was meinen Sie war die Ursache? Wir wurden durch anderer Schaden klug.
Verachten Sie das Geld nicht so sehr. Sie können in die Umstände kommen, daß Sie es hö- her achten lernen. Dis ist noch etwas, das Sie ler- nen können, und Herr Solmes wird nach dem Begriff, den Sie von ihm haben, sehr geschickt seyn, es Sie zu lehren.
Jhre Hitze kann ich in der That nicht loben, ich kann Sie auch nicht durch die Beschimpfungen entschuldigen, die Sie sich selbst zugezogen haben. Wenn ich sie für unverschuldet hielte, so wollte ich Jhr Fürsprecher werden: allein ich habe immer die Meinung gehabt, das Kinder keine Einwendun- gen gegen den Willen ihrer Eltern machen müßen. Als Jhnen Jhr seel. Gros-Vater sein Gut ver- machte, ob er gleich drey lebendige Söhne hinter. ließ, und Jhr älterer Bruder und ältere Schwester noch vor Jhnen waren, so ließen wir uns es alle ge- fallen. Und warum das? Weil es unsers Vaters Wille war. Folgen Sie unserem Exempel. Wenn Sie das nicht thun wollen, so haben Sie bey de- nen am wenigsten Entschuldigung, die Jhnen mit so gutem Exempel vorgegangen sind. Mercken Sie sich das, meine Base.
Von Jhrem Bruder reden Sie gar zu verächt- lich: und in Jhrem Brieffe an ihn so wohl als an Jhre Schwester brauchen Sie zu wenig Respect. Er ist Jhr Bruder, und um ein Drittheil älter als Sie; und noch dazu eine Manns-Person. Wenn Sie so viel aus einer Bekantschaft, die ein Jahr
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Die Geſchichte
was meinen Sie war die Urſache? Wir wurden durch anderer Schaden klug.
Verachten Sie das Geld nicht ſo ſehr. Sie koͤnnen in die Umſtaͤnde kommen, daß Sie es hoͤ- her achten lernen. Dis iſt noch etwas, das Sie ler- nen koͤnnen, und Herr Solmes wird nach dem Begriff, den Sie von ihm haben, ſehr geſchickt ſeyn, es Sie zu lehren.
Jhre Hitze kann ich in der That nicht loben, ich kann Sie auch nicht durch die Beſchimpfungen entſchuldigen, die Sie ſich ſelbſt zugezogen haben. Wenn ich ſie fuͤr unverſchuldet hielte, ſo wollte ich Jhr Fuͤrſprecher werden: allein ich habe immer die Meinung gehabt, das Kinder keine Einwendun- gen gegen den Willen ihrer Eltern machen muͤßen. Als Jhnen Jhr ſeel. Gros-Vater ſein Gut ver- machte, ob er gleich drey lebendige Soͤhne hinter. ließ, und Jhr aͤlterer Bruder und aͤltere Schweſter noch vor Jhnen waren, ſo ließen wir uns es alle ge- fallen. Und warum das? Weil es unſers Vaters Wille war. Folgen Sie unſerem Exempel. Wenn Sie das nicht thun wollen, ſo haben Sie bey de- nen am wenigſten Entſchuldigung, die Jhnen mit ſo gutem Exempel vorgegangen ſind. Mercken Sie ſich das, meine Baſe.
Von Jhrem Bruder reden Sie gar zu veraͤcht- lich: und in Jhrem Brieffe an ihn ſo wohl als an Jhre Schweſter brauchen Sie zu wenig Reſpect. Er iſt Jhr Bruder, und um ein Drittheil aͤlter als Sie; und noch dazu eine Manns-Perſon. Wenn Sie ſo viel aus einer Bekantſchaft, die ein Jahr
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Die Geſchichte
was meinen Sie war die Urſache? Wir wurden
durch anderer Schaden klug.
Verachten Sie das Geld nicht ſo ſehr. Sie
koͤnnen in die Umſtaͤnde kommen, daß Sie es hoͤ-
her achten lernen. Dis iſt noch etwas, das Sie ler-
nen koͤnnen, und Herr Solmes wird nach dem
Begriff, den Sie von ihm haben, ſehr geſchickt
ſeyn, es Sie zu lehren.
Jhre Hitze kann ich in der That nicht loben,
ich kann Sie auch nicht durch die Beſchimpfungen
entſchuldigen, die Sie ſich ſelbſt zugezogen haben.
Wenn ich ſie fuͤr unverſchuldet hielte, ſo wollte ich
Jhr Fuͤrſprecher werden: allein ich habe immer die
Meinung gehabt, das Kinder keine Einwendun-
gen gegen den Willen ihrer Eltern machen muͤßen.
Als Jhnen Jhr ſeel. Gros-Vater ſein Gut ver-
machte, ob er gleich drey lebendige Soͤhne hinter.
ließ, und Jhr aͤlterer Bruder und aͤltere Schweſter
noch vor Jhnen waren, ſo ließen wir uns es alle ge-
fallen. Und warum das? Weil es unſers Vaters
Wille war. Folgen Sie unſerem Exempel. Wenn
Sie das nicht thun wollen, ſo haben Sie bey de-
nen am wenigſten Entſchuldigung, die Jhnen mit
ſo gutem Exempel vorgegangen ſind. Mercken
Sie ſich das, meine Baſe.
Von Jhrem Bruder reden Sie gar zu veraͤcht-
lich: und in Jhrem Brieffe an ihn ſo wohl als an
Jhre Schweſter brauchen Sie zu wenig Reſpect.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/390>, abgerufen am 26.11.2024.
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