Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

der Clarissa.
leisten würde. Sie brauchte sich nur halb so viel
Mühe zu geben. Mein Bruder vermag ohnehin
genug, und er hat Mittel gefunden, die gantze Fa-
milie gegen mich zu vereinigen. Nachdem ent-
weder ein neuer Verdruß vorgefallen, oder eine
neue Nachricht von Herrn Lovelace eingezogen
ist, (denn ich weiß nicht genau, wie die gantze Sa-
che zusammen hängt) so haben sich alle miteinan-
der verbunden, und wollen sich durch Unterschrift
und Siegel verbinden (was soll ich armes Kind
doch anfangen!) mir Herrn Solmes aufzu-
dringen, und die Rechte meines Vaters die man
vorschützt, gegen mich zu behaupten, es mag ko-
sten was es will. Sie versprechen auch sich ge-
gen Herrn Lovelace auf alle Weise zu setzen,
weil er ein liederlicher Mensch und ein Feind der
Familie seyn soll. Jst es nicht eben so viel, als
wenn sie sich mit deutlichen Worten wider mich
verbunden hätten? Aber wie unverständig han-
deln sie, daß sie diejenigen zwingen, gemeinschaft-
liche Sache miteinander zu machen, die sie doch zu
trennen suchen.

Die Nachricht des abgedanckten Pachters war
schlimm genug, und was Frau Fortescue von
Hrn. Lovelace meldet, bekräftigt jene Nachricht,
und zwinget mich, noch schlimmere Dinge zu den-
cken. Meine Freunde haben etwas erfahren, da-
von Jungfer Barnes meiner Hannichen gesagt
hat, er sey so schwartz, daß kein ärgerer Mensch
als er unter der Sonne seyn könte. Meinetwe-
gen mögen sie ihn gar aufhängen: was geht er mich

an?

der Clariſſa.
leiſten wuͤrde. Sie brauchte ſich nur halb ſo viel
Muͤhe zu geben. Mein Bruder vermag ohnehin
genug, und er hat Mittel gefunden, die gantze Fa-
milie gegen mich zu vereinigen. Nachdem ent-
weder ein neuer Verdruß vorgefallen, oder eine
neue Nachricht von Herrn Lovelace eingezogen
iſt, (denn ich weiß nicht genau, wie die gantze Sa-
che zuſammen haͤngt) ſo haben ſich alle miteinan-
der verbunden, und wollen ſich durch Unterſchrift
und Siegel verbinden (was ſoll ich armes Kind
doch anfangen!) mir Herrn Solmes aufzu-
dringen, und die Rechte meines Vaters die man
vorſchuͤtzt, gegen mich zu behaupten, es mag ko-
ſten was es will. Sie verſprechen auch ſich ge-
gen Herrn Lovelace auf alle Weiſe zu ſetzen,
weil er ein liederlicher Menſch und ein Feind der
Familie ſeyn ſoll. Jſt es nicht eben ſo viel, als
wenn ſie ſich mit deutlichen Worten wider mich
verbunden haͤtten? Aber wie unverſtaͤndig han-
deln ſie, daß ſie diejenigen zwingen, gemeinſchaft-
liche Sache miteinander zu machen, die ſie doch zu
trennen ſuchen.

Die Nachricht des abgedanckten Pachters war
ſchlimm genug, und was Frau Forteſcue von
Hrn. Lovelace meldet, bekraͤftigt jene Nachricht,
und zwinget mich, noch ſchlimmere Dinge zu den-
cken. Meine Freunde haben etwas erfahren, da-
von Jungfer Barnes meiner Hannichen geſagt
hat, er ſey ſo ſchwartz, daß kein aͤrgerer Menſch
als er unter der Sonne ſeyn koͤnte. Meinetwe-
gen moͤgen ſie ihn gar aufhaͤngen: was geht er mich

