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Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913.

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Als ich das erstemal dort schlief, wurde mitten in der Nacht das Fenster von außen geöffnet, und jemand rief ein paarmal leise: Maria -- dann stieg er hinein. Es war eine Mondnacht, und ich sah einen jungen Mann in Frack und Zylinder vor mir stehen, seinen Mantel trug er über dem Arm. Ich hielt es für angemessen, ihm zu sagen, Maria sei nicht hier.

"Entschuldigen Sie, mit wem habe ich das Vergnügen?"

"Dame -- ich heiße Dame."

Darauf stellte er sich ebenfalls vor und sagte, es freue ihn ungemein, mich kennen zu lernen -- er hätte Maria zum bal-pare abholen wollen -- schade -- aber vielleicht käme ich mit? -- es sei eben erst Mitternacht vorbei und immer noch Zeit genug -- ich nahm alle meine Widerstandskraft zusammen und erklärte ihm, ich wäre wirklich zu müde.

"Müde? -- o das geht vorbei, sowie man dort ist -- --"

"Aber ich war die vorigen zwei Nächte aus --"

"Und da wollen Sie wirklich schlafen?"

Er stand regungslos da, vor meinem Bett, wie eine schmale, schwarze Silhouette, und schien ganz in Erstaunen versunken.

"Wissen Sie, wo Maria heute ist?" fragte er dann.

"Mit Herrn Konstantin auf einem Atelierfest."

"O -- gewiß wieder so eine bacchantische Wahnmochingerei,"

Als ich das erstemal dort schlief, wurde mitten in der Nacht das Fenster von außen geöffnet, und jemand rief ein paarmal leise: Maria — dann stieg er hinein. Es war eine Mondnacht, und ich sah einen jungen Mann in Frack und Zylinder vor mir stehen, seinen Mantel trug er über dem Arm. Ich hielt es für angemessen, ihm zu sagen, Maria sei nicht hier.

„Entschuldigen Sie, mit wem habe ich das Vergnügen?“

„Dame — ich heiße Dame.“

Darauf stellte er sich ebenfalls vor und sagte, es freue ihn ungemein, mich kennen zu lernen — er hätte Maria zum bal-paré abholen wollen — schade — aber vielleicht käme ich mit? — es sei eben erst Mitternacht vorbei und immer noch Zeit genug — ich nahm alle meine Widerstandskraft zusammen und erklärte ihm, ich wäre wirklich zu müde.

„Müde? — o das geht vorbei, sowie man dort ist — —“

„Aber ich war die vorigen zwei Nächte aus —“

„Und da wollen Sie wirklich schlafen?“

Er stand regungslos da, vor meinem Bett, wie eine schmale, schwarze Silhouette, und schien ganz in Erstaunen versunken.

„Wissen Sie, wo Maria heute ist?“ fragte er dann.

„Mit Herrn Konstantin auf einem Atelierfest.“

„O — gewiß wieder so eine bacchantische Wahnmochingerei,“

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[85/0089] Als ich das erstemal dort schlief, wurde mitten in der Nacht das Fenster von außen geöffnet, und jemand rief ein paarmal leise: Maria — dann stieg er hinein. Es war eine Mondnacht, und ich sah einen jungen Mann in Frack und Zylinder vor mir stehen, seinen Mantel trug er über dem Arm. Ich hielt es für angemessen, ihm zu sagen, Maria sei nicht hier. „Entschuldigen Sie, mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Dame — ich heiße Dame.“ Darauf stellte er sich ebenfalls vor und sagte, es freue ihn ungemein, mich kennen zu lernen — er hätte Maria zum bal-paré abholen wollen — schade — aber vielleicht käme ich mit? — es sei eben erst Mitternacht vorbei und immer noch Zeit genug — ich nahm alle meine Widerstandskraft zusammen und erklärte ihm, ich wäre wirklich zu müde. „Müde? — o das geht vorbei, sowie man dort ist — —“ „Aber ich war die vorigen zwei Nächte aus —“ „Und da wollen Sie wirklich schlafen?“ Er stand regungslos da, vor meinem Bett, wie eine schmale, schwarze Silhouette, und schien ganz in Erstaunen versunken. „Wissen Sie, wo Maria heute ist?“ fragte er dann. „Mit Herrn Konstantin auf einem Atelierfest.“ „O — gewiß wieder so eine bacchantische Wahnmochingerei,“

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Zitationshilfe: Gräfin zu Reventlow, Fanny: Herrn Dames Aufzeichnungen oder Begebenheiten aus einem merkwürdigen Stadtteil. München, 1913, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reventlow_dames_1913/89>, abgerufen am 04.12.2024.