sältiger gewesen ist, seinen guten Nahmen so unbefleckt zu bewahren, daß man diesen Schritt auch so gar an Fräulein Clarissa Harlowe in ihren bedrängten Umständen hätte billigen können.
Jch wundere mich nicht darüber, daß Sie sich zu einer Zusammenkunft mit ihm verstanden ha- ben. Jch werde bey Gelegenheit meine Gedancken hievon im folgenden melden.
Jch bitte Sie hertzlich, dencken Sie auf eine List, daß Sie Jhre Elisabeth Barnes zu mir schicken können. Geht die Acte von Toventry auch auf das Frauenzimmer? Jch wollte sie recht eingeweicht nach Hause schicken, und sie sollte zum wenigsten durch unsere Pferde-Schwemme, wo sie am tiefsten ist, gezogen werden. Wenn ich sie nur hieher kriegen kan, so soll sie ihre Erlö- sung aus meinen Händen jährlich feyren, so lan- ge sie lebet.
Ueber Lovelaces hitzige Antwort wundere ich mich nicht, ob ich gleich nicht leugne, daß sie hitzig ist. Wenn er Sie so liebet, als er vorgiebt, so muste es ihn sehr verdriessen, daß er sich in seiner Hoffnung betrogen sahe; und er würde in meinen Augen ein abscheulicher Heuchler seyn, wenn er diesen Verdruß hätte verbergen kön- nen. Sie kommen bey nahe um ein halbes Jahrhundert zu früh, wenn Sie bey einem Man- ne, wie er ist, dem eine solche Hoffnung fehl schlägt, so viel christliche Fassung und Verleugnung er-
war-
der Clariſſa.
ſaͤltiger geweſen iſt, ſeinen guten Nahmen ſo unbefleckt zu bewahren, daß man dieſen Schritt auch ſo gar an Fraͤulein Clariſſa Harlowe in ihren bedraͤngten Umſtaͤnden haͤtte billigen koͤnnen.
Jch wundere mich nicht daruͤber, daß Sie ſich zu einer Zuſammenkunft mit ihm verſtanden ha- ben. Jch werde bey Gelegenheit meine Gedancken hievon im folgenden melden.
Jch bitte Sie hertzlich, dencken Sie auf eine Liſt, daß Sie Jhre Eliſabeth Barnes zu mir ſchicken koͤnnen. Geht die Acte von Toventry auch auf das Frauenzimmer? Jch wollte ſie recht eingeweicht nach Hauſe ſchicken, und ſie ſollte zum wenigſten durch unſere Pferde-Schwemme, wo ſie am tiefſten iſt, gezogen werden. Wenn ich ſie nur hieher kriegen kan, ſo ſoll ſie ihre Erloͤ- ſung aus meinen Haͤnden jaͤhrlich feyren, ſo lan- ge ſie lebet.
Ueber Lovelaces hitzige Antwort wundere ich mich nicht, ob ich gleich nicht leugne, daß ſie hitzig iſt. Wenn er Sie ſo liebet, als er vorgiebt, ſo muſte es ihn ſehr verdrieſſen, daß er ſich in ſeiner Hoffnung betrogen ſahe; und er wuͤrde in meinen Augen ein abſcheulicher Heuchler ſeyn, wenn er dieſen Verdruß haͤtte verbergen koͤn- nen. Sie kommen bey nahe um ein halbes Jahrhundert zu fruͤh, wenn Sie bey einem Man- ne, wie er iſt, dem eine ſolche Hoffnung fehl ſchlaͤgt, ſo viel chriſtliche Faſſung und Verleugnung er-
war-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0227"n="221"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">der Clariſſa</hi>.</hi></fw><lb/>ſaͤltiger geweſen iſt, ſeinen guten Nahmen ſo<lb/>
unbefleckt zu bewahren, daß man dieſen Schritt<lb/>
auch ſo gar an Fraͤulein <hirendition="#fr">Clariſſa Harlowe</hi><lb/>