an?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0161" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a.</hi></hi></fw><lb/>
lei&#x017F;ten wu&#x0364;rde. Sie brauchte &#x017F;ich nur halb &#x017F;o viel<lb/>
Mu&#x0364;he zu geben. Mein Bruder vermag ohnehin<lb/>
genug, und er hat Mittel gefunden, die gantze Fa-<lb/>
milie gegen mich zu vereinigen. Nachdem ent-<lb/>
weder ein neuer Verdruß vorgefallen, oder eine<lb/>
neue Nachricht von Herrn L<hi rendition="#fr">ovelace</hi> eingezogen<lb/>
i&#x017F;t, (denn ich weiß nicht genau, wie die gantze Sa-<lb/>
che zu&#x017F;ammen ha&#x0364;ngt) &#x017F;o haben &#x017F;ich alle miteinan-<lb/>
der verbunden, und wollen &#x017F;ich durch Unter&#x017F;chrift<lb/><choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> Siegel verbinden (was &#x017F;oll ich armes Kind<lb/>
doch anfangen!) mir Herrn <hi rendition="#fr">Solmes</hi> aufzu-<lb/>
dringen, und die Rechte meines Vaters die man<lb/>
vor&#x017F;chu&#x0364;tzt, gegen mich zu behaupten, es mag ko-<lb/>
&#x017F;ten was es will. Sie ver&#x017F;prechen auch &#x017F;ich ge-<lb/>
gen Herrn L<hi rendition="#fr">ovelace</hi> auf alle Wei&#x017F;e zu &#x017F;etzen,<lb/>
weil er ein liederlicher Men&#x017F;ch und ein Feind der<lb/>
Familie &#x017F;eyn &#x017F;oll. J&#x017F;t es nicht eben &#x017F;o viel, als<lb/>
wenn &#x017F;ie &#x017F;ich mit deutlichen Worten wider mich<lb/>
verbunden ha&#x0364;tten? Aber wie unver&#x017F;ta&#x0364;ndig han-<lb/>
deln &#x017F;ie, daß &#x017F;ie diejenigen zwingen, gemein&#x017F;chaft-<lb/>
liche Sache miteinander zu machen, die &#x017F;ie doch zu<lb/>
trennen &#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Die Nachricht des abgedanckten Pachters war<lb/>
&#x017F;chlimm genug, und was Frau <hi rendition="#fr">Forte&#x017F;cue</hi> von<lb/>
Hrn. L<hi rendition="#fr">ovelace</hi> meldet, bekra&#x0364;ftigt jene Nachricht,<lb/>
und zwinget mich, noch &#x017F;chlimmere Dinge zu den-<lb/>
cken. Meine Freunde haben etwas erfahren, da-<lb/>
von Jungfer <hi rendition="#fr">Barnes</hi> meiner <hi rendition="#fr">Hannichen</hi> ge&#x017F;agt<lb/>
hat, er &#x017F;ey &#x017F;o &#x017F;chwartz, daß kein a&#x0364;rgerer Men&#x017F;ch<lb/>
als er unter der Sonne &#x017F;eyn ko&#x0364;nte. Meinetwe-<lb/>
gen mo&#x0364;gen &#x017F;ie ihn gar aufha&#x0364;ngen: was geht er mich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an?</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0161] der Clariſſa. leiſten wuͤrde. Sie brauchte ſich nur halb ſo viel Muͤhe zu geben. Mein Bruder vermag ohnehin genug, und er hat Mittel gefunden, die gantze Fa- milie gegen mich zu vereinigen. Nachdem ent- weder ein neuer Verdruß vorgefallen, oder eine neue Nachricht von Herrn Lovelace eingezogen iſt, (denn ich weiß nicht genau, wie die gantze Sa- che zuſammen haͤngt) ſo haben ſich alle miteinan- der verbunden, und wollen ſich durch Unterſchrift und Siegel verbinden (was ſoll ich armes Kind doch anfangen!) mir Herrn Solmes aufzu- dringen, und die Rechte meines Vaters die man vorſchuͤtzt, gegen mich zu behaupten, es mag ko- ſten was es will. Sie verſprechen auch ſich ge- gen Herrn Lovelace auf alle Weiſe zu ſetzen, weil er ein liederlicher Menſch und ein Feind der Familie ſeyn ſoll. Jſt es nicht eben ſo viel, als wenn ſie ſich mit deutlichen Worten wider mich verbunden haͤtten? Aber wie unverſtaͤndig han- deln ſie, daß ſie diejenigen zwingen, gemeinſchaft- liche Sache miteinander zu machen, die ſie doch zu trennen ſuchen. Die Nachricht des abgedanckten Pachters war ſchlimm genug, und was Frau Forteſcue von Hrn. Lovelace meldet, bekraͤftigt jene Nachricht, und zwinget mich, noch ſchlimmere Dinge zu den- cken. Meine Freunde haben etwas erfahren, da- von Jungfer Barnes meiner Hannichen geſagt hat, er ſey ſo ſchwartz, daß kein aͤrgerer Menſch als er unter der Sonne ſeyn koͤnte. Meinetwe- gen moͤgen ſie ihn gar aufhaͤngen: was geht er mich an?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/161
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/161>, abgerufen am 27.11.2024.