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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
"reise zu Jhrem Onckle Anton bis auf den
"Donnerstag ausgesetzt ist: sie sagt aber dabey,
"daß Sie weder diese noch einige andere Gefäl-
"ligkeit um sie verdient hätten. Jch werde kei-
"ne fernere Brieffe von Jhnen annehmen: denn
"Sie sind mir allzulistig. Sie sind ein un-
"danckbahres und unartiges Kind. Jhr Wille
"soll dem Willen aller andern vorgehen. Wie
"sehr haben Sie sich geändert!"

"Jhr misvergnügter Onckel
"Johann Harlowe."

So soll ich denn doch auf den Donnerstag
weggebracht werden, und zwar nach einem mit
Grabens verwahrten Hause! da eine Capelle
ist! da Solmes hinkommen will! Wie kan ich
daran dencken, ohne daß mich die Verzweife-
lung wild und unbändig macht!

Um 8 Uhr.

Jch habe einen neuen Brief von Herrn Lo-
velace.
Jch erbrach ihn, und war mir nichts
anders als freyer und bitterer Klagen gewärtig,
weil ich nicht geschrieben und dadurch veranlas-
set hatte, daß er zwey Nächte bey unangeneh-
men Wetter unter freyem Himmel hat bleiben
müssen. Allein anstatt solcher Klagen redet der
"Brief von nichts als von einer zärtlichen Be-
"sorgniß, daß entweder eine Unpäßlichkeit, oder
"eine noch engere Gefangenschaft, die er schon

zum
L 5

der Clariſſa.
„reiſe zu Jhrem Onckle Anton bis auf den
„Donnerſtag ausgeſetzt iſt: ſie ſagt aber dabey,
„daß Sie weder dieſe noch einige andere Gefaͤl-
„ligkeit um ſie verdient haͤtten. Jch werde kei-
„ne fernere Brieffe von Jhnen annehmen: denn
„Sie ſind mir allzuliſtig. Sie ſind ein un-
„danckbahres und unartiges Kind. Jhr Wille
„ſoll dem Willen aller andern vorgehen. Wie
„ſehr haben Sie ſich geaͤndert!„

„Jhr misvergnuͤgter Onckel
Johann Harlowe.

So ſoll ich denn doch auf den Donnerſtag
weggebracht werden, und zwar nach einem mit
Grabens verwahrten Hauſe! da eine Capelle
iſt! da Solmes hinkommen will! Wie kan ich
daran dencken, ohne daß mich die Verzweife-
lung wild und unbaͤndig macht!

Um 8 Uhr.

Jch habe einen neuen Brief von Herrn Lo-
velace.
Jch erbrach ihn, und war mir nichts
anders als freyer und bitterer Klagen gewaͤrtig,
weil ich nicht geſchrieben und dadurch veranlaſ-
ſet hatte, daß er zwey Naͤchte bey unangeneh-
men Wetter unter freyem Himmel hat bleiben
muͤſſen. Allein anſtatt ſolcher Klagen redet der
„Brief von nichts als von einer zaͤrtlichen Be-
„ſorgniß, daß entweder eine Unpaͤßlichkeit, oder
„eine noch engere Gefangenſchaft, die er ſchon

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[169/0175] der Clariſſa. „reiſe zu Jhrem Onckle Anton bis auf den „Donnerſtag ausgeſetzt iſt: ſie ſagt aber dabey, „daß Sie weder dieſe noch einige andere Gefaͤl- „ligkeit um ſie verdient haͤtten. Jch werde kei- „ne fernere Brieffe von Jhnen annehmen: denn „Sie ſind mir allzuliſtig. Sie ſind ein un- „danckbahres und unartiges Kind. Jhr Wille „ſoll dem Willen aller andern vorgehen. Wie „ſehr haben Sie ſich geaͤndert!„ „Jhr misvergnuͤgter Onckel „Johann Harlowe.„ So ſoll ich denn doch auf den Donnerſtag weggebracht werden, und zwar nach einem mit Grabens verwahrten Hauſe! da eine Capelle iſt! da Solmes hinkommen will! Wie kan ich daran dencken, ohne daß mich die Verzweife- lung wild und unbaͤndig macht! Um 8 Uhr. Jch habe einen neuen Brief von Herrn Lo- velace. Jch erbrach ihn, und war mir nichts anders als freyer und bitterer Klagen gewaͤrtig, weil ich nicht geſchrieben und dadurch veranlaſ- ſet hatte, daß er zwey Naͤchte bey unangeneh- men Wetter unter freyem Himmel hat bleiben muͤſſen. Allein anſtatt ſolcher Klagen redet der „Brief von nichts als von einer zaͤrtlichen Be- „ſorgniß, daß entweder eine Unpaͤßlichkeit, oder „eine noch engere Gefangenſchaft, die er ſchon zum L 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/175>, abgerufen am 25.11.2024.