Jndeß vergaß Christine nicht an ihren Vater zu schreiben; und der Jnhalt des Briefs war folgender:
Mein Herr und vielgeliebter Vater,
Die größte Marter bey dem mir zugestoßnen Unglück ist der Schmerz, den sie darüber em- pfinden. Dies ist das einzige was mich mehr niederschlägt, mehr untröstlich macht, als alles übrige, was mir seit der Entführung von dem Großvogel, den sie einst Abends bemerkten, be- gegnet ist; Es ist der nämliche, welcher zu- vor die beyden Frauenzimmer die man für er- trunken hielt, auch Denevers Käthe, und den Schirrmeister ihres Vaters nebst einigen andern Personen, von denen wir haben sprechen hören, weggeführt hat; ich habe sie, vielgeliebter Va- ter, alle hier angetroffen: Der Großvogel hat ihnen kein Leids gethan. Wer weiß was er ih- rer Tochter zugedacht hatte, für die er alle diese Per- sonen bestimmt zu haben scheint, wenn nicht durch ein Glück, wofür ich den Himmel nicht genug danken kann, der Schutz des jungen Vic- torins mich gegen ihn beschützt hätte. Dieser fürtrefliche junge Mann, dem wir zweifels ohne die Erhaltung meiner Tage schuldig sind, hatte diesen Großvogel seit der ersten wenig geachteten Erzählung, mit der man sich von ihm trug, aus-
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Jndeß vergaß Chriſtine nicht an ihren Vater zu ſchreiben; und der Jnhalt des Briefs war folgender:
Mein Herr und vielgeliebter Vater,
Die groͤßte Marter bey dem mir zugeſtoßnen Ungluͤck iſt der Schmerz, den ſie daruͤber em- pfinden. Dies iſt das einzige was mich mehr niederſchlaͤgt, mehr untroͤſtlich macht, als alles uͤbrige, was mir ſeit der Entfuͤhrung von dem Großvogel, den ſie einſt Abends bemerkten, be- gegnet iſt; Es iſt der naͤmliche, welcher zu- vor die beyden Frauenzimmer die man fuͤr er- trunken hielt, auch Denevers Kaͤthe, und den Schirrmeiſter ihres Vaters nebſt einigen andern Perſonen, von denen wir haben ſprechen hoͤren, weggefuͤhrt hat; ich habe ſie, vielgeliebter Va- ter, alle hier angetroffen: Der Großvogel hat ihnen kein Leids gethan. Wer weiß was er ih- rer Tochter zugedacht hatte, fuͤr die er alle dieſe Per- ſonen beſtimmt zu haben ſcheint, wenn nicht durch ein Gluͤck, wofuͤr ich den Himmel nicht genug danken kann, der Schutz des jungen Vic- torins mich gegen ihn beſchuͤtzt haͤtte. Dieſer fuͤrtrefliche junge Mann, dem wir zweifels ohne die Erhaltung meiner Tage ſchuldig ſind, hatte dieſen Großvogel ſeit der erſten wenig geachteten Erzaͤhlung, mit der man ſich von ihm trug, aus-
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Jndeß vergaß Chriſtine nicht an ihren Vater zu
ſchreiben; und der Jnhalt des Briefs war folgender:
Mein Herr und vielgeliebter Vater,
Die groͤßte Marter bey dem mir zugeſtoßnen
Ungluͤck iſt der Schmerz, den ſie daruͤber em-
pfinden. Dies iſt das einzige was mich mehr
niederſchlaͤgt, mehr untroͤſtlich macht, als alles
uͤbrige, was mir ſeit der Entfuͤhrung von dem
Großvogel, den ſie einſt Abends bemerkten, be-
gegnet iſt; Es iſt der naͤmliche, welcher zu-
vor die beyden Frauenzimmer die man fuͤr er-
trunken hielt, auch Denevers Kaͤthe, und den
Schirrmeiſter ihres Vaters nebſt einigen andern
Perſonen, von denen wir haben ſprechen hoͤren,
weggefuͤhrt hat; ich habe ſie, vielgeliebter Va-
ter, alle hier angetroffen: Der Großvogel hat
ihnen kein Leids gethan. Wer weiß was er ih-
rer Tochter zugedacht hatte, fuͤr die er alle dieſe Per-
ſonen beſtimmt zu haben ſcheint, wenn nicht
durch ein Gluͤck, wofuͤr ich den Himmel nicht
genug danken kann, der Schutz des jungen Vic-
torins mich gegen ihn beſchuͤtzt haͤtte. Dieſer
fuͤrtrefliche junge Mann, dem wir zweifels ohne
die Erhaltung meiner Tage ſchuldig ſind, hatte
dieſen Großvogel ſeit der erſten wenig geachteten
Erzaͤhlung, mit der man ſich von ihm trug, aus-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/78>, abgerufen am 23.11.2024.
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