"Jch will weiter nichts melden, als daß Jhr "Ursache habt, Euch zu freuen, daß Euch "Eure Absichten gelungen sind, und Jhr nun "von mir sagen könt was Jhr beliebet, indem "ich mich so wenig verantworten kan, als wenn "ich schon wircklich todt wäre. Jch will mir "aber doch noch diese eintzige Gewogenheit aus- "bitten: veranstaltet nicht, daß man härter "mit mir umgehe, als nöthig ist, die Endzwe- "cke zu erreichen, die Jhr etwan haben möchtet "gegen
Eure unglückliche Schwester Clarissa Harlowe.
Der fünf und zwantzigste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
Dienstags den 7. Märtz.
Aus meinem letzten Briefe werden Sie ersehen haben, wie ich herumgetrieben werde, und wie sehr ich eine Gefangene bin, ohne daß ein- mahl meiner Ehre geschonet wird. Sie wissen alles was vorgegangen ist: was urtheilen Sie nun davon? Sind das bequeme Mittel, mich zu besänftigen? Allein dieses ist auch nicht die Mei-
nung,
Die Geſchichte
An Juncker Jacob Harlowe. Mein Bruder,
„Jch will weiter nichts melden, als daß Jhr „Urſache habt, Euch zu freuen, daß Euch „Eure Abſichten gelungen ſind, und Jhr nun „von mir ſagen koͤnt was Jhr beliebet, indem „ich mich ſo wenig verantworten kan, als wenn „ich ſchon wircklich todt waͤre. Jch will mir „aber doch noch dieſe eintzige Gewogenheit aus- „bitten: veranſtaltet nicht, daß man haͤrter „mit mir umgehe, als noͤthig iſt, die Endzwe- „cke zu erreichen, die Jhr etwan haben moͤchtet „gegen
Eure ungluͤckliche Schweſter Clariſſa Harlowe.
Der fuͤnf und zwantzigſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
Dienſtags den 7. Maͤrtz.
Aus meinem letzten Briefe werden Sie erſehen haben, wie ich herumgetrieben werde, und wie ſehr ich eine Gefangene bin, ohne daß ein- mahl meiner Ehre geſchonet wird. Sie wiſſen alles was vorgegangen iſt: was urtheilen Sie nun davon? Sind das bequeme Mittel, mich zu beſaͤnftigen? Allein dieſes iſt auch nicht die Mei-
nung,
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Die Geſchichte
An Juncker Jacob Harlowe.
Mein Bruder,
„Jch will weiter nichts melden, als daß Jhr
„Urſache habt, Euch zu freuen, daß Euch
„Eure Abſichten gelungen ſind, und Jhr nun
„von mir ſagen koͤnt was Jhr beliebet, indem
„ich mich ſo wenig verantworten kan, als wenn
„ich ſchon wircklich todt waͤre. Jch will mir
„aber doch noch dieſe eintzige Gewogenheit aus-
„bitten: veranſtaltet nicht, daß man haͤrter
„mit mir umgehe, als noͤthig iſt, die Endzwe-
„cke zu erreichen, die Jhr etwan haben moͤchtet
„gegen
Eure ungluͤckliche Schweſter
Clariſſa Harlowe.
Der fuͤnf und zwantzigſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Dienſtags den 7. Maͤrtz.
Aus meinem letzten Briefe werden Sie erſehen
haben, wie ich herumgetrieben werde, und
wie ſehr ich eine Gefangene bin, ohne daß ein-
mahl meiner Ehre geſchonet wird. Sie wiſſen
alles was vorgegangen iſt: was urtheilen Sie
nun davon? Sind das bequeme Mittel, mich zu
beſaͤnftigen? Allein dieſes iſt auch nicht die Mei-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/280>, abgerufen am 22.11.2024.
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