Will sie Herrn Solmes nehmen, oder will sie nicht? keine winselnde Umschreibungen und Umsschweiffe, Frau Norton! Will sie ihren El- tern gehorchen, oder will sie nicht? (Sie wer- den leicht errathen wer dieses sagte.)
Dieses Wort schnitt alles ab was sie sich vor- genoemmen hatte zu sagen.
Wenn ich es denn kurtz sagen soll: die Fräulein will lieber sterben, als - -
einen andern als Lovelacen heyrathen! (schrie mein Bruder dazwischen) das das ist ihre sanfftmüthige Tochter! das ist das süsse Kind von Frau Norton! Wohlan, gute Frau, sie kann nur wieder nach Hause gehen. Jch habe Befehl ihnen zu verbieten, daß sie einen Monathlang nicht den geringsten Brieff-Wechsel, oder was dem gleich ist, mit dem verkehrten Mädchen haben sol- len, so lieb es ihnen ist, mit der gantzen Familie und mit allen Gliedern derselben wohl zu stehen.
Er sagte dieses, ohne daß jemand ihm einredete, und wieß ihr darauf die Thür; Jch zweiffele nicht, daß er nicht sollte alle verächtlichen und empfindli- chen Geberden angenommen haben, damit ein hoch- müthiger Reicher den armen und geringen betrü- ben kan, wenn er das Unglück hat ihm zu misfallen.
Jch bin demnach des Raths dieser so klugen und gewissenhafften Frau beraubet, wenn ich des, sen auch noch so sehr benöthigt seyn sollte.
Jch glaube zwar, daß ich ihre Brieffe an Sie mit einschliessen dürffte, und daß Sie ihr eben die- se Erlaubniß geben würden. Allein wenn es ihr
auch
Die Geſchichte
Will ſie Herrn Solmes nehmen, oder will ſie nicht? keine winſelnde Umſchreibungen und Umſſchweiffe, Frau Norton! Will ſie ihren El- tern gehorchen, oder will ſie nicht? (Sie wer- den leicht errathen wer dieſes ſagte.)
Dieſes Wort ſchnitt alles ab was ſie ſich vor- genoemmen hatte zu ſagen.
Wenn ich es denn kurtz ſagen ſoll: die Fraͤulein will lieber ſterben, als ‒ ‒
einen andern als Lovelacen heyrathen! (ſchrie mein Bruder dazwiſchen) das das iſt ihre ſanfftmuͤthige Tochter! das iſt das ſuͤſſe Kind von Frau Norton! Wohlan, gute Frau, ſie kann nur wieder nach Hauſe gehen. Jch habe Befehl ihnen zu verbieten, daß ſie einen Monathlang nicht den geringſten Brieff-Wechſel, oder was dem gleich iſt, mit dem verkehrten Maͤdchen haben ſol- len, ſo lieb es ihnen iſt, mit der gantzen Familie und mit allen Gliedern derſelben wohl zu ſtehen.
Er ſagte dieſes, ohne daß jemand ihm einredete, und wieß ihr darauf die Thuͤr; Jch zweiffele nicht, daß er nicht ſollte alle veraͤchtlichen und empfindli- chen Geberden angenom̃en haben, damit ein hoch- muͤthiger Reicher den armen und geringen betruͤ- ben kan, wenn er das Ungluͤck hat ihm zu misfallen.
Jch bin demnach des Raths dieſer ſo klugen und gewiſſenhafften Frau beraubet, wenn ich deſ, ſen auch noch ſo ſehr benoͤthigt ſeyn ſollte.
Jch glaube zwar, daß ich ihre Brieffe an Sie mit einſchlieſſen duͤrffte, und daß Sie ihr eben die- ſe Erlaubniß geben wuͤrden. Allein wenn es ihr
auch
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Die Geſchichte
Will ſie Herrn Solmes nehmen, oder will
ſie nicht? keine winſelnde Umſchreibungen und
Umſſchweiffe, Frau Norton! Will ſie ihren El-
tern gehorchen, oder will ſie nicht? (Sie wer-
den leicht errathen wer dieſes ſagte.)
Dieſes Wort ſchnitt alles ab was ſie ſich vor-
genoemmen hatte zu ſagen.
Wenn ich es denn kurtz ſagen ſoll: die Fraͤulein
will lieber ſterben, als ‒ ‒
einen andern als Lovelacen heyrathen!
(ſchrie mein Bruder dazwiſchen) das das iſt ihre
ſanfftmuͤthige Tochter! das iſt das ſuͤſſe Kind
von Frau Norton! Wohlan, gute Frau, ſie kann
nur wieder nach Hauſe gehen. Jch habe Befehl
ihnen zu verbieten, daß ſie einen Monathlang nicht
den geringſten Brieff-Wechſel, oder was dem
gleich iſt, mit dem verkehrten Maͤdchen haben ſol-
len, ſo lieb es ihnen iſt, mit der gantzen Familie
und mit allen Gliedern derſelben wohl zu ſtehen.
Er ſagte dieſes, ohne daß jemand ihm einredete,
und wieß ihr darauf die Thuͤr; Jch zweiffele nicht,
daß er nicht ſollte alle veraͤchtlichen und empfindli-
chen Geberden angenom̃en haben, damit ein hoch-
muͤthiger Reicher den armen und geringen betruͤ-
ben kan, wenn er das Ungluͤck hat ihm zu misfallen.
Jch bin demnach des Raths dieſer ſo klugen
und gewiſſenhafften Frau beraubet, wenn ich deſ,
ſen auch noch ſo ſehr benoͤthigt ſeyn ſollte.
Jch glaube zwar, daß ich ihre Brieffe an Sie
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/464>, abgerufen am 24.11.2024.
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