Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
mer in den Umständen der Pamela so oft mit
Ohnmachten überfallen werden sollte. Jn
den vier ersten Theilen der Clarissa findet sich
keine Ohnmacht, die einen Knoten aufzulö-
sen gleichsahm gerufen ist: ob sich gleich bis-
weilen Clarissa eine so gefällige Ohnmacht
wünschet, die ihr zu rechter Zeit aufwarten
solle.

Die Pamela verliert zuletzt das lebhafte,
muntere, reitzende und unerwartete. Der
vierte Theil wird so ernsthaft, daß ihn der
vielleicht kaum in einem Monathe durchlieset,
der über den ersten Theilen Nächte aufgesessen
hatte. Bey der Clarissa wächst das lebhafte,
muntere, reitzende, und unerwartete. Wenn
ein Leser ein so flüchtiges Hertz hat, daß ihm
einige Stellen der zwey ersten Theile zu ernst-
haft vorkommen, und er nicht das rauschen-
de Vergnügen dabey empfindet, das er sich
wünschet: so wird eben derselbige Leser bey
dem Anfang des dritten und bey dem Ende

des

Vorrede.
mer in den Umſtaͤnden der Pamela ſo oft mit
Ohnmachten uͤberfallen werden ſollte. Jn
den vier erſten Theilen der Clariſſa findet ſich
keine Ohnmacht, die einen Knoten aufzuloͤ-
ſen gleichſahm gerufen iſt: ob ſich gleich bis-
weilen Clariſſa eine ſo gefaͤllige Ohnmacht
wuͤnſchet, die ihr zu rechter Zeit aufwarten
ſolle.

Die Pamela verliert zuletzt das lebhafte,
muntere, reitzende und unerwartete. Der
vierte Theil wird ſo ernſthaft, daß ihn der
vielleicht kaum in einem Monathe durchlieſet,
der uͤber den erſten Theilen Naͤchte aufgeſeſſen
hatte. Bey der Clariſſa waͤchſt das lebhafte,
muntere, reitzende, und unerwartete. Wenn
ein Leſer ein ſo fluͤchtiges Hertz hat, daß ihm
einige Stellen der zwey erſten Theile zu ernſt-
haft vorkommen, und er nicht das rauſchen-
de Vergnuͤgen dabey empfindet, das er ſich
wuͤnſchet: ſo wird eben derſelbige Leſer bey
dem Anfang des dritten und bey dem Ende

des
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0016"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede.</hi></fw><lb/>
mer in den Um&#x017F;ta&#x0364;nden der <hi rendition="#fr">Pamela</hi> &#x017F;o oft mit<lb/>
Ohnmachten u&#x0364;berfallen werden &#x017F;ollte. Jn<lb/>
den vier er&#x017F;ten Theilen der <hi rendition="#fr">Clari&#x017F;&#x017F;a</hi> findet &#x017F;ich<lb/>
keine Ohnmacht, die einen Knoten aufzulo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en gleich&#x017F;ahm gerufen i&#x017F;t: ob &#x017F;ich gleich bis-<lb/>
weilen <hi rendition="#fr">Clari&#x017F;&#x017F;a</hi> eine &#x017F;o gefa&#x0364;llige Ohnmacht<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chet, die ihr zu rechter Zeit aufwarten<lb/>
&#x017F;olle.</p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#fr">Pamela</hi> verliert zuletzt das lebhafte,<lb/>
muntere, reitzende und unerwartete. Der<lb/>
vierte Theil wird &#x017F;o ern&#x017F;thaft, daß ihn der<lb/>
vielleicht kaum in einem Monathe durchlie&#x017F;et,<lb/>
der u&#x0364;ber den er&#x017F;ten Theilen Na&#x0364;chte aufge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en<lb/>
hatte. Bey der <hi rendition="#fr">Clari&#x017F;&#x017F;a</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;t das lebhafte,<lb/>
muntere, reitzende, und unerwartete. Wenn<lb/>
ein Le&#x017F;er ein &#x017F;o flu&#x0364;chtiges Hertz hat, daß ihm<lb/>
einige Stellen der zwey er&#x017F;ten Theile zu ern&#x017F;t-<lb/>
haft vorkommen, und er nicht das rau&#x017F;chen-<lb/>
de Vergnu&#x0364;gen dabey empfindet, das er &#x017F;ich<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chet: &#x017F;o wird eben der&#x017F;elbige Le&#x017F;er bey<lb/>
dem Anfang des dritten und bey dem Ende<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0016] Vorrede. mer in den Umſtaͤnden der Pamela ſo oft mit Ohnmachten uͤberfallen werden ſollte. Jn den vier erſten Theilen der Clariſſa findet ſich keine Ohnmacht, die einen Knoten aufzuloͤ- ſen gleichſahm gerufen iſt: ob ſich gleich bis- weilen Clariſſa eine ſo gefaͤllige Ohnmacht wuͤnſchet, die ihr zu rechter Zeit aufwarten ſolle. Die Pamela verliert zuletzt das lebhafte, muntere, reitzende und unerwartete. Der vierte Theil wird ſo ernſthaft, daß ihn der vielleicht kaum in einem Monathe durchlieſet, der uͤber den erſten Theilen Naͤchte aufgeſeſſen hatte. Bey der Clariſſa waͤchſt das lebhafte, muntere, reitzende, und unerwartete. Wenn ein Leſer ein ſo fluͤchtiges Hertz hat, daß ihm einige Stellen der zwey erſten Theile zu ernſt- haft vorkommen, und er nicht das rauſchen- de Vergnuͤgen dabey empfindet, das er ſich wuͤnſchet: ſo wird eben derſelbige Leſer bey dem Anfang des dritten und bey dem Ende des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/16
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/16>, abgerufen am 23.11.2024.