ben werde. Jch sehe dieser sehr nahe entgegen. Sie hat mir gesagt, daß mein Vater und mein Bruder diesen Mittag bey meinem Onckle An- ton zu Gaste sind: vermuthlich geschiehet dieses, um bessere Gelegenheit zu einer abermaligen und ausführlichen Unterredung zu machen.
Hannichen sagt mir, daß mein Vater unge- halten gewesen wäre, als er von meiner Mutter Abschied genommen, und daß er unfreundlich mit ihr geredet habe: vielleicht deswegen, weil sie zu viel auf meiner Seite ist. Hannichen hatte sie mit einer weinenden Stimme sagen hören: du machst mich in der That recht beklemmt. Das arme Mädchen verdient nicht - - Mehr konte sie nicht hören, als diese Worte, und daß er sagte: er wolle jemanden den Sinn brechen. Mein Sinn wird es seyn sollen, nicht meiner Mutter Sinn: hoffe ich.
Weil heute niemand bey meiner Mutter speiset, als meine Schwester, so hoffete ich, ich würde zu Tische geruffen werden: allein meine Mutter schickte mir das Essen. Jch habe beständig ge- schrieben, und konte keinen Bissen anrühren. Damit es aber nicht lassen möchte, als wäre es aus Eigensinn geschehen, so befahl ich Hanni- chen davon zu essen.
Eher ich diesen Brief schliesse, will ich erwarten, ob ich ins geheim auf eine oder andere Weise Nachrichten einziehen kan, die werth sind, hinzu- gesetzt zu werden; und will deswegen nach dem Holtzstall und in dem Garten gehen.
Jch
Die Geſchichte
ben werde. Jch ſehe dieſer ſehr nahe entgegen. Sie hat mir geſagt, daß mein Vater und mein Bruder dieſen Mittag bey meinem Onckle An- ton zu Gaſte ſind: vermuthlich geſchiehet dieſes, um beſſere Gelegenheit zu einer abermaligen und ausfuͤhrlichen Unterredung zu machen.
Hannichen ſagt mir, daß mein Vater unge- halten geweſen waͤre, als er von meiner Mutter Abſchied genommen, und daß er unfreundlich mit ihr geredet habe: vielleicht deswegen, weil ſie zu viel auf meiner Seite iſt. Hannichen hatte ſie mit einer weinenden Stimme ſagen hoͤren: du machſt mich in der That recht beklemmt. Das arme Maͤdchen verdient nicht ‒ ‒ Mehr konte ſie nicht hoͤren, als dieſe Worte, und daß er ſagte: er wolle jemanden den Sinn brechen. Mein Sinn wird es ſeyn ſollen, nicht meiner Mutter Sinn: hoffe ich.
Weil heute niemand bey meiner Mutter ſpeiſet, als meine Schweſter, ſo hoffete ich, ich wuͤrde zu Tiſche geruffen werden: allein meine Mutter ſchickte mir das Eſſen. Jch habe beſtaͤndig ge- ſchrieben, und konte keinen Biſſen anruͤhren. Damit es aber nicht laſſen moͤchte, als waͤre es aus Eigenſinn geſchehen, ſo befahl ich Hanni- chen davon zu eſſen.
Eher ich dieſen Brief ſchlieſſe, will ich erwarten, ob ich ins geheim auf eine oder andere Weiſe Nachrichten einziehen kan, die werth ſind, hinzu- geſetzt zu werden; und will deswegen nach dem Holtzſtall und in dem Garten gehen.
Jch
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Die Geſchichte
ben werde. Jch ſehe dieſer ſehr nahe entgegen.
Sie hat mir geſagt, daß mein Vater und mein
Bruder dieſen Mittag bey meinem Onckle An-
ton zu Gaſte ſind: vermuthlich geſchiehet dieſes,
um beſſere Gelegenheit zu einer abermaligen und
ausfuͤhrlichen Unterredung zu machen.
Hannichen ſagt mir, daß mein Vater unge-
halten geweſen waͤre, als er von meiner Mutter
Abſchied genommen, und daß er unfreundlich mit
ihr geredet habe: vielleicht deswegen, weil ſie
zu viel auf meiner Seite iſt. Hannichen hatte
ſie mit einer weinenden Stimme ſagen hoͤren:
du machſt mich in der That recht beklemmt.
Das arme Maͤdchen verdient nicht ‒ ‒ Mehr
konte ſie nicht hoͤren, als dieſe Worte, und daß er
ſagte: er wolle jemanden den Sinn brechen.
Mein Sinn wird es ſeyn ſollen, nicht meiner
Mutter Sinn: hoffe ich.
Weil heute niemand bey meiner Mutter ſpeiſet,
als meine Schweſter, ſo hoffete ich, ich wuͤrde zu
Tiſche geruffen werden: allein meine Mutter
ſchickte mir das Eſſen. Jch habe beſtaͤndig ge-
ſchrieben, und konte keinen Biſſen anruͤhren.
Damit es aber nicht laſſen moͤchte, als waͤre es
aus Eigenſinn geſchehen, ſo befahl ich Hanni-
chen davon zu eſſen.
Eher ich dieſen Brief ſchlieſſe, will ich erwarten,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/234>, abgerufen am 21.11.2024.
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