in ihren bedraͤngten Umſtaͤnden haͤtte billigen<lb/>
koͤnnen.</p><lb/><p>Jch wundere mich nicht daruͤber, daß Sie ſich<lb/>
zu einer Zuſammenkunft mit ihm verſtanden ha-<lb/>
ben. Jch werde bey Gelegenheit meine Gedancken<lb/>
hievon im folgenden melden.</p><lb/><p>Jch bitte Sie hertzlich, dencken Sie auf eine<lb/>
Liſt, daß Sie Jhre <hirendition="#fr">Eliſabeth Barnes</hi> zu mir<lb/>ſchicken koͤnnen. Geht die Acte von <hirendition="#fr">Toventry</hi><lb/>
auch auf das Frauenzimmer? Jch wollte ſie recht<lb/>
eingeweicht nach Hauſe ſchicken, und ſie ſollte zum<lb/>
wenigſten durch unſere Pferde-Schwemme, wo<lb/>ſie am tiefſten iſt, gezogen werden. Wenn ich<lb/>ſie nur hieher kriegen kan, ſo ſoll ſie ihre Erloͤ-<lb/>ſung aus meinen Haͤnden jaͤhrlich feyren, ſo lan-<lb/>
ge ſie lebet.</p><lb/><p>Ueber <hirendition="#fr">Lovelaces</hi> hitzige Antwort wundere<lb/>
ich mich nicht, ob ich gleich nicht leugne, daß ſie<lb/>
hitzig iſt. Wenn er Sie ſo liebet, als er vorgiebt,<lb/>ſo muſte es ihn ſehr verdrieſſen, daß er ſich in<lb/>ſeiner Hoffnung betrogen ſahe; und er wuͤrde in<lb/>
meinen Augen ein abſcheulicher Heuchler ſeyn,<lb/>
wenn er dieſen Verdruß haͤtte verbergen koͤn-<lb/>
nen. Sie kommen bey nahe um ein halbes<lb/>
Jahrhundert zu fruͤh, wenn Sie bey einem Man-<lb/>
ne, wie er iſt, dem eine ſolche Hoffnung fehl ſchlaͤgt,<lb/>ſo viel chriſtliche Faſſung und Verleugnung er-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">war-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[221/0227]
der Clariſſa.
ſaͤltiger geweſen iſt, ſeinen guten Nahmen ſo
unbefleckt zu bewahren, daß man dieſen Schritt
auch ſo gar an Fraͤulein Clariſſa Harlowe
in ihren bedraͤngten Umſtaͤnden haͤtte billigen
koͤnnen.
Jch wundere mich nicht daruͤber, daß Sie ſich
zu einer Zuſammenkunft mit ihm verſtanden ha-
ben. Jch werde bey Gelegenheit meine Gedancken
hievon im folgenden melden.
Jch bitte Sie hertzlich, dencken Sie auf eine
Liſt, daß Sie Jhre Eliſabeth Barnes zu mir
ſchicken koͤnnen. Geht die Acte von Toventry
auch auf das Frauenzimmer? Jch wollte ſie recht
eingeweicht nach Hauſe ſchicken, und ſie ſollte zum
wenigſten durch unſere Pferde-Schwemme, wo
ſie am tiefſten iſt, gezogen werden. Wenn ich
ſie nur hieher kriegen kan, ſo ſoll ſie ihre Erloͤ-
ſung aus meinen Haͤnden jaͤhrlich feyren, ſo lan-
ge ſie lebet.
Ueber Lovelaces hitzige Antwort wundere
ich mich nicht, ob ich gleich nicht leugne, daß ſie
hitzig iſt. Wenn er Sie ſo liebet, als er vorgiebt,
ſo muſte es ihn ſehr verdrieſſen, daß er ſich in
ſeiner Hoffnung betrogen ſahe; und er wuͤrde in
meinen Augen ein abſcheulicher Heuchler ſeyn,
wenn er dieſen Verdruß haͤtte verbergen koͤn-
nen. Sie kommen bey nahe um ein halbes
Jahrhundert zu fruͤh, wenn Sie bey einem Man-
ne, wie er iſt, dem eine ſolche Hoffnung fehl ſchlaͤgt,
ſo viel chriſtliche Faſſung und Verleugnung er-
war-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/227>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.