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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
lichkeit der Meinigen soll mir wahrhaftig zum
Vorbilde dienen.



Der zwey und viertzigste Brief.
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

Jch habe mit meiner Schwester einen heftigen
Wortwechsel gehabt, und mich beynahe mit
ihr gescholten. Hätten Sie wol geglaubt, daß ich
schelten könnte? Als ich Herrn Solmes den Be-
such abschlug, so ward sie zu mir geschickt, oder
vielmehr auf mich losgelassen. Denn es geschahe
ohne einige Absicht, die Sache zu bessern. Jch
sehe schon, daß ich mit allgemeiner Einwilligung
meines Bruders und meiner Schwester Zücht-
ling werden soll.

Jch will nicht übergehen, was sie mir sagte,
das von einigem Gewicht hätte seyn können. Da
ich mir Jhr Urtheil über meine Handlungen, die
ich Jhnen melde, ausbitte, so würde es ein Zeichen
einer schlimmen Sache seyn, wenn ich meinen
Richter zu betrügen suchte.

Sie stellete mir zuerst die Ge fahr vor, in der
ich gewesen seyn würde, wenn mein Vater zu mir
herauf gekommen wäre. Herr Solmes hätte ihn
unter andern abgehalten, es nicht zu thun. Sie
gab der rechtschaffenen Frau Norton auch einen
Stich, und gab zu verstehen, daß sie mich zu

ver-

Die Geſchichte
lichkeit der Meinigen ſoll mir wahrhaftig zum
Vorbilde dienen.



Der zwey und viertzigſte Brief.
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

Jch habe mit meiner Schweſter einen heftigen
Wortwechſel gehabt, und mich beynahe mit
ihr geſcholten. Haͤtten Sie wol geglaubt, daß ich
ſchelten koͤnnte? Als ich Herrn Solmes den Be-
ſuch abſchlug, ſo ward ſie zu mir geſchickt, oder
vielmehr auf mich losgelaſſen. Denn es geſchahe
ohne einige Abſicht, die Sache zu beſſern. Jch
ſehe ſchon, daß ich mit allgemeiner Einwilligung
meines Bruders und meiner Schweſter Zuͤcht-
ling werden ſoll.

Jch will nicht uͤbergehen, was ſie mir ſagte,
das von einigem Gewicht haͤtte ſeyn koͤnnen. Da
ich mir Jhr Urtheil uͤber meine Handlungen, die
ich Jhnen melde, ausbitte, ſo wuͤrde es ein Zeichen
einer ſchlimmen Sache ſeyn, wenn ich meinen
Richter zu betruͤgen ſuchte.

Sie ſtellete mir zuerſt die Ge fahr vor, in der
ich geweſen ſeyn wuͤrde, wenn mein Vater zu mir
herauf gekommen waͤre. Herr Solmes haͤtte ihn
unter andern abgehalten, es nicht zu thun. Sie
gab der rechtſchaffenen Frau Norton auch einen
Stich, und gab zu verſtehen, daß ſie mich zu

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[478/0498] Die Geſchichte lichkeit der Meinigen ſoll mir wahrhaftig zum Vorbilde dienen. Der zwey und viertzigſte Brief. von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. Jch habe mit meiner Schweſter einen heftigen Wortwechſel gehabt, und mich beynahe mit ihr geſcholten. Haͤtten Sie wol geglaubt, daß ich ſchelten koͤnnte? Als ich Herrn Solmes den Be- ſuch abſchlug, ſo ward ſie zu mir geſchickt, oder vielmehr auf mich losgelaſſen. Denn es geſchahe ohne einige Abſicht, die Sache zu beſſern. Jch ſehe ſchon, daß ich mit allgemeiner Einwilligung meines Bruders und meiner Schweſter Zuͤcht- ling werden ſoll. Jch will nicht uͤbergehen, was ſie mir ſagte, das von einigem Gewicht haͤtte ſeyn koͤnnen. Da ich mir Jhr Urtheil uͤber meine Handlungen, die ich Jhnen melde, ausbitte, ſo wuͤrde es ein Zeichen einer ſchlimmen Sache ſeyn, wenn ich meinen Richter zu betruͤgen ſuchte. Sie ſtellete mir zuerſt die Ge fahr vor, in der ich geweſen ſeyn wuͤrde, wenn mein Vater zu mir herauf gekommen waͤre. Herr Solmes haͤtte ihn unter andern abgehalten, es nicht zu thun. Sie gab der rechtſchaffenen Frau Norton auch einen Stich, und gab zu verſtehen, daß ſie mich zu ver-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/498>, abgerufen am 22.11.2024.