"den die Hände sogleich zur Versöhnung dar- "bieten, wenn sie mich nicht mehr in ihrer Ge- "walt hätten.
"Er benachrichtiget mich: (und ich muß mich "wundern, wie er alles erfahren kann) daß mei- "ne Anverwanten an meinen Vetter Morden "geschrieben, und mein Betragen auf der schlim- "men Seite vorgestellet haben. Auch hoffeten "sie starck, ihn zu gewinnen. Hieraus könnte "ich deutlich sehen: daß mir nicht mehr als Ein "Weg offen stehe, wenn mich meine Verwanten "oder meine besten Bekannten aufzunehmen nicht "gesonnen wären.
"Wenn ich ihm diese Ehre erzeigen will, die "ihn vor Vergnügen gantz auser sich setzen wür- "de, daß ich den einen möglichen Weg erwähle: "so soll ein Aufsatz von Ehe-Pacten gemacht, "und an gehörigen Orten leerer Raum gelassen "werden, den ich selbst nach eigenem Belieben "füllen soll. Er wünscht nur meine Befehle "nebst allen meinen Zweiffeln und Einwendun- "gen aus meinem eigenen Munde zu hören: "und denn eine wiederholte mündliche Versiche- "rung zu haben, daß ich Herrn Solmes nim- "mermehr und in keinem Falle, der sich zutra- "gen könnte, nehmen will. Denn will er zu- "frieden seyn. Nichts anders kan ihn zufrieden "stellen, nachdem ich ihm einen solchen Brief "geschrieben habe. Er bittet mich demnach, "noch dieselbe Nacht die Thür aufzuriegeln, oder "wenigstens die folgende Nacht, wenn mir der
Brief
Die Geſchichte
„den die Haͤnde ſogleich zur Verſoͤhnung dar- „bieten, wenn ſie mich nicht mehr in ihrer Ge- „walt haͤtten.
„Er benachrichtiget mich: (und ich muß mich „wundern, wie er alles erfahren kann) daß mei- „ne Anverwanten an meinen Vetter Morden „geſchrieben, und mein Betragen auf der ſchlim- „men Seite vorgeſtellet haben. Auch hoffeten „ſie ſtarck, ihn zu gewinnen. Hieraus koͤnnte „ich deutlich ſehen: daß mir nicht mehr als Ein „Weg offen ſtehe, wenn mich meine Verwanten „oder meine beſten Bekannten aufzunehmen nicht „geſonnen waͤren.
„Wenn ich ihm dieſe Ehre erzeigen will, die „ihn vor Vergnuͤgen gantz auſer ſich ſetzen wuͤr- „de, daß ich den einen moͤglichen Weg erwaͤhle: „ſo ſoll ein Aufſatz von Ehe-Pacten gemacht, „und an gehoͤrigen Orten leerer Raum gelaſſen „werden, den ich ſelbſt nach eigenem Belieben „fuͤllen ſoll. Er wuͤnſcht nur meine Befehle „nebſt allen meinen Zweiffeln und Einwendun- „gen aus meinem eigenen Munde zu hoͤren: „und denn eine wiederholte muͤndliche Verſiche- „rung zu haben, daß ich Herrn Solmes nim- „mermehr und in keinem Falle, der ſich zutra- „gen koͤnnte, nehmen will. Denn will er zu- „frieden ſeyn. Nichts anders kan ihn zufrieden „ſtellen, nachdem ich ihm einen ſolchen Brief „geſchrieben habe. Er bittet mich demnach, „noch dieſelbe Nacht die Thuͤr aufzuriegeln, oder „wenigſtens die folgende Nacht, wenn mir der
Brief
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Die Geſchichte
„den die Haͤnde ſogleich zur Verſoͤhnung dar-
„bieten, wenn ſie mich nicht mehr in ihrer Ge-
„walt haͤtten.
„Er benachrichtiget mich: (und ich muß mich
„wundern, wie er alles erfahren kann) daß mei-
„ne Anverwanten an meinen Vetter Morden
„geſchrieben, und mein Betragen auf der ſchlim-
„men Seite vorgeſtellet haben. Auch hoffeten
„ſie ſtarck, ihn zu gewinnen. Hieraus koͤnnte
„ich deutlich ſehen: daß mir nicht mehr als Ein
„Weg offen ſtehe, wenn mich meine Verwanten
„oder meine beſten Bekannten aufzunehmen nicht
„geſonnen waͤren.
„Wenn ich ihm dieſe Ehre erzeigen will, die
„ihn vor Vergnuͤgen gantz auſer ſich ſetzen wuͤr-
„de, daß ich den einen moͤglichen Weg erwaͤhle:
„ſo ſoll ein Aufſatz von Ehe-Pacten gemacht,
„und an gehoͤrigen Orten leerer Raum gelaſſen
„werden, den ich ſelbſt nach eigenem Belieben
„fuͤllen ſoll. Er wuͤnſcht nur meine Befehle
„nebſt allen meinen Zweiffeln und Einwendun-
„gen aus meinem eigenen Munde zu hoͤren:
„und denn eine wiederholte muͤndliche Verſiche-
„rung zu haben, daß ich Herrn Solmes nim-
„mermehr und in keinem Falle, der ſich zutra-
„gen koͤnnte, nehmen will. Denn will er zu-
„frieden ſeyn. Nichts anders kan ihn zufrieden
„ſtellen, nachdem ich ihm einen ſolchen Brief
„geſchrieben habe. Er bittet mich demnach,
„noch dieſelbe Nacht die Thuͤr aufzuriegeln, oder
„wenigſtens die folgende Nacht, wenn mir der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/172>, abgerufen am 25.11.2024.
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