Bey dem Abschied empfohl er sich zwar sehr nachdrücklich, aber auch sehr demüthig, meiner Ge- wogenheit. Er wollte mir keine Bedingungen vor- schreiben: er gab mir aber doch zu verstehen, daß er mich wol noch einmahl zu sprechen wünschte. Jch verbot ihm aber schlechterdings, mich jemahls wieder an diesem Orte aufzusuchen.
Jch kann vor Jhnen mit Recht nichts verber- gen, was in meinem Hertzen vorgehet: und Jh- nen muß ich bekeunen; daß die Gründe die er an- führet, (nehmlich die schimpfliche Art, damit mir meine Freunde begegnen) mich sehr besorgt machen, daß ich entweder die seinige, oder das Eigenthum des andern werden muß. Soll eins von beyden seyn, so hoffe ich, Sie werden mich nicht tadeln, wenn ich sage, welchen von beyden ich wählen will. Sie haben sich schon darüber erklärt, wen ich nicht wählen müsse. Allein, mein Schatz, wie viel besser wäre es, wenn ich unverheyrathet bleiben könnte! Jch hoffe noch auf den Seegen, daß es mir erlaubt seyn werde, diese Wahl zu treffen.
Jch kam unbemerckt wider in das Haus. Die Furcht aber die ich hatte, daß ich möchte entdeckt werden, hatte mich so verunruhiget, daß ich mei- nen Brief auf eine verworrene Weise anfing, als ich um seines Zuspruchs willen Ursache gehabt hätte. Jch nehme das aus, daß mich sein erster Anblick bestürtzt machte: denn damahls war es ein grosses Glück, daß ich nicht an dem abgelegenen Orte, und da ich mich bey ihm allein befand, in Ohnmacht fiel.
Jch
Erster Theil. D d
der Clariſſa.
Bey dem Abſchied empfohl er ſich zwar ſehr nachdruͤcklich, aber auch ſehr demuͤthig, meiner Ge- wogenheit. Er wollte mir keine Bedingungen vor- ſchreiben: er gab mir aber doch zu verſtehen, daß er mich wol noch einmahl zu ſprechen wuͤnſchte. Jch verbot ihm aber ſchlechterdings, mich jemahls wieder an dieſem Orte aufzuſuchen.
Jch kann vor Jhnen mit Recht nichts verber- gen, was in meinem Hertzen vorgehet: und Jh- nen muß ich bekeunen; daß die Gruͤnde die er an- fuͤhret, (nehmlich die ſchimpfliche Art, damit mir meine Freunde begegnen) mich ſehr beſorgt machen, daß ich entweder die ſeinige, oder das Eigenthum des andern werden muß. Soll eins von beyden ſeyn, ſo hoffe ich, Sie werden mich nicht tadeln, wenn ich ſage, welchen von beyden ich waͤhlen will. Sie haben ſich ſchon daruͤber erklaͤrt, wen ich nicht waͤhlen muͤſſe. Allein, mein Schatz, wie viel beſſer waͤre es, wenn ich unverheyrathet bleiben koͤnnte! Jch hoffe noch auf den Seegen, daß es mir erlaubt ſeyn werde, dieſe Wahl zu treffen.
Jch kam unbemerckt wider in das Haus. Die Furcht aber die ich hatte, daß ich moͤchte entdeckt werden, hatte mich ſo verunruhiget, daß ich mei- nen Brief auf eine verworrene Weiſe anfing, als ich um ſeines Zuſpruchs willen Urſache gehabt haͤtte. Jch nehme das aus, daß mich ſein erſter Anblick beſtuͤrtzt machte: denn damahls war es ein groſſes Gluͤck, daß ich nicht an dem abgelegenen Orte, und da ich mich bey ihm allein befand, in Ohnmacht fiel.
Jch
Erſter Theil. D d
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der Clariſſa.
Bey dem Abſchied empfohl er ſich zwar ſehr
nachdruͤcklich, aber auch ſehr demuͤthig, meiner Ge-
wogenheit. Er wollte mir keine Bedingungen vor-
ſchreiben: er gab mir aber doch zu verſtehen, daß
er mich wol noch einmahl zu ſprechen wuͤnſchte.
Jch verbot ihm aber ſchlechterdings, mich jemahls
wieder an dieſem Orte aufzuſuchen.
Jch kann vor Jhnen mit Recht nichts verber-
gen, was in meinem Hertzen vorgehet: und Jh-
nen muß ich bekeunen; daß die Gruͤnde die er an-
fuͤhret, (nehmlich die ſchimpfliche Art, damit mir
meine Freunde begegnen) mich ſehr beſorgt machen,
daß ich entweder die ſeinige, oder das Eigenthum
des andern werden muß. Soll eins von beyden
ſeyn, ſo hoffe ich, Sie werden mich nicht tadeln,
wenn ich ſage, welchen von beyden ich waͤhlen will.
Sie haben ſich ſchon daruͤber erklaͤrt, wen ich nicht
waͤhlen muͤſſe. Allein, mein Schatz, wie viel beſſer
waͤre es, wenn ich unverheyrathet bleiben koͤnnte!
Jch hoffe noch auf den Seegen, daß es mir erlaubt
ſeyn werde, dieſe Wahl zu treffen.
Jch kam unbemerckt wider in das Haus. Die
Furcht aber die ich hatte, daß ich moͤchte entdeckt
werden, hatte mich ſo verunruhiget, daß ich mei-
nen Brief auf eine verworrene Weiſe anfing, als
ich um ſeines Zuſpruchs willen Urſache gehabt
haͤtte. Jch nehme das aus, daß mich ſein erſter
Anblick beſtuͤrtzt machte: denn damahls war es ein
groſſes Gluͤck, daß ich nicht an dem abgelegenen
Orte, und da ich mich bey ihm allein befand, in
Ohnmacht fiel.
Jch
Erſter Theil. D d
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/437>, abgerufen am 25.11.2024.
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