Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.
Was damit geschehe, sei ihm ganz gleichgültig, wir möchten es je nachdem weitergeben, verschenken, vernichten oder veröffentlichen. Er selbst würde schwerlich wieder nach Europa oder gar in jenen Stadtteil zurückkehren. Dann nahmen wir recht bewegt Abschied und wünschten ihm alles Gute. Es sollte leider nicht in Erfüllung gehen, denn der Zug, mit dem er weiterfuhr, fiel einer Katastrophe zum Opfer, und in der Liste der Geretteten war sein Name nicht genannt, -- so ist wohl leider anzunehmen, daß er mitverunglückte. Wir haben denn auch nichts mehr von ihm gehört. Die Aufzeichnungen haben wir gelesen -- es war das erste, was wir damit taten; aber, wie schon anfangs erwähnt, vieles darin ist uns ziemlich dunkel geblieben. Nach unserer Ansicht handelt es sich, wie ja auch Herr Dame selbst meinte, um recht eigentümliche Menschen, Begebnisse und Anschauungen. -- Unter anderem interessiert es uns lebhaft, wo jener Stadtteil zu finden ist, in dem sich das alles begeben. Wir leben, wie Sie wissen, schon so lange in der Fremde, daß es viel zu anstrengend wäre, die Kulturströmungen einzelner Stadtteile genauer zu verfolgen. Vor allem wünschen wir Ihre Ansicht darüber zu erfahren, ob die vorliegenden Dokumente wohl die Bedeutung eines "document humain" haben und sich zur Veröffentlichung eignen würden. Meinen Sie nicht Was damit geschehe, sei ihm ganz gleichgültig, wir möchten es je nachdem weitergeben, verschenken, vernichten oder veröffentlichen. Er selbst würde schwerlich wieder nach Europa oder gar in jenen Stadtteil zurückkehren. Dann nahmen wir recht bewegt Abschied und wünschten ihm alles Gute. Es sollte leider nicht in Erfüllung gehen, denn der Zug, mit dem er weiterfuhr, fiel einer Katastrophe zum Opfer, und in der Liste der Geretteten war sein Name nicht genannt, — so ist wohl leider anzunehmen, daß er mitverunglückte. Wir haben denn auch nichts mehr von ihm gehört. Die Aufzeichnungen haben wir gelesen — es war das erste, was wir damit taten; aber, wie schon anfangs erwähnt, vieles darin ist uns ziemlich dunkel geblieben. Nach unserer Ansicht handelt es sich, wie ja auch Herr Dame selbst meinte, um recht eigentümliche Menschen, Begebnisse und Anschauungen. — Unter anderem interessiert es uns lebhaft, wo jener Stadtteil zu finden ist, in dem sich das alles begeben. Wir leben, wie Sie wissen, schon so lange in der Fremde, daß es viel zu anstrengend wäre, die Kulturströmungen einzelner Stadtteile genauer zu verfolgen. Vor allem wünschen wir Ihre Ansicht darüber zu erfahren, ob die vorliegenden Dokumente wohl die Bedeutung eines „document humain“ haben und sich zur Veröffentlichung eignen würden. Meinen Sie nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0013" n="9"/> Was damit geschehe, sei ihm ganz gleichgültig, wir möchten es je nachdem weitergeben, verschenken, vernichten oder veröffentlichen. Er selbst würde schwerlich wieder nach Europa oder gar in jenen Stadtteil zurückkehren. Dann nahmen wir recht bewegt Abschied und wünschten ihm alles Gute. Es sollte leider nicht in Erfüllung gehen, denn der Zug, mit dem er weiterfuhr, fiel einer Katastrophe zum Opfer, und in der Liste der Geretteten war sein Name nicht genannt, — so ist wohl leider anzunehmen, daß er mitverunglückte. Wir haben denn auch nichts mehr von ihm gehört.</p> <p>Die Aufzeichnungen haben wir gelesen — es war das erste, was wir damit taten; aber, wie schon anfangs erwähnt, vieles darin ist uns ziemlich dunkel geblieben. Nach unserer Ansicht handelt es sich, wie ja auch Herr Dame selbst meinte, um recht eigentümliche Menschen, Begebnisse und Anschauungen. — Unter anderem interessiert es uns lebhaft, wo jener Stadtteil zu finden ist, in dem sich das alles begeben. Wir leben, wie Sie wissen, schon so lange in der Fremde, daß es viel zu anstrengend wäre, die Kulturströmungen einzelner Stadtteile genauer zu verfolgen.</p> <p>Vor allem wünschen wir Ihre Ansicht darüber zu erfahren, ob die vorliegenden Dokumente wohl die Bedeutung eines <hi rendition="#aq">„document humain“</hi> haben und sich zur Veröffentlichung eignen würden. Meinen Sie nicht </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0013]
Was damit geschehe, sei ihm ganz gleichgültig, wir möchten es je nachdem weitergeben, verschenken, vernichten oder veröffentlichen. Er selbst würde schwerlich wieder nach Europa oder gar in jenen Stadtteil zurückkehren. Dann nahmen wir recht bewegt Abschied und wünschten ihm alles Gute. Es sollte leider nicht in Erfüllung gehen, denn der Zug, mit dem er weiterfuhr, fiel einer Katastrophe zum Opfer, und in der Liste der Geretteten war sein Name nicht genannt, — so ist wohl leider anzunehmen, daß er mitverunglückte. Wir haben denn auch nichts mehr von ihm gehört.
Die Aufzeichnungen haben wir gelesen — es war das erste, was wir damit taten; aber, wie schon anfangs erwähnt, vieles darin ist uns ziemlich dunkel geblieben. Nach unserer Ansicht handelt es sich, wie ja auch Herr Dame selbst meinte, um recht eigentümliche Menschen, Begebnisse und Anschauungen. — Unter anderem interessiert es uns lebhaft, wo jener Stadtteil zu finden ist, in dem sich das alles begeben. Wir leben, wie Sie wissen, schon so lange in der Fremde, daß es viel zu anstrengend wäre, die Kulturströmungen einzelner Stadtteile genauer zu verfolgen.
Vor allem wünschen wir Ihre Ansicht darüber zu erfahren, ob die vorliegenden Dokumente wohl die Bedeutung eines „document humain“ haben und sich zur Veröffentlichung eignen würden. Meinen Sie nicht
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| Zitationshilfe: | Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/13>, abgerufen am 23.11.2024. |
