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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
meine Mine empfindlich machte. Meine Mut-
ter gab ihm ihre Hand, und lächelte und schmun-
tzelte wie eine Braut: wie befinden sie sich
jetzt/ Herr Hickmann?
Alle seine plumpen
Muskeln waren in Bewegung, und eine verdop-
pelte Artigkeit belebte alle seine Glieder, als er
mir seine dienstfertige Hand bot. Da ich noch
ein Kind war, hat mir meine Mutter oft befoh-
len, den Kopf in die Höhe zu halten. Jch er-
innerte mich jetzt ihres Befehls, und war recht
gehorsam: mein Lebtage habe ich den Kopf nicht
so in die Höhe gehalten, als diesesmahl. Mit
hohen Augen, und mit einer abweisenden Hand,
sprang ich fast aus dem Wagen, und sagte: ich
brauche ihrer Hülffe nicht: Sie stehen
mir nur im Wege.

Er ging mit einem sehr betrübten Gesicht zu-
rück, als wenn ihn der Wind wegführte: ich
würde ihm sonst noch gesagt haben, daß ich eben
so viel Hände und Füsse hätte, als er. Allein,
dieses würde für ihn eine Neuigkeit gewesen seyn,
deren letzte Helfte zu wissen er hoffentlich zu
furchtsam ist.

Wir funden die arme Frau in den letzten
Zügen, wie wie es uns schon zum voraus vor-
gestellet hatten. Wenn wir auch früher ange-
kommen wären, so hätten wir doch unsern Vor-
satz nicht erfüllen können, denselben Abend wie-
der nach Hause zu kommen. Sie sehen, daß ich
Herrn Hickmann entschuldige, so gut ich kan,

ob
O 4

der Clariſſa.
meine Mine empfindlich machte. Meine Mut-
ter gab ihm ihre Hand, und laͤchelte und ſchmun-
tzelte wie eine Braut: wie befinden ſie ſich
jetzt/ Herr Hickmann?
Alle ſeine plumpen
Muskeln waren in Bewegung, und eine verdop-
pelte Artigkeit belebte alle ſeine Glieder, als er
mir ſeine dienſtfertige Hand bot. Da ich noch
ein Kind war, hat mir meine Mutter oft befoh-
len, den Kopf in die Hoͤhe zu halten. Jch er-
innerte mich jetzt ihres Befehls, und war recht
gehorſam: mein Lebtage habe ich den Kopf nicht
ſo in die Hoͤhe gehalten, als dieſesmahl. Mit
hohen Augen, und mit einer abweiſenden Hand,
ſprang ich faſt aus dem Wagen, und ſagte: ich
brauche ihrer Huͤlffe nicht: Sie ſtehen
mir nur im Wege.

Er ging mit einem ſehr betruͤbten Geſicht zu-
ruͤck, als wenn ihn der Wind wegfuͤhrte: ich
wuͤrde ihm ſonſt noch geſagt haben, daß ich eben
ſo viel Haͤnde und Fuͤſſe haͤtte, als er. Allein,
dieſes wuͤrde fuͤr ihn eine Neuigkeit geweſen ſeyn,
deren letzte Helfte zu wiſſen er hoffentlich zu
furchtſam iſt.

Wir funden die arme Frau in den letzten
Zuͤgen, wie wie es uns ſchon zum voraus vor-
geſtellet hatten. Wenn wir auch fruͤher ange-
kommen waͤren, ſo haͤtten wir doch unſern Vor-
ſatz nicht erfuͤllen koͤnnen, denſelben Abend wie-
der nach Hauſe zu kommen. Sie ſehen, daß ich
Herrn Hickmann entſchuldige, ſo gut ich kan,

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O 4
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[215/0221] der Clariſſa. meine Mine empfindlich machte. Meine Mut- ter gab ihm ihre Hand, und laͤchelte und ſchmun- tzelte wie eine Braut: wie befinden ſie ſich jetzt/ Herr Hickmann? Alle ſeine plumpen Muskeln waren in Bewegung, und eine verdop- pelte Artigkeit belebte alle ſeine Glieder, als er mir ſeine dienſtfertige Hand bot. Da ich noch ein Kind war, hat mir meine Mutter oft befoh- len, den Kopf in die Hoͤhe zu halten. Jch er- innerte mich jetzt ihres Befehls, und war recht gehorſam: mein Lebtage habe ich den Kopf nicht ſo in die Hoͤhe gehalten, als dieſesmahl. Mit hohen Augen, und mit einer abweiſenden Hand, ſprang ich faſt aus dem Wagen, und ſagte: ich brauche ihrer Huͤlffe nicht: Sie ſtehen mir nur im Wege. Er ging mit einem ſehr betruͤbten Geſicht zu- ruͤck, als wenn ihn der Wind wegfuͤhrte: ich wuͤrde ihm ſonſt noch geſagt haben, daß ich eben ſo viel Haͤnde und Fuͤſſe haͤtte, als er. Allein, dieſes wuͤrde fuͤr ihn eine Neuigkeit geweſen ſeyn, deren letzte Helfte zu wiſſen er hoffentlich zu furchtſam iſt. Wir funden die arme Frau in den letzten Zuͤgen, wie wie es uns ſchon zum voraus vor- geſtellet hatten. Wenn wir auch fruͤher ange- kommen waͤren, ſo haͤtten wir doch unſern Vor- ſatz nicht erfuͤllen koͤnnen, denſelben Abend wie- der nach Hauſe zu kommen. Sie ſehen, daß ich Herrn Hickmann entſchuldige, ſo gut ich kan, ob O 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/221>, abgerufen am 21.11.2024.