noch irgend ein anderer Befehls-Weise aufge- drungen würde.
Sie fragte mich: ob das mehr wäre, als wozu ich mich schon vorhin erboten hätte? Jch läutete immer eine Klocke, und ginge doch keinen Schritt weiter.
Wenn ich nur wüßte (erwiderte ich) was ich für andere Vorschläge thun könnte, die ihnen an- genehm wären, und mich von einem mir so eckel- haften Liebhaber erlösen könnten, so wollte ich sie thun. Jch hätte mich freylich schon vorhin er- klärt, niemahls wider meines Vaters Willen zu heyrathen. - - -
Sie unterbrach mich: das geschähe alles des- wegen, weil ich mich auf mein künstliches Win- seln verliesse, und meine Eltern dahin zu bringen hoffte, wohin ich sie haben wollte.
Ein schlechtes Verlassen! sagte ich. Jhr wis- set wohl, wer meine Hoffnung mir zu Wasser machen würde. - - -
Du würdest sie (fuhr sie fort) vermuthlich nach deiner Pfeiffe tantzend gemacht haben, und mei- nen Onckle Harlowe und Frau Hervey gleich- fals, wenn dir nicht verboten wäre, sie zu sprechen. Allein das hat dich gehindert, dein Hockus Po- ckus zu machen.
So gebt ihr mir doch endlich zu verstehen, Schwester, (sagte ich) wem ich es zu dancken ha- be, daß Vater und Mutter und jedermann so hart mit mir verfähret. Allein ihr stellet doch alle diese Leute sehr schwach und unverständig vor.
Wenn
Die Geſchichte
noch irgend ein anderer Befehls-Weiſe aufge- drungen wuͤrde.
Sie fragte mich: ob das mehr waͤre, als wozu ich mich ſchon vorhin erboten haͤtte? Jch laͤutete immer eine Klocke, und ginge doch keinen Schritt weiter.
Wenn ich nur wuͤßte (erwiderte ich) was ich fuͤr andere Vorſchlaͤge thun koͤnnte, die ihnen an- genehm waͤren, und mich von einem mir ſo eckel- haften Liebhaber erloͤſen koͤnnten, ſo wollte ich ſie thun. Jch haͤtte mich freylich ſchon vorhin er- klaͤrt, niemahls wider meines Vaters Willen zu heyrathen. ‒ ‒ ‒
Sie unterbrach mich: das geſchaͤhe alles des- wegen, weil ich mich auf mein kuͤnſtliches Win- ſeln verlieſſe, und meine Eltern dahin zu bringen hoffte, wohin ich ſie haben wollte.
Ein ſchlechtes Verlaſſen! ſagte ich. Jhr wiſ- ſet wohl, wer meine Hoffnung mir zu Waſſer machen wuͤrde. ‒ ‒ ‒
Du wuͤrdeſt ſie (fuhr ſie fort) vermuthlich nach deiner Pfeiffe tantzend gemacht haben, und mei- nen Onckle Harlowe und Frau Hervey gleich- fals, wenn dir nicht verboten waͤre, ſie zu ſprechen. Allein das hat dich gehindert, dein Hockus Po- ckus zu machen.
So gebt ihr mir doch endlich zu verſtehen, Schweſter, (ſagte ich) wem ich es zu dancken ha- be, daß Vater und Mutter und jedermann ſo hart mit mir verfaͤhret. Allein ihr ſtellet doch alle dieſe Leute ſehr ſchwach und unverſtaͤndig vor.
Wenn
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Die Geſchichte
noch irgend ein anderer Befehls-Weiſe aufge-
drungen wuͤrde.
Sie fragte mich: ob das mehr waͤre, als wozu
ich mich ſchon vorhin erboten haͤtte? Jch laͤutete
immer eine Klocke, und ginge doch keinen Schritt
weiter.
Wenn ich nur wuͤßte (erwiderte ich) was ich
fuͤr andere Vorſchlaͤge thun koͤnnte, die ihnen an-
genehm waͤren, und mich von einem mir ſo eckel-
haften Liebhaber erloͤſen koͤnnten, ſo wollte ich
ſie thun. Jch haͤtte mich freylich ſchon vorhin er-
klaͤrt, niemahls wider meines Vaters Willen
zu heyrathen. ‒ ‒ ‒
Sie unterbrach mich: das geſchaͤhe alles des-
wegen, weil ich mich auf mein kuͤnſtliches Win-
ſeln verlieſſe, und meine Eltern dahin zu bringen
hoffte, wohin ich ſie haben wollte.
Ein ſchlechtes Verlaſſen! ſagte ich. Jhr wiſ-
ſet wohl, wer meine Hoffnung mir zu Waſſer
machen wuͤrde. ‒ ‒ ‒
Du wuͤrdeſt ſie (fuhr ſie fort) vermuthlich nach
deiner Pfeiffe tantzend gemacht haben, und mei-
nen Onckle Harlowe und Frau Hervey gleich-
fals, wenn dir nicht verboten waͤre, ſie zu ſprechen.
Allein das hat dich gehindert, dein Hockus Po-
ckus zu machen.
So gebt ihr mir doch endlich zu verſtehen,
Schweſter, (ſagte ich) wem ich es zu dancken ha-
be, daß Vater und Mutter und jedermann ſo
hart mit mir verfaͤhret. Allein ihr ſtellet doch alle
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/504>, abgerufen am 21.11.2024.
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