Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
anderer stößt sich an die Antwort, die er schon
bekommen hat: und sie sehen des Schreibens
an mich kein Ende, weil ich so fertig bin zu
antworten.

Was man sonst an mir Vorzüge nennete, und
rühmte, das ist nun mein Verbrechen geworden.
So sehr kan Zorn und Unwillen den Sachen
eine andere Gestalt geben.

Jch werde den Schluß den sie fassen bald
auf eine oder andere Weise erfahren. Jch bin da-
bey so ausser mir, daß ich mich scheue Herrn
Lovelaces Brief zu erbrechen, damit ich nicht
durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu-
nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen möchte.

Montag Abends.

Diesen Augenblick bringt mir Elisabeth
folgenden Brief.

"Fräulein Arglistig.

"Eur artiger neuer Vorschlag ist keiner Ant-
"wort würdig. Eur Onckle Harlowe schämt
"sich, daß er sich so hat fangen lassen. Habt ihr
"nichts neues für euren Onckle Anton? Jhr müßt
"nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl
"angefangen habt. Doch es ist eigentlich nur
"eine Zeile, die ich Euch zu schreiben habe, da-
"mit Jhr Euch künfftig nicht mehr über Eure
"redliche Schwester beschweren möget, daß sie
"sich einige Freyheit bey Euch heraus genommen
"hat, darzu Jhr sie gezwungen habt. Es ist

die-

Die Geſchichte
anderer ſtoͤßt ſich an die Antwort, die er ſchon
bekommen hat: und ſie ſehen des Schreibens
an mich kein Ende, weil ich ſo fertig bin zu
antworten.

Was man ſonſt an mir Vorzuͤge nennete, und
ruͤhmte, das iſt nun mein Verbrechen geworden.
So ſehr kan Zorn und Unwillen den Sachen
eine andere Geſtalt geben.

Jch werde den Schluß den ſie faſſen bald
auf eine oder andere Weiſe erfahren. Jch bin da-
bey ſo auſſer mir, daß ich mich ſcheue Herrn
Lovelaces Brief zu erbrechen, damit ich nicht
durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu-
nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen moͤchte.

Montag Abends.

Dieſen Augenblick bringt mir Eliſabeth
folgenden Brief.

Fraͤulein Argliſtig.

„Eur artiger neuer Vorſchlag iſt keiner Ant-
„wort wuͤrdig. Eur Onckle Harlowe ſchaͤmt
„ſich, daß er ſich ſo hat fangen laſſen. Habt ihr
„nichts neues fuͤr euren Onckle Anton? Jhr muͤßt
„nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl
„angefangen habt. Doch es iſt eigentlich nur
„eine Zeile, die ich Euch zu ſchreiben habe, da-
„mit Jhr Euch kuͤnfftig nicht mehr uͤber Eure
„redliche Schweſter beſchweren moͤget, daß ſie
„ſich einige Freyheit bey Euch heraus genommen
„hat, darzu Jhr ſie gezwungen habt. Es iſt

die-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/>
anderer &#x017F;to&#x0364;ßt &#x017F;ich an die Antwort, die er &#x017F;chon<lb/>
bekommen hat: und &#x017F;ie &#x017F;ehen des Schreibens<lb/>
an mich kein Ende, weil ich &#x017F;o fertig bin zu<lb/>
antworten.</p><lb/>
          <p>Was man &#x017F;on&#x017F;t an mir Vorzu&#x0364;ge nennete, und<lb/>
ru&#x0364;hmte, das i&#x017F;t nun mein Verbrechen geworden.<lb/>
So &#x017F;ehr kan Zorn und Unwillen den Sachen<lb/>
eine andere Ge&#x017F;talt geben.</p><lb/>
          <p>Jch werde den Schluß den &#x017F;ie fa&#x017F;&#x017F;en bald<lb/>
auf eine oder andere Wei&#x017F;e erfahren. Jch bin da-<lb/>
bey &#x017F;o au&#x017F;&#x017F;er mir, daß ich mich &#x017F;cheue Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Lovelaces</hi> Brief zu erbrechen, damit ich nicht<lb/>
durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu-<lb/>
nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#et">Montag Abends.</hi> </p><lb/>
          <p>Die&#x017F;en Augenblick bringt mir <hi rendition="#fr">Eli&#x017F;abeth</hi><lb/>
folgenden Brief.</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <salute> <hi rendition="#c">&#x201E;<hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Argli&#x017F;tig.</hi></hi> </salute><lb/>
              <p>&#x201E;Eur artiger neuer Vor&#x017F;chlag i&#x017F;t keiner Ant-<lb/>
&#x201E;wort wu&#x0364;rdig. Eur Onckle <hi rendition="#fr">Harlowe</hi> &#x017F;cha&#x0364;mt<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich, daß er &#x017F;ich &#x017F;o hat fangen la&#x017F;&#x017F;en. Habt ihr<lb/>
&#x201E;nichts neues fu&#x0364;r euren Onckle Anton? Jhr mu&#x0364;ßt<lb/>
&#x201E;nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl<lb/>
&#x201E;angefangen habt. Doch es i&#x017F;t eigentlich nur<lb/>
&#x201E;eine Zeile, die ich Euch zu &#x017F;chreiben habe, da-<lb/>
&#x201E;mit Jhr Euch ku&#x0364;nfftig nicht mehr u&#x0364;ber Eure<lb/>
&#x201E;redliche Schwe&#x017F;ter be&#x017F;chweren mo&#x0364;get, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich einige Freyheit bey Euch heraus genommen<lb/>
&#x201E;hat, darzu Jhr &#x017F;ie gezwungen habt. Es i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die-</fw><lb/></p>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0164] Die Geſchichte anderer ſtoͤßt ſich an die Antwort, die er ſchon bekommen hat: und ſie ſehen des Schreibens an mich kein Ende, weil ich ſo fertig bin zu antworten. Was man ſonſt an mir Vorzuͤge nennete, und ruͤhmte, das iſt nun mein Verbrechen geworden. So ſehr kan Zorn und Unwillen den Sachen eine andere Geſtalt geben. Jch werde den Schluß den ſie faſſen bald auf eine oder andere Weiſe erfahren. Jch bin da- bey ſo auſſer mir, daß ich mich ſcheue Herrn Lovelaces Brief zu erbrechen, damit ich nicht durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu- nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen moͤchte. Montag Abends. Dieſen Augenblick bringt mir Eliſabeth folgenden Brief. „Fraͤulein Argliſtig. „Eur artiger neuer Vorſchlag iſt keiner Ant- „wort wuͤrdig. Eur Onckle Harlowe ſchaͤmt „ſich, daß er ſich ſo hat fangen laſſen. Habt ihr „nichts neues fuͤr euren Onckle Anton? Jhr muͤßt „nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl „angefangen habt. Doch es iſt eigentlich nur „eine Zeile, die ich Euch zu ſchreiben habe, da- „mit Jhr Euch kuͤnfftig nicht mehr uͤber Eure „redliche Schweſter beſchweren moͤget, daß ſie „ſich einige Freyheit bey Euch heraus genommen „hat, darzu Jhr ſie gezwungen habt. Es iſt die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/164
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/164>, abgerufen am 24.11.2024.