤber ſeine Entdeckung entſchloß er ſich, alle Naͤchte, die ihm vor der Ab- reiſe in die Stadt noch uͤbrig waren, dazu anzuwen- den, um verſchiedenes auf den unbeſteiglichen Berg zu ſchaffen, wie zum Beyſpiel Ackergeraͤthe, Klei- dung und Waͤſche, die er zu bekommen wußte; auch Huͤhner, Caninchen und ſogar Schafe maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechts bracht’ er hin. Er gieng noch weiter: als er eines Abends im Hofe viel Weiß- zeug, welches Chriſtinen und ihrer Kammerfrau ge- hoͤrte, d. fl. Menſch. C

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/41>, abgerufen am 23.11.2024.