"fenen Armen empfangen und umfangen wer- "den. Sie werden gewahr werden, daß Sie einen "andern Bruder und Schwester haben, als Jh- "nen diese lieben Personen bisher vorgekommen "sind, da Sie sie mit allerhand Vorurtheilen "angesehen haben. Bedencken Sie, dieser Brief "kommt von dem, der sich sonst so gern zu nen- "nen pflegte,
Jhren Onckle und Vater Johann Harlowe.
Eine Stunde nach Uebersendung dieses güti- gen Briefes ließ mich mein Onckle fragen, ob er bey mir willkommen seyn würde, wenn er mich auf die in dem Briefe verabredete Bedingun- gen besuchte. Er befahl der Elisabeth/ sie sol- te ihm eine mündliche Antwort bringen, denn eine schriftliche würde ein übles Zeichen seyn, sie solte demnach ja keinen Brief bringen. Jch hatte eben die Antwort, die ich in Abschrift bey- fügen werde, geendigt. Elisabeth machte Schwierigkeit, sie zu überbringen: allein ein ge- wisser Winck, dem diese Cammer-Kätzchens sel- ten widerstehen können, brachte sie so weit, daß sie mir diese Gefälligkeit erzeigte.
"Allertheurester Onckle,
"Sie erfreuen mich durch Jhre Gütigkeit und
"Herab-
Die Geſchichte
„fenen Armen empfangen und umfangen wer- „den. Sie werden gewahr werden, daß Sie einen „andern Bruder und Schweſter haben, als Jh- „nen dieſe lieben Perſonen bisher vorgekommen „ſind, da Sie ſie mit allerhand Vorurtheilen „angeſehen haben. Bedencken Sie, dieſer Brief „kommt von dem, der ſich ſonſt ſo gern zu nen- „nen pflegte,
Jhren Onckle und Vater Johann Harlowe.
Eine Stunde nach Ueberſendung dieſes guͤti- gen Briefes ließ mich mein Onckle fragen, ob er bey mir willkommen ſeyn wuͤrde, wenn er mich auf die in dem Briefe verabredete Bedingun- gen beſuchte. Er befahl der Eliſabeth/ ſie ſol- te ihm eine muͤndliche Antwort bringen, denn eine ſchriftliche wuͤrde ein uͤbles Zeichen ſeyn, ſie ſolte demnach ja keinen Brief bringen. Jch hatte eben die Antwort, die ich in Abſchrift bey- fuͤgen werde, geendigt. Eliſabeth machte Schwierigkeit, ſie zu uͤberbringen: allein ein ge- wiſſer Winck, dem dieſe Cammer-Kaͤtzchens ſel- ten widerſtehen koͤnnen, brachte ſie ſo weit, daß ſie mir dieſe Gefaͤlligkeit erzeigte.
„Allertheureſter Onckle,
„Sie erfreuen mich durch Jhre Guͤtigkeit und
„Herab-
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Die Geſchichte
„fenen Armen empfangen und umfangen wer-
„den. Sie werden gewahr werden, daß Sie einen
„andern Bruder und Schweſter haben, als Jh-
„nen dieſe lieben Perſonen bisher vorgekommen
„ſind, da Sie ſie mit allerhand Vorurtheilen
„angeſehen haben. Bedencken Sie, dieſer Brief
„kommt von dem, der ſich ſonſt ſo gern zu nen-
„nen pflegte,
Jhren
Onckle und Vater
Johann Harlowe.
Eine Stunde nach Ueberſendung dieſes guͤti-
gen Briefes ließ mich mein Onckle fragen, ob
er bey mir willkommen ſeyn wuͤrde, wenn er mich
auf die in dem Briefe verabredete Bedingun-
gen beſuchte. Er befahl der Eliſabeth/ ſie ſol-
te ihm eine muͤndliche Antwort bringen, denn
eine ſchriftliche wuͤrde ein uͤbles Zeichen ſeyn,
ſie ſolte demnach ja keinen Brief bringen. Jch
hatte eben die Antwort, die ich in Abſchrift bey-
fuͤgen werde, geendigt. Eliſabeth machte
Schwierigkeit, ſie zu uͤberbringen: allein ein ge-
wiſſer Winck, dem dieſe Cammer-Kaͤtzchens ſel-
ten widerſtehen koͤnnen, brachte ſie ſo weit, daß
ſie mir dieſe Gefaͤlligkeit erzeigte.
„Allertheureſter Onckle,
„Sie erfreuen mich durch Jhre Guͤtigkeit und
„Herab-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/154>, abgerufen am 22.11.2024.
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