Keine Einwendung! Kein Aber; Mädchen! Keine Einschränckungen! Gehorsam solt du seyn, und das noch dazu mit Freuden: Sonst bist du mein Kind nicht.
Jch weinte.
Mein lieber und werther Vater (sprach ich, und fiel auf die Knie), darf ich nicht bitten, daß ich nur ihrem und meiner Mutter Willen gehorchen möge, und nicht dem Willen meines Bruders. Jch wollte noch weiter reden: Aber er kehrte mir den Rücken zu, und ging mit den Worten weg: Jch mag dich nicht anhören, wenn du durch aller- hand List und Schul-Geschwätz das vierdte Ge- bot ausmusteren willst. Gehorsam, Gehorsam!
Mein Hertz ist so voll, daß ich meiner Pflicht vergessen müßte, wo ich es gegen Sie ausschütten solte. Jch will lieber die Feder niederlegen. Doch ich darf - -. Nein ich will die Feder gewiß nie- derlegen.
Der neunte Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
den 26. Febr. des Morgens.
Meine Baase ist vergangene Nacht hier geblie- ben, und hat mich heute früh mit Anbruch des Tages besucht. Sie sagt mir, daß man mich mit Willen bey meinen Vater allein in der Stube ge-
lassen
Erster Theil. F
der Clariſſa.
Keine Einwendung! Kein Aber; Maͤdchen! Keine Einſchraͤnckungen! Gehorſam ſolt du ſeyn, und das noch dazu mit Freuden: Sonſt biſt du mein Kind nicht.
Jch weinte.
Mein lieber und werther Vater (ſprach ich, und fiel auf die Knie), darf ich nicht bitten, daß ich nur ihrem und meiner Mutter Willen gehorchen moͤge, und nicht dem Willen meines Bruders. Jch wollte noch weiter reden: Aber er kehrte mir den Ruͤcken zu, und ging mit den Worten weg: Jch mag dich nicht anhoͤren, wenn du durch aller- hand Liſt und Schul-Geſchwaͤtz das vierdte Ge- bot ausmuſteren willſt. Gehorſam, Gehorſam!
Mein Hertz iſt ſo voll, daß ich meiner Pflicht vergeſſen muͤßte, wo ich es gegen Sie ausſchuͤtten ſolte. Jch will lieber die Feder niederlegen. Doch ich darf ‒ ‒. Nein ich will die Feder gewiß nie- derlegen.
Der neunte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
den 26. Febr. des Morgens.
Meine Baaſe iſt vergangene Nacht hier geblie- ben, und hat mich heute fruͤh mit Anbruch des Tages beſucht. Sie ſagt mir, daß man mich mit Willen bey meinen Vater allein in der Stube ge-
laſſen
Erſter Theil. F
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der Clariſſa.
Keine Einwendung! Kein Aber; Maͤdchen!
Keine Einſchraͤnckungen! Gehorſam ſolt du ſeyn,
und das noch dazu mit Freuden: Sonſt biſt du
mein Kind nicht.
Jch weinte.
Mein lieber und werther Vater (ſprach ich, und
fiel auf die Knie), darf ich nicht bitten, daß ich
nur ihrem und meiner Mutter Willen gehorchen
moͤge, und nicht dem Willen meines Bruders.
Jch wollte noch weiter reden: Aber er kehrte mir
den Ruͤcken zu, und ging mit den Worten weg:
Jch mag dich nicht anhoͤren, wenn du durch aller-
hand Liſt und Schul-Geſchwaͤtz das vierdte Ge-
bot ausmuſteren willſt. Gehorſam, Gehorſam!
Mein Hertz iſt ſo voll, daß ich meiner Pflicht
vergeſſen muͤßte, wo ich es gegen Sie ausſchuͤtten
ſolte. Jch will lieber die Feder niederlegen. Doch
ich darf ‒ ‒. Nein ich will die Feder gewiß nie-
derlegen.
Der neunte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
den 26. Febr. des Morgens.
Meine Baaſe iſt vergangene Nacht hier geblie-
ben, und hat mich heute fruͤh mit Anbruch des
Tages beſucht. Sie ſagt mir, daß man mich mit
Willen bey meinen Vater allein in der Stube ge-
laſſen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/101>, abgerufen am 27.11.2024.
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