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Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

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eigentümlichen Atmosphäre unseres Vororts: vieles ist Geheimnis, und noch viel mehr wird als solches angesehen, trotzdem alle darum wissen. Die Geheimnisse schwirren gleichsam in der Luft herum, aber sie offenbaren sich nur dem, der sie zu erkennen versteht.

Ich glaubte immer, ein diskreter Mensch zu sein, aber jetzt erst habe ich begriffen, daß es noch eine Hohe Schule der Diskretion gibt, -- eine wunderbare Technik, Dinge, die vielleicht schon in aller Leute Mund sind, durch plötzliches Verstummen in undurchdringliche Schleier zu hüllen und dadurch als Geheimnis zu kennzeichnen. Wie irrig ist die übliche Anschauung, nur das absolut Verschwiegene sei Geheimnis. Was niemand weiß, ist ein Nichts, ist überhaupt nicht vorhanden; und nur die Art, wie man ein Gewußtes je nachdem offenbart oder wieder verhüllt, macht es zum wahren Geheimnis.

So weiß auch ich, der noch keine Weihen empfangen hat (so nennt man es hier, -- es sind damit keine äußeren Zeremonien gemeint, sondern ein bestimmter Grad von innerer Beschaffenheit), so weiß auch ich zwei Dinge, die dem Bereich der Wahnmochinger Geheimnisse angehören.

Das eine ist, daß man damit umgeht, eine heidnische Kolonie zu gründen. Ich verstehe sehr gut, warum man diesen Plan geheim hält, vor allem wohl, um nicht mit manchen scheinbar ähnlichen Unternehmungen

eigentümlichen Atmosphäre unseres Vororts: vieles ist Geheimnis, und noch viel mehr wird als solches angesehen, trotzdem alle darum wissen. Die Geheimnisse schwirren gleichsam in der Luft herum, aber sie offenbaren sich nur dem, der sie zu erkennen versteht.

Ich glaubte immer, ein diskreter Mensch zu sein, aber jetzt erst habe ich begriffen, daß es noch eine Hohe Schule der Diskretion gibt, — eine wunderbare Technik, Dinge, die vielleicht schon in aller Leute Mund sind, durch plötzliches Verstummen in undurchdringliche Schleier zu hüllen und dadurch als Geheimnis zu kennzeichnen. Wie irrig ist die übliche Anschauung, nur das absolut Verschwiegene sei Geheimnis. Was niemand weiß, ist ein Nichts, ist überhaupt nicht vorhanden; und nur die Art, wie man ein Gewußtes je nachdem offenbart oder wieder verhüllt, macht es zum wahren Geheimnis.

So weiß auch ich, der noch keine Weihen empfangen hat (so nennt man es hier, — es sind damit keine äußeren Zeremonien gemeint, sondern ein bestimmter Grad von innerer Beschaffenheit), so weiß auch ich zwei Dinge, die dem Bereich der Wahnmochinger Geheimnisse angehören.

Das eine ist, daß man damit umgeht, eine heidnische Kolonie zu gründen. Ich verstehe sehr gut, warum man diesen Plan geheim hält, vor allem wohl, um nicht mit manchen scheinbar ähnlichen Unternehmungen

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[141/0145] eigentümlichen Atmosphäre unseres Vororts: vieles ist Geheimnis, und noch viel mehr wird als solches angesehen, trotzdem alle darum wissen. Die Geheimnisse schwirren gleichsam in der Luft herum, aber sie offenbaren sich nur dem, der sie zu erkennen versteht. Ich glaubte immer, ein diskreter Mensch zu sein, aber jetzt erst habe ich begriffen, daß es noch eine Hohe Schule der Diskretion gibt, — eine wunderbare Technik, Dinge, die vielleicht schon in aller Leute Mund sind, durch plötzliches Verstummen in undurchdringliche Schleier zu hüllen und dadurch als Geheimnis zu kennzeichnen. Wie irrig ist die übliche Anschauung, nur das absolut Verschwiegene sei Geheimnis. Was niemand weiß, ist ein Nichts, ist überhaupt nicht vorhanden; und nur die Art, wie man ein Gewußtes je nachdem offenbart oder wieder verhüllt, macht es zum wahren Geheimnis. So weiß auch ich, der noch keine Weihen empfangen hat (so nennt man es hier, — es sind damit keine äußeren Zeremonien gemeint, sondern ein bestimmter Grad von innerer Beschaffenheit), so weiß auch ich zwei Dinge, die dem Bereich der Wahnmochinger Geheimnisse angehören. Das eine ist, daß man damit umgeht, eine heidnische Kolonie zu gründen. Ich verstehe sehr gut, warum man diesen Plan geheim hält, vor allem wohl, um nicht mit manchen scheinbar ähnlichen Unternehmungen

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Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/145>, abgerufen am 11.12.2024.