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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
"niemand besucht mich, und ich darf niemand
"besuchen. Wie soll ich meine Bitte, um eine
"Woche oder vierzehn Tage lang Aufschub, an-
"bringen?"

Jch dencke/ Fräulein/ wenn sie etwas
nachgeben wollten/ so würden die Jhri-
gen auch nachgeben- Wollen sie Gefällig-
keiten von andern erwarten/ und andern
keine erzeigen?

"Jhr gebt wieder sehr empfindliche Reden.
"Allein wer weiß, was die Folge davon ist,
"wenn ich nach meines Onckles Gut abgeführt
"werde?

Wer weiß? Ey Fräulein jedermann
kan errathen/ was die Folge davon seyn
wird.

"Welche denn, Elisabeth?"

Welche denn? Sie werden wieder eben
so guten Ruhm haben/ als sie immer ge-
habt haben: und ihre Eltern werden von
ihnen Gehorsam verlangen/ den sie ihren
lieben Eltern schuldig sind.

"Wenn ich nicht schon gewohnt wäre, Jung-
"fer Elisabeth/
daß ihr von Schuldigkeit
"mit mir redetet, so würde ich mich über die
"Freyheit die ihr euch heraus nehmt, verwun-
"dern."

Es scheint/ daß Sie ungehalten sind/
Fräulein. Jch will nicht hoffen/ daß ich
mir eine unanständige Freyheit herausge-
nommen habe.

"Wenn
M 5

der Clariſſa.
„niemand beſucht mich, und ich darf niemand
„beſuchen. Wie ſoll ich meine Bitte, um eine
„Woche oder vierzehn Tage lang Aufſchub, an-
„bringen?„

Jch dencke/ Fraͤulein/ wenn ſie etwas
nachgeben wollten/ ſo wuͤrden die Jhri-
gen auch nachgeben- Wollen ſie Gefaͤllig-
keiten von andern erwarten/ und andern
keine erzeigen?

„Jhr gebt wieder ſehr empfindliche Reden.
„Allein wer weiß, was die Folge davon iſt,
„wenn ich nach meines Onckles Gut abgefuͤhrt
„werde?

Wer weiß? Ey Fraͤulein jedermann
kan errathen/ was die Folge davon ſeyn
wird.

„Welche denn, Eliſabeth?„

Welche denn? Sie werden wieder eben
ſo guten Ruhm haben/ als ſie immer ge-
habt haben: und ihre Eltern werden von
ihnen Gehorſam verlangen/ den ſie ihren
lieben Eltern ſchuldig ſind.

„Wenn ich nicht ſchon gewohnt waͤre, Jung-
„fer Eliſabeth/
daß ihr von Schuldigkeit
„mit mir redetet, ſo wuͤrde ich mich uͤber die
„Freyheit die ihr euch heraus nehmt, verwun-
„dern.„

Es ſcheint/ daß Sie ungehalten ſind/
Fraͤulein. Jch will nicht hoffen/ daß ich
mir eine unanſtaͤndige Freyheit herausge-
nommen habe.

„Wenn
M 5
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[185/0191] der Clariſſa. „niemand beſucht mich, und ich darf niemand „beſuchen. Wie ſoll ich meine Bitte, um eine „Woche oder vierzehn Tage lang Aufſchub, an- „bringen?„ Jch dencke/ Fraͤulein/ wenn ſie etwas nachgeben wollten/ ſo wuͤrden die Jhri- gen auch nachgeben- Wollen ſie Gefaͤllig- keiten von andern erwarten/ und andern keine erzeigen? „Jhr gebt wieder ſehr empfindliche Reden. „Allein wer weiß, was die Folge davon iſt, „wenn ich nach meines Onckles Gut abgefuͤhrt „werde? Wer weiß? Ey Fraͤulein jedermann kan errathen/ was die Folge davon ſeyn wird. „Welche denn, Eliſabeth?„ Welche denn? Sie werden wieder eben ſo guten Ruhm haben/ als ſie immer ge- habt haben: und ihre Eltern werden von ihnen Gehorſam verlangen/ den ſie ihren lieben Eltern ſchuldig ſind. „Wenn ich nicht ſchon gewohnt waͤre, Jung- „fer Eliſabeth/ daß ihr von Schuldigkeit „mit mir redetet, ſo wuͤrde ich mich uͤber die „Freyheit die ihr euch heraus nehmt, verwun- „dern.„ Es ſcheint/ daß Sie ungehalten ſind/ Fraͤulein. Jch will nicht hoffen/ daß ich mir eine unanſtaͤndige Freyheit herausge- nommen habe. „Wenn M 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/191>, abgerufen am 26.11.2024.